Festival

KONZEPT
Die Kinoheimat des HRFF Zurich ist das Riffraff im Zürcher Kreis 5. Die 10. Ausgabe findet vom 27. März bis 02. April 2025 in den Riffraff-Kinos und im nahe gelegenen Zollhaus sowie weiteren umliegenden Lokalitäten statt. Das HRFF Zurich bleibt ein inspirierender Begegnungsort für Menschen, die sich mit einer komplexen Welt auseinandersetzen und mittels Filmen und Debatten Weitsicht erlangen möchten.
Das Human Rights Film Festival Zurich findet seit 2015 alljährlich statt. Über sieben Tage hinweg zeigen wir künstlerisch starke Filme, die Menschenrechtsthemen ergründen – ohne Stereotypen und moralischen Fingerzeig. Im Anschluss öffnen wir den Raum für Gespräche mit Regisseur:innen, Protagonist:innen und thematischen Expert:innen. So kann das Gesehene in grössere Zusammenhänge eingeordnet werden. Wir glauben an die aufrüttelnde Kraft des Kinos als Kunstform sowie an das Filmfestival als Begegnungsort für Menschen, die sich mit einer komplexen Welt auseinandersetzen möchten.
Das Kino setzt sich seit jeher künstlerisch mit diesen Sehnsüchten und Dynamiken auseinander. Die Dokumentar- und Spielfilme des Human Rights Film Festival Zurich werfen einen neugierigen, unbequemen Blick auf Menschen, die mit festgefahrenen Zuschreibungen ringen und zeigen, dass Identitäten verästelt und kompliziert sind. Es mutet naiv an zu denken, dass Filme und Diskussionen die Welt verändern können, doch ermöglichen sie ein Eintauchen in andere Wirklichkeiten und schärfen unseren Blick.

RAHMENPROGRAMM

CALL TO ACTION 2024

Lernt lokale Organisationen und Akteur:innen kennen, die sich mittels Kunst, Installationen oder mit partizipativen Projekten für eine gerechtere Welt einsetzen und zur Bürger:innenpartizipation einladen. Die Teilnahme ist gratis.
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04.–10.04. | Foyer Zollhaus, Das Gleis & Riffraff | Installation
SOCIAL FABRIC
VERWURZELT – ENTWURZELT: POSTKARTENGESPRÄCHE
Meine Wurzeln… Ein Gefühl, ein Ort, eine Tätigkeit, oder Menschen?
Social Fabric lädt dich ein, deine Stimme in die Unterhaltung einzubringen. Finde die Postkarten auf dem Festivalgelände, schreibe deine Gedanken auf, und sende sie ab.
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04.–10.04. | Foodcluster Zollhaus | Kunstinstallation
WE ARE AIA | Awareness In Art
«POWER BOX» DER KÜNSTLERIN ASHFIKA RAHMAN
AIA präsentiert Erkenntnisse der Künstlerin Ashfika Rahman, die ein alternatives visuelles Archiv der Unterdrückung von Minderheiten und marginalisierten Gemeinschaften in ihrem Heimatland Bangladesch geschaffen hat. Präsentiert mit freundlicher Genehmigung der Kunstgalerie VITRINE. Das Werk entstand im Auftrag der Samdani Art Foundation für den Dhaka Art Summit 2018.

09.04. | 18:30–19:30 | Artist Talk
Unsun: The Stories of a Thousand Untold Wounds of Suppression (Engl.)
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04.–10.04. | Treppenaufgang Das Gleis | Installation
HRFF ZURICH
HUMAN RIGHTS MAKE-OVER

Sind die Grundrechte, wie sie 1948 in der Definition der Allgemeinen Menschenrechtserklärung festgehalten wurden, veraltet? Wo braucht es neue Rechtssätze? Wo können alte gestrichen werden? Teile deine Gedanken und Ideen auf der Brainstorming Wand!
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Wochentags ab 17:00 | SA ab 14:00 | SO ab 15.30 | Das Gleis | Kulinarik
AFGHAN ANAR
MEZZEPLATTEN

Für den Snack zwischen dem Filmprogramm: Afghan Anar bietet frische Mezzeplatten im HRFF Zurich-Hangout an. Bestellt an der Bar im GLEIS und kostet die kulinarische Vielfältigkeit und Liebe zum Essen.
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06.04. | 15:00–17:00 | L200 | Vortrag
SOLINETZ ZÜRICH
ÜBER DAS NOTHILFESYSTEM IN DER SCHWEIZ

Seit 15 Jahren unterstützt das Solinetz abgewiesene Personen. Sie leben über Jahre unter dem Nothilfesystem. Ihre Grundrechte werden systematisch verletzt. Das Solinetz präsentiert in diesem Vortrag Schlüsse aus seiner 15-jährigen engagierten politischen Praxis.
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06.04. | ab 16:00 | Foyer Zollhaus | Fast-Fashion Detektor
FASHION REVOLUTION SCHWEIZ
«WHAT YOU WEAR MATTERS»

Unterwegs mit dem «Fair Fashion Detektor», klärt das Team über Herkunft und Qualität der Kleider auf und zeigt, wie man Mode nachhaltig geniessen kann.

HUMAN RIGHTS ON STAGE

Das Human Rights Film Festival Zurich schnuppert erstmals Bühnenluft und präsentiert zwei Veranstaltungen im sogar theater – beim Riffraff gleich ums Eck!

DO 04.04. 19:00 | SO 07.04. 17:00 | MI 10.04 19:00
D 90' | Theater

JA ODER NEIN – EINE PARTEI IM KREUZ-VERHÖR
von Lukas Holliger
Wie könnte eine unkontrollierte KI auf das Parteiprogramm der wählerstärksten Partei der Schweiz reagieren? Ein Radiointerview wird zum Höllentrip für einen Politiker. Anschliessend Publikumsgespräch zu den Themen Künstliche Intelligenz, Demokratie und Kunstfreiheit.

  • 04.04. Dr. Jonathan Klüser (Digital Democracy Lab), Dr. Evelyne Tauchnitz (Institut für Sozialethik, Luzern)
  • 07.04. Peter Laudenbach (Journalist, Theaterkritiker)
  • 10.04. Patrick Karpi Karpiczenko (Autor, Kabarettist)

MO 08.04. 19:00 | Dari/D 55' | Spoken Word

WORTSPRICH / مراد و درد های ناگفته
mit Muska Murad und Jurczok 1001

Eine junge afghanische Autorin, die in der Schweiz lebt, äussert sich zu Chancengleichheit, hier und dort. Mit Jurczok 1001 hat sie die Texte ins Deutsche übertragen.

Tickets solange Vorrat unter sogar.ch
sogar theater, Josefstrasse 106, 8005 Zürich

DAS GLEIS

Spätabends begrüssen wir euch in unserer neuen Lieblingsbar Das Gleis, dem offiziellen Festival-Hangout. Hier könnt ihr nach einem intensiven Filmabend diskutieren, anstossen und die HRFF-Apéro-Plättli von Afghan Anar geniessen. Stossen wir an auf unsere 9. Festivalausgabe!

Zollstrasse 121, 8005 Zürich, Zollhaus, 1.OG

CHINCHONA BAR

Ab dem 22. März wartet der HRFF Spezial-Drink «Human Hour Highball» im 25hours Hotel auf euch. Geniesst ihn während der «Human Hour» an der Chinchona Bar!

Langstrasse 150, 8004 Zürich, 25hours Hotel Langstrasse

Archiv

Das Festival findet 2025 zum zehnten Mal statt.
Die Filmprogramme von 2015–2024 können hier aufgerufen werden.

Programm 2023
30. Januar 2023
  1. 10:00
    UN TRIOMPHE – Ersatz-Schulvorstellung
    Fd 107' | Frankreich 2020 | Emmanuel Courcol | Spielfilm

    Étienne ist leidenschaftlicher Schauspieler, doch damit kommt er nicht über die Runden. Da er von Rollenangeboten nicht gerade überhäuft wird, übernimmt er die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Überrascht vom Talent dieser ungleichen Truppe, beschliesst er, Becketts «Warten auf Godot» ausserhalb der Gefängnismauern zu inszenieren. Energisch kämpft er dafür, dass die Häftlinge für die Aufführungen das Gefängnis jeweils unter Aufsicht verlassen dürfen. Eine triumphale Tournee beginnt. Mit jeder Probe und jedem Bühnenauftritt vertieft sich die Freundschaft zwischen dem Regisseur und den Gefangenen. Étienne darf endlich beruflichen Erfolg feiern, aber die Tournee bietet nicht nur ihm wunderbare Möglichkeiten … Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt Regisseur Emmanuel Courcol eine berührende Geschichte mit Herz und Humor. Kad Merad brilliert in der Hauptrolle dieser unterhaltsamen und spritzigen Komödie.(Filmcoopi)

  2. 13:30
    ANIMAL – Ersatz-Schulvorstellung
    Odf 105' | Frankreich 2021 | Cyril Dion | Dok

    Bella und Vipulan sind 16. Sie gehören zu der Generation, der stärker als anderen zuvor bewusst ist, dass unsere Welt aufgrund des Klimawandels und des Artensterbens innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem unbewohnbaren Ort werden könnte. Bella und Vipulan beschliessen, tiefer in das Thema einzutauchen. Auf einer ungewöhnlichen Reise rund um den Globus begreifen sie, dass der Mensch lange geglaubt hat, von der Natur getrennt leben zu können – obwohl er selbst Teil von ihr und mit allen anderen Lebensformen verbunden ist. Und die beiden erkennen, dass die Rettung der Artenvielfalt auch die Menschheit retten kann.
    Die Verschmutzung des Planeten, die Übernutzung von Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums von Tieren: Davon handelt «Animal» ebenso wie von Menschen, die an Lösungen für diese Probleme arbeiten und sie in die Praxis umsetzen. Eindrücklich zeigt der mit «Tomorrow» international bekanntgewordene Regisseur Cyril Dion, dass das Wissen um Zusammenhänge und die Liebe zu allem Lebendigen grundlegend sind, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Ein starker Film, der unter die Haut geht und der Hoffnung macht. (Filmcoopi)

  3. 13:45
    KALLE KOSMONAUT – Ersatz-Schulvorstellung
    D (SDH) 99' | Deutschland 2022 | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)

31. Januar 2023
  1. 09:45
    KALLE KOSMONAUT – Ersatz-Schulvorstellung
    D (SDH) 99' | Deutschland 2022 | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)

2. März 2023
  1. 19:30
    FLEE – HRFF Zurich goes Roxy Romanshorn
    Odf 83' | Dänemark, Frankreich, Schweden 2021 | Jonas Poher Rasmussen | Dok

    Seit mehr als zwanzig Jahren hält Amin eine Version seiner Fluchtgeschichte aufrecht, die nicht der Wahrheit entspricht. 1989 aus Afghanistan nach Dänemark gekommen, ist er mittlerweile ein erfolgreicher Akademiker. Aus Angst, seine Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, hat er nie jemandem von den eigentlichen Umständen und dem Schicksal seiner Familie erzählt. Nun bereitet er sich auf die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner vor, ein wichtiger Schritt, der ihn dazu bewegt, seinem Freund und Regisseur Jonas Poher Rasmussen alles zu berichten. Um die Anonymität von Amin zu wahren, inszeniert dieser das intime Gespräch in Form eines eindrücklich bebilderten Animationsfilms, gespickt mit Archivaufnahmen eines vergessenen progressiven Afghanistans. Die aufwühlende Vergangenheit von Amin und die präzise Schilderung seiner Traumata prallen mit seiner jetzigen Lebenswelt als offen homosexuell lebender Mann zusammen. Ein humorvoller und begnadeter Erzähler sowie ein sensibler Zuhörer-Filmemacher verweben diese Erinnerungsfragmente zu einem kunstvollen Ganzen, das dem Film in Sundance den Grand Jury Prize einbrachte. (slb)

    Im Anschluss Filmgespräch mit Sascha Lara Bleuler und Nina Oppliger (Human Rights Film Festival Zurich)
    Moderation: Constanze Schade

17. März 2023
  1. 20:30
    Lobo e Cão – HRFF Zurich goes FIFDH
    Ove 111' | Portugal 2022 | Cláudia Varejão | Spielfilm

    Das Leben der Teenagerin Ana auf der Azoreninsel São Miguel scheint bis ins letzte Detail vorbestimmt zu sein. Zu stark ist der Würgegriff aus Tradition, Religion und Patriarchat, in dem sie sich gefangen sieht und der ihr immer stärker werdendes Bedürfnis nach Freiheit zu ersticken droht. Ihr bester Freund Luis versucht auf seine Weise, aus den verhassten Strukturen auszubrechen: Gezielt stellt er starre Geschlechterrollen infrage und stösst dabei letztlich immer wieder an Grenzen. Erst als Cloé nach langer Abwesenheit wieder in Anas Leben tritt, keimt in ihr die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag.

    «Wolf and Dog» ist ein Mikrokosmos mit unzähligen Facetten, der von vielen kleinen Geschichten und ihren charmanten Protagonist:innen bevölkert wird. Mühelos werden dokumentarische und erzählerische Momente zu einem leidenschaftlichen Liebesfilm verwoben, der uns durch die Schönheit seiner Bilder völlig in den Bann zieht. (IFFMH)

    Begrüssungsworte: Sascha Lara Bleuler, Direktorin Human Rights Film Festival Zurich

19. März 2023
  1. 11:30
    KALLE KOSMONAUT – HRFF Zurich goes Filmpodium
    D 99' | Deutschland | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)

    Das Screening findet im Rahmen der Filmreihe «As Time Goes By: Die Magie der filmischen Langzeitbeobachtung» im Filmpodium statt.

    Begrüssungsworte: Nicole Reinhard, Leitung Filmpodium und Sascha Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
    Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacher:innen Tine Kugler und Günther Kurth
    Moderation: Aline Juchler

24. März 2023
  1. 20:00
    REGRA 34 – HRFF Zurich goes XENIX
    OVe 100' | Brasilien, Frankreich 2022 | Julia Murat | Spielfilm

    Elektrisierendes Kino aus Brasilien, das die riskanten Erkundungen der Sexualität einer jungen Frau parallel zu ihrem Engagement für Frauenrechte erzählt. Der Gewinnerfilm von Locarno lief an den Porny Days und hätte auch am Human Rights Film Festival Zurich zu sehen sein sollen, das durch die Schliessung des Kosmos jedoch abrupt abgebrochen wurde.
    Die titelgebende Regel 34 besagt: «Wenn etwas auf dem Internet existiert, dann gibt es auch Pornografie davon – ohne Ausnahme.» Die Reflexion dieser Internet-Weisheit ist einer von vielen Anknüpfungspunkten in Júlia Murats faszinierendem Film. Simone (Sol Miranda) ist angehende Anwältin und arbeitet bei einer Beratungsstelle für Überlebende von häuslicher Gewalt. Gleichzeitig macht sie Geld auf Sexkanälen mit ihren Performances vor der Computerkamera. Über eine Freundin entdeckt sie BDSM und beginnt, das Spannungsfeld zwischen Macht, Unterwerfung und Lust zu erkunden.
    Die Parallelisierung von Jus-Seminarien, in denen Simone über ihre Position als angehende Anwältin in einer machistisch und rassistisch geprägten Gesellschaft diskutiert, beeinflusst die Wahrnehmung der Sexszenen, die vermehrt auch offline mit ihrer besten Freundin Lucia (Lorena Comparato) und mit Coyote (Lucas Andrade) stattfinden. Doch selbst die cleverste Studentin, ist, von ihrer Lust getrieben, nicht davor gefeit, die Regeln zu ignorieren und sich in Gefahr zu begeben. (Jenny Billeter, Xenix)

    Begrüssungsworte: Sascha Lara Bleuler, Direktorin Human Rights Film Festival Zurich

12. April 2023
  1. 18:00
    CHAYLLA – Human Rights Day | Riffraff
    Fe 72' | Frankreich 2022 | Paul Pirritano, Clara Teper | Dok

    Als William seiner Frau Chaylla die Nase bricht, steht der kleine Sohn gleich daneben. Sie sei von einem Garderobenständer getroffen worden, sagt sie im Krankenhaus. Chaylla hat den Glauben an die Liebe verloren und kann sich doch nicht von der Idee eines heilen Familienlebens mit ihrem Mann befreien. Mehrere Jahre begleitet eine Kamera die junge Frau und schafft ein sensibles Porträt der Protagonistin, geprägt von einer zutiefst toxischen Beziehung. Sie lässt Gefühle kaum zu, nur gelegentlich bröckelt die Fassade – wenn die Kamera einen abgekauten Nagel einfängt, ein vor Anspannung zitterndes Knie, oder ihre vom Weinen geröteten Augen. Zwischen dem Rechtsstreit mit ihrem Mann und Chayllas innerem Kampf blitzt immer wieder Hoffnung auf Heilung auf. Dass sie William schliesslich anzeigt und Kraft findet, sich aus der Spirale der Gewalt zu lösen, ist psychologischer Betreuung aber auch der Solidarität ihrer Schwiegermutter und ihrer besten Freundin zu verdanken. Zusammen lachen sie, teilen ihre Sorgen und singen und tanzen lustvoll gegen das Patriarchat an. (nio)

    HÄUSLICHE GEWALT: ÜBER TABUS, OHNMACHT UND DEN MUT ZU HANDELN
    Clara Teper und Paul Pirritano (Filmemacher:innen) und Rozë Berisha (Verantwortliche Beratung, Brava) sprechen über ihre Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen von häuslicher Gewalt. Weshalb gestaltet sich die Ablösung oft schwierig und mit welchen Problemen sehen sich Betroffene konfrontiert? Warum ist die Hürde, sich Hilfe zu holen, so hoch und welche Rolle können Beratungsstellen einnehmen?
    Moderation: Marguerite Meyer, Journalistin

    Präsentiert mit Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)

  2. 20:30
    FLY SO FAR – Human Rights Day | Riffraff
    OVe 88' | El Salvador, Schweden | Celina Escher | Dok

    Als Teodora im Krankenhaus aufwacht, beginnt ihr Albtraum: Nach einer Fehlgeburt wird sie beschuldigt, ihr Baby getötet zu haben – und wird wegen Mordes angeklagt. Teodora ist Sprecherin von «The Seventeen», einer Gruppe von Frauen, die wie sie selbst mit bis zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. In El Salvador werden nicht nur Abtreibungen, sondern auch Totgeburten kriminalisiert. Der Film zeigt, wie Politiker:innen auf perfide Weise über weibliche Schicksale verfügen und stets mit der Glaubensfahne wedeln, um den Blick zu verstellen. Teodoras Fall ist zum Sinnbild für die Härte geworden, mit der gegen betroffene Frauen vorgegangen wird. Sie sind einer schreienden Ungerechtigkeit ausgeliefert, die niemanden kalt lässt – auch nicht das Kinopublikum, das sich unweigerlich fragen muss: Wie kann Auflehnung gegen toxische Männlichkeit und Unterdrückung gelingen? Die Anleitung liefern die Protagonistin und ihre Verbündeten selbst. Denn letztlich ist Fly so far ein filmischer Weckruf, wie mittels Ermächtigung Resilienz und Solidarität die staatliche Kontrolle über den Körper der Frau bekämpft werden kann. (slb)

    MY BODY, MY RIGHTS: WELTWEITE ANGRIFFE AUF DAS RECHT AUF ABTREIBUNGEN
    Gespräch mit Celina Escher (Filmemacherin) und Noëmi Grütter (Frauenrechtsexpertin und Co-Präsidentin Sexuelle Gesundheit Schweiz). El Salvador hält am Abtreibungsverbot fest, Polen hat ein vollständiges Verbot eingeführt, das höchste US-Gericht hat das Recht auf Abtreibung gestrichen – und selbst in der Schweiz fordern Volksinitiativen neue Einschränkungen: Sind wir an einem Wendepunkt? Wie können wir uns dagegen wehren?
    Moderation: Stephanie Eger, Frauengruppe Amnesty Zürich

    Präsentiert mit Amnesty International Schweiz

4. Juni 2023
  1. 16:00
    INNOCENCE – HRFF ZURICH GOES YESH!
    Ove 100' |  Israel, Finnland, Island 2022 | Guy Davidi | Dok

    Israel, Land der omnipräsenten Soldatinnen und Soldaten! Schon im Kindergarten fragt die Lehrerin: Willst du einmal Dienst leisten? Nein!? Warum nicht? Am Armeetag klettern die Kinder auf Panzer, befingern eine Waffe, tragen eine Schutzweste. Nicht alle erliegen der Faszination Landesverteidigung, einige formulieren als Jugendliche im Tagebuch ihre friedliche Haltung, dichten Selbstmord-Fantasien. Regisseur Davidi widmet sich mit assoziativer, eindringlicher Filmsprache tragischen Schicksalen junger Menschen, die den Dienst verweigerten, und offenbart, wie gnadenlos sie der Propaganda und dem gesellschaftspolitischen Druck ausgeliefert sind. (Yesh!)

    Anschl. Filmgespräch mit Guy Davidi
    Moderation: Sascha Bleuler, HRFF Zurich

6. Juni 2023
  1. 20:00
    SEVEN WINTERS IN TEHERAN – HRFF GOES FILMPODIUM
    Ovd 97' | Deutschland, Frankreich 2023 | Steffi Niederzoll | Dok

    «Der Passionsweg von Reyhaneh Jabbari wird minutiös erzählt. Im Juli 2007 wurde sie, 19-jährig, verhaftet. Eineinhalb Jahre später zum Tode verurteilt. Im Oktober 2014 hingerichtet. Ihr Verbrechen: Sie hatte sich gegen ihren Vergewaltiger zur Wehr gesetzt. Dieser hatte sie, unter dem Vorwand eines Geschäftstermins, in seine Wohnung gelockt, die Türe abgeschlossen und ging auf sie los. Jabbari sah ein Küchenmesser auf dem Tisch liegen und stach zu. Er war Chirurg, mutmasslich beim Geheimdienst, exzellent vernetzt in der High Society des Iran. Reyhaneh, so sieht es im Nachhinein aus, hatte nie eine Chance. (Filmpodium)

    Begrüssungsworte: Sascha Bleuler, HRFF Zurich

    Anschl. Filmgespräch mit Steffi Niederzoll
    Moderation: Nicole Reinhardt, Filmpodium

10. Juni 2023
  1. 21:15
    L’îLOT – HRFF GOES SCHIFFBAU
    Fd 106' | Schweiz 2022 | Tizian Büchi | Dok (hybrid)

    In der Sommerhitze gerät ein Lausanner Wohnquartier aus dem Trott. Ammar und Daniel werden bestellt, wachsam im Viertel ihre Runden zu drehen. Ihr ganz besonderes Augenmerk gilt dem kleinen Fluss im angrenzenden Wäldchen. Ammar, noch neu im Job, und Daniel stecken ihre Territorien ab, eine Freundschaft entsteht, während in der Anwohnerschaft über ein mysteriöses Ereignis im grünen Tobel spekuliert wird. (Schauspielhaus Zürich)

    21.15 Uhr Einführung mit Tizian Büchi, Filmemacher & Sascha Bleuler, HRFF Zurich
    21.30 Uhr Filmstart
    Anschl. Filmgespräch mit Tizian Büchi
    Moderation: Sascha Bleuler

18. Juni 2023
  1. 18:50
    RIGHT NEAR THE BEACH – HRFF GOES BLACK FILM FESTIVAL ZURICH
    Ove 79' | USA, Jamaika 2020 | Gibrey Allen | Spielfilm

    Als der prominente jamaikanische Sprinter Jeffrey Jacobs brutal ermordet wird, sorgen Gerüchte über das geheime Leben, das er geführt haben könnte, für Aufruhr. Die ungewollte öffentliche Aufmerksamkeit beeinträchtigt die Mordermittlungen und stellt Jeffrey’s Vater, der Gerechtigkeit für seinen Sohn will, Hindernisse in den Weg. «Right Near the Beach» ist eine Fallstudie über ein Land, das mit den Folgen seiner turbulenten Vergangenheit zu kämpfen hat und das gleichzeitig versucht, sich mit der Realität von Sexualität und Gleichberechtigung auseinanderzusetzen. (Black Film Festival Zurich)

    Anschl. Input von Christian González Cabrera (LGBT Rights Researcher Human Rights Watch), Gespräch mit Serena Dankwa (Geschlechterforscherin, Dozentin & Aktivistin)
    Moderation: Sascha Bleuler, HRFF Zurich

Programm 2022
1. Dezember 2022
  1. 18:30
    Continental Drift (South)
    Fd 90' | Schweiz, Frankreich 2022 | Lionel Baier | Dok

    Nathalie Adler reist im Auftrag der EU durch Sizilien, um den Besuch von Macron und Merkel – Codename M&M's – in einem Camp für Geflüchtete vorzubereiten. Deren Präsenz ist von hohem Symbolwert und soll zeigen, dass die Lage unter Kontrolle ist. Doch wer glaubt noch wirklich an den Zusammenhalt der europäischen Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig die Schuld zuschieben? Nathalies Sohn jedenfalls nicht: Albert arbeitet als Freiwilliger für eine NGO, taucht aus heiterem Himmel in Süditalien auf und will seine Mutter zur Rechenschaft ziehen. Noch immer verletzt, weil sie in seiner Kindheit mit einer Frau durchbrannte, empfindet er die steile Karriere seiner Mutter als abstossend und verlogen. Ihr Wiedersehen nach vielen Jahren Funkstille gestaltet sich noch explosiver als Nathalies diplomatisches Unterfangen: Sie muss die ranghohe Delegation davon überzeugen, dass es den Menschen auf der Flucht auch wirklich mies geht und das Lager weiterhin finanzielle Unterstützung braucht. Lionel Baier wagt viel mit dieser dunklen Mischung aus Drama und Komödie und spiegelt gnadenlos die Scheinheiligkeit und das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik. Die verästelten Identitätskrisen seiner Figuren verkörpert das charismatische Schauspielensemble mit Bravour! (slb)

    OPENING NIGHT
    BEGRÜSSUNGSWORTE
    Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
    Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich
    Rebekka Fässler, Co-Direktorin Kultur, Stadt Zürich

  2. 20:30
    Rotzloch
    Od 96' | Schweiz 2022 | Maja Tschumi | Dok

    Am Ende eines Steinbruchs, an einem gottverlassenen Ort namens Rotzloch, beginnt für vier junge Männer ein neues Leben. Nach langer Flucht versuchen sie von hier aus wieder Boden unter die Füsse zu kriegen. Sie sehnen sich vor allem nach Kontakt zu Frauen, nach Begegnungen, Liebe und Sex. Dabei treffen sie auf eine andere Kultur und geraten in Konflikte, von denen sie nichts geahnt haben. Im Film suchen sie einen Umgang mit der neuen Realität, aber auch mit sich selbst, mit ihrer Männlichkeit und ihrer Sexualität. (Distant Lights GmbH)

    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Maja Tschumi
    Moderation: Dominic Schmid, Journalist WOZ

2. Dezember 2022
  1. 10:00
    Where is Anne Frank? - Schulvorstellung
    Odf 99' | Belgien, Luxembourg, Frankreich, Niederlande, Israel 2021 | Ari Folman | Animationsfilm

    Während des Zweiten Weltkriegs schrieb Anne Frank in ihrem Tagebuch an ihre imaginäre Freundin Kitty. 75 Jahre später erwacht diese auf magische Weise zum Leben. Verwirrt macht sich die 13-Jährige mit dem Tagebuch in der Hand im heutigen Amsterdam auf die Suche nach Anne, wird aber für ihre Recherche nur ausgelacht. Der Einzige, der ihr hilft, ist der Taschendieb Peter. Durch ihn erfährt Kitty, wie Migrant:innen im Land ausgegrenzt werden oder in Lagern auf eine Abschiebung warten müssen. Sie ist entsetzt und heckt einen Plan aus, um den Menschen zu helfen. Regisseur Ari Folman erweckt in diesem genauso originellen wie grandios gestalteten Animationsfilm die Geschichte von Anne Frank neu zum Leben und erinnert, dass ihre Botschaft auch in der heutigen Flüchtlingskrise nicht an Aktualität eingebüsst hat. (ZFF 2021)

    Anschliessende Diskussion mit Giulia Reimann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Stv. Leiterin der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR, und Stephanie Graetz-Pollak, Geschäftsleiterin der Stiftung GRA.
    Moderation: Lea Bloch
    In Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland

  2. 13:30
    Where is Anne Frank? - Schulvorstellung
    Odf 99' | Belgien, Luxembourg, Frankreich, Niederlande, Israel 2021 | Ari Folman | Animationsfilm

    Während des Zweiten Weltkriegs schrieb Anne Frank in ihrem Tagebuch an ihre imaginäre Freundin Kitty. 75 Jahre später erwacht diese auf magische Weise zum Leben. Verwirrt macht sich die 13-Jährige mit dem Tagebuch in der Hand im heutigen Amsterdam auf die Suche nach Anne, wird aber für ihre Recherche nur ausgelacht. Der Einzige, der ihr hilft, ist der Taschendieb Peter. Durch ihn erfährt Kitty, wie Migrant:innen im Land ausgegrenzt werden oder in Lagern auf eine Abschiebung warten müssen. Sie ist entsetzt und heckt einen Plan aus, um den Menschen zu helfen. Regisseur Ari Folman erweckt in diesem genauso originellen wie grandios gestalteten Animationsfilm die Geschichte von Anne Frank neu zum Leben und erinnert, dass ihre Botschaft auch in der heutigen Flüchtlingskrise nicht an Aktualität eingebüsst hat. (ZFF 2021)

    Anschliessende Diskussion mit Giulia Reimann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Stv. Leiterin der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR.
    Moderation: Lea Bloch
    In Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland

  3. 14:00
    Un Triomphe - Schulvorstellung
    Fd 107' | Frankreich 2020 | Emmanuel Courcol | Spielfilm

    Étienne ist leidenschaftlicher Schauspieler, doch damit kommt er nicht über die Runden. Da er von Rollenangeboten nicht gerade überhäuft wird, übernimmt er die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Überrascht vom Talent dieser ungleichen Truppe, beschliesst er, Becketts «Warten auf Godot» ausserhalb der Gefängnismauern zu inszenieren. Energisch kämpft er dafür, dass die Häftlinge für die Aufführungen das Gefängnis jeweils unter Aufsicht verlassen dürfen. Eine triumphale Tournee beginnt. Mit jeder Probe und jedem Bühnenauftritt vertieft sich die Freundschaft zwischen dem Regisseur und den Gefangenen. Étienne darf endlich beruflichen Erfolg feiern, aber die Tournee bietet nicht nur ihm wunderbare Möglichkeiten … Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt Regisseur Emmanuel Courcol eine berührende Geschichte mit Herz und Humor. Kad Merad brilliert in der Hauptrolle dieser unterhaltsamen und spritzigen Komödie.(Filmcoopi)

    Moderation: Sandrine Charlot-Zinsli, aux arts etc... und Barbara Peyer, Lehrerin im Strafvollzug

    In Zusammenarbeit mit aux arts etc...

  4. 18:00
    Vera Dreams of the Sea
    OVe 87' | Kosovo, Mazedonien 2021 | Kaltrina Krasniqi | Spielfilm

    Als Gebärdensprachdolmetscherin spricht Vera oft für andere, selten für sich selbst. Der Suizid ihres Mannes löst in ihrer Familie und in ihrem kosovarischen Dorf einen Schock aus – und weckt bei Vera den Willen, endlich für sich einzustehen. Denn es dauert nicht lange, bis männliche Verwandte auftauchen und Anspruch auf den Familienbesitz erheben. Im Kosovo erben Frauen keine Häuser. Doch Vera hat nicht im Sinn, sich diesen überholten Traditionen zu beugen – auch, weil direkt daneben eine neue Autobahn entsteht, die den Wert in die Höhe schnellen lässt. Für sie ist klar: Das Haus soll die finanzielle Zukunft ihrer Tochter sichern. Konfrontiert mit konservativen Geschlechterrollen, Korruption und alten Spannungen in der Familie, mischt sich Veras Trauer schnell mit Angst und Misstrauen. Sie beschliesst zu kämpfen und dem maroden männerdominierten System die Stirn zu bieten. (nio)

    BEGRÜSSUNGSWORTE
    Léo Kaneman, Ehrenpräsident HRFF Zurich
    Sibylle Obrist, Stabschefin Abteilung Frieden und Menschenrechte, EDA

    FEMINISTISCHER WANDEL IM WESTBALKAN (Engl.)
    In vielen Gegenden der Welt stossen Frauen nach wie vor auf uralte, festgefahrene patriarchale Strukturen. Traditionelle Abläufe berauben die Frauen ihrer Menschen- und Grundrechte trotz rechtstaatlicher Strukturen. Wie werden die Rechte der Frauen entgegen der Tradition garantiert? Es diskutieren Zana Hoxha (Kosova Womens Network, Gründerin Femart Festival) und Adelina Gashi (Journalistin).
    Moderation: Dana Landau

    Präsentiert mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA

  5. 18:30
    Among Us Women
    OVe 92' | Deutschland, Äthiopien | Sarah Noa Bozenhardt, Daniel Abate Tilahun | Dok

    Warum finden in Äthiopien Geburten oft zuhause statt? Beispielsweise weil das Benzin für die Ambulanz fehlt. Auf dem Land ist der Anfang des Lebens oft gefährlich und mit Entbehrungen verbunden. Eine Vorschau auf den Alltag, der danach kommt. Es fehlt an Infrastruktur und medizinischem Personal, aber auch an Wissen und einer konstruktiven Verknüpfung von traditioneller Hebammenarbeit und moderner Medizin. Auch Hulu Ager hat wenig Vertrauen ins Geburtshaus, das eigentlich dafür geschaffen wurde, die Müttersterblichkeit zu bekämpfen. Unaufgeregt und oft humorvoll zeigt die Dokumentation den herausfordernden Alltag der 25-Jährigen, die ihr viertes Kind erwartet. Die Kamera ist dabei, wenn sie sich mit Freundinnen beim Friseur über die Qualität ihres Sexlebens unterhält, bei den Schwangerschaftskontrollen und schliesslich auch bei der Geburt. Ein intimes, von weiblicher Solidarität und Ruhe geprägtes Ereignis, das deutlich macht: Für einmal haben die Frauen das Sagen. (nio)

    MEDIZINISCHE AUFKLÄRUNG VON TRADITIONELLEN GEBURTSHELFERINNEN
    Medizinische Betreuung rund um die Geburt kann Leben retten. Traditionelle Auffassungen und fehlendes Wissen führen dazu, dass sich Frauen in Äthiopien oft vor einer Klinikgeburt fürchten. Anigna Waldegg (Pflegefachfrau, MSF), Christina Blecher (Green Lamp) und Sonja Kilbertus (Produzentin) diskutieren, wie mit Aufklärung und gezielter Zusammenarbeit mit lokalen Hebammen Geburtshilfe verbessert werden kann.
    Moderation: Flavia Giorgetta

    Präsentiert mit Médecins Sans Frontières

  6. 20:30
    The Return: Life after ISIS
    OVe 90' | Spanien, UK 2021 | Alba Sotorra Clua | Dok

    Desillusioniert von ihrem Leben im Westen wollten sie helfen, einen neuen Staat zu errichten: europäische Musliminnen und Konvertitinnen, die – von der Propaganda des Islamischen Staats (IS) verführt – nach Syrien und in den Irak auswanderten. Der IS kontrollierte dort ein Gebiet, auf dem er 2014 ein «Kalifat» ausrief. Doch die Versprechungen des IS erwiesen sich als leer, der «Gottesstaat» zerfiel 2019 nach blutigen Kämpfen. Zurück blieben auch die IS-Frauen und ihre Kinder, die niemand mehr wollte: weder Syrien noch der Irak, die den IS mit ausländischer Hilfe bezwangen, noch die europäischen und nordamerikanischen Herkunftsländer der IS-Frauen. Dort reagierten Öffentlichkeit und Medien mit heftiger Ablehnung. Gewisse westliche Länder entzogen ihnen gar die Staatsbürgerschaft und machten sie damit staatenlos. Gestrandet in kurdischen Flüchtlingslagern kämpfen die Frauen bis heute mit den Schatten ihrer Vergangenheit und für eine Rückkehr in ihre alte Heimat. Unterstützt werden sie dabei ausgerechnet von Kurd:innen, die den IS zuvor heftig bekämpften. (luk)

    REHABILITATION AND ACCOUNTABILITY (Engl.)
    Im Anschluss sprechen Letta Tayler, Associate Director der Abteilung Krisen und Konflikte bei Human Rights Watch und Azadeh Moaveni, iranisch-amerikanische Akademikerin, Journalistin und Autorin von «Guest House for Young Widows: Among the Women of ISIS», in einem Zoom-Gespräch darüber, weswegen es für westliche Regierungen aus sicherheitspolitischer, menschenrechtlicher und moralischer Perspektive angebracht ist, ihre Staatsangehörigen nach Hause zu holen.
    Moderation: Marguerite Meyer, Journalistin

    Präsentiert mit Human Rights Watch

  7. 21:00
    Casablanca Beats
    OVe 101' | Marokko, Frankreich 2021 | Nabil Ayouch | Spielfilm

    Früher hat Anas sein Geld als Rapper verdient, nun arbeitet er als Lehrer im Jugendzentrum von Sidi Moumen. Der Aussenbezirk von Casablanca gilt als Nährboden für Terrorismus und ist bisher nicht für seine Hip-Hop-Szene bekannt. Anas hat ein Gespür für das Potenzial der Jugendlichen und für Musik als Ventil: «Lauft nicht vor eurer Realität davon!», fordert er sie auf. Denn er kennt die Konsequenzen von Armut, fehlenden Perspektiven und einem Leben auf engstem Raum selber nur zu gut. In seinem Kurs treffen streng religiöse Ansichten und ein konservatives Frauenbild auf den Freiheitsdrang und die Kreativität einer rebellischen Generation. Anas kennt keine Tabus und fordert sowohl die schüchternen wie auch die selbstbewussten Schützlinge heraus, ihre wunden Punkte zu finden, um sie in schlagkräftige Liedzeilen zu verwandeln. Sie kreieren eine wilde Mischung aus französischen, berberischen und englischen Songzeilen und finden nach und nach ihre Stimme. Als empörte Eltern ihre Tochter aus dem Unterricht holen, wird endgültig klar: Anas Weckruf kommt nicht bei allen gut an. Die Standpauke seiner Vorgesetzten lässt nicht lange auf sich warten und auch innerhalb der Gruppe lassen sich die Spannungen nicht aus dem Weg rappen. (nio)

3. Dezember 2022
  1. 11:30
    Into the Ice
    OVe 85' | Dänemark, Deutschland 2022 | Lars Ostenfeld | Dok

    Abenteuer und Forschung liegen auf dem Grönländischen Eisschild nahe beieinander. Wenn sich ein Glaziologe fast 200 Meter tief in eine Gletschermühle abseilt, scheint der Nervenkitzel im Vordergrund zu stehen. Die Bilder sind spektakulär: Eisformationen wie gefrorene Wasserwirbel winden sich in die scheinbar endlose Tiefe. Es knackt und knarzt im Eis. Da wird es selbst dem erfahrenen Forscher mulmig. Doch der Hintergrund des Abenteuers ist ernst: Into the Ice porträtiert eine Glaziologin und zwei Glaziologen, die das Schmelzen und die Bewegung des Eises besser verstehen wollen. Mit Untersuchungen direkt auf dem und im Eis ergänzen sie bisherige Messungen mit Radar und Satelliten. Befindet sich auch im Winter Wasser unter dem Gletscher? Wie setzen sich die Eisschichten zusammen? Welchen Einfluss haben zunehmender Schneefall und Regen? Die Erkenntnisse der Forscher:innen könnten bisherige Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels über den Haufen werfen. Mit Konsequenzen für Millionen von Küstenbewohner:innen auf der ganzen Welt. (luk)

    ON THIN ICE – WAS BEDEUTET DIE EISSCHMELZE FÜR UNSERE ZUKUNFT?
    Nach einer kritischen Würdigung des Films widmen sich Mylène Jacquemart (Glaziologin) und Marcel Hänggi (Initiant der Gletscherinitiative) dem Zustand des Eises weltweit und in der Schweiz. Wie steht es um «unsere» Eismassen, die Gletscher? Was sind die Folgen des Eisschwunds und was kann dagegen getan werden? Wo stehen wir bei der Klimapolitik in der Schweiz?Moderation: Georg Klingler, Greenpeace Schweiz

    Präsentiert mit Greenpeace Schweiz

  2. 13:00
    Vera Dreams of the Sea
    OVe 87' | Kosovo, Mazedonien 2021 | Kaltrina Krasniqi | Spielfilm

    Als Gebärdensprachdolmetscherin spricht Vera oft für andere, selten für sich selbst. Der Suizid ihres Mannes löst in ihrer Familie und in ihrem kosovarischen Dorf einen Schock aus – und weckt bei Vera den Willen, endlich für sich einzustehen. Denn es dauert nicht lange, bis männliche Verwandte auftauchen und Anspruch auf den Familienbesitz erheben. Im Kosovo erben Frauen keine Häuser. Doch Vera hat nicht im Sinn, sich diesen überholten Traditionen zu beugen – auch, weil direkt daneben eine neue Autobahn entsteht, die den Wert in die Höhe schnellen lässt. Für sie ist klar: Das Haus soll die finanzielle Zukunft ihrer Tochter sichern. Konfrontiert mit konservativen Geschlechterrollen, Korruption und alten Spannungen in der Familie, mischt sich Veras Trauer schnell mit Angst und Misstrauen. Sie beschliesst zu kämpfen und dem maroden männerdominierten System die Stirn zu bieten. (nio)

  3. 15:00
    Among Us Women
    OVe 92' | Deutschland, Äthiopien | Sarah Noa Bozenhardt, Daniel Abate Tilahun | Dok

    Warum finden in Äthiopien Geburten oft zuhause statt? Beispielsweise weil das Benzin für die Ambulanz fehlt. Auf dem Land ist der Anfang des Lebens oft gefährlich und mit Entbehrungen verbunden. Eine Vorschau auf den Alltag, der danach kommt. Es fehlt an Infrastruktur und medizinischem Personal, aber auch an Wissen und einer konstruktiven Verknüpfung von traditioneller Hebammenarbeit und moderner Medizin. Auch Hulu Ager hat wenig Vertrauen ins Geburtshaus, das eigentlich dafür geschaffen wurde, die Müttersterblichkeit zu bekämpfen. Unaufgeregt und oft humorvoll zeigt die Dokumentation den herausfordernden Alltag der 25-Jährigen, die ihr viertes Kind erwartet. Die Kamera ist dabei, wenn sie sich mit Freundinnen beim Friseur über die Qualität ihres Sexlebens unterhält, bei den Schwangerschaftskontrollen und schliesslich auch bei der Geburt. Ein intimes, von weiblicher Solidarität und Ruhe geprägtes Ereignis, das deutlich macht: Für einmal haben die Frauen das Sagen. (nio)

  4. 15:30
    Alis
    OVe 84' | Kolumbien, Chile, Rumänien | Clare Weiskopf, Nicolas van Hemelryck | Dok

    In einem Heim finden Teenager:innen Zuflucht vor der Gewalt und dem Überlebenskampf auf den Strassen von Bogotá. Wer ohne Perspektiven zur Welt kommt, hat es schwer, sich eine Zukunft vorzustellen – doch manchmal hilft das Eintauchen in die eigene Fantasie. Es ist eine schlichte Idee, die diese intime Geschichte vom Erwachsenwerden trägt: die Jugendlichen sitzen auf einem Stuhl, die Kamera frontal auf sie gerichtet und mit geschlossenen Augen malen sie sich eine fiktive Freundin aus. Jede Protagonistin trägt mit ihren Anekdoten und Antworten auf die Fragen der Filmemacher:innen zu einem immer komplexer werdenden Bild von «Alis» bei. Die Figur wird so zur Projektionsfläche für vergangene Erlebnisse, unerfüllte Wünsche und Zukunftsträume. Über die imaginäre Identität von «Alis» finden sie Worte für Missbrauch, Traumata und Einsamkeit und können ausdrücken, wofür es sich heute zu kämpfen lohnt – für die Liebe, für Freiheit und für Anerkennung in der Gesellschaft. (nio)

    ZWISCHEN TRÜMMERN UND TRÄUMEN – WEGE ZUR TRAUMABEWÄLTIGUNG (Engl.)
    Die Filmemacher:innen Clare Weiskopf und Nicolas van Hemelryck diskutieren mit Virginia León Torrez (Literaturwissenschafterin Universität Zurich) über die prekäre Situation von jungen Frauen in Lateinamerika und zeigen mögliche Heilungsprozesse von Missbrauchsopfern auf. Wie kann Figuren- und therapeutische Arbeit helfen, die eigene schmerzvolle Vergangenheit zu überwinden und ein neues Leben in Angriff zu nehmen?
    Moderation: Rachele Airoldi Asturias

    Gewinnerfilm Prix Célestine von Interfilm Schweiz

  5. 18:00
    Ascension
    OVe 97' | USA 2021 | Jessica Kindon | Dok

    Die Plastikfrau schaut in die Kamera, die Pupillen starr, der Mund aufgerissen – wie ein stummer Schrei wirkt dieses Bild. Dann vervollständigt eine chinesische Arbeiterin mit versierten Handgriffen ihr Werk: Sie bemalt die Lippen, färbt die Augen grün, leimt die Vagina – alles nach westlichem Vorbild auf dem Handydisplay. Es entsteht eine Sexpuppe für den globalen Markt – eine von vielen denkwürdigen Szenen in dieser künstlerisch ambitionierten Dokumentation. In einem grössenwahnsinnigen Wasserpark vergnügen sich Menschenmassen, Soldat:innen üben perfekt choreografierte Paraden. Die Bilder bleiben unkommentiert und hinterlassen ein Gefühl, dass das Individuum wenig zählt. Schnitt, Sounddesign und Bildsprache fügen sich zu einer beeindruckenden Collage chinesischer Produktionsketten und Alltagsszenen: Sie zeigen die Menschen ganz unten, die für 2.99 Dollar pro Stunde schuften, sowie die Manager:innen ganz oben, die dank weltweitem Konsumwahn zu Milliardär:innen geworden sind. (slb)

    «FORTSCHRITT» AUF KOSTEN VON ARBEITS- UND MENSCHENRECHTEN
    Nirgendwo werden die Folgen unserer Fortschrittsgläubigkeit und den damit verbundenen Problemen deutlicher als in China, wo Produktivität und Massenkonsum über allem stehen. Bernhard Herold (ehem. Programmverantwortlicher Asien, Solidar) und Thomas Braunschweig (Experte Handelspolitik, Public Eye) diskutieren, wie sich unser Konsumverhalten und weltweite Lieferketten auf das Klima und soziale Ungleichheiten auswirken und warum die Verantwortung für würdige Arbeitsbedingungen auch in China bei uns allen liegt.
    Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich

    Präsentiert mit Solidar Suisse und Public Eye

  6. OVe 85' | Tschechien, Norwegen, Slowakei 2022 | Veronika Lišková | Dok

    Es sei kein Ort zum Bleiben, sagt ein Mann über seine Heimat, das Dorf Longyearbyen auf Spitzbergen. Kalt und unwirtlich ist es hier, die meisten machen sich nach ein paar Jahren wieder davon. Insbesondere seit viele Kohleminen stillgelegt wurden und Tourist:innen das abgelegene Archipel überrennen. Die norwegische Inselgruppe im Arktischen Ozean und ihre gut 2’500 Bewohner:innen sind in ständigem Wandel. Nicht nur das Eis schmilzt auf Spitzbergen rasant, auch die Toleranz für die internationale Gemeinschaft auf der Insel scheint zu schwinden. Die Regierung in Oslo will die Bevölkerung «norwegischer» machen. Dies obwohl der Spitzbergenvertrag von 1925 allen Bürger:innen der Vertragsstaaten gleiche Rechte auf Arbeit und Handel einräumt – und dadurch auch auf Wohnsitz. Das sorgt bei den Zugezogenen für Unmut. Die tschechische Anthropologin Zdenka Sokolíčková misst der äusserst heterogenen Gemeinschaft Longyearbyens den Puls. Und ringt selbst mit der Frage, ob sie und ihre junge Familie in ihrer Wahlheimat im hohen Norden eine Zukunft haben. (luk)

    VULNERABILITY & POLITICAL EXCLUSION (Engl.)
    Im Anschluss an den Film diskutieren die Filmemacherin Veronika Lišková und die visuelle Anthropologin Darcy Alexandra (Universität Bern) über menschliche Verletzlichkeit angesichts des Klimawandels und wirtschaftlicher Umwälzungen. Wieso führt die Erfahrung des Ausgeliefertseins zu einem Rückfall auf nationale Identität und zur Spaltung von Gemeinschaften wie jener von Spitzbergen?
    Moderation: Emanuel Schäublin, Vorstand HRFF Zurich

  7. 20:30
    The Hamlet Syndrome
    OVe 85' | Polen, Deutschland 2022 | Elwira Niewiera, Piotr Rosołowski | Dok

    «The problem of overthinking and lack of action. It often causes intelligent individuals to be unsuccessful and live a sad and unproductive life»: Das ist das Hamlet-Syndrom. Ausgangspunkt des Films ist eine Neuinszenierung des Shakespeare-Klassikers, in der eine ukrainische Theaterregisseurin uns auf eine Reise auf der Suche nach dem modernen Hamlet mitnimmt. Sie will den Stoff mit persönlichen Lebensentwürfen konfrontieren, um zu verstehen, wofür ein Mensch bereit ist zu kämpfen, wenn er sagt: Sein oder Nichtsein? Tun oder nicht tun?
    Der Film zeichnet das Porträt einer jungen Generation von Ukrainer:innen, die sich Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen stellt. Die persönlichen Erfahrungen der «Maidan-Generation» und die Traumata aus dem Krieg im Donbass drängen im Verlaufe des Arbeitsprozesses immer wieder an die Oberfläche. Dank einer dynamischen Montage sowie der Verflechtung von dokumentarischer Beobachtung und Bühneninszenierung nimmt das Publikum am Probengeschehen teil. Die Bühne wird zum Raum für Bekenntnisse, der Kinoraum öffnet sich zur Selbstbefragung und die Worte «Sein oder Nichtsein» bekommen unter diesen Kriegsbedingungen eine ganz neue Bedeutung – hier und jetzt. (Ruth Baettig, Semaine de la Critique, Locarno Film Festival)

    Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacher:innen Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski.
    Moderation: Till Brockmann, Semaine de la Critique Locarno Film Festival

    Präsentiert mit dem Film Festival Diritti Umani Lugano

  8. 21:00
    NEU: Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001 – Lidija Burčak ABGESAGT!
    D 45' | diverse | Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001 | Text Performance mit Musik

    Die Performance von Lidija Burčak NÖD US ZUCKER – EXTENDED wurde aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
    Wir schätzen uns glücklich, dass wir extrem kurzfristig zwei wunderbare wortgewandte Künstler:innen buchen konnten: Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001

    Seit 1998 arbeiten die Autorin, Musikerin und Textperformerin Melinda Nadj Abonji und der Spoken Word-Künstler und Sänger Jurczok 1001 an einer eigenständigen Bühnensprache aus kurzen Erzählungen, Spoken Word-Texten, Elektrischer Geige, Gesang, Human Beatbox und Loops.

    Über die Jahre haben sie vom gemeinsamen Theaterstück, über eine gemeinsame CD bis hin zur Romanlesung mit Musik ganz unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit erprobt. Konstant haben sie dabei ihre Verschiedenheit herausgearbeitet, Brüche und Reibungen in ihrer Arbeitsweise verstärkt und sich damit einen Ruf als virtuose Sprachartisten gemacht. Zuletzt hat Jurczok die Lesungen aus den beiden preisgekrönten Romanen „Tauben fliegen auf“ und „Schildkrötensoldat“ mit filigranen Gesangs- und Beatboxloops begleitet.

    Ihre genreübergreifende Zusammenarbeit ist einmalig in der deutschsprachigen Literatur. Ihr Mut zur Innovation wurde mit Einladungen an zahlreiche internationale Literaturfestivals und Sprechbühnen belohnt. So haben sie ihre Performances u.a. an der Volksbühne Berlin, an der Leipziger Buchmesse, in der Villa Aurora in Los Angeles oder an den Solothurner Literaturtagen gezeigt.

    EINTRITT FREI | KOSMOS KLUB
    Fotos: Andreas Greber, Gaëtan Bally

  9. 21:00
    Freda
    OVe 93' | Haiti, Benin, Frankreich 2021 | Gessica Généus | Spielfilm

    Der Song «Should I stay or should I go» würde gut zur emotionalen Zerrissenheit der Protagonistin Freda passen: Die schlagfertige 20-Jährige lebt mit ihrer Mutter und Schwester in Port-au-Prince und versucht sich mit dem von Erdbeben, Armut, Korruption und kolonialen Altlasten gebeutelten Alltag zu arrangieren. Ihr Freund will sie überreden, wie viele junge Haitianer:innen, die Halbinsel zu verlassen und sich eine neue Heimat mit besseren wirtschaftlichen Aussichten zu suchen. Die weibliche Heldin schaut mit kritischem Blick auf ein System, das stets Männern den Vortritt lässt und muss mitansehen, wie ihre Schwester keine weiteren Ambitionen hat als einen reichen Mann zu finden. Gessica Généus verwebt gekonnt die fiktionalisierte Geschichte mittels Archivmaterial mit den aktuellen politischen Unruhen Haitis. Ein Film von grosser Virtuosität, der seine Schauspieler:innen feiert und von Haiti ins Oscar-Rennen geschickt wurde. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Gessica Généus (Engl.)
    Moderation: Marguerite Meyer

4. Dezember 2022
  1. 11:30
    Illusion of Abundance
    OVe 58' | Belgien 2022 | Erika González Ramírez, Matthieu Lietaert | Dok

    Trotz Einschüchterung, Betrug und Gewalt: Die drei Aktivistinnen Carolina, Berta und Máxima stellen sich furchtlos den neuen Kolonist:innen Süd- und Zentralamerikas entgegen. Es sind transnationale Bergbau- und Energiekonzerne, die die Länder oft skrupellos ausbeuten. Ohne Rücksicht auf die Natur und die lokale Bevölkerung. Die Journalistin Erika González porträtiert die drei Aktivistinnen, die sich für den Schutz der Umwelt und ihrer Communities einsetzen. Hartnäckig legen sie sich mit den Verantwortlichen und Profiteur:innen dieses ausbeuterischen Systems an: von Peru, Honduras und Brasilien bis nach Brüssel. Es wird deutlich: Der Preis unseres Energie- und Ressourcenhungers ist hoch, der ungleiche Kampf gegen die Folgen scheint endlos. Aufgeben ist für Carolina, Berta und Máxima trotzdem keine Option. (luk)

    ZIVILBEVÖLKERUNG UNTER DRUCK VON WIRTSCHAFT UND POLITIK (Engl.)
    Regierungen schlagen Proteste gewaltsam nieder, Aktivist:innen werden kriminalisiert und bürokratische Hürden erschweren die politische Partizipation der Zivilbevölkerung. Weltweit nimmt die Repression gegen Menschenrechtsverteidiger:innen zu. Ueli Locher, Präsident von Peace Watch Switzerland und Nina Burri, Rechtsanwältin und Fachverantwortliche Unternehmen und Menschenrechte bei HEKS diskutieren mit dem Filmemacher Matthieu Lietaert die Auswirkungen dieses politischen Klimas der Angst: Was bedeutet es für die Arbeit von Aktivist:innen und NGOs und welche realistischen Handlungsmöglichkeiten gibt es für die zivilen Kräfte?
    Moderation: Marguerite Meyer

    Präsentiert mit Peace Watch Switzerland

    In Zusammenarbeit mit HEKS, Reportagen und this human world

  2. 12:00
    Special Screening: Until Tomorrow
    Ode 86' | Iran, France, Qatar, 2022 | Ali Asgari | Spielfilm

    Anlässlich der aktuellen Situation im Iran zeigen wir als Special Screening den iranischen Film UNTIL TOMORROW.

    Fereshteh studiert und arbeitet in einer Druckerei in Teheran und hat ein zwei Monate altes Baby, von dem ihre Eltern nichts wissen. Als diese kurzfristig ihren Besuch ankündigen, muss Fereshteh für eine Nacht einen Platz für ihr uneheliches Kind finden. Was ganz einfach lösbar scheint, entwickelt sich bald zu einem schwierigen Unterfangen. Fereshtehs schlagfertige Freundin Atefeh bietet ihr ihre Unterstützung an, doch ihre anschliessende Odyssee durch die Stadt zeigt den beiden nur, wie begrenzt ihre Möglichkeiten sind. In einer Gesellschaft, die nicht jedem die gleichen Rechte gewährt, müssen die jungen Frauen ihre Verbündeten sorgfältig auswählen. (Xenix Film)

    FRAU, LEBEN, FREIHEIT!
    Im Anschluss Gespräch mit der Aktivistin Maryam Banihashemi zu der Realität der Frauen und den Protestbewegungen im Iran.
    Moderation: Sascha Bleuler, Direktorin HRFF Zurich

  3. 15:00
    Ascension
    OVe 97' | USA 2021 | Jessica Kindon | Dok

    Die Plastikfrau schaut in die Kamera, die Pupillen starr, der Mund aufgerissen – wie ein stummer Schrei wirkt dieses Bild. Dann vervollständigt eine chinesische Arbeiterin mit versierten Handgriffen ihr Werk: Sie bemalt die Lippen, färbt die Augen grün, leimt die Vagina – alles nach westlichem Vorbild auf dem Handydisplay. Es entsteht eine Sexpuppe für den globalen Markt – eine von vielen denkwürdigen Szenen in dieser künstlerisch ambitionierten Dokumentation. In einem grössenwahnsinnigen Wasserpark vergnügen sich Menschenmassen, Soldat:innen üben perfekt choreografierte Paraden. Die Bilder bleiben unkommentiert und hinterlassen ein Gefühl, dass das Individuum wenig zählt. Schnitt, Sounddesign und Bildsprache fügen sich zu einer beeindruckenden Collage chinesischer Produktionsketten und Alltagsszenen: Sie zeigen die Menschen ganz unten, die für 2.99 Dollar pro Stunde schuften, sowie die Manager:innen ganz oben, die dank weltweitem Konsumwahn zu Milliardär:innen geworden sind. (slb)

  4. 15:30
    Freda
    OVe 93' | Haiti, Benin, Frankreich 2021 | Gessica Généus | Spielfilm

    Der Song «Should I stay or should I go» würde gut zur emotionalen Zerrissenheit der Protagonistin Freda passen: Die schlagfertige 20-Jährige lebt mit ihrer Mutter und Schwester in Port-au-Prince und versucht sich mit dem von Erdbeben, Armut, Korruption und kolonialen Altlasten gebeutelten Alltag zu arrangieren. Ihr Freund will sie überreden, wie viele junge Haitianer:innen, die Halbinsel zu verlassen und sich eine neue Heimat mit besseren wirtschaftlichen Aussichten zu suchen. Die weibliche Heldin schaut mit kritischem Blick auf ein System, das stets Männern den Vortritt lässt und muss mitansehen, wie ihre Schwester keine weiteren Ambitionen hat als einen reichen Mann zu finden. Gessica Généus verwebt gekonnt die fiktionalisierte Geschichte mittels Archivmaterial mit den aktuellen politischen Unruhen Haitis. Ein Film von grosser Virtuosität, der seine Schauspieler:innen feiert und von Haiti ins Oscar-Rennen geschickt wurde. (slb)

  5. 18:00
    Continental Drift (South)
    Fd 90' | Schweiz, Frankreich 2022 | Lionel Baier | Dok

    Nathalie Adler reist im Auftrag der EU durch Sizilien, um den Besuch von Macron und Merkel – Codename M&M's – in einem Camp für Geflüchtete vorzubereiten. Deren Präsenz ist von hohem Symbolwert und soll zeigen, dass die Lage unter Kontrolle ist. Doch wer glaubt noch wirklich an den Zusammenhalt der europäischen Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig die Schuld zuschieben? Nathalies Sohn jedenfalls nicht: Albert arbeitet als Freiwilliger für eine NGO, taucht aus heiterem Himmel in Süditalien auf und will seine Mutter zur Rechenschaft ziehen. Noch immer verletzt, weil sie in seiner Kindheit mit einer Frau durchbrannte, empfindet er die steile Karriere seiner Mutter als abstossend und verlogen. Ihr Wiedersehen nach vielen Jahren Funkstille gestaltet sich noch explosiver als Nathalies diplomatisches Unterfangen: Sie muss die ranghohe Delegation davon überzeugen, dass es den Menschen auf der Flucht auch wirklich mies geht und das Lager weiterhin finanzielle Unterstützung braucht. Lionel Baier wagt viel mit dieser dunklen Mischung aus Drama und Komödie und spiegelt gnadenlos die Scheinheiligkeit und das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik. Die verästelten Identitätskrisen seiner Figuren verkörpert das charismatische Schauspielensemble mit Bravour! (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Lionel Baier (Engl.)
    Moderation: Marcy Goldberg

  6. 18:30
    Je suis noires & Ethereality
    Odf 67' | Schweiz 2022 & 2020 | Rachel M’Bon, Juliana Fanjul & Kantarama Gahigiri | Dok

    In der Schweiz, einem Land der Neutralität, werden neue, ungewohnte Stimmen laut. Stimmen von Frauen, die für die Anerkennung des strukturellen Rassismus kämpfen, Stereotypen dekonstruieren und sich zu ihrer doppelten Identität als Schweizerin und Schwarze bekennen. In diesem Kontext beginnt Rachel M’Bon ihre eigene Identitätssuche. Auf ihrem Weg zur Befreiung hinterfragt sie ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und hält ihrem Land und ihren Altersgenoss:innen einen Spiegel vor. (First Hand Films)

    Vorfilm: Ethereality
    30 Jahre lang im Weltraum gestrandet. Wie fühlt es sich an, endlich nach Hause zu kommen? Eine Reflexion über Migration und das Gefühl der Zugehörigkeit. (First Hand Films)

    SCHWARZ UND FRAU (Engl.)
    Im Anschluss diskutieren die Filmemacherin und Journalistin Rachel M’Bon, Carmel Fröhlicher-Stines (Psychologin) und Mandy Abou Shoak (Expertin Gewaltprävention, Kantonsratskandidatin SP Kreis 3/9) über ihre Erfahrung mit strukturellen Rassismen und ihrem Kampf um gesellschaftliche Anerkennung als Schwarze Frau.
    Moderation: Ania Anna Mathis, Juristin und Mitorganisatorin Black Film Festival Zurich

    Präsentiert mit dem Black Film Festival Zurich

  7. 20:30
    Alis
    OVe 84' | Kolumbien, Chile, Rumänien | Clare Weiskopf, Nicolas van Hemelryck | Dok

    In einem Heim finden Teenager:innen Zuflucht vor der Gewalt und dem Überlebenskampf auf den Strassen von Bogotá. Wer ohne Perspektiven zur Welt kommt, hat es schwer, sich eine Zukunft vorzustellen – doch manchmal hilft das Eintauchen in die eigene Fantasie. Es ist eine schlichte Idee, die diese intime Geschichte vom Erwachsenwerden trägt: die Jugendlichen sitzen auf einem Stuhl, die Kamera frontal auf sie gerichtet und mit geschlossenen Augen malen sie sich eine fiktive Freundin aus. Jede Protagonistin trägt mit ihren Anekdoten und Antworten auf die Fragen der Filmemacher:innen zu einem immer komplexer werdenden Bild von «Alis» bei. Die Figur wird so zur Projektionsfläche für vergangene Erlebnisse, unerfüllte Wünsche und Zukunftsträume. Über die imaginäre Identität von «Alis» finden sie Worte für Missbrauch, Traumata und Einsamkeit und können ausdrücken, wofür es sich heute zu kämpfen lohnt – für die Liebe, für Freiheit und für Anerkennung in der Gesellschaft. (nio)

  8. OVe 85' | Tschechien, Norwegen, Slowakei 2022 | Veronika Lišková | Dok

    Es sei kein Ort zum Bleiben, sagt ein Mann über seine Heimat, das Dorf Longyearbyen auf Spitzbergen. Kalt und unwirtlich ist es hier, die meisten machen sich nach ein paar Jahren wieder davon. Insbesondere seit viele Kohleminen stillgelegt wurden und Tourist:innen das abgelegene Archipel überrennen. Die norwegische Inselgruppe im Arktischen Ozean und ihre gut 2’500 Bewohner:innen sind in ständigem Wandel. Nicht nur das Eis schmilzt auf Spitzbergen rasant, auch die Toleranz für die internationale Gemeinschaft auf der Insel scheint zu schwinden. Die Regierung in Oslo will die Bevölkerung «norwegischer» machen. Dies obwohl der Spitzbergenvertrag von 1925 allen Bürger:innen der Vertragsstaaten gleiche Rechte auf Arbeit und Handel einräumt – und dadurch auch auf Wohnsitz. Das sorgt bei den Zugezogenen für Unmut. Die tschechische Anthropologin Zdenka Sokolíčková misst der äusserst heterogenen Gemeinschaft Longyearbyens den Puls. Und ringt selbst mit der Frage, ob sie und ihre junge Familie in ihrer Wahlheimat im hohen Norden eine Zukunft haben. (luk)

5. Dezember 2022
  1. 10:00
    Un Triomphe - Schulvorstellung
    Fd 107' | Frankreich 2020 | Emmanuel Courcol | Spielfilm

    Étienne ist leidenschaftlicher Schauspieler, doch damit kommt er nicht über die Runden. Da er von Rollenangeboten nicht gerade überhäuft wird, übernimmt er die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Überrascht vom Talent dieser ungleichen Truppe, beschliesst er, Becketts «Warten auf Godot» ausserhalb der Gefängnismauern zu inszenieren. Energisch kämpft er dafür, dass die Häftlinge für die Aufführungen das Gefängnis jeweils unter Aufsicht verlassen dürfen. Eine triumphale Tournee beginnt. Mit jeder Probe und jedem Bühnenauftritt vertieft sich die Freundschaft zwischen dem Regisseur und den Gefangenen. Étienne darf endlich beruflichen Erfolg feiern, aber die Tournee bietet nicht nur ihm wunderbare Möglichkeiten … Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt Regisseur Emmanuel Courcol eine berührende Geschichte mit Herz und Humor. Kad Merad brilliert in der Hauptrolle dieser unterhaltsamen und spritzigen Komödie.(Filmcoopi)

    Moderation: Sandrine Charlot-Zinsli, aux arts etc... und Barbara Peyer, Lehrerin im Strafvollzug

    In Zusammenarbeit mit aux arts etc...

  2. 13:30
    Animal - Schulvorstellung
    Odf 105' | Frankreich 2021 | Cyril Dion | Dok

    Bella und Vipulan sind 16. Sie gehören zu der Generation, der stärker als anderen zuvor bewusst ist, dass unsere Welt aufgrund des Klimawandels und des Artensterbens innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem unbewohnbaren Ort werden könnte. Bella und Vipulan beschliessen, tiefer in das Thema einzutauchen. Auf einer ungewöhnlichen Reise rund um den Globus begreifen sie, dass der Mensch lange geglaubt hat, von der Natur getrennt leben zu können – obwohl er selbst Teil von ihr und mit allen anderen Lebensformen verbunden ist. Und die beiden erkennen, dass die Rettung der Artenvielfalt auch die Menschheit retten kann.
    Die Verschmutzung des Planeten, die Übernutzung von Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums von Tieren: Davon handelt «Animal» ebenso wie von Menschen, die an Lösungen für diese Probleme arbeiten und sie in die Praxis umsetzen. Eindrücklich zeigt der mit «Tomorrow» international bekanntgewordene Regisseur Cyril Dion, dass das Wissen um Zusammenhänge und die Liebe zu allem Lebendigen grundlegend sind, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Ein starker Film, der unter die Haut geht und der Hoffnung macht. (Filmcoopi)

    Anschliessende Diskussion mit Marie-Claire Graf, Rednerin für eine gerechte nachhaltige Entwicklung und ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen, in Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland.

  3. 14:00
    Kalle Kosmonaut - Schulvorstellung
    D (SDH)* 99' | Deutschland 2022 | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)

    Anschliessende Diskussion mit den Filmemacher:innen
    Moderation: Aline Juchler

  4. 18:00
    Rotzloch
    Od 96' | Schweiz 2022 | Maja Tschumi | Dok

    Am Ende eines Steinbruchs, an einem gottverlassenen Ort namens Rotzloch, beginnt für vier junge Männer ein neues Leben. Nach langer Flucht versuchen sie von hier aus wieder Boden unter die Füsse zu kriegen. Sie sehnen sich vor allem nach Kontakt zu Frauen, nach Begegnungen, Liebe und Sex. Dabei treffen sie auf eine andere Kultur und geraten in Konflikte, von denen sie nichts geahnt haben. Im Film suchen sie einen Umgang mit der neuen Realität, aber auch mit sich selbst, mit ihrer Männlichkeit und ihrer Sexualität. (Distant Lights GmbH)

    KOSMOPOLITICS | 20:00 Forum
    A COLD WELCOME TO SWITZERLAND?
    Wie schaffen wir Räume für die Begegnung zwischen geflüchteten Menschen und der lokalen Bevölkerung? Welche Orte sind für Geflüchtete vorgesehen und unter welchen Bedingungen? Welche Vorurteile und Hemmungen stehen im Weg? Ein Gespräch mit Filmemacherin Maja Tschumi, Ivo Grossert von Architecture for Refugees und Hatim Baloch von Solinetz Zürich über Ausgrenzung und darüber, was es heisst, wirklich willkommen zu sein.
    Moderation: Natalia Guecheva

  5. 18:30
    Chaylla
    Fe 72' | Frankreich 2022 | Paul Pirritano, Clara Teper | Dok

    Als William seiner Frau Chaylla die Nase bricht, steht der kleine Sohn gleich daneben. Sie sei von einem Garderobenständer getroffen worden, sagt sie im Krankenhaus. Chaylla hat den Glauben an die Liebe verloren und kann sich doch nicht von der Idee eines heilen Familienlebens mit ihrem Mann befreien. Mehrere Jahre begleitet eine Kamera die junge Frau und schafft ein sensibles Porträt der Protagonistin, geprägt von einer zutiefst toxischen Beziehung. Sie lässt Gefühle kaum zu, nur gelegentlich bröckelt die Fassade – wenn die Kamera einen abgekauten Nagel einfängt, ein vor Anspannung zitterndes Knie, oder ihre vom Weinen geröteten Augen. Zwischen dem Rechtsstreit mit ihrem Mann und Chayllas innerem Kampf blitzt immer wieder Hoffnung auf Heilung auf. Dass sie William schliesslich anzeigt und Kraft findet, sich aus der Spirale der Gewalt zu lösen, ist psychologischer Betreuung aber auch der Solidarität ihrer Schwiegermutter und ihrer besten Freundin zu verdanken. Zusammen lachen sie, teilen ihre Sorgen und singen und tanzen lustvoll gegen das Patriarchat an. (nio)

    HÄUSLICHE GEWALT: ÜBER TABUS, OHNMACHT UND DEN MUT ZU HANDELN
    Clara Teper und Paul Pirritano (Filmemacher:innen) und Rozë Berisha (Verantwortliche Beratung, Brava) sprechen über ihre Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen von häuslicher Gewalt. Weshalb gestaltet sich die Ablösung oft schwierig und mit welchen Problemen sehen sich Betroffene konfrontiert? Warum ist die Hürde, sich Hilfe zu holen, so hoch und welche Rolle können Beratungsstellen einnehmen?Moderation: Christina Caprez, Journalistin, Soziologin, Autorin

    Präsentiert mit Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)

  6. 20:30
    Kalle Kosmonaut
    D (SDH)* 99' | Deutschland 2022 | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    The Allee der Kosmonauten does not lead to the stars. If you grow up in the prefabricated high-rises here in north-eastern Berlin, your path is more likely to be mapped out in other directions. Even if you’re as smart as Pascal, also known as Kalle, who is ten-years-old at the beginning of the film. Tine Kugler and Günther Kurth have accompanied him for over a decade. Sometimes full of hope and ambition, sometimes burdened by fears and problems, tormenting thoughts and experiences, he looks for his place in life. A documentary observation in which animated sequences complement what is transpiring beyond the camera. Empathetic, poetic and humorous, the directing duo not only draws a precise portrait of the charismatic protagonist, but it also creates a kaleidoscopic picture of the unglamorous side of Berlin, far from the landmarks and trendy neighbourhoods. (Berlinale)

    Anschliessende Diskussion mit den Filmemacher:innen
    Moderation: Aline Juchler

  7. 21:00
    Fly So Far
    OVe 88' | El Salvador, Schweden 2021 | Celina Escher | Dok

    Als Teodora im Krankenhaus aufwacht, beginnt ihr Albtraum: Nach einer Fehlgeburt wird sie beschuldigt, ihr Baby getötet zu haben – und wird wegen Mordes angeklagt. Teodora ist Sprecherin von «The Seventeen», einer Gruppe von Frauen, die wie sie selbst mit bis zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. In El Salvador werden nicht nur Abtreibungen, sondern auch Totgeburten kriminalisiert. Der Film zeigt, wie Politiker:innen auf perfide Weise über weibliche Schicksale verfügen und stets mit der Glaubensfahne wedeln, um den Blick zu verstellen. Teodoras Fall ist zum Sinnbild für die Härte geworden, mit der gegen betroffene Frauen vorgegangen wird. Sie sind einer schreienden Ungerechtigkeit ausgeliefert, die niemanden kalt lässt – auch nicht das Kinopublikum, das sich unweigerlich fragen muss: Wie kann Auflehnung gegen toxische Männlichkeit und Unterdrückung gelingen? Die Anleitung liefern die Protagonistin und ihre Verbündeten selbst. Denn letztlich ist Fly so far ein filmischer Weckruf, wie mittels Ermächtigung Resilienz und Solidarität die staatliche Kontrolle über den Körper der Frau bekämpft werden kann. (slb)

    MY BODY, MY RIGHTS: WELTWEITE ANGRIFFE AUF DAS RECHT AUF ABTREIBUNGEN
    Gespräch mit Celina Escher (Filmemacherin) und Cyrielle Huguenot (Frauenrechtsexpertin, Amnesty Schweiz). El Salvador hält am Abtreibungsverbot fest, Polen hat ein vollständiges Verbot eingeführt, das höchste US-Gericht hat das Recht auf Abtreibung gestrichen – und selbst in der Schweiz fordern Volksinitiativen neue Einschränkungen: Sind wir an einem Wendepunkt? Wie können wir uns dagegen wehren?
    Moderation: Stephanie Eger, Frauengruppe Amnesty Zürich

    Präsentiert mit Amnesty International Schweiz

6. Dezember 2022
  1. 09:30
    Kalle Kosmonaut - Schulvorstellung
    D (SDH)* 99' | Deutschland 2022 | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)

    Anschliessende Diskussion mit den Filmemacher:innen
    Moderation: Aline Juchler

  2. 10:00
    Animal - Schulvorstellung
    Odf 105' | Frankreich 2021 | Cyril Dion | Dok

    Bella und Vipulan sind 16. Sie gehören zu der Generation, der stärker als anderen zuvor bewusst ist, dass unsere Welt aufgrund des Klimawandels und des Artensterbens innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem unbewohnbaren Ort werden könnte. Bella und Vipulan beschliessen, tiefer in das Thema einzutauchen. Auf einer ungewöhnlichen Reise rund um den Globus begreifen sie, dass der Mensch lange geglaubt hat, von der Natur getrennt leben zu können – obwohl er selbst Teil von ihr und mit allen anderen Lebensformen verbunden ist. Und die beiden erkennen, dass die Rettung der Artenvielfalt auch die Menschheit retten kann.
    Die Verschmutzung des Planeten, die Übernutzung von Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums von Tieren: Davon handelt «Animal» ebenso wie von Menschen, die an Lösungen für diese Probleme arbeiten und sie in die Praxis umsetzen. Eindrücklich zeigt der mit «Tomorrow» international bekanntgewordene Regisseur Cyril Dion, dass das Wissen um Zusammenhänge und die Liebe zu allem Lebendigen grundlegend sind, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Ein starker Film, der unter die Haut geht und der Hoffnung macht. (Filmcoopi)

    Anschliessende Diskussion mit Marie-Claire Graf, Rednerin für eine gerechte nachhaltige Entwicklung und ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen, in Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland.

  3. 18:00
    Casablanca Beats
    OVe 101' | Marokko, Frankreich 2021 | Nabil Ayouch | Spielfilm

    Früher hat Anas sein Geld als Rapper verdient, nun arbeitet er als Lehrer im Jugendzentrum von Sidi Moumen. Der Aussenbezirk von Casablanca gilt als Nährboden für Terrorismus und ist bisher nicht für seine Hip-Hop-Szene bekannt. Anas hat ein Gespür für das Potenzial der Jugendlichen und für Musik als Ventil: «Lauft nicht vor eurer Realität davon!», fordert er sie auf. Denn er kennt die Konsequenzen von Armut, fehlenden Perspektiven und einem Leben auf engstem Raum selber nur zu gut. In seinem Kurs treffen streng religiöse Ansichten und ein konservatives Frauenbild auf den Freiheitsdrang und die Kreativität einer rebellischen Generation. Anas kennt keine Tabus und fordert sowohl die schüchternen wie auch die selbstbewussten Schützlinge heraus, ihre wunden Punkte zu finden, um sie in schlagkräftige Liedzeilen zu verwandeln. Sie kreieren eine wilde Mischung aus französischen, berberischen und englischen Songzeilen und finden nach und nach ihre Stimme. Als empörte Eltern ihre Tochter aus dem Unterricht holen, wird endgültig klar: Anas Weckruf kommt nicht bei allen gut an. Die Standpauke seiner Vorgesetzten lässt nicht lange auf sich warten und auch innerhalb der Gruppe lassen sich die Spannungen nicht aus dem Weg rappen. (nio)

    Mit einer Einführung von Jasmin Basic, FIFDH

    Präsentiert mit dem Festival du film et forum international sur les droits humains (FIFDH)

  4. 18:30
    The Hamlet Syndrome
    OVe 85' | Polen, Deutschland 2022 | Elwira Niewiera, Piotr Rosołowski | Dok

    «The problem of overthinking and lack of action. It often causes intelligent individuals to be unsuccessful and live a sad and unproductive life»: Das ist das Hamlet-Syndrom. Ausgangspunkt des Films ist eine Neuinszenierung des Shakespeare-Klassikers, in der eine ukrainische Theaterregisseurin uns auf eine Reise auf der Suche nach dem modernen Hamlet mitnimmt. Sie will den Stoff mit persönlichen Lebensentwürfen konfrontieren, um zu verstehen, wofür ein Mensch bereit ist zu kämpfen, wenn er sagt: Sein oder Nichtsein? Tun oder nicht tun?
    Der Film zeichnet das Porträt einer jungen Generation von Ukrainer:innen, die sich Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen stellt. Die persönlichen Erfahrungen der «Maidan-Generation» und die Traumata aus dem Krieg im Donbass drängen im Verlaufe des Arbeitsprozesses immer wieder an die Oberfläche. Dank einer dynamischen Montage sowie der Verflechtung von dokumentarischer Beobachtung und Bühneninszenierung nimmt das Publikum am Probengeschehen teil. Die Bühne wird zum Raum für Bekenntnisse, der Kinoraum öffnet sich zur Selbstbefragung und die Worte «Sein oder Nichtsein» bekommen unter diesen Kriegsbedingungen eine ganz neue Bedeutung – hier und jetzt. (Ruth Baettig, Semaine de la Critique, Locarno Film Festival)

  5. 20:30
    Regra 34
    OVe 100' | Brasilien, Frankreich 2022 | Julia Murat | Spielfilm

    Von allem was existiert gibt es eine pornografische Variante, besagt die Regel 34. Mit diesem Internet-Meme kommt auch die angehende Pflichtverteidigerin Simone in Berührung. Als sie online einen BDSM-Film entdeckt, ist Simone fasziniert von dieser Welt zwischen Gewalt und Erotik. Der ekstatische und von Schmerz geprägte Blick weckt in ihr die Neugierde, sich selbst diesem sexuellen Spiel auszusetzen und das Spannungsfeld zwischen Macht, Unterwerfung und Begierde zu erkunden. In ihrem Jurastudium spezialisiert sie sich auf Missbrauchsfälle und will die Ursachen für Rassismus und die Femizide in Brasilien ergründen. Wie ist es möglich, gegen Gewalt an Frauen einzustehen und diese gleichzeitig selbstbewusst und kontrolliert in der eigenen Sexualität auszuleben? Das gewagte und politische Werk von Julia Murat macht ein Dilemma zum Thema, welche den Feminismus seit Jahrzehnten umtreibt. 2022 am Locarno Film Festival mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet, bringt Regra 34 in starken Bildern den Wunsch nach Selbstbestimmung und weiblicher Ermächtigung zum Ausdruck. (Dario Schoch, Porny Days)

    CLOSING NIGHT
    BEGRÜSSUNGSWORTE
    Team Porny Days
    Giona Nazzaro, künstlerischer Leiter Locarno Film Festival
    Präsentiert mit den Porny Days und dem Locarno Film Festival

    SAVE THE DATE: Am 10.12., dem Internationalen Tag der Menschenrechte, sind wir zu Gast im Neubad Luzern und zeigen REGRA 34 im wunderschönen Schwimmbad-Kino.

  6. 21:00
    Kalle Kosmonaut
    D (SDH)* 99' | Deutschland 2022 | Tine Kugler, Günther Kurth | Dok

    The Allee der Kosmonauten does not lead to the stars. If you grow up in the prefabricated high-rises here in north-eastern Berlin, your path is more likely to be mapped out in other directions. Even if you’re as smart as Pascal, also known as Kalle, who is ten-years-old at the beginning of the film. Tine Kugler and Günther Kurth have accompanied him for over a decade. Sometimes full of hope and ambition, sometimes burdened by fears and problems, tormenting thoughts and experiences, he looks for his place in life. A documentary observation in which animated sequences complement what is transpiring beyond the camera. Empathetic, poetic and humorous, the directing duo not only draws a precise portrait of the charismatic protagonist, but it also creates a kaleidoscopic picture of the unglamorous side of Berlin, far from the landmarks and trendy neighbourhoods. (Berlinale)

Programm 2021
2. Dezember 2021
  1. 19:00
    Flee
    Odf 83' | Dänemark, Frankreich, Schweden 2021 | Jonas Poher Rasmussen | Dokumentarfilm

    Seit mehr als zwanzig Jahren hält Amin eine Version seiner Fluchtgeschichte aufrecht, die nicht der Wahrheit entspricht. 1989 aus Afghanistan nach Dänemark gekommen, ist er mittlerweile ein erfolgreicher Akademiker. Aus Angst, seine Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, hat er nie jemandem von den eigentlichen Umständen und dem Schicksal seiner Familie erzählt. Nun bereitet er sich auf die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner vor, ein wichtiger Schritt, der ihn dazu bewegt, seinem Freund und Regisseur Jonas Poher Rasmussen alles zu berichten. Um die Anonymität von Amin zu wahren, inszeniert dieser das intime Gespräch in Form eines eindrücklich bebilderten Animationsfilms, gespickt mit Archivaufnahmen eines vergessenen progressiven Afghanistans. Die aufwühlende Vergangenheit von Amin und die präzise Schilderung seiner Traumata prallen mit seiner jetzigen Lebenswelt als offen homosexuell lebender Mann zusammen. Ein humorvoller und begnadeter Erzähler sowie ein sensibler Zuhörer-Filmemacher verweben diese Erinnerungsfragmente zu einem kunstvollen Ganzen, das dem Film in Sundance den Grand Jury Prize einbrachte. (slb)

    Bilder: © FinalCutforReal

    OPENING NIGHT

    Begrüssungsworte
    Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zürich
    Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zürich
    Botschafter Simon Geissbühler, Frieden und Menschenrechte, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)

    Gespräch mit Jonas Poher Rasmussen. (Engl.)
    Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zürich

  2. 20:30
    Ostrov
    Odf 90' | Schweiz 2021 | Svetlana Rodina, Laurent Stoop | Dokumentarfilm

    Auf der russischen Insel Ostrov im Kaspischen Meer leben nur noch ein paar Dutzend Menschen: ohne Strassen, zentrale Stromversorgung oder Gesundheitsdienste. Früher stand hier eine Militärbasis und die Störfischerei garantierte den Menschen ein Einkommen. Heute ist der Fischfang illegal. Der Film zeichnet das intime Porträt einer Familie, deren Männer mit kleinen Booten weiterhin aufs Meer fahren – in ständiger Angst, von der Küstenwache aufgegriffen zu werden. Mit gewilderten Fischen halten sie sich wirtschaftlich über Wasser. In ihrer prekären Situation kritisieren sie ein politisches System, in dem staatliche Hilfsgelder in den Taschen von Beamt*innen verschwinden. Im Hintergrund lärmt der Generator, im Vordergrund läuft der Fernseher, darin die kleine Figur von Wladimir Putin, die von der alten Grösse Russlands spricht. Das patriotische Narrativ einer unbesiegbaren Nation, die Nazideutschland in die Knie gezwungen hat und heute den «Kampf gegen den Faschismus» in der Ukraine weiterführt, gibt den Fischern auf Ostrov Hoffnung auf eine bessere Zukunft. (Emanuel Schäublin)

    KÜNSTLERISCHES SCHAFFEN AN DEN RÄNDERN EINES AUTORITÄREN SYSTEMS (Engl.)
    Im Anschluss an den Film diskutieren die russischstämmige Sozialwissenschaftlerin Dilyara Müller-Suleymanova und die Filmemacher*innen Svetlana Rodina und Laurent Stoop über die künstlerische Auseinandersetzung mit Lebensrealitäten im heutigen Russland.

    Moderation: Emanuel Schäublin, Vorstand HRFF Zurich

3. Dezember 2021
  1. 10:00
    SHADOW GAME - Schulvorstellung
    OVe 90' | Holland | Eefje Blankevoort, Els van Driel | Dokumentarfilm

    Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)

    Anschliessendes Gespräch mit Filmemacherin Els van Driel
    Moderation: Lea Bloch, Journalistin

  2. 13:30
    My Name is Baghdad - Schulvorstellung
    OVd 96' | Brasilien 2020 | Caru Alves De Souza | Spielfilm

    Auf ihrem Skateboard rollt sie durch São Paulo. Bagdá trägt die Haare kurz, die Hosen mit hohem Bund, den Pullover gern unter den Gürtel gestopft. Bagdá ist cool, ein Mädchen, das respektiert, wen sie respektieren will – und alle anderen auch schon mal mit nassen Wurfgeschossen attackiert. Ihr Zuhause ist ein eigensinniger, emanzipierter Frauenhaushalt, aber ihre Welt ist die der Suicide Ramps. Dort hängt sie mit ihren Jungs ab, die die Tage mit nacktem Oberkörper, Karten spielend und Brusthaare zupfend verbringen. Wie ihre Protagonistin gleitet die Regisseurin durch den Film: selbstbewusst, originell und mit freiem Schwenk. Und wie Bagdá macht sie auch vor Düsterem nicht Halt, thematisiert Gewalt, Sexismus und Diskriminierung – aber auch Solidarität und Aufbegehren.

    Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
    Moderation: Anna Rosenwasser, LGBT-Expertin und feministische Autorin

    Präsentiert mit dem Latin American Center UZH

    Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch

  3. 14:00
    Lunana - A Yak in the Classroom - Schulvorstellung
    Odf 109' | Bhutan 2020 | Pawo Choyning Dorji | Spielfilm

    Ugyen, ein junger Lehrer in Bhutan, wird in die abgelegenste Schule der Welt zwangsversetzt. Fernab von seinem gewohnten Komfort findet sich Ugyen in einem Dorf namens Lunana wieder. Dort trifft er auf eine Gemeinschaft, die ihn mit grösstem Respekt betrachtet – nur ein Lehrer könne «die Zukunft der Kinder berühren», so die gängige Meinung. Nach und nach lernt Ugyen mehr über seinen Beruf, als es ihm seine Ausbildung zu vermitteln mochte.

    Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
    Moderation: Lea Bloch, Journalistin

    Präsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland

    Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch

  4. 18:00
    Les Enfants Terribles
    OVe 92' | Frankreich, Deutschland, Türkei 2021 | Ahmet Necdet Çupur | Dokumentarfilm

    Ahmet Necdet Çupur besucht seine Familie in seinem Heimatdorf im Südosten der Türkei, das er vor zwanzig Jahren verlassen hat, um zu studieren. Nun ergeht es seiner Schwester Zainap wie ihm, sie möchte nur noch weg und bereitet sich auf die Aufnahmeprüfungen an die Uni vor. Doch ihr Vater verbietet ihr das Studium. Stattdessen soll sie im Dorf bleiben, ihren Cousin heiraten und Kinder grossziehen. Auch der frisch verheiratete Bruder Mahmut hadert mit seiner arrangierten Ehe und wünscht sich ein freies Leben in der Stadt. Die Konflikte mit den traditionell denkenden Eltern sind heftig und zäh.

    Der ältere Bruder richtet seine Kamera auf die familiären Schlachtfelder und fängt die Gefühlsausbrüche zwischen den Generationen ein, die in ihrem Verständnis von Zukunft und Privatleben weit auseinander gehen. Ihm gelingt ein packendes Familienepos, das die Wandlung der türkischen Gesellschaft reflektiert. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Ahmet Necdet Çupur. (Engl.)
    Moderation: Lea Bloch, Journalistin

  5. 18:30
    I am Samuel
    OVe 68' | Kenia, Kanada, UK, USA 2020 | Peter Murimi | Dokumentarfilm

    Samuel und Alex leben eine in Kenia verbotene Liebe. Unter steter Gefährdung und Angst vor einer Freiheitsstrafe, leben sie ihre Beziehung im Versteckten. Samuel ist in einer sehr konservativen ländlichen Gegend aufgewachsen. Er steht seiner Mutter nahe, aber sein Vater, ein lokaler Pastor, versteht nicht, warum er noch nicht verheiratet ist. Nachdem er auf der Suche nach Arbeit und einem neuen Leben in die Hauptstadt Nairobi gezogen ist, verliebt sich Samuel in Alex und findet Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Ihre Liebe gedeiht trotz der Tatsache, dass die kenianischen Gesetze alle kriminalisieren, die sich als LGBTIQ+ identifizieren. Der im Direct Cinema-Stil gedrehte Film dekonstruiert indirekt ein rigides Verständnis von Maskulinität, das in Kenia – auch genährt von puritanisch geprägten Sitten der Kolonist*innen aus England – nach wie vor dominiert und Nährboden für Homophobie ist. (Valerie Thurner, Kino Xenix)

    WHEN LOVE IS A CRIME (Engl.)
    Im Anschluss spricht Regisseur Peter Murimi im Zoom-Gespräch über Ausgrenzung, Diskriminierung und Kriminalisierung von Menschen in Kenia nur aufgrund dessen, wen sie lieben. Graeme Reid, Direktor der Abteilung für LGBT-Rechte bei Human Rights Watch, setzt das Thema in einen grösseren menschenrechtlichen Kontext in der Region.

    Moderation: Marguerite Meyer, Journalistin

  6. 20:30
    Brother's Keeper
    OVe 85' | Türkei, Rumänien 2021 | Ferit Karahan | Dokumentarfilm

    «Es gibt keine kurdische Region!», ruft die Lehrperson. Yusuf und seine kurdischen Mitschüler besuchen ein Knaben-Internat im kargen Bergland Anatoliens. Es weht die türkische Flagge, die Kinder dürfen kein Kurdisch sprechen und die Erziehungsmassnahmen sind geprägt von einer schwarzen Pädagogik aus Strafe und Schlägen. Die Buben werden einmal die Woche kalt abgeduscht und die eisige Winterkälte dringt von draussen in die Schlafsäle. Eines Morgens wacht Memo schwerkrank auf und Yusuf kann seinen Freund nur noch mit Mühe auf die Krankenstation schleppen. Ein Krankenpfleger, ein Lehrer und der Rektor werden herbeigerufen, alle sichtlich überfordert mit dem sich zusehends verschlechternden Zustand von Memo.

    Ferit Karahan inszeniert mit grandiosen jungen Schauspieler*innen diesen von Armut, Angst und «Türkisierung» geprägten Mikrokosmos. Leise und beobachtend fangen die stimmungsvollen Bilder dieses beklemmenden Dramas die äussere wie innere Kälte ein. (slb)

    Bilder: © Diren Düzgün

    Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Ferit Karahan. (Engl.)
    Moderation: Aline Juchler

  7. 21:00
    Die Welt am Bildschirm
    Deutsch 60' | Schweiz | Katharina Morawek | Late Night Lecture

    Serien sind enorm populär. Neben bekannten Playern wie Netflix oder Sky bedienen auch Produzent*innen in Lateinamerika, im Nahen Osten und in Nordafrika die regionalen Märkte. Serien sind eine Form von «Soft Power», die macht- und geopolitische Interessen abseits der Leinwand widerspiegeln. Dies auch auf Seiten des Publikums – mit seinen mehrfachen Bezügen jenseits des Lokalen. Der Abend verbindet Information und Entertainment in einer entspannten Salon-Atmosphäre. Mit Anisha Imhasly (Beraterin für Diversität und transkulturelle Themen) und Ali Sonay (Assistenzdozent Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie, Universität Bern).

    Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zürich

  8. 21:00
    Imad's Childhood
    OVe 78' | Schweden, Lettland 2021 | Zahavi Sanjavi | Dokumentarfilm

    Der fünfjährige Imad spielt am liebsten mit Kalaschnikows aus Plastik. Manchmal stellt er sich vor, Hunde oder auch Menschen zu köpfen. Über zwei Jahre seines Lebens hat Imad in Gefangenschaft von Isis-Anhänger*innen verbracht. Traumatisiert und seiner Kindheit beraubt, kehrt er nach der Befreiung gemeinsam mit dem jüngeren Bruder zu seiner Familie zurück. Gewalt ist Imads einzige Ausdrucksform und es wird klar: die Terrororganisation Islamischer Staat hat den Jungen einer perfiden Gehirnwäsche unterzogen, um ihn auf ein Leben als Kämpfer vorzubereiten. Seine Mutter, die die Schrecken ihrer eigenen Gefangenschaft und der erlebten sexualisierten Gewalt verarbeiten muss, findet keinen Zugang zu Imad – dies auch, weil er nur noch Arabisch spricht, im Gegensatz zu seiner kurdisch-jesidischen Familie. Die verstörenden Bilder dokumentieren die unwiderruflichen Folgen von Krieg und Gefangenschaft und die tiefen Wunden der Betroffenen. Immer wieder blitzt ein wenig Hoffnung auf: Obwohl das Erlebte Teil von Imads Identität geworden ist, macht er dank seinen Angehörigen und psychologischer Hilfe kleine Schritte auf seinem Weg zur Heilung und hin zu mehr Normalität. (nio)

    KINDER NACH DER IS-GEFANGENSCHAFT: WIE ERREICHEN WIR SCHUTZ UND HEILUNG? (Engl.)
    Gespräch mit Nicolette Waldmann, Expertin von Amnesty International für Kinder in bewaffneten Konflikten. Sie arbeitet seit Jahren zu Irak und Syrien und ist Autorin des Amnesty-Berichts «Das Erbe des Terrors: Das Schicksal der jesidischen Kinder, die den IS überlebt haben». Sie hat mit vielen jesidischen Kindern gesprochen und setzt sich für die Aufklärung der IS-Verbrechen ein, sowie für Gerechtigkeit, Schutz und Heilung der Überlebenden.

    Moderation: Alexandra Karle (Geschäftsleitung Amnesty International Schweiz)

    Präsentiert mit Amnesty International Schweiz

    Gewinnerfilm Prix Célestine von Interfilm Schweiz

    Laudatio Jury Interfilm (Karin Spiess, Renata Werlen, Katja Bury und Dieter Alpstäg):
    "Mit schonungslosen Bildern erzählt der Film die Entwicklung des fünf jährigen Imad, welcher in IS-Gefangenschaft misshandelt wurde. Gemeinsam mit seiner traumatisierten Mutter und seinem Bruder kehrt er in ein Camp für vertriebene Jesidinnen und Jesiden zurück. In all den verstörenden Verhaltensweisen des Jungen passiert durch geduldige Zuwendung und professionelle Unterstützung ein Wunder: Imad kann allmählich seine Aggressionen ablegen und Beziehungen zulassen. Damit berührt der Film als Hoffnungszeichen und zeigt, wie heilsame Veränderung auch unter schwierigsten Bedingungen möglich ist."

  9. 23:00
    District 9
    E 112' | USA | Neill Blomkamp | Spielfilm

    Am Rand von Johannesburg leben in einem riesigen Lager heimatlose Aliens, deren Mutterschiff vor 20 Jahren hier gestrandet ist. Sie werden abschätzig als «non humans» oder als «Garnelen» bezeichnet. Die Einheimischen ekeln sich vor ihnen und es wird entschieden, sie in ein weiter entferntes Lager zwangsumzusiedeln. Der für die Evakuierung zuständige Schreibtisch-Beamte Wikus van der Merve trifft auf den Widerstand der Aliens und wird durch eine Infizierung mit deren DNA selbst zum Gejagten. Die globale Flüchtlingspolitik und die meist damit einhergehenden, menschenverachtenden Umstände spiegelt District 9 und übersetzt die Problematik in einen packenden Genremix aus Mockumentary und Science-Fiction. (slb)

    Bilder: © 2009 Columbia TriStar Marketing Group, Inc.

    NOCTURNE
    Wir zeigen den von Peter Jackson produzierten Kultfilm als Late Night Special mit einer Einführung von Filmwissenschaftler und Sci-Fi-Experte Simon Spiegel.

4. Dezember 2021
  1. 11:30
    Imad's Childhood
    OVe 78' | Schweden, Lettland 2021 | Zahavi Sanjavi | Dokumentarfilm

    Der fünfjährige Imad spielt am liebsten mit Kalaschnikows aus Plastik. Manchmal stellt er sich vor, Hunde oder auch Menschen zu köpfen. Über zwei Jahre seines Lebens hat Imad in Gefangenschaft von Isis-Anhänger*innen verbracht. Traumatisiert und seiner Kindheit beraubt, kehrt er nach der Befreiung gemeinsam mit dem jüngeren Bruder zu seiner Familie zurück. Gewalt ist Imads einzige Ausdrucksform und es wird klar: die Terrororganisation Islamischer Staat hat den Jungen einer perfiden Gehirnwäsche unterzogen, um ihn auf ein Leben als Kämpfer vorzubereiten. Seine Mutter, die die Schrecken ihrer eigenen Gefangenschaft und der erlebten sexualisierten Gewalt verarbeiten muss, findet keinen Zugang zu Imad – dies auch, weil er nur noch Arabisch spricht, im Gegensatz zu seiner kurdisch-jesidischen Familie. Die verstörenden Bilder dokumentieren die unwiderruflichen Folgen von Krieg und Gefangenschaft und die tiefen Wunden der Betroffenen. Immer wieder blitzt ein wenig Hoffnung auf: Obwohl das Erlebte Teil von Imads Identität geworden ist, macht er dank seinen Angehörigen und psychologischer Hilfe kleine Schritte auf seinem Weg zur Heilung und hin zu mehr Normalität. (nio)

  2. 13:00
    Brother's Keeper
    OVe 85' | Türkei, Rumänien 2021 | Ferit Karahan | Dokumentarfilm

    «Es gibt keine kurdische Region!», ruft die Lehrperson. Yusuf und seine kurdischen Mitschüler besuchen ein Knaben-Internat im kargen Bergland Anatoliens. Es weht die türkische Flagge, die Kinder dürfen kein Kurdisch sprechen und die Erziehungsmassnahmen sind geprägt von einer schwarzen Pädagogik aus Strafe und Schlägen. Die Buben werden einmal die Woche kalt abgeduscht und die eisige Winterkälte dringt von draussen in die Schlafsäle. Eines Morgens wacht Memo schwerkrank auf und Yusuf kann seinen Freund nur noch mit Mühe auf die Krankenstation schleppen. Ein Krankenpfleger, ein Lehrer und der Rektor werden herbeigerufen, alle sichtlich überfordert mit dem sich zusehends verschlechternden Zustand von Memo.

    Ferit Karahan inszeniert mit grandiosen jungen Schauspieler*innen diesen von Armut, Angst und «Türkisierung» geprägten Mikrokosmos. Leise und beobachtend fangen die stimmungsvollen Bilder dieses beklemmenden Dramas die äussere wie innere Kälte ein. (slb)

    Bilder: © Diren Düzgün

  3. 15:00
    Wet Sand
    OVd 115' | Schweiz, Georgien 2021 | Elene Naveriani | Spielfilm

    «Follow your fucking dreams», steht auf Fleshkas Jacke, als bräuchte sie eine tägliche Erinnerung daran, endlich aus ihrem Leben als Barangestellte im «Wet Sand» auszubrechen. Amnon, der Besitzer dieser Strandbar irgendwo an der georgischen Schwarzmeerküste, scheint sich ebenso wenig ins Dorfleben einzufügen. Die Bewohner*innen treffen sich hier, lästern und führen die ewiggleichen Gespräche, begleitet vom monotonen Geräusch der brechenden Wellen. Als das Gerücht eines Selbstmordes die Runde macht, ist schnell klar, dass es sich um den Aussenseiter Eliko handeln muss – um dessen Beerdigung sich aber niemand kümmern will. Die Gleichgültigkeit seiner Mitmenschen lässt erahnen, dass Eliko sich vom geselligen Leben und von Ritualen fernhielt. Mit dem Auftauchen seiner Enkelin Moe kommen nach und nach die Bigotterie und Intoleranz seiner Mitmenschen und ein Netz von Lügen zum Vorschein. Elikos und Amnons jahrelange, heimliche Liebe hebt das Dorfleben aus den Fugen und entlarvt eine homophobe, repressive Gesellschaft, in der auch Fleshka und Moe keine Perspektive sehen. Eine kraftvolle Hommage an die Liebe – und an alle, die sich gegen Konformismus auflehnen und Wege finden müssen, ihre Träume zu leben. (nio)

    Bilder: © Maximage Sister distribution

    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Elene Naveriani.
    Moderation: Jenny Billeter, Kino Xenix

  4. 15:30
    Writing with Fire
    OVe 94' | India 2021 | Sushmit Ghosh, Rintu Thomas | Dokumentarfilm

    «Khabar Lahariya» ist die erste von Dalit-Frauen geleitete Zeitung Indiens. Die Dalits gehören im Kastensystem zu den «Unberührbaren» und obwohl deren Diskriminierung offiziell verboten ist, kämpfen sie tagtäglich mit Herablassung und Respektlosigkeit. Die furchtlosen Frauen stellen sich in ihrem Beruf der Herausforderung einer digitalisierten Welt und lernen, ihre Mobiltelefone als Waffen zu nutzen, um korrupte Systeme und Missstände durch investigativen Journalismus aufzudecken. Ihr Kampf um das Sichtbarmachen von illegalen Minenarbeiter*innen, mafiösen Hierarchien und um die Aufklärung von Verbrechen an Frauen birgt grosse Gefahren – oftmals stellen sich auch die Ehemänner oder die Familie gegen ihre Arbeit. Unbeirrt und getragen vom Erfolg ihrer Publikationen, stemmen sich die jungen Frauen den patriarchalen Strukturen entgegen und ermöglichen einen Einblick in das komplexe Gefüge kulturgegebener Verschränkungen Indiens. (slb)

    Bilder: © Black Ticket Films

    NEW(S) WAVES BY WOMEN (Engl.)
    Wo steht Khabar Lahariya heute? Schlagen ihre journalistischen Recherchen weiterhin so hohe Wellen und wie trägt ihre Arbeit zur Unterstützung des Frauenrechtskampfes in Indien bei? Im Skype-Gespräch erläutern die Protagonistinnen Meera Devi (Leiterin) und Shyamkali Devi (Chefredakteurin) den aktuellen Stand ihrer Arbeit. Zusammen mit Elena Valdameri (Postdoctoral Researcher, History of the Modern World, ETH Zürich) diskutieren wir, wie aktivistische Tätigkeit wie die des Khabar Lahariya-Teams zur Emanzipation von Frauen in der indischen Gesellschaft beitragen kann.

    Moderation: Josefa Haas, Reporter ohne Grenzen
    Präsentiert mit Reportagen

  5. 18:00
    Grosser Baum auf Reise – Taming the Garden
    Odf 92' | Schweiz, Deutschland, Georgien 2021 | Salomé Jashi | Dokumentarfilm

    Majestätisch thront ein Baum, getragen von einem Floss, mitten auf dem georgischen Schwarzen Meer. Diesem surreal anmutenden Bild ging eine gewaltsame Entwurzelung voraus. Einer der mächtigsten Politiker des Landes kauft uralte Bäume ein, lässt sie aufwändig freilegen und ohne Rücksicht auf die umliegende Natur an ihren neuen Zielort transportieren. Er will Bäume versetzen, einzig und allein zu seinem persönlichen Vergnügen – und weil er es sich leisten kann. Die gemächliche Reise übers Wasser endet in seinem privaten Garten. Dort reiht sich die aktuellste Errungenschaft ein in eine exklusive Plantage, die – ähnlich einer privaten Kunstsammlung – fast nur für seine Augen bestimmt ist. Dieses dekadente Unterfangen verstört die Gemeinschaften, aus denen die Bäume stammen. In einer Mischung aus Ungläubigkeit, Neugierde und Trauer wohnen sie dem ungewöhnlichen Schauspiel bei. Zurück bleiben ein wenig Geld und zahlreiche vernarbte Dörfer, denen es ohne den Schutz dieser riesigen Bäume an Schatten mangelt. Und es bleibt das schale Gefühl, die fragile Verbindung von Mensch und Natur sei endgültig gekappt. (nio)

    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Salomé Jashi und einem/einer Vertreter*in von Greenpeace. (Engl.)
    Moderation: Chantal Hirschi

    Präsentiert mit Greenpeace Schweiz und dem Film Festival Diritti Umani Lugano

  6. 18:30
    The Case You
    OVe 80' | Deutschland 2020 | Alison Kuhn | Dokumentarfilm

    Mit entschlossenen Schritten kommen fünf junge Schauspieler*innen auf uns zu, bleiben stehen, schauen uns eindringlich an: Sie haben etwas Wichtiges zu berichten und wissen doch nicht recht, wie ihnen geschah. In einem kargen Theatersaal konfrontieren sie sich und uns mit einem traumatischen Casting-Erlebnis, das sie bis heute nicht loslässt. Nach und nach kommt anhand von Interviews, Rekonstruktion und performativen Elementen ein perfider Fall von Machtmissbrauch an die Oberfläche. Ihre Erzählungen machen klar: jede Einzelne von ihnen wurde in die Enge getrieben, gelähmt durch Berührungen und Regieanweisungen, die sie zu Marionetten eines abstrusen Experiments werden liessen. «Ich habe einfach gehofft, dass mir da jemand hilft», sagt Aileen, eine der Protagonist*innen. Hilflosigkeit, Scham und Enttäuschung sind spürbar. Die Schauspieler*innen versuchen zu verstehen: Wie konnten sie so manipuliert werden, sämtliche Hemmungen und Hüllen fallen zu lassen? Unweigerlich drängt sich die Frage auf, wie weit Schauspieler*innen im Namen der Kunst getrieben werden dürfen und welchen Preis sie bereit sind für ihre Karrierehoffnungen zu zahlen. Ihre gemeinsame Aufarbeitung ist ein eindrückliches Zeugnis von Selbstermächtigung und Einstehen für die eigenen Rechte. The Case You weist so auch weit über die Schauspielerei und MeToo hinaus und wirft ein Schlaglicht auf sexualisierte Gewalt und ihre unmittelbaren Folgen. (nio)

    Bilder: © Lenn Lamster

    SEXUALISIERTE GEWALT IM FILM UND DARÜBER HINAUS Alison Kuhn (Filmemacherin) und Aileen Lakatos (Protagonistin), Agota Lavoyer (Opferhilfe Kanton Solothurn) und Simone Eggler (Brava) sprechen über sexualisierte Gewalt im Filmbusiness und darüber hinaus. Wie kann es zu solch systematischen Übergriffen kommen? Welche Machtverhältnisse und gesellschaftlichen Bilder wirken hier? Was bedeutet das für die Verarbeitung der Betroffenen? Und was muss sich ändern?

    Moderation: Rafaela Roth, Journalistin NZZ am Sonntag

    Präsentiert mit Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)
    Unterstützt von SWAN – Swiss Women’s Audiovisual Network Association

  7. 20:30
    Should the Wind Drop
    OVe 100' | Armenien, Frankreich, Belgien 2021 | Nora Martirosyan | Spielfilm

    Mit der Eröffnung des Flughafens in ihrer Hauptstadt erhofft sich die Bevölkerung des nicht anerkannten Staats Bergkarabach internationale Anerkennung. Der Flughafenprüfer Alain soll das definitive Gutachten für die Zulassung ausstellen und findet sich in einer schwierigen Situation wieder: Soll er auf die Regularien der Luftfahrtbehörde bestehen und eine negative Beurteilung schreiben, oder die Bevölkerung, für die er unverkennbare Sympathien hegt, in ihrem Unabhängigkeitskampf unterstützen?

    Das eindrückliche Debüt von Nora Martirosyan befasst sich mit diesem Dilemma, dessen aktueller und realer Hintergrund lange kaum beachtet wurde. Zwischen den Hoheitsansprüchen Armeniens und Aserbaidschans positioniert sich der Film unaufgeregt und mit einer Ästhetik, die den Wunsch nach Frieden in sich trägt, für Freiheit und Hoffnung. Doch trotz des sanften Tones verzagt der Film nicht in seiner Rolle als Ort der Konfrontation, die ihn zu einem relevanten politischen Statement werden lässt. (goEast Film Festival)

    Bilder: © SISTER PRODUCTIONS

    Einführung von Eliane Menghetti, Vorstandsmitglied der ICJ-CH

    Präsentiert mit ICJ-CH – Schweizerische Sektion der Internationalen Juristenkommission

  8. 21:00
    Mir wächst ein Schnauz - Transtrender Chroniken
    D 60' | Schweiz | Sascha Rijkeboer | Performance

    Sascha Rijkeboer ist Pop-Aktivist*in, Sichtbarmacher*in, Story-Quing auf Instagram und am Human Rights Film Festival Zurich mit einem neuem Spokenword-Programm vertreten. Sascha performt Texte, die sich mit trans und non-binärer Identifizierung, Transmaskulinität und den Zwängen einer heteronormativen Gesellschaft auseinandersetzen. Es werden reflektiert: Die eigenen Privilegien, die Komplexität einer pluralistischen Gesellschaft mit einer Million Subjektangeboten, aber auch einigen Reglementierungen dazu. Vor allem darf jedoch beherzt gelacht werden, übers Anderssein und -nichtsein und über die «Normalen».

    Eintritt frei

    Tipp: Sascha Rijkeboer ist Protagonist*in im Kurzfilm «Being Sascha» (OVe 35’ | Manuel Gübeli | Schweiz, Deutschland 2020 | Dok), den man hier online on demand schauen kann. Eine Geschichte davon, was es heisst, in einer Gesellschaft zu leben, in der man nicht vorgesehen ist. Ein Blick in ein Leben, das uns unsere eigenen Kategorien hinterfragen lässt. Und ein Film darüber, was es bedeutet, sich selbst zu sein.

  9. 21:00
    Shadow Game
    OVe 90' | Holland 2021 | Eefje Blankevoort, Els van Driel | Dokumentarfilm

    Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)

    «THE GAME» ALS LEBENSBEDROHLICHE REALITÄT – WIE KÖNNEN NGOs UND DIE ZIVILGESELLSCHAFT HELFEN? (Engl.)
    Gespräch mit Michel Anglade (Director and UN Representative, Geneva Advocacy Office, Save the Children) und Els van Driel (Filmemacherin Shadow Game) über die Situation von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen entlang von Migrationsrouten und den Möglichkeiten für NGOs und die Zivilgesellschaft, ihre Situation zu verbessern.

    Moderation: Marcy Goldberg

    Präsentiert mit Save the Children

5. Dezember 2021
  1. 11:00
    Should the Wind Drop
    OVe 100' | Armenien, Frankreich, Belgien 2021 | Nora Martirosyan | Spielfilm

    Mit der Eröffnung des Flughafens in ihrer Hauptstadt erhofft sich die Bevölkerung des nicht anerkannten Staats Bergkarabach internationale Anerkennung. Der Flughafenprüfer Alain soll das definitive Gutachten für die Zulassung ausstellen und findet sich in einer schwierigen Situation wieder: Soll er auf die Regularien der Luftfahrtbehörde bestehen und eine negative Beurteilung schreiben, oder die Bevölkerung, für die er unverkennbare Sympathien hegt, in ihrem Unabhängigkeitskampf unterstützen?

    Das eindrückliche Debüt von Nora Martirosyan befasst sich mit diesem Dilemma, dessen aktueller und realer Hintergrund lange kaum beachtet wurde. Zwischen den Hoheitsansprüchen Armeniens und Aserbaidschans positioniert sich der Film unaufgeregt und mit einer Ästhetik, die den Wunsch nach Frieden in sich trägt, für Freiheit und Hoffnung. Doch trotz des sanften Tones verzagt der Film nicht in seiner Rolle als Ort der Konfrontation, die ihn zu einem relevanten politischen Statement werden lässt. (goEast Film Festival)

    Bilder: © SISTER PRODUCTIONS

  2. 11:30
    Ostrov
    Odf 90' | Schweiz 2021 | Svetlana Rodina, Laurent Stoop | Dokumentarfilm

    Auf der russischen Insel Ostrov im Kaspischen Meer leben nur noch ein paar Dutzend Menschen: ohne Strassen, zentrale Stromversorgung oder Gesundheitsdienste. Früher stand hier eine Militärbasis und die Störfischerei garantierte den Menschen ein Einkommen. Heute ist der Fischfang illegal. Der Film zeichnet das intime Porträt einer Familie, deren Männer mit kleinen Booten weiterhin aufs Meer fahren – in ständiger Angst, von der Küstenwache aufgegriffen zu werden. Mit gewilderten Fischen halten sie sich wirtschaftlich über Wasser. In ihrer prekären Situation kritisieren sie ein politisches System, in dem staatliche Hilfsgelder in den Taschen von Beamt*innen verschwinden. Im Hintergrund lärmt der Generator, im Vordergrund läuft der Fernseher, darin die kleine Figur von Wladimir Putin, die von der alten Grösse Russlands spricht. Das patriotische Narrativ einer unbesiegbaren Nation, die Nazideutschland in die Knie gezwungen hat und heute den «Kampf gegen den Faschismus» in der Ukraine weiterführt, gibt den Fischern auf Ostrov Hoffnung auf eine bessere Zukunft. (Emanuel Schäublin)

  3. 13:00
    Les Enfants Terribles
    OVe 92' | Frankreich, Deutschland, Türkei 2021 | Ahmet Necdet Çupur | Dokumentarfilm

    Ahmet Necdet Çupur besucht seine Familie in seinem Heimatdorf im Südosten der Türkei, das er vor zwanzig Jahren verlassen hat, um zu studieren. Nun ergeht es seiner Schwester Zainap wie ihm, sie möchte nur noch weg und bereitet sich auf die Aufnahmeprüfungen an die Uni vor. Doch ihr Vater verbietet ihr das Studium. Stattdessen soll sie im Dorf bleiben, ihren Cousin heiraten und Kinder grossziehen. Auch der frisch verheiratete Bruder Mahmut hadert mit seiner arrangierten Ehe und wünscht sich ein freies Leben in der Stadt. Die Konflikte mit den traditionell denkenden Eltern sind heftig und zäh.

    Der ältere Bruder richtet seine Kamera auf die familiären Schlachtfelder und fängt die Gefühlsausbrüche zwischen den Generationen ein, die in ihrem Verständnis von Zukunft und Privatleben weit auseinander gehen. Ihm gelingt ein packendes Familienepos, das die Wandlung der türkischen Gesellschaft reflektiert. (slb)

  4. 15:00
    Grosser Baum auf Reise – Taming the Garden
    Odf 92' | Schweiz, Deutschland, Georgien 2021 | Salomé Jashi | Dokumentarfilm

    Majestätisch thront ein Baum, getragen von einem Floss, mitten auf dem georgischen Schwarzen Meer. Diesem surreal anmutenden Bild ging eine gewaltsame Entwurzelung voraus. Einer der mächtigsten Politiker des Landes kauft uralte Bäume ein, lässt sie aufwändig freilegen und ohne Rücksicht auf die umliegende Natur an ihren neuen Zielort transportieren. Er will Bäume versetzen, einzig und allein zu seinem persönlichen Vergnügen – und weil er es sich leisten kann. Die gemächliche Reise übers Wasser endet in seinem privaten Garten. Dort reiht sich die aktuellste Errungenschaft ein in eine exklusive Plantage, die – ähnlich einer privaten Kunstsammlung – fast nur für seine Augen bestimmt ist. Dieses dekadente Unterfangen verstört die Gemeinschaften, aus denen die Bäume stammen. In einer Mischung aus Ungläubigkeit, Neugierde und Trauer wohnen sie dem ungewöhnlichen Schauspiel bei. Zurück bleiben ein wenig Geld und zahlreiche vernarbte Dörfer, denen es ohne den Schutz dieser riesigen Bäume an Schatten mangelt. Und es bleibt das schale Gefühl, die fragile Verbindung von Mensch und Natur sei endgültig gekappt. (nio)

  5. 15:30
    Mis hermanos sueñan despiertos
    OVe 85' | Chile 2021 | Claudia Huaiquimilla | Spielfilm

    Von der Gesellschaft im Stich gelassen warten Ángel und sein jüngerer Bruder Franco seit einem Jahr in einem Jugendgefängnis im Süden von Chile auf die Verhandlung ihres Falles. Die Geschwisterliebe und die Freundschaft zu den Mitgefangenen machen die harten Haftbedingungen erträglicher. Gemeinsam träumen sie von der Freiheit, die sie eines Tages erwartet – vom ersten Fussballspiel im Stadion, von einer heissen Dusche oder einem Ausflug an den Strand. Diese Solidarität scheint lange der Schlüssel dafür zu sein, in einem System von Unterdrückung, Hierarchien und Gewalt zu überleben. Dann wird Jaime aus einem anderen Jugendzentrum überführt und sein Hang zur Rebellion macht die Tagträume der Jugendlichen plötzlich greifbar. Jaime plant eine Meuterei, um mit ein paar Mitgefangenen auszubrechen. Von der wahren Begebenheit, auf der die Geschichte basiert, existieren kaum Aufzeichnungen. Mis hermanos sueñan despiertos rekonstruiert denn auch nicht die tatsächlichen Ereignisse, sondern versucht die zunehmende Verzweiflung zu bebildern: Was bringt die Jugendlichen dazu, ihr Leben für eine verhängnisvolle Fluchtidee aufs Spiel zu setzen? Gleichzeitig offenbart der Film das problematische chilenische Justizsystem – eine Politik der Bestrafung, die neue Opfer hervorbringt anstatt Perspektiven für marginalisierten Jugendlichen zu schaffen. (nio)

    Präsentiert mit dem Latin American Center UZH

  6. 18:00
    Flee
    Odf 83' | Dänemark, Frankreich, Schweden 2021 | Jonas Poher Rasmussen | Dokumentarfilm

    Seit mehr als zwanzig Jahren hält Amin eine Version seiner Fluchtgeschichte aufrecht, die nicht der Wahrheit entspricht. 1989 aus Afghanistan nach Dänemark gekommen, ist er mittlerweile ein erfolgreicher Akademiker. Aus Angst, seine Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, hat er nie jemandem von den eigentlichen Umständen und dem Schicksal seiner Familie erzählt. Nun bereitet er sich auf die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner vor, ein wichtiger Schritt, der ihn dazu bewegt, seinem Freund und Regisseur Jonas Poher Rasmussen alles zu berichten. Um die Anonymität von Amin zu wahren, inszeniert dieser das intime Gespräch in Form eines eindrücklich bebilderten Animationsfilms, gespickt mit Archivaufnahmen eines vergessenen progressiven Afghanistans. Die aufwühlende Vergangenheit von Amin und die präzise Schilderung seiner Traumata prallen mit seiner jetzigen Lebenswelt als offen homosexuell lebender Mann zusammen. Ein humorvoller und begnadeter Erzähler sowie ein sensibler Zuhörer-Filmemacher verweben diese Erinnerungsfragmente zu einem kunstvollen Ganzen, das dem Film in Sundance den Grand Jury Prize einbrachte. (slb)

    Bilder: © FinalCutforReal

    FLUCHT AUS AFGHANISTAN
    Panel zur aktuellen Lage in Afghanistan und der Situation von LGBT* Asylsuchenden in der Schweiz. Mit Corinne Troxler (Schweizerische Flüchtlingshilfe) und Stefan Faust (Queeramnesty Schweiz).
    Moderation: Nicola Diday

  7. 18:30
    Shadow Game
    OVe 90' | Holland 2021 | Eefje Blankevoort, Els van Driel | Dokumentarfilm

    Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)

  8. 20:30
    Der Ast, auf dem ich sitze
    Odf 102' | Schweiz, Deutschland 2020 | Luzia Schmid | Dokumentarfilm

    Wer bezahlt den Preis für unseren Wohlstand? Die Filmemacherin Luzia Schmid wagt sich in diesem persönlichen Film an ein illustres Kapitel der Schweizer Finanzgeschichte. Einst sass ihre Heimatstadt Zug auf einem Schuldenberg, doch dann kam «die Sache mit den niedrigen Steuern». Heute ist Zug ein Steuerparadies – auch dank ihrem Vater und seinen Anwaltskollegen, die nach dem zweiten Weltkrieg geschickte Lösungen fanden, reiche Unternehmen in die Stadt holten und rasch riesige finanzielle Erfolge verbuchten. Bis zu 40 Briefkastenfirmen unterhielt Schmids Vater zu Spitzenzeiten. So trug auch er dazu bei, dass Zug bis heute im Standortwettbewerb in einer Liga mit Shanghai, London und New York spielt. Seine Tochter hält den Finger auf die wunden Stellen dieser Finanzstrategie und stellt diejenigen Fragen, denen die meisten ihrer Protagonist*innen gekonnt aus dem zu Weg gehen versuchen. Aus gutem Grund: Sie sind Profiteur*innen vom Aufstieg Zugs und schauen heute von ihren Terrassen auf die gutbürgerliche Kleinstadt hinunter. Ein kritischer Blick auf die Steueroase Zug, eine Reflektion über Doppelmoral und Verdrängung und eine Geschichtslektion, die der reichen Schweiz den Spiegel vorhält. (nio)

    STEUERPARADIES SCHWEIZ – BOOSTER FÜR DIE GLOBALE UNGLEICHHEIT
    Dominik Gross (Experte für internationale Finanz- und Steuerpolitik, Alliance Sud) und Rita Kesselring (Ethnologin mit Forschungsschwerpunkt Rohstoffabbau im südlichen Afrika, Universität Basel) diskutieren, weshalb der Kampf gegen die globale Ungleichheit auch einer für mehr internationale Steuergerechtigkeit ist und über die Verantwortung, die Politik und Wirtschaft dabei zukommt.

    Moderation: Iwan Schauwecker

    Präsentiert mit Solidar Suisse

  9. 21:00
    Writing with Fire
    OVe 94' | India 2021 | Sushmit Ghosh, Rintu Thomas | Dokumentarfilm

    «Khabar Lahariya» ist die erste von Dalit-Frauen geleitete Zeitung Indiens. Die Dalits gehören im Kastensystem zu den «Unberührbaren» und obwohl deren Diskriminierung offiziell verboten ist, kämpfen sie tagtäglich mit Herablassung und Respektlosigkeit. Die furchtlosen Frauen stellen sich in ihrem Beruf der Herausforderung einer digitalisierten Welt und lernen, ihre Mobiltelefone als Waffen zu nutzen, um korrupte Systeme und Missstände durch investigativen Journalismus aufzudecken. Ihr Kampf um das Sichtbarmachen von illegalen Minenarbeiter*innen, mafiösen Hierarchien und um die Aufklärung von Verbrechen an Frauen birgt grosse Gefahren – oftmals stellen sich auch die Ehemänner oder die Familie gegen ihre Arbeit. Unbeirrt und getragen vom Erfolg ihrer Publikationen, stemmen sich die jungen Frauen den patriarchalen Strukturen entgegen und ermöglichen einen Einblick in das komplexe Gefüge kulturgegebener Verschränkungen Indiens. (slb)

    Bilder: © Black Ticket Films

6. Dezember 2021
  1. 09:30
    Lunana - A Yak in the Classroom - Schulvorstellung
    Odf 109' | Bhutan 2020 | Pawo Choyning Dorji | Spielfilm

    Ugyen, ein junger Lehrer in Bhutan, wird in die abgelegenste Schule der Welt zwangsversetzt. Fernab von seinem gewohnten Komfort findet sich Ugyen in einem Dorf namens Lunana wieder. Dort trifft er auf eine Gemeinschaft, die ihn mit grösstem Respekt betrachtet – nur ein Lehrer könne «die Zukunft der Kinder berühren», so die gängige Meinung. Nach und nach lernt Ugyen mehr über seinen Beruf, als es ihm seine Ausbildung zu vermitteln mochte.

    Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
    Moderation: Claudia Solanes

    Präsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland

    Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch

  2. 10:00
    My Name is Baghdad - Schulvorstellung
    OVd 96' | Brasilien 2020 | Caru Alves De Souza | Spielfilm

    Auf ihrem Skateboard rollt sie durch São Paulo. Bagdá trägt die Haare kurz, die Hosen mit hohem Bund, den Pullover gern unter den Gürtel gestopft. Bagdá ist cool, ein Mädchen, das respektiert, wen sie respektieren will – und alle anderen auch schon mal mit nassen Wurfgeschossen attackiert. Ihr Zuhause ist ein eigensinniger, emanzipierter Frauenhaushalt, aber ihre Welt ist die der Suicide Ramps. Dort hängt sie mit ihren Jungs ab, die die Tage mit nacktem Oberkörper, Karten spielend und Brusthaare zupfend verbringen. Wie ihre Protagonistin gleitet die Regisseurin durch den Film: selbstbewusst, originell und mit freiem Schwenk. Und wie Bagdá macht sie auch vor Düsterem nicht Halt, thematisiert Gewalt, Sexismus und Diskriminierung – aber auch Solidarität und Aufbegehren.

    Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
    Moderation: Annina Brühwiler, Journalistin und Skate-Coach

    Präsentiert mit dem Latin American Center UZH

    Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch

  3. 13:30
    SHADOW GAME - Schulvorstellung
    OVe 90' | Holland | Eefje Blankevoort, Els van Driel | Dokumentarfilm

    Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)

    Anschliessendes Gespräch mit Filmemacherin Els van Driel
    Moderation: Claudia Solanes

  4. 14:00
    La mif Schulvorstellung
    Ode 110' | Schweiz 2021 | Fred Baillif | Spielfilm

    «Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit Protagonistinnen. (FR/DE)
    Moderation: Sandrine Charlot Zinsli

    Präsentiert mit Aux Arts Etc ... und Ambassade de France en Suisse

    Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch

    Bilder: © Joseph Areddy / Stephane Gros

  5. 17:30
    La mif
    Ode 110' | Schweiz 2021 | Fred Baillif | Spielfilm

    «Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit Protagonistinnen. (FR/DE)
    Moderation: Sandrine Charlot Zinsli

    KOSMOPOLITICS I 20h I Forum
    VERNISSAGE HANDBUCH NEUE SCHWEIZ

    Für alle, die da sind und alle,
    die noch kommen werden

    An der Vernissage zum Handbuch Neue Schweiz gehen wir den Spuren der Bürger*innenrechtskämpfe seit den 1960er-Jahren bis zur Black Lives Matter-Bewegung nach. Unter anderem mit Francesca Falk, Kijan Espahangizi, Paola de Martin, Fatima Moumouni und Hannan Salamat.

    Moderation: Mardoché Kabengele

    Präsentiert mit INES – Institut Neue Schweiz

  6. 18:30
    Mis hermanos sueñan despiertos
    OVe 85' | Chile 2021 | Claudia Huaiquimilla | Spielfilm

    Von der Gesellschaft im Stich gelassen warten Ángel und sein jüngerer Bruder Franco seit einem Jahr in einem Jugendgefängnis im Süden von Chile auf die Verhandlung ihres Falles. Die Geschwisterliebe und die Freundschaft zu den Mitgefangenen machen die harten Haftbedingungen erträglicher. Gemeinsam träumen sie von der Freiheit, die sie eines Tages erwartet – vom ersten Fussballspiel im Stadion, von einer heissen Dusche oder einem Ausflug an den Strand. Diese Solidarität scheint lange der Schlüssel dafür zu sein, in einem System von Unterdrückung, Hierarchien und Gewalt zu überleben. Dann wird Jaime aus einem anderen Jugendzentrum überführt und sein Hang zur Rebellion macht die Tagträume der Jugendlichen plötzlich greifbar. Jaime plant eine Meuterei, um mit ein paar Mitgefangenen auszubrechen. Von der wahren Begebenheit, auf der die Geschichte basiert, existieren kaum Aufzeichnungen. Mis hermanos sueñan despiertos rekonstruiert denn auch nicht die tatsächlichen Ereignisse, sondern versucht die zunehmende Verzweiflung zu bebildern: Was bringt die Jugendlichen dazu, ihr Leben für eine verhängnisvolle Fluchtidee aufs Spiel zu setzen? Gleichzeitig offenbart der Film das problematische chilenische Justizsystem – eine Politik der Bestrafung, die neue Opfer hervorbringt anstatt Perspektiven für marginalisierten Jugendlichen zu schaffen. (nio)

    Präsentiert mit dem Latin American Center UZH

  7. 20:30
    Rouge
    OVe 86' | Frankreich, Belgien 2020 | Farid Bentoumi | Spielfilm

    «Soll ich euch alle sterben lassen?», fragt die junge Krankenpflegerin Nour ihren Vater Slimane. Beide arbeiten für einen grossen Chemiekonzern in Frankreich – Nours Vater schon seit fast drei Jahrzehnten. Mittlerweile ist der langjährige Vertraute der Geschäftsleitung auch Gewerkschaftsvertreter, er arbeitet viel und beklagt sich nicht. Slimane verschafft nicht nur der Tochter einen neuen Job bei seinem Arbeitgeber, sondern fühlt sich auch für den Rest der Belegschaft verantwortlich. Das Drama nimmt seinen Lauf, als Nour Lücken in den Gesundheitsakten der Angestellten bemerkt. Gemeinsam mit einer Journalistin kommt sie einem jahrelang vertuschten Entsorgungsskandal – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die Belegschaft – auf die Spur. Ihr Drang nach Gerechtigkeit treibt sie zu einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer und vergiftet zusehends die harmonische Vater-Tochter-Beziehung. Bringt sie die Wahrheit ans Licht, gefährdet sie nicht nur Slimanes Ruf, sondern auch unzählige Arbeitsplätze. Nour muss sich entscheiden zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und einem Leben als Whistleblowerin. (nio)

    Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Farid Bentoumi.
    Moderation: Marcy Goldberg

    Präsentiert mit Public Eye

  8. 21:00
    Wet Sand
    OVd 115' | Schweiz, Georgien 2021 | Elene Naveriani | Spielfilm

    «Follow your fucking dreams», steht auf Fleshkas Jacke, als bräuchte sie eine tägliche Erinnerung daran, endlich aus ihrem Leben als Barangestellte im «Wet Sand» auszubrechen. Amnon, der Besitzer dieser Strandbar irgendwo an der georgischen Schwarzmeerküste, scheint sich ebenso wenig ins Dorfleben einzufügen. Die Bewohner*innen treffen sich hier, lästern und führen die ewiggleichen Gespräche, begleitet vom monotonen Geräusch der brechenden Wellen. Als das Gerücht eines Selbstmordes die Runde macht, ist schnell klar, dass es sich um den Aussenseiter Eliko handeln muss – um dessen Beerdigung sich aber niemand kümmern will. Die Gleichgültigkeit seiner Mitmenschen lässt erahnen, dass Eliko sich vom geselligen Leben und von Ritualen fernhielt. Mit dem Auftauchen seiner Enkelin Moe kommen nach und nach die Bigotterie und Intoleranz seiner Mitmenschen und ein Netz von Lügen zum Vorschein. Elikos und Amnons jahrelange, heimliche Liebe hebt das Dorfleben aus den Fugen und entlarvt eine homophobe, repressive Gesellschaft, in der auch Fleshka und Moe keine Perspektive sehen. Eine kraftvolle Hommage an die Liebe – und an alle, die sich gegen Konformismus auflehnen und Wege finden müssen, ihre Träume zu leben. (nio)

    Bilder: © Maximage Sister distribution

7. Dezember 2021
  1. 10:00
    La mif Schulvorstellung
    Ode 110' | Schweiz 2021 | Fred Baillif | Spielfilm

    «Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit Protagonistinnen. (FR/DE)
    Moderation: Sandrine Charlot Zinsli

    Präsentiert mit Aux Arts Etc ... und Ambassade de France en Suisse

    Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch

    Bilder: © Joseph Areddy / Stephane Gros

  2. 18:00
    Zinder
    OVe 82' | Frankreich, Niger, Deutschland 2021 | Aïcha Macky | Dokumentarfilm

    Der Alltag in der Stadt Zinder in Niger ist von Armut geprägt. Viele Jugendliche stammen aus Karakara, einem Viertel, wo früher Leprakranke lebten. Ohne Recht auf Bildung und von der Gesellschaft ausgegrenzt, schlagen sie ihre Zeit tot. Die in Zinder aufgewachsene Filmemacherin fühlt den oft in Gangs organisierten jungen Männern auf den Puls. Bawa, ein ehemaliger Anführer, erzählt ihr offen von seiner früheren Gewaltbereitschaft, die sich in Schlägereien und Vergewaltigungen entlud. Andere prahlen weiterhin mit ihrer toxischen Männlichkeit. Macky lässt diese teils beklemmenden Aussagen unkommentiert – sie hört zu und zeichnet das Bild einer Jugend, die durch Aufbegehren und Machtdemonstration ihrer Perspektivenlosigkeit zu entkommen versucht. (slb)

    Begrüssungsworte
    Léo Kaneman, Ehrenpräsident HRFF Zürich

    Christine Löw, Stv. Chefin Abteilung Frieden und Menschenrechte (AFM), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)

    FRIEDEN UND MENSCHENRECHTE IM SAHEL (Engl.)
    Viele Länder der Sahelzone sind mit Armut, sozialer Ungleichheit, Straflosigkeit und Korruption konfrontiert. Menschenrechtsverletzungen oder die unzureichende Garantie der Grundfreiheiten sind ein Zeichen dafür, dass Frieden und Sicherheit gefährdet sind. Wie können die Grundbedürfnisse der Bevölkerung ins Zentrum gerückt und die Stabilität gefördert werden? Gespräch mit Aïcha Macky (Filmemacherin), sowie Marie-Emilie Dozin, (Head of Advocacy and Communication for the Global Protection Cluster, UNHCR).

    Moderation: Flavia Giorgetta

    Präsentiert mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA

  3. 18:30
    La mif
    Ode 110' | Schweiz 2021 | Fred Baillif | Spielfilm

    «Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)

  4. 20:30
    Réveil sur Mars
    Odf 74' | Schweiz, Frankreich | Dea Gjinovci | Dokumentarfilm

    Reglos und mit geschlossenen Augen liegen die Schwestern Ibadeta and Djeneta nebeneinander. Nur der Sauerstoffschlauch in ihren Nasen verrät, dass sie nicht schlafen, sondern im Koma liegen. Ihr kleiner Bruder Furkan glaubt, dass sie ihn trotzdem hören können, wenn er ihnen vom Mars erzählt. Orange sei der fremde Planet und es sei sehr dunkel während der langen Reise dorthin. In seiner lebhaften Fantasie bestreitet Furkan Abenteuer fern von Traurigkeit und seelischer Erschütterung, die die Flucht seiner Familie aus dem Kosovo ausgelöst hat. Das «resignation syndrom» der Schwestern setzte ein, als der zweite negative Asylentscheid der schwedischen Behörden eintraf. Seither fristet die Familie ein Dasein in einer Zwischenwelt, gefangen in einer Spirale des Wartens. Die Eltern hoffen, dass ihre Mädchen bald aufwachen und trotzen gleichzeitig der Ungewissheit und ihrer Angst vor einer Rückweisung in den Balkan. Dort wurden sie als Angehörige einer ethnischen Minderheit diskriminiert und verfolgt. Furkan entzieht sich immer wieder dieser bitteren Realität und baut an seinem Raumschiff aus Schrott, um bald auf dem Mars ein neues Leben zu beginnen. Eine Ode an die menschliche Fähigkeit zum Widerstand, aufwühlend und poetisch zugleich. (nio)

    MENTAL HEALTH ISSUES CAUSED BY FLIGHT AND RESIGNATION (Engl.)
    Die beiden Mädchen in Réveil sur Mars sind von einem sehr seltenen medizinischen Phänomen betroffen: Das «resignation syndrom» wird ausgelöst durch die traumatische Fluchterfahrung, aber auch die Verunsicherung und Angst vor dem Asylentscheid im Ankunftsland. Nach dem Film diskutieren die Dea Gjinovci (Filmemacherin) und Marcos Moyano (Psychologe und «Mental Health Advisor» bei MSF mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Betroffenen in Krieg- und Konfliktgebieten).

    Moderation: Dana Landau

    Präsentiert mit Médecins Sans Frontières

  5. 21:00
    Rouge
    OVe 86' | Frankreich, Belgien 2020 | Farid Bentoumi | Spielfilm

    «Soll ich euch alle sterben lassen?», fragt die junge Krankenpflegerin Nour ihren Vater Slimane. Beide arbeiten für einen grossen Chemiekonzern in Frankreich – Nours Vater schon seit fast drei Jahrzehnten. Mittlerweile ist der langjährige Vertraute der Geschäftsleitung auch Gewerkschaftsvertreter, er arbeitet viel und beklagt sich nicht. Slimane verschafft nicht nur der Tochter einen neuen Job bei seinem Arbeitgeber, sondern fühlt sich auch für den Rest der Belegschaft verantwortlich. Das Drama nimmt seinen Lauf, als Nour Lücken in den Gesundheitsakten der Angestellten bemerkt. Gemeinsam mit einer Journalistin kommt sie einem jahrelang vertuschten Entsorgungsskandal – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die Belegschaft – auf die Spur. Ihr Drang nach Gerechtigkeit treibt sie zu einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer und vergiftet zusehends die harmonische Vater-Tochter-Beziehung. Bringt sie die Wahrheit ans Licht, gefährdet sie nicht nur Slimanes Ruf, sondern auch unzählige Arbeitsplätze. Nour muss sich entscheiden zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und einem Leben als Whistleblowerin. (nio)

Programm 2020
3. Dezember 2020
  1. 19:00
    Cat in the Wall
    OVe 92' | Bulgarien, UK, Frankreich 2019 | Mina Mileva, Vesela Kazakova | Spielfilm

    «Sprecht Englisch, oder ich loch euch ein!», brüllt ein Polizist Irina und ihren Bruder an. Er durchsucht die Wohnung der bulgarischen Geschwister, weil die Nachbarn sie verdächtigen, ihre Katze gestohlen zu haben. Diese und andere Streitereien prägen den Alltag der Bewohner*innen eines heruntergekommenen Hausblocks in London. Irina versucht sich im harten Milieu der Arbeiterklasse zurechtzufinden und macht Doppelschichten, während ihr Bruder auf die Anerkennung seines Lehrerdiploms wartet. Mitunter pinkelt ein Nachbar in den Lift, es wird gestritten und über den bevorstehenden Brexit politisiert. Irina wachsen die Absurditäten und sozialen Ungleichheiten über den Kopf und sie identifiziert sich zusehends mit der Katze, die sich in einem Heizrohr ihrer Küche verkrochen hat und auf bessere Zeiten wartet.
    Mina Mileva und Vesela Kazakova schaffen eine ergreifende Sozialstudie, die feinsensorische Kamera von Dimitar Kostov folgt den Darsteller*innen so leichtfüssig, dass man sich oft in einem Dokumentarfilm glaubt, dem Genre indem sich die Regisseurinnen bisher zuhause fühlten. Auch mit ihrem Spielfilmdebüt zeigen sie viel Gespür für Schauspielführung und Situationskomik. (slb)

    Begrüssungsworte
    Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
    Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich
    Kathrin Frey, Filmbeauftragte Stadt Zürich Kultur

    Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacherinnen Mina Mileva und Vesela Kazakova

  2. 20:30
    Exil
    OVe 121' | Deutschland, Belgien, Kosovo 2020 | Visar Morina | Spielfilm

    Erst hängt eine tote Ratte an der Tür des Hauses, in dem Xhafer mit seiner Frau und den Kindern lebt. Dann kommen Mails «versehentlich» nicht an. Die Anzeichen, dass der Pharmaingenieur an seinem Arbeitsplatz gemobbt und schikaniert wird, mehren sich. Und auch wenn weder seine Frau noch seine Kolleg*innen ihm Glauben schenken, fühlt sich der seit Jahren gut integrierte Mann aus dem Kosovo immer stärker aus der deutschen Gemeinschaft ausgestossen. Oder verliert er den Bezug zur Realität?
    In seinem zweiten Langfilm seziert Regisseur Visar Morina die psychische Wirkung sozialer Ausgrenzung und inszeniert sie als Wechselspiel von Zugehörigkeit und Entfremdung. In subtilen, sich mit dem Zustand seines Protagonisten nach und nach verändernden Bildern und mit präzise agierenden Hauptdarsteller*innen zeigt er, welche Rolle die Persönlichkeit bei der Integration in eine andere Gesellschaft spielt, und wie schnell ein vermeintlich stabiles Identitätsgerüst Risse bekommen kann. (Berlinale 2020)

4. Dezember 2020
  1. 09:30
    Los Lobos – Schulvorstellung
    Odf 94' | Mexiko 2019 | Samuel Kishi Leopo | Spielfilm

    Jenseits der Grenze lockt Disneyland. Mit solchen Träumereien halten sich die Brüder Max und Leo aus Mexiko bei Laune. Ihre Mutter Lucía hingegen hat nach der harten Landung in der Realität keine Zeit mehr für Kopfreisen. In den USA angekommen, nimmt sie mehrere Gelegenheitsjobs an und lässt die Söhne in der Wohnung zurück. Sie lauschen in Endlosschleife den Regeln, welche Lucía auf Kassette aufgenommen hat: «Nie das Haus verlassen! Aufeinander aufpassen!». Wie Wölfe sollen sie sich und ihr Heim beschützen. Der Einöde entfliehen sie nur dank ihrer Fantasie: Auf die Wände der Wohnung kritzeln sie künftige Abenteuer. Basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen gibt der Regisseur Einblick in die anhaltende Migrationskrise an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. (nio)

    Im Anschluss animiertes Gespräch mit Jennifer Niedermann, Moderatorin und Spoken Word Artistin

  2. 10:00
    The Grizzlies – Schulvorstellung
    OVd 104' | Kanada 2018 | Miranda de Pencier | Spielfilm

    Ende der 1990er Jahre hat die kleine arktische Inuit-Gemeinde Kugluktuk eine der höchsten Selbstmordraten unter Jugendlichen in Nordamerika. Als der unerfahrene Lehrer Russ Sheppard dort eintrifft, um eine Stelle an der lokalen Schule anzutreten, sieht er sich mit massiven psychologischen und sozialen Problemen sowie den fatalen Folgen der Kolonisierung indigener Lebenswelten konfrontiert. Auf verlorenem Posten gründet Sheppard trotz allgemeiner Skepsis ein Lacrosse-Team an der Schule. Und diese vermeintlich völlig widersinnige Idee soll weitreichende Folgen haben.

    Anschliessendes Filmgespräch mit RFK Human Rights und Andreas Graf, Head of Human Rights & Anti-Discrimination bei der FIFA.
    Die Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz hat gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte der Universität Zürich «Speak Truth To Power» ein facettenreiches Programm zur Menschenrechtsbildung an Schulen entwickelt. Das begleitende Buch kann über info@rfkhumanrights.ch bestellt werden.

  3. 13:30
    And Then We Danced – Schulvorstellung
    OVd 106' | Schweden, Georgien 2019 | Levan Akin | Spielfilm

    Merab trainiert seit jungen Jahren mit seiner Tanzpartnerin im nationalen georgischen Staatsballett. Als der charismatische und ungezwungene Irakli auftaucht, wird Merabs Welt unversehens auf den Kopf gestellt. Der Neue wird zu seinem grössten Rivalen und zu seiner grössten Leidenschaft. Immer stärker verspürt Merab den Drang, aus seinem konservativen Umfeld auszubrechen und seine Sexualität auszuleben. Dafür muss er alles riskieren. Der schwedische Regisseur Levan Akin kehrt mit «And Then We Danced» zu seinen Wurzeln nach Georgien zurück. In seiner berührenden universell gültigen Emanzipations-Geschichte avanciert die Inszenierung von Körperlichkeit und Tanz zum Brennpunkt. Der Film transportiert das Bewusstsein einer jungen Generation im Korsett strenger Riten und Traditionen, gegen die sich Merab mit den Waffen eines Tänzers auflehnt.

    Im Anschluss animiertes Gespräch mit Tobias Urech (LGBTIQ-Aktivist und Vorstandsmitglied Milchjugend)

  4. 14:00
    Les Hirondelles de Kaboul – Schulvorstellung
    Fd 80' | Frankreich, Schweiz 2019 | Zabou Breitman, Eléa Gobbé-Mévellec | Animation

    Sommer 1998 in Kabul. Zunaira ist jung und voller Lebenshunger. Diesen zu stillen ist alles andere als einfach: Die Kinos und Theater in ihrer von den Taliban besetzten Heimatstadt sind geschlossen, Musik ist aus der Öffentlichkeit verbannt, die Universität liegt in Trümmern. Also verbringt Zunaira viel Zeit zu Hause, wo sie auch ihren Freund Mohsen trifft. Die zwei lieben sich von ganzem Herzen – doch dann verändert ein dramatischer Unfall alles. Zunaira wird zum Tode verurteilt.
    Der Animationsfilm basiert auf Yasmina Khadras Roman «Die Schwalben von Kabul», den die Regisseurin Zabou Breitman und die Illustratorin Eléa Gobbé-Mévellec für die Leinwand adaptiert haben. Die Geschichte erzählt von Unterdrückung, vom Kampf um ein würdevolles Leben und von der Kraft der Frauen.

    Anschliessendes Filmgespräch mit RFK Human Rights und Farooq Haq, Mitglied der afghanischen Königsfamilie im Exil in der Schweiz.
    Die Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz hat gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte der Universität Zürich «Speak Truth To Power» ein facettenreiches Programm zur Menschenrechtsbildung an Schulen entwickelt. Das begleitende Buch kann über info@rfkhumanrights.ch bestellt werden.

  5. 17:30
    Los Lobos
    Odf 94' | Mexiko 2019 | Samuel Kishi Leopo | Spielfilm

    Jenseits der Grenze lockt Disneyland. Mit solchen Träumereien halten sich die Brüder Max und Leo aus Mexiko bei Laune. Ihre Mutter Lucía hingegen hat nach der harten Landung in der Realität keine Zeit mehr für Kopfreisen. In den USA angekommen, nimmt sie mehrere Gelegenheitsjobs an und lässt die Söhne in der Wohnung zurück. Sie lauschen in Endlosschleife den Regeln, welche Lucía auf Kassette aufgenommen hat: «Nie das Haus verlassen! Aufeinander aufpassen!». Wie Wölfe sollen sie sich und ihr Heim beschützen. Der Einöde entfliehen sie nur dank ihrer Fantasie: Auf die Wände der Wohnung kritzeln sie künftige Abenteuer. Basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen gibt der Regisseur Einblick in die anhaltende Migrationskrise an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. (nio)

    Begrüssungsworte
    Léo Kaneman, Gründer und Ehrenpräsident HRFF Zurich
    Pietro Mona, Schweizer Botschafter für Entwicklung, Flucht und Migration

    EINE VERLORENE GENERATION VERHINDERN
    Bildung verbessert die sozioökonomische Perspektive von Migrant*innen, Geflüchteten und Binnenvertriebenen. Sie ist ein Menschenrecht und Katalysator für eine gerechte, friedliche Gesellschaft. Wie kann das Recht auf Bildung für Kinder mit Migrationshintergrund geschützt werden? Es diskutieren Rolf Gollob (Abteilung «Internationale Bildungsentwicklung» der PH Zürich), Valeria Kunz (Bildungschefin, Save the Children Switzerland) und Christine Löw (Direktorin UN-Frauen Verbindungsbüro Genf)

    Moderation: Marguerite Meyer

    Präsentiert mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, Abteilung Menschliche Sicherheit und dem Latin American Center UZH

  6. 18:15
    Otac/Father
    OVe 120' | Serbien, Frankreich, Deutschland 2020 | Srdan Golubović | Spielfilm

    Wie weit geht jemand für seine Kinder? Der Behördenwillkür und Korruption in seinem Dorf ausgeliefert, nimmt Nikola 300 Kilometer Fussmarsch von Südserbien nach Belgrad auf sich. Der wortkarge Vater will beim Ministerium für Soziales Beschwerde einlegen und Gerechtigkeit für sich und seine Kinder einfordern. Denn nach einem Selbstmordversuch seiner Frau wegen ausstehenden Lohnzahlungen ist dem Vater das Sorgerecht entzogen worden. Die fadenscheinige Begründung: Er sei zu arm, um seine Familie zu versorgen. Überzeugt, ihm widerfahre Unrecht, will er sich gegen das System wehren. Doch die beschwerliche Reise wird zur Zäsur. Jede Begegnung führt ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation weiter vor Augen. Mit jedem Schritt Richtung Belgrad wächst seine Verzweiflung. Nikolas Beharrlichkeit wird mit einem persönlichen Treffen im Ministerium belohnt, doch damit ist sein Kampf noch lange nicht zu Ende. (nio)

  7. 20:30
    Made in Bangladesh
    OVe 95' | Bangladesch, Dänemark, Frankreich 2019 | Rubaiyat Hossain | Spielfilm

    Shimu und ihre Kolleg*innen arbeiten in einer Textilfabrik. Die Arbeitsstunden sind lang, die Luft ist heiss und stickig und um Strom zu sparen, schaltet der Aufseher gerne mal die Lüftung ab. Auch sexuelle Übergriffe und verbale Erniedrigungen durch die Vorgesetzten sind an der Tagesordnung. Shimu nimmt gegen den Willen ihres Ehemannes und trotz den Drohungen ihres Chefs den Kampf auf und überzeugt ihre Kolleg*innen, eine Gewerkschaft zu gründen. Mit Hilfe einer Anwältin lernt sie, Druck auf die Geschäftsleitung auszuüben.
    Rubaiyat Hossain inszeniert mit viel Feingefühl Shimus Bemühungen, die tief verankerten patriarchalen Strukturen in den Konzernen zu zerschlagen und für ihre Freiheit und Rechte als Frau und Arbeiter*in einzustehen. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit realen Textilarbeiter*innen und zwingt uns, deren Leidensgeschichte anzuerkennen und unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. (slb)

    FAST FASHION: WELCHE VERANTWORTUNG TRAGEN MODEBRANDS UND KONSUMENT*INNEN?
    Simone Wasmann (Solidar Suisse) und Elisabeth Schenk (Public Eye) diskutieren die aktuelle Situation der Textilarbeiter*innen, die zivilgesellschaftlichen Bewegungen und die Auswirkungen von COVID-19 auf die Textilindustrie im globalen Süden. Simone Wasmann ist Kampagnenverantwortliche für faire Arbeit in Asien und unterstützt den gewerkschaftlichen Aufbau von Arbeiter*innen vor Ort. Elisabeth Schenk ist verantwortlich für die Clean Clothes Campaign (CCC).

    Moderation: Marcy Goldberg

    Präsentiert mit Public Eye, Solidar Suisse und dem International Film Festival and Forum on Human Rights, Geneva

  8. 21:00
    Cat in the Wall
    OVe 92' | Bulgarien, UK, Frankreich 2019 | Mina Mileva, Vesela Kazakova | Spielfilm

    «Sprecht Englisch, oder ich loch euch ein!», brüllt ein Polizist Irina und ihren Bruder an. Er durchsucht die Wohnung der bulgarischen Geschwister, weil die Nachbarn sie verdächtigen, ihre Katze gestohlen zu haben. Diese und andere Streitereien prägen den Alltag der Bewohner*innen eines heruntergekommenen Hausblocks in London. Irina versucht sich im harten Milieu der Arbeiterklasse zurechtzufinden und macht Doppelschichten, während ihr Bruder auf die Anerkennung seines Lehrerdiploms wartet. Mitunter pinkelt ein Nachbar in den Lift, es wird gestritten und über den bevorstehenden Brexit politisiert. Irina wachsen die Absurditäten und sozialen Ungleichheiten über den Kopf und sie identifiziert sich zusehends mit der Katze, die sich in einem Heizrohr ihrer Küche verkrochen hat und auf bessere Zeiten wartet.
    Mina Mileva und Vesela Kazakova schaffen eine ergreifende Sozialstudie, die feinsensorische Kamera von Dimitar Kostov folgt den Darsteller*innen so leichtfüssig, dass man sich oft in einem Dokumentarfilm glaubt, dem Genre indem sich die Regisseurinnen bisher zuhause fühlten. Auch mit ihrem Spielfilmdebüt zeigen sie viel Gespür für Schauspielführung und Situationskomik. (slb)

5. Dezember 2020
  1. 11:00
    Made in Bangladesh
    OVe 95' | Bangladesch, Dänemark, Frankreich 2019 | Rubaiyat Hossain | Spielfilm

    Shimu und ihre Kolleg*innen arbeiten in einer Textilfabrik. Die Arbeitsstunden sind lang, die Luft ist heiss und stickig und um Strom zu sparen, schaltet der Aufseher gerne mal die Lüftung ab. Auch sexuelle Übergriffe und verbale Erniedrigungen durch die Vorgesetzten sind an der Tagesordnung. Shimu nimmt gegen den Willen ihres Ehemannes und trotz den Drohungen ihres Chefs den Kampf auf und überzeugt ihre Kolleg*innen, eine Gewerkschaft zu gründen. Mit Hilfe einer Anwältin lernt sie, Druck auf die Geschäftsleitung auszuüben.
    Rubaiyat Hossain inszeniert mit viel Feingefühl Shimus Bemühungen, die tief verankerten patriarchalen Strukturen in den Konzernen zu zerschlagen und für ihre Freiheit und Rechte als Frau und Arbeiter*in einzustehen. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit realen Textilarbeiter*innen und zwingt uns, deren Leidensgeschichte anzuerkennen und unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. (slb)

  2. 11:30
    A Thousand Cuts
    OVe 110' | USA 2020 | Ramona S. Diaz | Dok

    Auf den Philippinen stirbt die Demokratie einen «langsamen Tod durch tausend Messerstiche». Die regierungskritische Journalistin Maria Ressa benennt eine blutige Realität, die der autokratische Präsident Rodrigo Duterte als persönlichen Erfolg bezeichnet. Seit 2016 regiert er den Inselstaat mit eiserner Hand und geht bei seiner Anti-Drogenpolitik über Leichen. Furchtlos stellen sich Maria Ressa und ihre Mitarbeiter*innen mit dem unabhängigen News-Portal «Rappler» gegen das Regime. Manipulierte Informationen, Machtmissbrauch, Social Media als Brandbeschleuniger: Ihre schonungslose Berichterstattung lässt kein gutes Haar am Präsidenten und seiner Gefolgschaft. Im Namen der Pressefreiheit und für die Aufklärung ihrer Mitbürger*innen riskiert Maria Ressa als Kopf von «Rappler» ihr Leben. (nio)

    PHILIPPINEN: DEMOKRATIE UNTER BESCHUSS (Engl.)
    Im Anschluss erläutert Carlos Conde, Philippinen-Experte bei Human Rights Watch, im Skype-Gespräch die jahrelange, systematische und gewaltsame Unterdrückung von Presse- und Meinungsfreiheit auf den Philippinen. Ein massiver Anstieg an aussergerichtlichen Tötungen sowie gezielte Desinformations- und Hasskampagnen in den sozialen Medien haben diese Entwicklung unter dem derzeitigen Präsidenten Rodrigo Duterte weiter verschärft.

    Moderation: Annette Hug, Autorin und Übersetzerin philippinischer Literatur

    Präsentiert mit Human Rights Watch und Reportagen

  3. 13:00
    Otac/Father
    OVe 120' | Serbien, Frankreich, Deutschland 2020 | Srdan Golubović | Spielfilm

    Wie weit geht jemand für seine Kinder? Der Behördenwillkür und Korruption in seinem Dorf ausgeliefert, nimmt Nikola 300 Kilometer Fussmarsch von Südserbien nach Belgrad auf sich. Der wortkarge Vater will beim Ministerium für Soziales Beschwerde einlegen und Gerechtigkeit für sich und seine Kinder einfordern. Denn nach einem Selbstmordversuch seiner Frau wegen ausstehenden Lohnzahlungen ist dem Vater das Sorgerecht entzogen worden. Die fadenscheinige Begründung: Er sei zu arm, um seine Familie zu versorgen. Überzeugt, ihm widerfahre Unrecht, will er sich gegen das System wehren. Doch die beschwerliche Reise wird zur Zäsur. Jede Begegnung führt ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation weiter vor Augen. Mit jedem Schritt Richtung Belgrad wächst seine Verzweiflung. Nikolas Beharrlichkeit wird mit einem persönlichen Treffen im Ministerium belohnt, doch damit ist sein Kampf noch lange nicht zu Ende. (nio)

  4. 14:45
    Exil
    OVe 121' | Deutschland, Belgien, Kosovo 2020 | Visar Morina | Spielfilm

    Erst hängt eine tote Ratte an der Tür des Hauses, in dem Xhafer mit seiner Frau und den Kindern lebt. Dann kommen Mails «versehentlich» nicht an. Die Anzeichen, dass der Pharmaingenieur an seinem Arbeitsplatz gemobbt und schikaniert wird, mehren sich. Und auch wenn weder seine Frau noch seine Kolleg*innen ihm Glauben schenken, fühlt sich der seit Jahren gut integrierte Mann aus dem Kosovo immer stärker aus der deutschen Gemeinschaft ausgestossen. Oder verliert er den Bezug zur Realität?
    In seinem zweiten Langfilm seziert Regisseur Visar Morina die psychische Wirkung sozialer Ausgrenzung und inszeniert sie als Wechselspiel von Zugehörigkeit und Entfremdung. In subtilen, sich mit dem Zustand seines Protagonisten nach und nach verändernden Bildern und mit präzise agierenden Hauptdarsteller*innen zeigt er, welche Rolle die Persönlichkeit bei der Integration in eine andere Gesellschaft spielt, und wie schnell ein vermeintlich stabiles Identitätsgerüst Risse bekommen kann. (Berlinale 2020)

  5. 15:45
    Days of Cannibalism
    OVe 78' | Frankreich, Südafrika, Niederlande 2020 | Teboho Edkins | Dok

    Fressen oder gefressen werden? Seit Arbeitsmigrant*innen aus China ihre Geschäfte im bergigen Hinterland um Lesotho zu etablieren versuchen, bestimmen neue Prinzipien das Leben im Distrikt Thaba-Tseka. Chinesische Waren verdrängen lokale Produkte und wo eine Kuh gerade noch das wertvollste Gut war, ersetzt nun eine währungsbasierte Wirtschaft den traditionellen Tauschhandel. Zwischen Inszenierung und Dokumentation treffen Viehdieb*innen, Ordnungshüter*innen und opportunistische Geschäftsleute in einem modernen, ethnologischen Western aufeinander. Ein Schlaglicht auf Fragen der Assimilation und eine scharfe Beobachtung globalisierter Realität. (nio)

    Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Teboho Edkins (Engl.)
    Moderation: Josephine Tedder

  6. 17:30
    The Cave
    OVe 106' | Dänemark, Deutschland, Katar 2019 | Feras Fayyad | Dok

    Oben lauert der Tod, unter der Erde keimt Hoffnung. In der Hochburg der syrischen Aufständischen in Ost-Ghuta fallen täglich Zivilist*innen den bewaffneten Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen zum Opfer. Mitten in dieser humanitären Katastrophe versuchen mutige Ärzt*innen, unterirdisch den Schutz der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. In den dunklen, labyrinthähnlichen Gängen und Sälen von «The Cave» warten Patient*innen auf eine Behandlung. Kinder, Eltern, alte Menschen, die Opfer von Giftgasangriffen oder Splitterbomben wurden. Unter der Leitung der angehenden Kinderärztin Dr. Amani – eine Frau würde im patriarchal geprägten Syrien unter gewöhnlichen Umständen niemals eine Führungsposition einnehmen – kämpft das Team ums Überleben und oft auch gegen die eigenen Traumata. (nio)

    MEDICAL ORDER WITHIN THE CHAOS OF WAR (Engl.)
    Wie ist es möglich, unter den widrigsten Bedingungen, Menschen medizinisch zu versorgen? Wo liegt die Grenze zwischen ärztlicher Pflicht und lebensbedrohlicher Selbstaufgabe? Gespräch mit dem Filmemacher Feras Fayyad und Imad Aoun, Communications & Advocacy Adviser von MSF.

    Moderation: Rafaela Roth (Journalistin NZZ am Sonntag)

    Präsentiert mit Médecins Sans Frontières

    The Cave gewinnt den erstmals vergebenen Prix Célestine von Interfilm Schweiz.

  7. 18:00
    Lovemobil
    OVe 106' | Deutschland 2019 | Elke Margarete Lehrenkrauss | Dok

    Irgendwo am Waldrand an einer Autostrasse steht ein Camper mit farbigen Lämpchen. Rita und Milena, die abwechslungsweise im Lovemobil auf Freier warten, telefonieren mit Freundinnen, machen ihre Wäsche oder streiten mit der Wohnmobilbesitzerin und Zuhälterin Uschi.
    Ohne Sexarbeit zu beschönigen erscheint weder Uschi als simple Täterin noch wirken die beiden für sie arbeitenden Frauen – Rita aus Nigeria, Milena aus Bulgarien – nur als Opfer. Diese Grauzonen interessieren die Filmregisseurin Elke Lehrenkrauss, die ihren Protagonistinnen aufmerksam zuhört. Schillernd in den Farben der Nacht gefilmt, spiegelt Lovemobil die Ambivalenz der Prostitution. Kleine, für den Film arrangierte Szenen zeigen, dass die Frauen bei der Entstehung des Filmes mitgewirkt haben und sorgen neben teils brutalen auch für vergnügliche Momente. Der Film besticht durch seine mit Krimielementen angereicherte Mischung aus Figuren- und Sozialstudie. Aufgrund dieser Vielseitigkeit gehen die individuellen und gleichzeitig von einem grausamen Menschenhandelssystem geprägten Geschichten besonders nah. (Jenny Billeter, Xenix)

    SEX GEGEN GELD: ZWISCHEN SELBSTBESTIMMUNG UND PREKARIAT
    Sexarbeit ist Arbeit unter erschwerten Bedingungen. In der Schweiz ist sie zwar legal, aber von strukturellen Problemen geprägt. Gesellschaftliche Stigmata, politische Barrieren, ökonomische Abhängigkeiten und nicht zuletzt die aktuelle Pandemie machen den Sexarbeiter*innen das Leben schwer. Eine Diskussion zur Lage der Sexarbeit in der Schweiz mit der Regisseurin Elke Lehrenkrauss und Lelia Hunziker (Geschäftsführerin FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration).

    Moderation: Noëmi Landolt (Journalistin WOZ)

  8. 20:30
    17 Blocks
    E 98' | USA 2019 | Davy Rothbart | Dok

    Nur 17 Strassen vom Kapitol in Washington D. C. entfernt prägen Drogenprobleme, Gewalt und Armut Emmanuels Nachbarschaft. 1999 erhält der Neunjährige eine Videokamera, mit der er während zwei Jahrzehnten seine Familie begleitet. Zu Beginn fängt der unschuldige Kinderblick Alltagsszenen ein. Bald deckt die Kamera auf, was das Aufwachsen in einer vernachlässigten Gegend der USA für People of Colour bedeuten kann und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Davy Rothbart entstand in dieser Langzeitdokumentation ein intimes Familienporträt, das weit über den Horizont des Quartiers und Emmanuels Familie hinaus weist. Schonungslos und emotional gibt sie Einblick in das von strukturellem Rassismus geprägte Amerika und in die hochaktuelle Krise eines Landes. (nio)

    RASSISMUS – KLASSISMUS | HEUTE & DAMALS (Deutsch & Engl.)
    Ausgrenzung, Benachteiligung, Chancenungerechtigkeit, institutioneller und struktureller Rassismus: Privilegien haben oder nicht haben, und die daraus resultierenden Folgen zeigt 17 Blocks exemplarisch auf. Es ist die Dokumentation einer Geschichte von vielen in den USA – von damals, sowie von heute. Noch immer ist die gezeigte Problematik Teil der gesellschaftlichen Strukturen und prägt den Alltag von BIPOC. Was liegt dazwischen, was hat sich verändert? Wie sieht es in der Schweiz aus? Das Gespräch mit Fork Burke (Dichterin) und Tarek Naguib (Jurist, Aktivist) wirft einen Blick auf die USA und schlägt die Brücke zur Schweiz.

    Moderation: Elisa da Costa (Black Film Festival Zurich)

    Präsentiert mit dem Black Film Festival Zurich

  9. 21:00
    «How Does it Feel?» Konzert mit Soya The Cow
    D 60' | Berlin | Daniel Hellmann | Konzert

    Soya ist die erste sex-positive, feministische, vegane Drag-Kuh der Welt. Singend, tanzend, muhend und sprechend kämpft sie für die Befreiung von allen. Sie sprengt die Grenzen von Gender und Spezies und steht ein für eine Welt voller Freude und Mitgefühl.
    Für ihre Performance am Human Rights Film Festival Zurich kombiniert Soya Elektropop-Songs aus der Perspektive einer Milchkuh mit persönlich-menschlichen Geschichten und Träumen. Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir damit aufhörten, andere in Stücke zu schneiden? Können wir frei sein, wenn nicht alle frei sind? Soyas Musik bewegt, regt zum Denken an und rüttelt am Selbstbild, welches den Menschen stets ins Zentrum stellt.

  10. 21:00
    The Earth Is Blue as an Orange
    OVe 74' | Ukraine, Litauen 2020 | Iryna Tsilyk | Dok

    «Der Krieg hat mich reizbar und böse werden lassen!», sagt die junge Nastja in die Kamera. Die alleinstehende Mutter Anna befragt ihre vier Kinder, wie sie im ukrainischen Donbas mit dem Lärm der Granaten, dem Stromausfall und der Angst umgehen. Seit fünf Jahren leben sie mit dem Krieg, regelmässig stürzen Häuser ein, viele Bewohner*innen haben das Dorf verlassen. Die älteste Tochter Mira, die sich für die Aufnahmeprüfung an der Filmschule in Kiev vorbereitet, macht derweil einen Film im Film. Sie inszeniert stilsicher die im Dorf stationierten Soldaten, ihre Geschwister und Grossmutter und erzählt durch diese Metaebene ihre Version der ukrainischen Verstrickung von Geschichte, Krieg und Überlebenskampf.
    Iryna Tsilyk beobachtet die Familie mit unglaublicher Empathie. Sie lässt uns teilhaben an der Absurdität des Krieges, aber auch an ganz normalen Alltagsmomenten, wenn Anna dem Kleinsten mit einem entschlossenen Ruck am Faden einen Zahn zieht – auch hier liegen Schmerz und Erleichterung nahe zusammen. Ein wunderbares Dokument über den Zusammenhalt einer Familie und Filmschaffen als Trost und Kraftquelle. (slb)

    Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Iryna Tsilyk
    Moderation: Aline Juchler

6. Dezember 2020
  1. 11:00
    I am Greta
    Odf 102' | Schweden 2020 | Nathan Grossman | Dok

    Die 15-jährige Greta Thunberg hat ein nahezu fotografisches Gedächtnis. Sie kennt mehr Fakten zur Erderwärmung als manche Politiker*in, deren Prioritäten bei ganz anderen Themen liegen. Greta will sie aufwecken und setzt sich vor das schwedische Parlament. Auf ihrem Pappschild steht «Schulstreik für das Klima». Lange protestiert sie alleine, wird angepöbelt, zurück in die Schule geschickt, bis sich schliesslich ein Mädchen dazu setzt. Wenige Monate später geht sie mit Tausenden auf die Strasse und weltweit unterstützen sie Millionen von Jugendlichen mit der Bewegung «Fridays for Future».
    Nathan Grossman begleitet Greta an die Demonstrationen, Treffen mit Politiker*innen, auf ihrer Ozeanüberquerung nach New York. Er erschafft ein sorgfältiges Porträt über das Mädchen hinter dem Medienrummel, ihre Nähe zum Vater, der sie auf den anstrengenden Reisen unterstützt, ihre Liebe zu Hunden, ihren Umgang mit dem Asperger-Syndrom. Ein dichter und ergreifender Film, der die Motivation der Klimaaktivistin und ihre unerbittliche Persönlichkeit angesichts der Dringlichkeit der Krise nachvollziehbar macht. (slb)

    WIE VERÄNDERT SICH DIE KLIMA-ARBEIT DURCH DIE NEUE KLIMABEWEGUNG?
    Wird es uns gelingen die Klimaerhitzung zu stoppen? Seit Greta Thunberg und mit ihr weltweit millionen junge Menschen auf den Plan getreten sind, kann diese Frage wieder optimistischer beantwortet werden. Und dennoch sind wir längst nicht am Ziel. Welche Strategien bestimmen die aktuelle Klima-Arbeit und wie kann jede*r zur Lösung beitragen? Greenpeace Schweiz wird nach dem Film Rede und Antwort stehen.

    Präsentiert mit Greenpeace Schweiz und Film Festival Diritti Umani Lugano

  2. 11:30
    Los Lobos