KONZEPT
Die Kinoheimat des Human Rights Film Festival Zurich (HRFF Zurich) ist das Riffraff im Zürcher Kreis 5. Die 10. Ausgabe findet vom 27. März bis 02. April 2025 in den Riffraff-Kinos und im nahe gelegenen Zollhaus sowie weiteren umliegenden Lokalitäten statt. Das HRFF Zurich ist ein inspirierender Begegnungsort für Menschen, die sich mit einer komplexen Welt auseinandersetzen und mittels Filmen und Debatten Weitsicht erlangen möchten.
Das HRFF Zurich findet seit 2015 alljährlich statt. Über sieben Tage hinweg zeigen wir künstlerisch starke Filme, die Menschenrechtsthemen ergründen – ohne Stereotypen und moralischen Fingerzeig. Im Anschluss öffnen wir den Raum für Gespräche mit Regisseur:innen, Protagonist:innen und thematischen Expert:innen. So kann das Gesehene in grössere Zusammenhänge eingeordnet werden. Wir glauben an die aufrüttelnde Kraft des Kinos als Kunstform sowie an das Filmfestival als Begegnungsort für Menschen, die sich mit einer komplexen Welt auseinandersetzen möchten.
Das Kino setzt sich seit jeher künstlerisch mit diesen Sehnsüchten und Dynamiken auseinander. Die Dokumentar- und Spielfilme des HRFF Zurich werfen einen neugierigen, unbequemen Blick auf Menschen, die mit festgefahrenen Zuschreibungen ringen und zeigen, dass Identitäten verästelt und kompliziert sind. Es mutet naiv an zu denken, dass Filme und Diskussionen die Welt verändern können, doch ermöglichen sie ein Eintauchen in andere Wirklichkeiten und schärfen unseren Blick.
Festival
RAHMENPROGRAMM
SPECIAL EVENTS 2025
Wie werden Menschenrechte im Theater, in Installationen, mittels Performance, oder in partizipativen Projekten künstlerisch und innovativ umgesetzt? Die 10. Ausgabe des Human Rights Film Festival Zurich (27. März – 02. April im Riffraff) bietet neben dem hochkarätigen Filmprogramm diverse Veranstaltungen abseits der Kinoleinwand. Das Rahmenprogramm öffnet das Filmfestival für andere Kunstformen und der CALL TO ACTION (CTA) lädt ein, selbst aktiv zu werden.
EIN FLUSS BEKOMMT RECHT – Ausstellung & Talk
HUMAN RIGHTS ON STAGE – Theater & Spoken Word
MARKTLÜCKE – Upcycling-Projekt
BUY FOOD WITH PLASTIC – Installation
SOCIAL FABRIC – Postkarten im Kinosaal
BOOKS FOR CHANGE – Bücher Kiosk
DAILY SOAP – Lesung
EIN FLUSS BEKOMMT RECHT
– Ausstellung im Dachstock des sogar theater | CTA
Öffnungszeiten: MO–FR | 13:00–18:30, SA&SO | 13:00–16:30
Wieso braucht ein Fluss Rechte? Und wie geht das überhaupt? Das HRFF Zurich präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Stapferhaus einen Raum aus der Ausstellung «Natur. Und wir?». Die Ausstellung im Dachstock des sogar theaters präsentiert die Geschichte des Río Atrato im Nordwesten Kolumbiens. Nach jahrelangem Kampf durch Aktivist:innen hat Kolumbien den Fluss zu einem Rechtssubjekt deklariert. Anhand von Fotografien und Interviews gibt die Ausstellung Einblick in die symbiotische Beziehung der Menschen mit dem Fluss. Die Bilder zeigen Verwahrlosung, eindrückliche Lebensfreude und grossen Widerstand.
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SA | 29.03. | 15:00
– Talk
Gespräch mit María Ximena González-Serrano, Juristin und Aktivistin, die den Fall eng begleitet und ihn mit einer NGO vor das kolumbianische Verfassungsgericht gebracht hat.
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Eintritt frei
Der Dachstock des sogar theaters ist nicht rollstuhlgängig
HUMAN RIGHTS ON STAGE
SOGAR THEATER
Das Human Rights Film Festival Zurich schnuppert wieder Bühnenluft und präsentiert zwei Veranstaltungen im sogar theater – beim Riffraff gleich ums Eck!
MENSCH, DU HAST RECHT! - EIN KONZERT IN 30 ARTIKELN
von Ursina Greuel
DO 27.03. 19:00 | SA 29.03. 17:00 | D 90'
– Theater
Stellen Sie sich vor, alle Menschen würden eine Würde haben. Würden Sie das wollen? Vor 75 Jahren suchten Vertreter:innen von 18 Staaten nach einer gemeinsamen Grundlage für eine gerechtere Welt. Die UNO-Mitgliedstaaten bekräftigten damals das gemeinsame Streben nach einer Zukunft, in der alle Menschen gleich viel wert sind. In einer musikalischen Prozession wird die Bühne in ein Sitzungszimmer und die Diskussion um die Menschenrechte in Musik verwandelt. Schlagzeugsticks, PET-Flaschen und Maultrommeln ergänzen das Instrumentarium. Und die 30 Menschenrechtsartikel werden auf eine sinnliche Art hörbar gemacht.
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FRIEREN
mit Fatima Moumouni, Tanasgol Sabbagh, Donya Speaks
MO 31.03. 19:00 | D 60'
– Spoken Word
Wie klingt es, wenn man gegen die Welt anschreibt, hört man das überhaupt? Was soll die Kunst bringen in Zeiten von Krieg und sozialer Kälte – und was kann sie vielleicht doch?
Fatima Moumouni lädt Spoken-Word-Poetin Tanasgol Sabbagh (Berlin) und Performerin und Theatermacherin Donya Speaks (Bern) ein zu einem gemeinsamen Abend. Sie lesen aus eigenen Texten und reden über das Schreiben in eisigen Zeiten. Ein Gespräch über Poesie und Resignation, über heilende Worte und schmerzendes Schweigen.
Tickets unter sogar.ch
sogar theater, Josefstrasse 106, 8005 Zürich
WEITERE SPECIAL EVENTS
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ZOLLHAUS
täglich
MARKTLÜCKE | CTA
– Upcycling-Projekt im Forum
10 Jahre HRFF Zurich – in der Werkstatt der Marktlücke fertigen erwerbslose Frauen im Rahmen des Förderprogramms feierliche Girlanden aus der alten HRFF-Festivalblache.
BUY FOOD WITH PLASTIC | CTA
– Installation im Foodcluster
«Tackle Hunger & Upcycle» – Mit Plastikflaschen für Lebensmittel bezahlen: Einblick in ein Projekt gegen Armut und Umweltverschmutzung in Nicaragua, Ghana und Indien.
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RIFFRAFF
täglich
SOCIAL FABRIC | CTA
– Postkarten im Kinosaal
«Verwurzelt – Entwurzelt»: Ein Gefühl, ein Ort, eine Tä-tigkeit, oder Menschen? Was ist nötig, um sich verwurzelt zu fühlen? Und wie fühlt sich Entwurzelung an? Schreibe deine Gedanken auf, sei Teil des Gesprächs.
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25HOURS HOTEL
täglich
BOOKS FOR CHANGE
– Bücher-Kiosk
Im 25hours Hotel Langstrasse präsentiert der Verlag Kein & Aber ausgewählte Titel zu Menschenrechtsthemen.
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MO | 31.03. | 17:30
DAILY SOAP
– Lesung in Kooperation mit dem Verlag Kein & Aber
Nora Osagiobare präsentiert ihren Debütroman. Eine Geschichte über Rassismus und Liebe anhand einer unfreiwilligen Mélange zweier Familien.
Daily Soap vereint mit bissigem Humor Satire, Realismus und Seifenoper. So haben sie noch nie über Rassismus gelesen.
Eintritt frei
Anmeldung via josephine.tedder@humanrightsfilmfestival.ch
DAS GLEIS
Spätabends begrüssen wir euch in unserer neuen Lieblingsbar Das Gleis, dem offiziellen Festival-Hangout. Hier könnt ihr nach einem intensiven Filmabend diskutieren, anstossen und die kulinarischen Highlights von Afghan Anar geniessen. Stossen wir an auf unsere 10. Festivalausgabe!
Archiv
Das Festival findet 2025 zum zehnten Mal statt.
Die Filmprogramme von 2015–2024 können hier aufgerufen werden.
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18:30HRFF GOES ZHDK – Twice Colonized
Als Anwältin und Aktivistin steht die unerschütterliche Protagonistin Aaju Peter im Zentrum eines Kampfes für die Anerkennung indigener Völker in einer Welt, in der der Kolonialismus nach wie vor präsent ist. In ihrer Kindheit von Grönland nach Dänemark versetzt, verlor sie ihre Muttersprache und Kultur und erlebte in Kanada eine weitere Form der Kolonialisierung. Der Film begleitet sie auf ihrer persönlichen Reise, zurück zu den Orten der Traumata, und zeigt ihren beharrlichen Einsatz für Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft für die nächsten Generationen. Eine Geschichte von Widerstand und Entdeckung, die Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Anerkennung aufwirft. (This Human World)
Diese Veranstaltung findet im Kino Toni (Pfingstweidstrasse 96 | 8031 Zürich) statt
Weitere InformationenOPENING NIGHT
BEGRÜSSUNGSWORTE
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich
Im Anschluss Gespräch mit der Protagonistin Aaju Peter (Engl.)
Moderation: Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich -
21:00Lobo e Cão
Sehnsuchtsort für die einen, beengende Heimat für die anderen: das Azoren-Archipel mitten im Atlantischen Ozean. Hier finden Tourist:innen Naturspektakel und Erholung, doch für die besten Freunde Ana und Luis sind die Inseln ein Ort ohne Zukunft. Der Alltag ist geprägt vom Katholizismus und fest zementierten Geschlechterrollen, von denen sich die Jugendlichen zu befreien versuchen. Zuflucht gibt ihnen die queere Gemeinschaft, mit der sie Grenzen ausloten, glitzernde Parties feiern und sich den komplexen Gefühlen hingeben, die das Aufwachsen zwischen Tradition und Rebellion mit sich bringt. Als Cloé aus Kanada zu Besuch kommt, lässt sich Ana auf eine aufregende Reise ein, die sie über ihren eigenen Horizont hinausführen wird. Lustvoll erkundet sie die Möglichkeiten einer fluiden sexuellen Identität. Ein kraftvolles Porträt der Jugend von São Miguel, die Verletzlichkeit zulässt und sich gemeinsam über erdrückende Normen hinwegsetzt – und eine queere Utopie vorlebt, die inspiriert. (nio)
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Cláudia Varejão (Engl.)
Moderation: Emma Six, FIFDH
Präsentiert mit dem FIFDH Genf – Festival du film et forum international sur les droits humains
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09:30If Only I Could Hibernate SCHULVORSTELLUNG
Fern jeglicher Reiseromantik erzählt die mongolische Regisseurin Zoljargal Purevdash mit viel Humor und Hoffnung von einem talentierten Jugendlichen, der Verantwortung für seine Familie übernehmen muss. Ulzii, ein mitteloser aber hochbegabter und stolzer Teenager, lebt mit seiner Familie im Jurtenviertel von Ulaanbaatar. Sein aussergewöhnliches schulisches Talent kann er bei einem Physikwettbewerb unter Beweis stellen, welches ein Stipendium und eine Zukunftsperspektive bedeutet. Er muss jedoch erst seine Geschwister durch den eisigen Winter bringen und dafür einen riskanten Job annehmen. Die Regisseurin erzählt mit ungeschöntem Blick die Coming-of-Age-Geschichte eines pragmatischen Jugendlichen, fern jeglicher Romantik, in der schonungslosen Kälte der Mongolei und findet dabei Humor und Wärme im Familienalltag. (First Hand Films)
Nach dem Film folgt ein Video-Interview mit dem Protagonist des Filmes.
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13:30Les Filles d'Olfa SCHULVORSTELLUNG
In Tunesien ist die Geschichte von Olfa Hamrouni bekannt, seit die Mutter von vier Töchtern 2016 ihr Schicksal öffentlich gemacht hatte. Ghofrane und Rahma hatten als Teenager Tunesien verlassen, um an der Seite des IS in Libyen zu kämpfen; die Mutter und die beiden anderen Töchter, Eya und Tayssir, blieben zurück und fragten sich: Was war geschehen? Wie war das möglich? Um sich dieser Familiengeschichte und den Entwicklungen in Tunesien mit der nötigen Distanz zu nähern, lässt die Regisseurin drei Schauspielerinnen auftreten und verwebt in einer meisterlich fesselnden Inszenierung Dokument und Fiktion.
«Les Filles d’Olfa» gewann in Cannes den Preis «Oeil d’or» für den besten Dokumentarfilm. Kaouther Ben Hanias Film ist ein zutiefst aufrichtiger Versuch, ein Stück Wirklichkeit mit dokumentarischen wie mit fiktiven Mitteln zu erzählen und dabei über das Erzählen selber zu sinnieren und über die Frage, was es mit uns und unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit macht. Ein kraftvolles, intelligentes, lokales und universelles Filmerlebnis in einem.
Vor dem Film gibt Dilyara Müller-Suleymanova einen Input zum Thema Radikalisierung von jungen Menschen und Bezug zur Schweiz.
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18:10Etilaat Roz
Die Tageszeitung Etilaat Roz aus Kabul recherchierte investigativ gegen Korruption und Amtsmissbrauch. Dafür wurde das unabhängige Medium von Transparency International 2020 ausgezeichnet. Nach dem überstürzten Abzug der US-Streitkräfte Mitte August 2021 organisierte die Armee letzte Evakuierungsflüge, Präsident Ghani floh ausser Landes und die Taliban übernahmen die Macht. Abbas Rezaie beobachtet als Mitarbeiter den Herausgeber Zaki Daryabi und sein Team hautnah in den kritischen Wochen des Umbruchs: Lässt sich unter diesen Umständen weiterarbeiten? Wie können die Mitarbeiter:innen und die Quellen geschützt werden? Wer darf auf die Evakuierungsliste? Zaki Daryabi muss schwere Entscheidungen fällen. Ein dramatisches Kammerspiel, das Weltgeschichte auf engstem Raum spiegelt. (DokFest München)
AFGHANISTAN UNTER DEN TALIBAN: HILFE FÜR MENSCHEN AUF DER FLUCHT
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan mussten zahlreiche Journalist:innen, Aktivist:innen und Menschenrechtsverteidiger:innen fliehen. Viele sind heute noch bedroht oder befinden sich in einer prekären Situation im Ausland. Gespräch mit Rebecca Allenspach vom Human Rights Relief Programm von Amnesty International, das zahlreiche Menschen bei der Flucht aus Afghanistan unterstützte. In Präsenz des Filmemachers Abbas Rezaie.
Moderation: Alexandra Karle, Geschäftsleiterin Amnesty International Schweiz
Präsentiert mit Amnesty International Schweiz
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18:20Lobo e Cão
Sehnsuchtsort für die einen, beengende Heimat für die anderen: das Azoren-Archipel mitten im Atlantischen Ozean. Hier finden Tourist:innen Naturspektakel und Erholung, doch für die besten Freunde Ana und Luis sind die Inseln ein Ort ohne Zukunft. Der Alltag ist geprägt vom Katholizismus und fest zementierten Geschlechterrollen, von denen sich die Jugendlichen zu befreien versuchen. Zuflucht gibt ihnen die queere Gemeinschaft, mit der sie Grenzen ausloten, glitzernde Parties feiern und sich den komplexen Gefühlen hingeben, die das Aufwachsen zwischen Tradition und Rebellion mit sich bringt. Als Cloé aus Kanada zu Besuch kommt, lässt sich Ana auf eine aufregende Reise ein, die sie über ihren eigenen Horizont hinausführen wird. Lustvoll erkundet sie die Möglichkeiten einer fluiden sexuellen Identität. Ein kraftvolles Porträt der Jugend von São Miguel, die Verletzlichkeit zulässt und sich gemeinsam über erdrückende Normen hinwegsetzt – und eine queere Utopie vorlebt, die inspiriert. (nio)
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20:30HRFF GOES ZHDK – Twice Colonized
Als Anwältin und Aktivistin steht die unerschütterliche Protagonistin Aaju Peter im Zentrum eines Kampfes für die Anerkennung indigener Völker in einer Welt, in der der Kolonialismus nach wie vor präsent ist. In ihrer Kindheit von Grönland nach Dänemark versetzt, verlor sie ihre Muttersprache und Kultur und erlebte in Kanada eine weitere Form der Kolonialisierung. Der Film begleitet sie auf ihrer persönlichen Reise, zurück zu den Orten der Traumata, und zeigt ihren beharrlichen Einsatz für Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft für die nächsten Generationen. Eine Geschichte von Widerstand und Entdeckung, die Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und Anerkennung aufwirft. (This Human World)
Diese Veranstaltung findet im Kino Toni (Pfingstweidstrasse 96 | 8031 Zürich) statt
Weitere Informationen -
20:40Red Herring
Der 24-jährige Kit erfährt, dass er einen unheilbaren Hirntumor hat. Er konfrontiert die Eltern und Freundin mit seiner beschränkten Lebenszeit und zwingt sie, sich dem Schmerz des Loslassens zu stellen. Diese intimen Gespräche sind höchst emotional – insbesondere Kits Partnerin möchte nicht gefilmt werden, wenn beispielsweise die Frage auftaucht, ob er seine Samen einfrieren soll. Kit bleibt hartnäckig und tastet sich mit seiner Kamera mal behutsam, mal aufdringlich bis an die Schmerzgrenzen seiner Nächsten heran. Sie alle entwickeln unterschiedliche Bewältigungsstrategien, um mit dem nahenden Tod von Kit umzugehen. Der Vater, der mit Herzproblemen und Panikattacken kämpft, pflanzt medizinisches Gras an und konvertiert zum Judentum. Kit hat Mühe, über die eigene Angst vor dem Tod zu sprechen, doch findet er Bilder für seinen Schwebezustand und filmt sich selbst in Momenten extremer Verletzlichkeit. «No one really wants to talk about death – that’s what I remind them of». Kits angenehme Erzählstimme trägt uns durch dieses kompromisslose und trotz aller Traurigkeit humorvolle filmische Vermächtnis und reflektiert die gesellschaftliche Überforderung mit Krankheit und Tod. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit Lawrence Vincent, Protagonist und Vater von Kit Vincent (Engl.)
Moderation: Josephine Tedder, HRFF Zurich
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13:00Punto de Encuentro
Alfredo und Lucho, zwei junge Revolutionäre, die wie so viele in den 80er Jahren gegen Pinochets Regime kämpfen, treffen sich an einem geheimen Ort, wo sie vom chilenischen Geheimdienst aufgegriffen und in eine Zelle geworfen werden. Es folgen Folter und Demütigungen – Lucho überlebt, Alfredo wird nie gefunden. 45 Jahre später begleitet Roberto Baeza die Kinder der beiden schicksalhaft verbundenen Väter bei ihrer Aufarbeitung der Vergangenheit. Alfredo Junior und Paulina Costa sind selber Filmemacher:innen, die durch minutiös nacherzählte Szenen der Überlebenden die Traumata ihrer Väter – von unglaublich ähnlich aussehenden Schauspielern verkörpert – nachstellen. Detektiv:innen gleich, versuchen sie die Lücken der Erinnerungen zu schliessen. Wenn Lucho der inszenierten Folter in der engen Gefängniszelle zuschaut, kommt auch die Tochter Paulina an die Grenzen des Ertragbaren. Kann sie ihrem Vater diese Retraumatisierung zumuten? So entsteht ein faszinierendes hybrides Zeitdokument, das die Wunden der Ära Pinochet freilegt und den Link zur Gegenwart macht – zur neuen Generation, die heute wieder in Chile gegen die Regierung auf die Strasse geht. (slb)
Im Anschluss Preisübergabe und Gespräch mit dem Filmemacher Roberto Baeza und der Literaturwissenschaftlerin Virginia Kargachin (Spanisch/Engl. mit Übersetzung)
Moderation: Rachele Airoldi Asturias
Gewinnerfilm Prix Célestine von Interfilm Schweiz
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15:30Queendom
«Schmerzt es?», fragt eine Freundin, als sie Gennadyi Stacheldraht fest um den Kopf und den ganzen Körper wickelt. «Mach einfach!», antwortet Gennadyi und verzieht keine Miene. So radikal und provokativ wie ihre Kostüme ist auch die Lebenshaltung der Drag Queen. Unbeirrt von gesellschaftlichen Moralvorstellungen mischt sich Gennadyi als Gena Marvin unters russische Volk und löst nicht selten lebensbedrohliche Reaktionen aus. Genas Waffe ist der eigene Körper – eingehüllt in selbstgeschneiderte Outfits, mit furchteinflössender Schminke und Tentakel erhitzt sie die repressiven Gemüter. In unglaublich hohen Absätzen bewegt sich Gena wie ein Alien durch die Strassen, Metrostationen oder Supermärkte Moskaus um gegen den Krieg in der Ukraine, vor allem aber gegen die Gewalt an LGBTIQ+ in Russland zu protestieren. Geprägt von einer Jugend auf dem Land, wo auf Gennadyis Anderssein mit psychischer und körperlicher Gewalt geantwortet wurde, kämpft die furchtlose Performer:in heute für Toleranz und gegen Ausgrenzung – auch im eigenen familiären Umfeld, wo der Grossvater wenig Verständnis für die nonbinäre Identität des Enkels zeigt. (nio)
Im Anschluss Gespräch mit dem Produzenten Igor Myakotin (Engl.)
Moderation: Michelle Beutler, Programmer Pink ApplePräsentiert mit Pink Apple – Queeres Filmfestival
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17:00It's getting hot in here – TALK
Zu Gast ist Elisabeth Stern, die mit den Klima-Seniorinnen die Schweiz vor den Europäischen Gerichtshof gebracht hat – ein Paradebeispiel für ein «Strategisches Rechtsverfahren». Sie erklärt, warum gerade ältere Frauen zu Gegnerinnen der laschen Klimapolitik der Schweiz werden. Georg Klingler (Greenpeace) hat die Kampagne begleitet und gibt Einblick in deren Strategie: Was brauchen solche Prozesse, um öffentlich zu mobilisieren und rechtlich wirksam zu werden? Joshua Wicke (Kurator Theaterhaus Gessnerallee) veranschaulicht anhand von Beispielen aus Theater, Performance und bildender Kunst, wie das Recht in Szene gesetzt werden kann, um eine Politik von unten zu fördern.
Bilder © Matthias Lüscher / Greenpeace & Kathrin Grissemann / Ex-PressPräsentiert mit Greenpeace Schweiz
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18:10Myanmar Diaries
Myanmar ist eines jener Länder, die immer wieder in den internationalen Schlagzeilen erscheinen, um dann erneut monatelang von der Bildfläche verdrängt zu werden. Zehn junge Filmschaffende aus Myanmar, die anonym bleiben müssen, weil sie ihr Leben riskieren, haben es gewagt, einen erschütternden Hilferuf für die Kinoleinwand zu realisieren. Der hybride Dokumentarfilm zeigt Myanmar nach dem Militärputsch am 1. Februar 2021, die landesweiten Proteste, den zivilen Ungehorsam. Handyaufnahmen von Bürgerjournalist:innen dokumentieren, wie brutal und willkürlich das Militär gegen Demonstrierende vorgeht. Eine junge Frau wird erschossen, weil sie ein rotes T-Shirt trägt – Rot gilt als Farbe des Protests. Zwischendurch sind die Oppositionellen auch zu Hause zu sehen. Ihre Gesichter sind nie erkennbar, doch ihre Angst, ihre Entschlossenheit, ihre Trauer, ihre Wut und die unendliche Leere, die die getötete Freundin im Alltag hinterlässt, werden umso deutlicher spürbar. Das anonyme Myanmar Film Collective will weder aufgeben noch sich in Opferrollen drängen lassen. Der Film ist ein Dokument des Widerstands mit den Mitteln des Kinos. (Berlinale)
FIGHTING FOR DEMOCRACY (Engl.)
Im Anschluss sprechen die beiden Produzent:innen Corinne van Egeraat und Petr Lom sowie Anja Ibkendanz, Programmverantwortliche Asien von Solidar Suisse, über den Wunsch nach Veränderung, die Kraft der Solidarität und die Rolle von NGOs – in einem Land, das von politischen Unruhen geprägt ist und in dem die Handlungsräume zivilgesellschaftlicher Akteur:innen zunehmend eingeschränkt sind.Moderation: Nicola Diday
Präsentiert mit Solidar Suisse
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18:20Red Herring
Der 24-jährige Kit erfährt, dass er einen unheilbaren Hirntumor hat. Er konfrontiert die Eltern und Freundin mit seiner beschränkten Lebenszeit und zwingt sie, sich dem Schmerz des Loslassens zu stellen. Diese intimen Gespräche sind höchst emotional – insbesondere Kits Partnerin möchte nicht gefilmt werden, wenn beispielsweise die Frage auftaucht, ob er seine Samen einfrieren soll. Kit bleibt hartnäckig und tastet sich mit seiner Kamera mal behutsam, mal aufdringlich bis an die Schmerzgrenzen seiner Nächsten heran. Sie alle entwickeln unterschiedliche Bewältigungsstrategien, um mit dem nahenden Tod von Kit umzugehen. Der Vater, der mit Herzproblemen und Panikattacken kämpft, pflanzt medizinisches Gras an und konvertiert zum Judentum. Kit hat Mühe, über die eigene Angst vor dem Tod zu sprechen, doch findet er Bilder für seinen Schwebezustand und filmt sich selbst in Momenten extremer Verletzlichkeit. «No one really wants to talk about death – that’s what I remind them of». Kits angenehme Erzählstimme trägt uns durch dieses kompromisslose und trotz aller Traurigkeit humorvolle filmische Vermächtnis und reflektiert die gesellschaftliche Überforderung mit Krankheit und Tod. (slb)
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20:30Etilaat Roz
Die Tageszeitung Etilaat Roz aus Kabul recherchierte investigativ gegen Korruption und Amtsmissbrauch. Dafür wurde das unabhängige Medium von Transparency International 2020 ausgezeichnet. Nach dem überstürzten Abzug der US-Streitkräfte Mitte August 2021 organisierte die Armee letzte Evakuierungsflüge, Präsident Ghani floh ausser Landes und die Taliban übernahmen die Macht. Abbas Rezaie beobachtet als Mitarbeiter den Herausgeber Zaki Daryabi und sein Team hautnah in den kritischen Wochen des Umbruchs: Lässt sich unter diesen Umständen weiterarbeiten? Wie können die Mitarbeiter:innen und die Quellen geschützt werden? Wer darf auf die Evakuierungsliste? Zaki Daryabi muss schwere Entscheidungen fällen. Ein dramatisches Kammerspiel, das Weltgeschichte auf engstem Raum spiegelt. (DokFest München)
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20:40Under The Sky of Damascus
Der Alltag in Syrien ist nicht nur durch den jahrelangen Krieg geprägt, sondern auch durch internalisierte Misogynie und Gewalt gegen Frauen. Man spricht nicht darüber, Belästigung scheint als Ausdruck von Autorität alltäglich. Viele Frauen werden pathologisiert und in die Psychiatrie eingewiesen, selbst extreme Übergriffe werden selten angezeigt. In Damaskus kommt ein Kollektiv junger Schauspielerinnen zusammen, um zum Thema zu recherchieren. Mit bewegenden anonymen Aussagen wollen sie gemeinsam ein Theaterstück erarbeiten und Tabus brechen. Doch Eliana, Inana, Farah, Grace und Souhir stossen auf Widerstand, in ihren Familien und sogar bei Diskussionen innerhalb der Gruppe. Als ihr feministisches Projekt plötzlich auf unerwartete Hürden stösst, wird ihr Enthusiasmus auf die bisher härteste Probe gestellt.
Das syrische Regieduo Talal Derki und Heba Khaled hat zusammen mit Ali Wajeeh und aus der Distanz seines Berliner Exils Regie geführt. In ihrem Kommentar ordnet Heba Khaled die Bilder und die Unterdrückung syrischer Frauen ein und schlägt Brücken zu ihrer eigenen Geschichte. (Berlinale)THIS WAR IS OVER. THIS IS A NEW WAR: FRAUEN ZWISCHEN KRIEG UND FRIEDEN (De/Arab mit Übersetzung)
Karin Widmer (FriedensFrauen Weltweit) und Amal Naser (Menschenrechtsaktivistin aus Syrien) sprechen über Handlungsmöglichkeiten von Frauen in konfliktbetroffenen Ländern. Wie können sie selbstbestimmt sichere Räume schaffen? Mit welchen gesellschaftlichen Hindernissen sind sie konfrontiert? Ein Austausch über Geschlechtergerechtigkeit und Frieden, der keiner ist.Moderation: Anna Antonakis, Politikwissenschaftlerin
Präsentiert mit FriedensFrauen Weltweit
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22:00Wo sind die Blumen geblieben? – PERFORMANCE
Mona Gamie ist eine fabulöse Zürcher Drag Queen. Sie begeistert mit übersetzten Pop-Songs, rührseligen Chansons und witzigen Pointen. Für uns nimmt sie ihr Publikum mit auf eine Zeitreise und begibt sich auf die Suche nach den Geschichten hinter ihren Liedern. Warum fragt Marlene Dietrich, wo die Blumen geblieben sind und warum weiss Zarah Leander, dass einmal ein Wunder geschehen wird? Können Chansons gar die Welt verändern?
Bild: Bea Will
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11:30Punto de Encuentro
Alfredo und Lucho, zwei junge Revolutionäre, die wie so viele in den 80er Jahren gegen Pinochets Regime kämpfen, treffen sich an einem geheimen Ort, wo sie vom chilenischen Geheimdienst aufgegriffen und in eine Zelle geworfen werden. Es folgen Folter und Demütigungen – Lucho überlebt, Alfredo wird nie gefunden. 45 Jahre später begleitet Roberto Baeza die Kinder der beiden schicksalhaft verbundenen Väter bei ihrer Aufarbeitung der Vergangenheit. Alfredo Junior und Paulina Costa sind selber Filmemacher:innen, die durch minutiös nacherzählte Szenen der Überlebenden die Traumata ihrer Väter – von unglaublich ähnlich aussehenden Schauspielern verkörpert – nachstellen. Detektiv:innen gleich, versuchen sie die Lücken der Erinnerungen zu schliessen. Wenn Lucho der inszenierten Folter in der engen Gefängniszelle zuschaut, kommt auch die Tochter Paulina an die Grenzen des Ertragbaren. Kann sie ihrem Vater diese Retraumatisierung zumuten? So entsteht ein faszinierendes hybrides Zeitdokument, das die Wunden der Ära Pinochet freilegt und den Link zur Gegenwart macht – zur neuen Generation, die heute wieder in Chile gegen die Regierung auf die Strasse geht. (slb)
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13:30Echo Of You
«Sterben fällt nicht schwer, wenn du glaubst, dass dich auf der anderen Seite etwas Interessantes erwartet», sagt eine ältere dänische Dame und lächelt verschmitzt in die Kamera. Nach dem Ableben ihres Ehemanns hat sie sich an das Alleinsein gewöhnen müssen, doch mittlerweile hat sie eine gelassene Routine gefunden. Sie geht spazieren, isst viel Eis. Der 86-jährige René überlegt sich beim Blumenkauf immer noch jedes Mal, welche Farbe seine verstorbene Frau wohl aussuchen würde und Tränen kommen hoch, wenn er nur an den angenehmen Geruch ihrer Haut denkt.
Wie gehen ältere Menschen, die teils über 50 Jahre in einer Beziehung gelebt haben, mit der Leere um, die nach dem Tod einer geliebten Person zurückbleibt? Zara Zerny fragt ihre Protagonist:innen mit respektvoller Distanz, wie sie den Verlust der Partner:innen, die Überforderung und Tabuisierung durch die Mitmenschen, eine neue Partnerschaft und das Warten auf den eigenen Tod bewältigen. Gemeinsam kreieren sie in der intimen Atmosphäre der eigenen vier Wände und durch das Verweben von Fotos, Home Movies und Musik kunstvolle Erinnerungsräume. So zeigen sie auf, wie schmerzvoll und sinnlich Vermissen sein kann. (slb)AGEING WITH GRACE (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Zara Zerny und dem Protagonisten Ove Soerensen zum Thema «Würdig Altern»Moderation: Josephine Tedder, HRFF Zurich
Präsentiert mit Friedhof Forum Stadt Zürich
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15:30My Worst Enemy
Die Geflüchteten Mojtaba, Amzeh und Zar wurden im Iran aus ideologischen Gründen inhaftiert und verhört. Der in Frankreich lebende Filmemacher Mehran Tamadon fragt an, ob eine:r von ihnen bereit wäre, an einem Experiment teilzunehmen: Er oder sie soll in die Rolle eines Agenten der Islamischen Republik schlüpfen und ihn, Tamadon, verhören. Zar Amir Ebrahimi, eine international renommierte Exilschauspielerin, nimmt die Herausforderung an. Tamadon verfolgt seit Langem das Interesse, die «andere Seite» zu verstehen, die seinen humanistischen Werten diametral entgegengesetzt ist. Er hofft, die ideologischen Mauern einreissen zu können, hinter denen seine Gesprächspartner:innen sich verschanzen, indem er eine Beziehung aufbaut – eine Idee, die ihm selbst mitunter naiv vorkommt. Seitdem 2014 sein Pass eingezogen wurde, kann Tamadon das Regime in seiner Heimat nur aus der Ferne infrage stellen. Aus dieser unfreiwilligen Distanz entsteht ein ungewöhnliches Rollenspiel, bei dem der Filmemacher zu seiner Motivation und seinen Zielen vernommen wird. Die Grenzen, an die dieses Vorhaben stösst, werden dabei selbst zum zentralen Thema – ein faszinierender, beunruhigender Film. (Berlinale)
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Mehran Tamadon (Engl.)
Moderation: Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich -
15:40Under The Sky of Damascus
Der Alltag in Syrien ist nicht nur durch den jahrelangen Krieg geprägt, sondern auch durch internalisierte Misogynie und Gewalt gegen Frauen. Man spricht nicht darüber, Belästigung scheint als Ausdruck von Autorität alltäglich. Viele Frauen werden pathologisiert und in die Psychiatrie eingewiesen, selbst extreme Übergriffe werden selten angezeigt. In Damaskus kommt ein Kollektiv junger Schauspielerinnen zusammen, um zum Thema zu recherchieren. Mit bewegenden anonymen Aussagen wollen sie gemeinsam ein Theaterstück erarbeiten und Tabus brechen. Doch Eliana, Inana, Farah, Grace und Souhir stossen auf Widerstand, in ihren Familien und sogar bei Diskussionen innerhalb der Gruppe. Als ihr feministisches Projekt plötzlich auf unerwartete Hürden stösst, wird ihr Enthusiasmus auf die bisher härteste Probe gestellt.
Das syrische Regieduo Talal Derki und Heba Khaled hat zusammen mit Ali Wajeeh und aus der Distanz seines Berliner Exils Regie geführt. In ihrem Kommentar ordnet Heba Khaled die Bilder und die Unterdrückung syrischer Frauen ein und schlägt Brücken zu ihrer eigenen Geschichte. (Berlinale) -
17:00Tricky Justice – QUIZ
Ein kniffliges Quiz zu Menschenrechtsthemen in Verbindung mit Film und Musik. Kommt mit Freund:innen und beweist euer Können!
Anmeldung bis spätestens 6. April, 20h via josephine.tedder@humanrightsfilmfestival.ch
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18:10Rethinking Black Narratives
Unsere Held:innen hinterfragen, brechen aus und tauchen ab. Tiefgreifende Gedanken über gängige Systeme gelangen an die Oberfläche und öffnen Raum für alternative Perspektiven. Das Programm gibt intime Einblicke in die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, bricht mit Konventionen und erforscht die Wechselwirkung von Identität und Verlust. Terra Mater erkundet auf poetische Weise die Verbindung von Technologie, Mensch und Natur. We Are Griots erzählt eine Liebesgeschichte, durchzogen von traditionellen Widersprüchen. Getrieben durch körperliche und psychische Anstrengungen, entfacht in Harmattan ein Kampf um Wasser. Auf der Suche nach der Mutter begibt sich die Heldin in Tezeta auf eine Reise in die Vergangenheit. In Ousmane hadert ein warmherziger Familienvater mit dem Verlust seiner Wurzeln.
HARMATTAN OVe 17' | Muyiwa Awosika | Nigeria 2023 | Fiction
TEZETA OVe 22' I Sarah Imsand I Schweiz 2020 I Fiction
OUSMANE OVe 25' | Jorge Camarotti | Kanada 2021 | Fiction
WE ARE GRIOTS OVe 17' | Demba Konate | Frankreich 2022 | Fiction
TERRA MATER – MOTHER LAND OVe 10' | Kantarama Gahigiri | Rwanda, Schweiz 2023 | ExperimentalfilmIm Anschluss Gespräch mit Kantarama Gahigiri, Terra Mater und Sarah Imsand, Tezeta (Engl.)
Moderation: Ania Anna Mathis, BFFZKuratiert und präsentiert vom Black Film Festival Zurich
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18:20Queendom
«Schmerzt es?», fragt eine Freundin, als sie Gennadyi Stacheldraht fest um den Kopf und den ganzen Körper wickelt. «Mach einfach!», antwortet Gennadyi und verzieht keine Miene. So radikal und provokativ wie ihre Kostüme ist auch die Lebenshaltung der Drag Queen. Unbeirrt von gesellschaftlichen Moralvorstellungen mischt sich Gennadyi als Gena Marvin unters russische Volk und löst nicht selten lebensbedrohliche Reaktionen aus. Genas Waffe ist der eigene Körper – eingehüllt in selbstgeschneiderte Outfits, mit furchteinflössender Schminke und Tentakel erhitzt sie die repressiven Gemüter. In unglaublich hohen Absätzen bewegt sich Gena wie ein Alien durch die Strassen, Metrostationen oder Supermärkte Moskaus um gegen den Krieg in der Ukraine, vor allem aber gegen die Gewalt an LGBTIQ+ in Russland zu protestieren. Geprägt von einer Jugend auf dem Land, wo auf Gennadyis Anderssein mit psychischer und körperlicher Gewalt geantwortet wurde, kämpft die furchtlose Performer:in heute für Toleranz und gegen Ausgrenzung – auch im eigenen familiären Umfeld, wo der Grossvater wenig Verständnis für die nonbinäre Identität des Enkels zeigt. (nio)
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20:30Myanmar Diaries
Myanmar ist eines jener Länder, die immer wieder in den internationalen Schlagzeilen erscheinen, um dann erneut monatelang von der Bildfläche verdrängt zu werden. Zehn junge Filmschaffende aus Myanmar, die anonym bleiben müssen, weil sie ihr Leben riskieren, haben es gewagt, einen erschütternden Hilferuf für die Kinoleinwand zu realisieren. Der hybride Dokumentarfilm zeigt Myanmar nach dem Militärputsch am 1. Februar 2021, die landesweiten Proteste, den zivilen Ungehorsam. Handyaufnahmen von Bürgerjournalist:innen dokumentieren, wie brutal und willkürlich das Militär gegen Demonstrierende vorgeht. Eine junge Frau wird erschossen, weil sie ein rotes T-Shirt trägt – Rot gilt als Farbe des Protests. Zwischendurch sind die Oppositionellen auch zu Hause zu sehen. Ihre Gesichter sind nie erkennbar, doch ihre Angst, ihre Entschlossenheit, ihre Trauer, ihre Wut und die unendliche Leere, die die getötete Freundin im Alltag hinterlässt, werden umso deutlicher spürbar. Das anonyme Myanmar Film Collective will weder aufgeben noch sich in Opferrollen drängen lassen. Der Film ist ein Dokument des Widerstands mit den Mitteln des Kinos. (Berlinale)
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20:40Wir waren Kumpel
Schwarzer Staub, schrille Metallgeräusche, dunkle Tunnel, starke Arbeiter - das ist Vergangenheit. Ende 2018 endete die flächendeckende Steinkohleförderung in Deutschland. Im selben Jahr wurden die Stimmen der aufstrebenden Klimaprotestbewegung Fridays for Future lauter. Vor dem Hintergrund dieser medialen und gesellschaftspolitischen Ereignisse folgt der Film Wir waren Kumpel fünf Bergleuten auf ihrer tragisch-humorvollen und herzerwärmenden Suche nach einer neuen Rolle im Leben. (Royal Film)
Im Anschluss Gespräch mit den Filmemachern Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek
Moderation: Josephine Tedder, HRFF Zurich
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09:30Ein Nasser Hund SCHULVORSTELLUNG
Die Familie des 16-jährigen Soheil zieht aus dem ruhigen Göttingen ins raue Berlin-Wedding, wo muslimische Jugendgangs, Diskriminierung und Gewalt herrschen. Soheil verdient sich den Respekt und die Freundschaft der Platzhirsche mit seiner Graffitikunst und seiner Herkunft aus dem Iran, die mit dem Islam gleichgesetzt wird. Doch Soheil ist Jude. Einst flüchtete seine Familie vor dem Antisemitismus im Iran, nun erfährt die Gang seine wahre Identität – und der Antisemitismus ist zurück in Soheils Leben. Authentisches, mitreissendes Coming-of-Age-Drama, das auf der Autobiografie des deutsch-israelischen Autors Arye Sharuz Shalicar basiert.
Nach dem Film findet direkt im Kinosaal eine moderierte Diskussion mit dem Protagonisten statt.
Moderation: David Karasek -
18:10Photophobia
Seit Wochen harren der 12-jährige Nikita und seine Familie in einer U-Bahnstation in Charkiw aus. Der Ort verspricht Schutz vor den russischen Angriffen, doch viel zu erleben gibt es hier unten nicht. Das grelle Licht und die provisorisch hergerichteten Waggons erzeugen eine surreale bis triste Atmosphäre, Haustiere streunen durch die Gänge, ein in die Jahre gekommener Musiker stimmt Lieder auf seiner Gitarre an. Photophobia verdichtet die ersten Kriegsmonate in der Ukraine zu einer beklemmenden, aber nicht hoffnungslosen Erzählung, denn die Station ist auch eine Stätte der Begegnung. Niki trifft rasch auf Wika, die den lethargisch gewordenen Jungen bei Streifzügen durch die Unterwelt aus der Reserve lockt. Doch während es Wika erlaubt ist, die Erdoberfläche zu betreten, endet Nikis Bewegungsradius an den Treppen, auf die manchmal etwas Sonnenlicht fällt. Dennoch existiert ein Aussen, das über eingestreute Super-8-Aufnahmen sichtbar wird. Sie zeigen ein versehrtes Charkiw: ein verkohltes Bett, notdürftig verbarrikadierte Denkmäler. Photophobia ist ein hybrider, in sich gekehrter Film, der inmitten einer unwirklichen Situation so etwas wie zarte Romantik aufzuspüren vermag. (Dok Leipzig, Carolin Weidner)
GEFLÜCHTETE KINDER IN DER SCHWEIZ (Engl.)
Über ein Drittel der in die Schweiz geflüchteten Menschen sind Kinder. Viele haben belastende Erfahrungen gemacht und leben hier unter schwierigen Umständen. Wie geht es ihnen?
Nina Hössli (Leiterin Schweizer Programme, Save the Children) und Viktoriia Kravchuk, die mit ihrem achtjährigen Sohn 2022 aus der Ukraine geflohen ist, reden über die Situation von Minderjährigen in Asylunterkünften in der Schweiz.Moderation: Nicola Diday
Präsentiert mit Save the Children
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18:20Wir waren Kumpel
Schwarzer Staub, schrille Metallgeräusche, dunkle Tunnel, starke Arbeiter - das ist Vergangenheit. Ende 2018 endete die flächendeckende Steinkohleförderung in Deutschland. Im selben Jahr wurden die Stimmen der aufstrebenden Klimaprotestbewegung Fridays for Future lauter. Vor dem Hintergrund dieser medialen und gesellschaftspolitischen Ereignisse folgt der Film Wir waren Kumpel fünf Bergleuten auf ihrer tragisch-humorvollen und herzerwärmenden Suche nach einer neuen Rolle im Leben. (Royal Film)
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20:30Echo Of You
«Sterben fällt nicht schwer, wenn du glaubst, dass dich auf der anderen Seite etwas Interessantes erwartet», sagt eine ältere dänische Dame und lächelt verschmitzt in die Kamera. Nach dem Ableben ihres Ehemanns hat sie sich an das Alleinsein gewöhnen müssen, doch mittlerweile hat sie eine gelassene Routine gefunden. Sie geht spazieren, isst viel Eis. Der 86-jährige René überlegt sich beim Blumenkauf immer noch jedes Mal, welche Farbe seine verstorbene Frau wohl aussuchen würde und Tränen kommen hoch, wenn er nur an den angenehmen Geruch ihrer Haut denkt.
Wie gehen ältere Menschen, die teils über 50 Jahre in einer Beziehung gelebt haben, mit der Leere um, die nach dem Tod einer geliebten Person zurückbleibt? Zara Zerny fragt ihre Protagonist:innen mit respektvoller Distanz, wie sie den Verlust der Partner:innen, die Überforderung und Tabuisierung durch die Mitmenschen, eine neue Partnerschaft und das Warten auf den eigenen Tod bewältigen. Gemeinsam kreieren sie in der intimen Atmosphäre der eigenen vier Wände und durch das Verweben von Fotos, Home Movies und Musik kunstvolle Erinnerungsräume. So zeigen sie auf, wie schmerzvoll und sinnlich Vermissen sein kann. (slb) -
20:40All You See
Vom einen Tag auf den anderen wirst du angestarrt, anstatt einfach gesehen zu werden – das unbehagliche Gefühl vieler Menschen, die an einem fremden Ort ankommen. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und die eigene Identität vermischt sich mit den Projektionen der Mitmenschen. Die vier Protagonistinnen in All You See schildern ihre Beobachtungen und Alltagserlebnisse, wo nichts mehr zusammenzupassen scheint. Während die junge Ukrainerin Hanna anhand von Filmen versucht, sich wie eine Einheimische zu verhalten, lebt Khadija bereits seit 27 Jahren nicht mehr in Somalia, arbeitet als Pflegefachperson und spricht perfektes Holländisch. Trotzdem wird sie noch immer gefragt, wie es um ihre Sprachkenntnisse stehe und ob sie einen Sonnenbrand bekomme. Die Filmemacherin Niki Padidar – immer hinter der Kamera versteckt – floh einst mit ihren Eltern aus dem Iran. Ihre eigene Exilerfahrung verwebt sie mit den persönlichen Anekdoten der Protagonistinnen und bringt in ihrer hybriden Dokumentation Interviews mit performativen Momenten zusammen. Mal humorvoll, mal entlarvend und geprägt von Melancholie, machen die Frauen sichtbar, was es heisst, rassistische Ausgrenzung zu erfahren und zu den «Anderen» zu gehören. (nio)
THERE IS NOTHING CASUAL ABOUT RACISM (Engl.)
Rassismus ist kein Zufall – und geht uns alle an. Die Filmemacherin Niki Padidar und Mandy Abou Shoak, Verantwortliche Bildung bei Brava, reflektieren Alltagsrassismus und dessen Folgen. Wie hängen Rassismus, Macht und Vorurteile zusammen und was braucht es, um solche strukturelle Diskriminierung aufzubrechen?Moderation: Ania Anna Mathis
Präsentiert mit Brava – ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz
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09:30Wie waren Kumpel Schulvorstellung
«Keine Ahnung, wie mein Leben mit einem anderen Beruf verlaufen wäre. Aber mittlerweile ist der Bergbau ein Teil von mir.» Trans* Frau Martina ist die einzige Frau, die je in Deutschland im Steinkohlebergbau gearbeitet hat. Nun arbeitet sie im Salzbergbau. Ihre früheren Kumpel fahren zur letzten Schicht hinunter in den dunklen Stollen. Ein letztes Mal vom Kohlestaub geschwärzte Gesichter, dann Abschied von Kollegen, die Freunde geworden sind. Die Zukunft bedeutet Neuorientierung, in neuen Berufen, neuen Hobbys. «Locke» reist mit seinem besten Freund «Langer» im Wohnmobil nach Frankreich, sie suchen das Meer. Eine atemberaubend schön gefilmte, dokumentarische Erzählung über die Vergangenheit unter Tage und den Beginn vom Rest des Lebens. (Dok Leipzig)
Nach dem Film findet im Kinosaal ein Q&A mit den Filmemachern Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek statt.
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13:30If Only I Could Hibernate SCHULVORSTELLUNG
Fern jeglicher Reiseromantik erzählt die mongolische Regisseurin Zoljargal Purevdash mit viel Humor und Hoffnung von einem talentierten Jugendlichen, der Verantwortung für seine Familie übernehmen muss. Ulzii, ein mitteloser aber hochbegabter und stolzer Teenager, lebt mit seiner Familie im Jurtenviertel von Ulaanbaatar. Sein aussergewöhnliches schulisches Talent kann er bei einem Physikwettbewerb unter Beweis stellen, welches ein Stipendium und eine Zukunftsperspektive bedeutet. Er muss jedoch erst seine Geschwister durch den eisigen Winter bringen und dafür einen riskanten Job annehmen. Die Regisseurin erzählt mit ungeschöntem Blick die Coming-of-Age-Geschichte eines pragmatischen Jugendlichen, fern jeglicher Romantik, in der schonungslosen Kälte der Mongolei und findet dabei Humor und Wärme im Familienalltag. (First Hand Films)
Nach dem Film folgt ein Video-Interview mit dem Protagonist des Filmes.
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18:10Rejeito
Es sind erschütternde Bilder, die eine Überwachungskamera am 25. Januar 2019 kurz nach Mittag einfängt: Die Linse ist präzise auf den Damm gerichtet, der das Absetzbecken einer Eisenerzmine im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais schützen soll. Innerhalb von Sekunden lösen sich 11.7 Millionen Kubikmeter Material, mit 70 Stundenkilometern bahnt sich die rot-braune Schlammlawine ihren Weg und begräbt alles unter sich: Häuser, eine Eisenbahnbrücke, mindestens 270 Menschen. Es ist einer der grössten Dammbrüche in der Geschichte weltweit – mit desaströsen Folgen für die Umwelt. Doch weder die nationale noch internationale Politik hindert die Betreiberfirma Vale daran, neue Staudammprojekte zu lancieren. So sind weiterhin tausende Menschen von Dammbrüchen bedroht. Regelmässig werden Evakuierungen simuliert, doch den Bewohner:innen ist klar: bei einer erneuten Katastrophe sind sie chancenlos. «Wir sitzen unter einer tickenden Zeitbombe», sagt auch Umweltaktivistin Maria Teresa Corujo. Rejeito ist geprägt von atemberaubenden Bildern, die auf den zweiten Blick die schonungslose Ausbeutung der Natur durch multinationale Konzerne aufdecken. (nio)
DAVID GEGEN GOLIATH
Konzerne und Regierungen nehmen für den Rohstoffabbau enorme Risiken in Kauf. Tragen müssen diese letztlich jene, die auf oder um die Bodenschätze herum leben. Ihre Anliegen werden selten gehört. Wir diskutieren mit Manuel Abebe (Rohstoff-Rechercheur Public Eye) und Daniel Stern (Journalist WOZ) über die Gefahren der Minenindustrie und die nötige Sisyphusarbeit zur Aufarbeitung ihrer Katastrophen.Moderation: Christoph Dorner, Reportagen
Präsentiert mit Public Eye, Reportagen und WOZ
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18:20My Worst Enemy
Die Geflüchteten Mojtaba, Amzeh und Zar wurden im Iran aus ideologischen Gründen inhaftiert und verhört. Der in Frankreich lebende Filmemacher Mehran Tamadon fragt an, ob eine:r von ihnen bereit wäre, an einem Experiment teilzunehmen: Er oder sie soll in die Rolle eines Agenten der Islamischen Republik schlüpfen und ihn, Tamadon, verhören. Zar Amir Ebrahimi, eine international renommierte Exilschauspielerin, nimmt die Herausforderung an. Tamadon verfolgt seit Langem das Interesse, die «andere Seite» zu verstehen, die seinen humanistischen Werten diametral entgegengesetzt ist. Er hofft, die ideologischen Mauern einreissen zu können, hinter denen seine Gesprächspartner:innen sich verschanzen, indem er eine Beziehung aufbaut – eine Idee, die ihm selbst mitunter naiv vorkommt. Seitdem 2014 sein Pass eingezogen wurde, kann Tamadon das Regime in seiner Heimat nur aus der Ferne infrage stellen. Aus dieser unfreiwilligen Distanz entsteht ein ungewöhnliches Rollenspiel, bei dem der Filmemacher zu seiner Motivation und seinen Zielen vernommen wird. Die Grenzen, an die dieses Vorhaben stösst, werden dabei selbst zum zentralen Thema – ein faszinierender, beunruhigender Film. (Berlinale)
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20:30Photophobia
Seit Wochen harren der 12-jährige Nikita und seine Familie in einer U-Bahnstation in Charkiw aus. Der Ort verspricht Schutz vor den russischen Angriffen, doch viel zu erleben gibt es hier unten nicht. Das grelle Licht und die provisorisch hergerichteten Waggons erzeugen eine surreale bis triste Atmosphäre, Haustiere streunen durch die Gänge, ein in die Jahre gekommener Musiker stimmt Lieder auf seiner Gitarre an. Photophobia verdichtet die ersten Kriegsmonate in der Ukraine zu einer beklemmenden, aber nicht hoffnungslosen Erzählung, denn die Station ist auch eine Stätte der Begegnung. Niki trifft rasch auf Wika, die den lethargisch gewordenen Jungen bei Streifzügen durch die Unterwelt aus der Reserve lockt. Doch während es Wika erlaubt ist, die Erdoberfläche zu betreten, endet Nikis Bewegungsradius an den Treppen, auf die manchmal etwas Sonnenlicht fällt. Dennoch existiert ein Aussen, das über eingestreute Super-8-Aufnahmen sichtbar wird. Sie zeigen ein versehrtes Charkiw: ein verkohltes Bett, notdürftig verbarrikadierte Denkmäler. Photophobia ist ein hybrider, in sich gekehrter Film, der inmitten einer unwirklichen Situation so etwas wie zarte Romantik aufzuspüren vermag. (Dok Leipzig, Carolin Weidner)
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20:40Bye Bye Tiberias
Die Aussage, dass das Persönliche immer auch politisch ist, trifft wohl selten so sehr zu, wie bei der komplexen Identitätssuche des palästinensischen Volkes. Lina Soualem wurde als erste von vier Generationen von Frauen im Exil geboren. Ihre Mutter Hiam Abbas verliess ihren Heimatort Deir Hanna in der Nähe von Tiberias, wohin ihre Familie nach der Gründung Israels vertrieben wurde, und liess sich in Frankreich nieder. Hier verwirklichte sie ihren Traum der Schauspielerei und befreite sich vom engen Korsett weiblicher Rollenbilder im Nahen Osten. «Ich hatte das Gefühl zu ersticken!», erinnert sich Hiam und auch, wie wütend ihr Vater wurde, als sie ihm eröffnete, dass sie einen Engländer heiraten wolle. Was bedeutete es für eine emanzipierte Frau, in diesem patriarchalen System aufzuwachsen und welche Überlebensstrategien entwickelten Hiams zurückgelassene Mutter und ihre sieben Schwestern? Was wäre aus Hiam geworden, wäre sie in dem kleinen Dorf geblieben und was aus Lina, von deren Sommerferien in Tiberias private Videoaufnahmen aus den 90ern erzählen? Die Filmemacherin dringt tief in die Erinnerungswelt dieser Frauen ein und legt Verdrängtes frei. Mit ihrer filmischen Wurzelsuche gelingt Soualem ein feministisches Familienporträt, das die Leerstellen ihrer Familiengeschichte zu füllen versucht und mit dem palästinensischen Trauma der Vertreibung verknüpft. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit der Gladys Joujou, Editor (Engl.)
Moderation: Marcy Goldberg
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09:30Les Filles d'Olfa SCHULVORSTELLUNG
In Tunesien ist die Geschichte von Olfa Hamrouni bekannt, seit die Mutter von vier Töchtern 2016 ihr Schicksal öffentlich gemacht hatte. Ghofrane und Rahma hatten als Teenager Tunesien verlassen, um an der Seite des IS in Libyen zu kämpfen; die Mutter und die beiden anderen Töchter, Eya und Tayssir, blieben zurück und fragten sich: Was war geschehen? Wie war das möglich? Um sich dieser Familiengeschichte und den Entwicklungen in Tunesien mit der nötigen Distanz zu nähern, lässt die Regisseurin drei Schauspielerinnen auftreten und verwebt in einer meisterlich fesselnden Inszenierung Dokument und Fiktion.
«Les Filles d’Olfa» gewann in Cannes den Preis «Oeil d’or» für den besten Dokumentarfilm. Kaouther Ben Hanias Film ist ein zutiefst aufrichtiger Versuch, ein Stück Wirklichkeit mit dokumentarischen wie mit fiktiven Mitteln zu erzählen und dabei über das Erzählen selber zu sinnieren und über die Frage, was es mit uns und unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit macht. Ein kraftvolles, intelligentes, lokales und universelles Filmerlebnis in einem.
Vor dem Film gibt Dilyara Müller-Suleymanova einen Input zum Thema Radikalisierung von jungen Menschen und Bezug zur Schweiz.
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13:30Ein Nasser Hund SCHULVORSTELLUNG
Die Familie des 16-jährigen Soheil zieht aus dem ruhigen Göttingen ins raue Berlin-Wedding, wo muslimische Jugendgangs, Diskriminierung und Gewalt herrschen. Soheil verdient sich den Respekt und die Freundschaft der Platzhirsche mit seiner Graffitikunst und seiner Herkunft aus dem Iran, die mit dem Islam gleichgesetzt wird. Doch Soheil ist Jude. Einst flüchtete seine Familie vor dem Antisemitismus im Iran, nun erfährt die Gang seine wahre Identität – und der Antisemitismus ist zurück in Soheils Leben. Authentisches, mitreissendes Coming-of-Age-Drama, das auf der Autobiografie des deutsch-israelischen Autors Arye Sharuz Shalicar basiert.
Nach dem Film findet direkt im Kinosaal eine moderierte Diskussion mit dem Protagonisten statt.
Moderation: David Karasek -
18:10Theatre of Violence
Dominic Ongwen war neun Jahre alt, als die ugandische Terrorgruppe Lord’s Resistance Army ihn entführte und seine Eltern tötete. Die Guerillas von Joseph Kony folterten den Jungen, unterzogen ihn einer Gehirnwäsche und zwangen ihn zu töten. 30 Jahre später hat sich Ongwen den Behörden gestellt. Nun ist er vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt – als erster ehemaliger Kindersoldat überhaupt. Die Anklagepunkte reichen von Mord und Vergewaltigung bis hin zu Folter und Sklaverei. Aber kann man den erwachsenen Mann von seiner traumatischen Vergangenheit trennen, um ihn zu verurteilen? Kann man Opfer und Henker zugleich sein? Das ist die zentrale Frage für Krispus Ayena, der im prestigeträchtigsten Fall seiner Karriere zum Verteidiger von Ongwen ernannt wird. (Human Rights Film Festival Berlin)
Im Anschluss Gespräch mit einem oder einer Vertreter:in der Schweizerischen Sektion der Internationalen Juristenkommission
Moderation: Emanuel Schäublin, Vorstand HRFF ZurichPräsentiert mit ICJ-CH – Schweizerische Sektion der Internationalen Juristenkommission
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18:20Bye Bye Tiberias
Die Aussage, dass das Persönliche immer auch politisch ist, trifft wohl selten so sehr zu, wie bei der komplexen Identitätssuche des palästinensischen Volkes. Lina Soualem wurde als erste von vier Generationen von Frauen im Exil geboren. Ihre Mutter Hiam Abbas verliess ihren Heimatort Deir Hanna in der Nähe von Tiberias, wohin ihre Familie nach der Gründung Israels vertrieben wurde, und liess sich in Frankreich nieder. Hier verwirklichte sie ihren Traum der Schauspielerei und befreite sich vom engen Korsett weiblicher Rollenbilder im Nahen Osten. «Ich hatte das Gefühl zu ersticken!», erinnert sich Hiam und auch, wie wütend ihr Vater wurde, als sie ihm eröffnete, dass sie einen Engländer heiraten wolle. Was bedeutete es für eine emanzipierte Frau, in diesem patriarchalen System aufzuwachsen und welche Überlebensstrategien entwickelten Hiams zurückgelassene Mutter und ihre sieben Schwestern? Was wäre aus Hiam geworden, wäre sie in dem kleinen Dorf geblieben und was aus Lina, von deren Sommerferien in Tiberias private Videoaufnahmen aus den 90ern erzählen? Die Filmemacherin dringt tief in die Erinnerungswelt dieser Frauen ein und legt Verdrängtes frei. Mit ihrer filmischen Wurzelsuche gelingt Soualem ein feministisches Familienporträt, das die Leerstellen ihrer Familiengeschichte zu füllen versucht und mit dem palästinensischen Trauma der Vertreibung verknüpft. (slb)
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20:30Rethinking Black Narratives
Unsere Held:innen hinterfragen, brechen aus und tauchen ab. Tiefgreifende Gedanken über gängige Systeme gelangen an die Oberfläche und öffnen Raum für alternative Perspektiven. Das Programm gibt intime Einblicke in die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, bricht mit Konventionen und erforscht die Wechselwirkung von Identität und Verlust. Terra Mater erkundet auf poetische Weise die Verbindung von Technologie, Mensch und Natur. We Are Griots erzählt eine Liebesgeschichte, durchzogen von traditionellen Widersprüchen. Getrieben durch körperliche und psychische Anstrengungen, entfacht in Harmattan ein Kampf um Wasser. Auf der Suche nach der Mutter begibt sich die Heldin in Tezeta auf eine Reise in die Vergangenheit. In Ousmane hadert ein warmherziger Familienvater mit dem Verlust seiner Wurzeln.
HARMATTAN OVe 17' | Muyiwa Awosika | Nigeria 2023 | Fiction
TEZETA OVe 22' I Sarah Imsand I Schweiz 2020 I Fiction
OUSMANE OVe 25' | Jorge Camarotti | Kanada 2021 | Fiction
WE ARE GRIOTS OVe 17' | Demba Konate | Frankreich 2022 | Fiction
TERRA MATER – MOTHER LAND OVe 10' | Kantarama Gahigiri | Rwanda, Schweiz 2023 | Experimentalfilm -
20:40Total Trust
Total Trust ist eine augenöffnende und zutiefst beunruhigende Geschichte über Überwachungstechnologie, Machtmissbrauch und (Selbst-)Zensur. Was passiert, wenn der Schutz unserer Privatsphäre missachtet wird? Anhand eindringlicher Schicksale von Menschen in China, die überwacht, eingeschüchtert und sogar gefoltert wurden, erzählt Total Trust von den Gefahren aktueller Technologien wie Big Data und KI in den Händen einer ungezügelten Macht. Mit China als Spiegel schlägt der Film Alarm. Denn der zunehmende Einsatz von digitalen Überwachungstools ist ein globales Phänomen – selbst in demokratisch geführten Ländern. Wenn das die Gegenwart ist, wie sieht dann unsere Zukunft aus? (Filmtank)
BEGRÜSSUNG
Antonio Prata, Festivaldirektor FFDULIm Anschluss Gespräch mit dem Produzenten Michael Grotenhoff
Moderation: Lara Blatter, Redaktorin Tsüri.chPräsentiert mit Tsüri.ch und Film Festival Diritti Umani Lugano
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10:00UN TRIOMPHE – Ersatz-Schulvorstellung
Étienne ist leidenschaftlicher Schauspieler, doch damit kommt er nicht über die Runden. Da er von Rollenangeboten nicht gerade überhäuft wird, übernimmt er die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Überrascht vom Talent dieser ungleichen Truppe, beschliesst er, Becketts «Warten auf Godot» ausserhalb der Gefängnismauern zu inszenieren. Energisch kämpft er dafür, dass die Häftlinge für die Aufführungen das Gefängnis jeweils unter Aufsicht verlassen dürfen. Eine triumphale Tournee beginnt. Mit jeder Probe und jedem Bühnenauftritt vertieft sich die Freundschaft zwischen dem Regisseur und den Gefangenen. Étienne darf endlich beruflichen Erfolg feiern, aber die Tournee bietet nicht nur ihm wunderbare Möglichkeiten … Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt Regisseur Emmanuel Courcol eine berührende Geschichte mit Herz und Humor. Kad Merad brilliert in der Hauptrolle dieser unterhaltsamen und spritzigen Komödie.(Filmcoopi)
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13:30ANIMAL – Ersatz-Schulvorstellung
Bella und Vipulan sind 16. Sie gehören zu der Generation, der stärker als anderen zuvor bewusst ist, dass unsere Welt aufgrund des Klimawandels und des Artensterbens innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem unbewohnbaren Ort werden könnte. Bella und Vipulan beschliessen, tiefer in das Thema einzutauchen. Auf einer ungewöhnlichen Reise rund um den Globus begreifen sie, dass der Mensch lange geglaubt hat, von der Natur getrennt leben zu können – obwohl er selbst Teil von ihr und mit allen anderen Lebensformen verbunden ist. Und die beiden erkennen, dass die Rettung der Artenvielfalt auch die Menschheit retten kann.
Die Verschmutzung des Planeten, die Übernutzung von Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums von Tieren: Davon handelt «Animal» ebenso wie von Menschen, die an Lösungen für diese Probleme arbeiten und sie in die Praxis umsetzen. Eindrücklich zeigt der mit «Tomorrow» international bekanntgewordene Regisseur Cyril Dion, dass das Wissen um Zusammenhänge und die Liebe zu allem Lebendigen grundlegend sind, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Ein starker Film, der unter die Haut geht und der Hoffnung macht. (Filmcoopi) -
13:45KALLE KOSMONAUT – Ersatz-Schulvorstellung
Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)
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09:45KALLE KOSMONAUT – Ersatz-Schulvorstellung
Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)
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19:30FLEE – HRFF Zurich goes Roxy Romanshorn
Seit mehr als zwanzig Jahren hält Amin eine Version seiner Fluchtgeschichte aufrecht, die nicht der Wahrheit entspricht. 1989 aus Afghanistan nach Dänemark gekommen, ist er mittlerweile ein erfolgreicher Akademiker. Aus Angst, seine Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, hat er nie jemandem von den eigentlichen Umständen und dem Schicksal seiner Familie erzählt. Nun bereitet er sich auf die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner vor, ein wichtiger Schritt, der ihn dazu bewegt, seinem Freund und Regisseur Jonas Poher Rasmussen alles zu berichten. Um die Anonymität von Amin zu wahren, inszeniert dieser das intime Gespräch in Form eines eindrücklich bebilderten Animationsfilms, gespickt mit Archivaufnahmen eines vergessenen progressiven Afghanistans. Die aufwühlende Vergangenheit von Amin und die präzise Schilderung seiner Traumata prallen mit seiner jetzigen Lebenswelt als offen homosexuell lebender Mann zusammen. Ein humorvoller und begnadeter Erzähler sowie ein sensibler Zuhörer-Filmemacher verweben diese Erinnerungsfragmente zu einem kunstvollen Ganzen, das dem Film in Sundance den Grand Jury Prize einbrachte. (slb)
Im Anschluss Filmgespräch mit Sascha Lara Bleuler und Nina Oppliger (Human Rights Film Festival Zurich)
Moderation: Constanze Schade
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20:30Lobo e Cão – HRFF Zurich goes FIFDH
Das Leben der Teenagerin Ana auf der Azoreninsel São Miguel scheint bis ins letzte Detail vorbestimmt zu sein. Zu stark ist der Würgegriff aus Tradition, Religion und Patriarchat, in dem sie sich gefangen sieht und der ihr immer stärker werdendes Bedürfnis nach Freiheit zu ersticken droht. Ihr bester Freund Luis versucht auf seine Weise, aus den verhassten Strukturen auszubrechen: Gezielt stellt er starre Geschlechterrollen infrage und stösst dabei letztlich immer wieder an Grenzen. Erst als Cloé nach langer Abwesenheit wieder in Anas Leben tritt, keimt in ihr die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag.
«Wolf and Dog» ist ein Mikrokosmos mit unzähligen Facetten, der von vielen kleinen Geschichten und ihren charmanten Protagonist:innen bevölkert wird. Mühelos werden dokumentarische und erzählerische Momente zu einem leidenschaftlichen Liebesfilm verwoben, der uns durch die Schönheit seiner Bilder völlig in den Bann zieht. (IFFMH)Begrüssungsworte: Sascha Lara Bleuler, Direktorin Human Rights Film Festival Zurich
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11:30KALLE KOSMONAUT – HRFF Zurich goes Filmpodium
Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)
Das Screening findet im Rahmen der Filmreihe «As Time Goes By: Die Magie der filmischen Langzeitbeobachtung» im Filmpodium statt.
Begrüssungsworte: Nicole Reinhard, Leitung Filmpodium und Sascha Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacher:innen Tine Kugler und Günther Kurth
Moderation: Aline Juchler
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20:00REGRA 34 – HRFF Zurich goes XENIX
Elektrisierendes Kino aus Brasilien, das die riskanten Erkundungen der Sexualität einer jungen Frau parallel zu ihrem Engagement für Frauenrechte erzählt. Der Gewinnerfilm von Locarno lief an den Porny Days und hätte auch am Human Rights Film Festival Zurich zu sehen sein sollen, das durch die Schliessung des Kosmos jedoch abrupt abgebrochen wurde.
Die titelgebende Regel 34 besagt: «Wenn etwas auf dem Internet existiert, dann gibt es auch Pornografie davon – ohne Ausnahme.» Die Reflexion dieser Internet-Weisheit ist einer von vielen Anknüpfungspunkten in Júlia Murats faszinierendem Film. Simone (Sol Miranda) ist angehende Anwältin und arbeitet bei einer Beratungsstelle für Überlebende von häuslicher Gewalt. Gleichzeitig macht sie Geld auf Sexkanälen mit ihren Performances vor der Computerkamera. Über eine Freundin entdeckt sie BDSM und beginnt, das Spannungsfeld zwischen Macht, Unterwerfung und Lust zu erkunden.
Die Parallelisierung von Jus-Seminarien, in denen Simone über ihre Position als angehende Anwältin in einer machistisch und rassistisch geprägten Gesellschaft diskutiert, beeinflusst die Wahrnehmung der Sexszenen, die vermehrt auch offline mit ihrer besten Freundin Lucia (Lorena Comparato) und mit Coyote (Lucas Andrade) stattfinden. Doch selbst die cleverste Studentin, ist, von ihrer Lust getrieben, nicht davor gefeit, die Regeln zu ignorieren und sich in Gefahr zu begeben. (Jenny Billeter, Xenix)Begrüssungsworte: Sascha Lara Bleuler, Direktorin Human Rights Film Festival Zurich
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18:00CHAYLLA – Human Rights Day | Riffraff
Als William seiner Frau Chaylla die Nase bricht, steht der kleine Sohn gleich daneben. Sie sei von einem Garderobenständer getroffen worden, sagt sie im Krankenhaus. Chaylla hat den Glauben an die Liebe verloren und kann sich doch nicht von der Idee eines heilen Familienlebens mit ihrem Mann befreien. Mehrere Jahre begleitet eine Kamera die junge Frau und schafft ein sensibles Porträt der Protagonistin, geprägt von einer zutiefst toxischen Beziehung. Sie lässt Gefühle kaum zu, nur gelegentlich bröckelt die Fassade – wenn die Kamera einen abgekauten Nagel einfängt, ein vor Anspannung zitterndes Knie, oder ihre vom Weinen geröteten Augen. Zwischen dem Rechtsstreit mit ihrem Mann und Chayllas innerem Kampf blitzt immer wieder Hoffnung auf Heilung auf. Dass sie William schliesslich anzeigt und Kraft findet, sich aus der Spirale der Gewalt zu lösen, ist psychologischer Betreuung aber auch der Solidarität ihrer Schwiegermutter und ihrer besten Freundin zu verdanken. Zusammen lachen sie, teilen ihre Sorgen und singen und tanzen lustvoll gegen das Patriarchat an. (nio)
HÄUSLICHE GEWALT: ÜBER TABUS, OHNMACHT UND DEN MUT ZU HANDELN
Clara Teper und Paul Pirritano (Filmemacher:innen) und Rozë Berisha (Verantwortliche Beratung, Brava) sprechen über ihre Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen von häuslicher Gewalt. Weshalb gestaltet sich die Ablösung oft schwierig und mit welchen Problemen sehen sich Betroffene konfrontiert? Warum ist die Hürde, sich Hilfe zu holen, so hoch und welche Rolle können Beratungsstellen einnehmen?
Moderation: Marguerite Meyer, JournalistinPräsentiert mit Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)
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20:30FLY SO FAR – Human Rights Day | Riffraff
Als Teodora im Krankenhaus aufwacht, beginnt ihr Albtraum: Nach einer Fehlgeburt wird sie beschuldigt, ihr Baby getötet zu haben – und wird wegen Mordes angeklagt. Teodora ist Sprecherin von «The Seventeen», einer Gruppe von Frauen, die wie sie selbst mit bis zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. In El Salvador werden nicht nur Abtreibungen, sondern auch Totgeburten kriminalisiert. Der Film zeigt, wie Politiker:innen auf perfide Weise über weibliche Schicksale verfügen und stets mit der Glaubensfahne wedeln, um den Blick zu verstellen. Teodoras Fall ist zum Sinnbild für die Härte geworden, mit der gegen betroffene Frauen vorgegangen wird. Sie sind einer schreienden Ungerechtigkeit ausgeliefert, die niemanden kalt lässt – auch nicht das Kinopublikum, das sich unweigerlich fragen muss: Wie kann Auflehnung gegen toxische Männlichkeit und Unterdrückung gelingen? Die Anleitung liefern die Protagonistin und ihre Verbündeten selbst. Denn letztlich ist Fly so far ein filmischer Weckruf, wie mittels Ermächtigung Resilienz und Solidarität die staatliche Kontrolle über den Körper der Frau bekämpft werden kann. (slb)
MY BODY, MY RIGHTS: WELTWEITE ANGRIFFE AUF DAS RECHT AUF ABTREIBUNGEN
Gespräch mit Celina Escher (Filmemacherin) und Noëmi Grütter (Frauenrechtsexpertin und Co-Präsidentin Sexuelle Gesundheit Schweiz). El Salvador hält am Abtreibungsverbot fest, Polen hat ein vollständiges Verbot eingeführt, das höchste US-Gericht hat das Recht auf Abtreibung gestrichen – und selbst in der Schweiz fordern Volksinitiativen neue Einschränkungen: Sind wir an einem Wendepunkt? Wie können wir uns dagegen wehren?
Moderation: Stephanie Eger, Frauengruppe Amnesty ZürichPräsentiert mit Amnesty International Schweiz
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16:00INNOCENCE – HRFF ZURICH GOES YESH!
Israel, Land der omnipräsenten Soldatinnen und Soldaten! Schon im Kindergarten fragt die Lehrerin: Willst du einmal Dienst leisten? Nein!? Warum nicht? Am Armeetag klettern die Kinder auf Panzer, befingern eine Waffe, tragen eine Schutzweste. Nicht alle erliegen der Faszination Landesverteidigung, einige formulieren als Jugendliche im Tagebuch ihre friedliche Haltung, dichten Selbstmord-Fantasien. Regisseur Davidi widmet sich mit assoziativer, eindringlicher Filmsprache tragischen Schicksalen junger Menschen, die den Dienst verweigerten, und offenbart, wie gnadenlos sie der Propaganda und dem gesellschaftspolitischen Druck ausgeliefert sind. (Yesh!)
Anschl. Filmgespräch mit Guy Davidi
Moderation: Sascha Bleuler, HRFF Zurich
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20:00SEVEN WINTERS IN TEHERAN – HRFF GOES FILMPODIUM
«Der Passionsweg von Reyhaneh Jabbari wird minutiös erzählt. Im Juli 2007 wurde sie, 19-jährig, verhaftet. Eineinhalb Jahre später zum Tode verurteilt. Im Oktober 2014 hingerichtet. Ihr Verbrechen: Sie hatte sich gegen ihren Vergewaltiger zur Wehr gesetzt. Dieser hatte sie, unter dem Vorwand eines Geschäftstermins, in seine Wohnung gelockt, die Türe abgeschlossen und ging auf sie los. Jabbari sah ein Küchenmesser auf dem Tisch liegen und stach zu. Er war Chirurg, mutmasslich beim Geheimdienst, exzellent vernetzt in der High Society des Iran. Reyhaneh, so sieht es im Nachhinein aus, hatte nie eine Chance. (Filmpodium)
Begrüssungsworte: Sascha Bleuler, HRFF Zurich
Anschl. Filmgespräch mit Steffi Niederzoll
Moderation: Nicole Reinhardt, Filmpodium
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21:15L’îLOT – HRFF GOES SCHIFFBAU
In der Sommerhitze gerät ein Lausanner Wohnquartier aus dem Trott. Ammar und Daniel werden bestellt, wachsam im Viertel ihre Runden zu drehen. Ihr ganz besonderes Augenmerk gilt dem kleinen Fluss im angrenzenden Wäldchen. Ammar, noch neu im Job, und Daniel stecken ihre Territorien ab, eine Freundschaft entsteht, während in der Anwohnerschaft über ein mysteriöses Ereignis im grünen Tobel spekuliert wird. (Schauspielhaus Zürich)
21.15 Uhr Einführung mit Tizian Büchi, Filmemacher & Sascha Bleuler, HRFF Zurich
21.30 Uhr Filmstart
Anschl. Filmgespräch mit Tizian Büchi
Moderation: Sascha Bleuler
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18:50RIGHT NEAR THE BEACH – HRFF GOES BLACK FILM FESTIVAL ZURICH
Als der prominente jamaikanische Sprinter Jeffrey Jacobs brutal ermordet wird, sorgen Gerüchte über das geheime Leben, das er geführt haben könnte, für Aufruhr. Die ungewollte öffentliche Aufmerksamkeit beeinträchtigt die Mordermittlungen und stellt Jeffrey’s Vater, der Gerechtigkeit für seinen Sohn will, Hindernisse in den Weg. «Right Near the Beach» ist eine Fallstudie über ein Land, das mit den Folgen seiner turbulenten Vergangenheit zu kämpfen hat und das gleichzeitig versucht, sich mit der Realität von Sexualität und Gleichberechtigung auseinanderzusetzen. (Black Film Festival Zurich)
Anschl. Input von Christian González Cabrera (LGBT Rights Researcher Human Rights Watch), Gespräch mit Serena Dankwa (Geschlechterforscherin, Dozentin & Aktivistin)
Moderation: Sascha Bleuler, HRFF Zurich
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18:30Continental Drift (South)
Nathalie Adler reist im Auftrag der EU durch Sizilien, um den Besuch von Macron und Merkel – Codename M&M's – in einem Camp für Geflüchtete vorzubereiten. Deren Präsenz ist von hohem Symbolwert und soll zeigen, dass die Lage unter Kontrolle ist. Doch wer glaubt noch wirklich an den Zusammenhalt der europäischen Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig die Schuld zuschieben? Nathalies Sohn jedenfalls nicht: Albert arbeitet als Freiwilliger für eine NGO, taucht aus heiterem Himmel in Süditalien auf und will seine Mutter zur Rechenschaft ziehen. Noch immer verletzt, weil sie in seiner Kindheit mit einer Frau durchbrannte, empfindet er die steile Karriere seiner Mutter als abstossend und verlogen. Ihr Wiedersehen nach vielen Jahren Funkstille gestaltet sich noch explosiver als Nathalies diplomatisches Unterfangen: Sie muss die ranghohe Delegation davon überzeugen, dass es den Menschen auf der Flucht auch wirklich mies geht und das Lager weiterhin finanzielle Unterstützung braucht. Lionel Baier wagt viel mit dieser dunklen Mischung aus Drama und Komödie und spiegelt gnadenlos die Scheinheiligkeit und das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik. Die verästelten Identitätskrisen seiner Figuren verkörpert das charismatische Schauspielensemble mit Bravour! (slb)
OPENING NIGHT
BEGRÜSSUNGSWORTE
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich
Rebekka Fässler, Co-Direktorin Kultur, Stadt Zürich -
20:30Rotzloch
Am Ende eines Steinbruchs, an einem gottverlassenen Ort namens Rotzloch, beginnt für vier junge Männer ein neues Leben. Nach langer Flucht versuchen sie von hier aus wieder Boden unter die Füsse zu kriegen. Sie sehnen sich vor allem nach Kontakt zu Frauen, nach Begegnungen, Liebe und Sex. Dabei treffen sie auf eine andere Kultur und geraten in Konflikte, von denen sie nichts geahnt haben. Im Film suchen sie einen Umgang mit der neuen Realität, aber auch mit sich selbst, mit ihrer Männlichkeit und ihrer Sexualität. (Distant Lights GmbH)
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Maja Tschumi
Moderation: Dominic Schmid, Journalist WOZ
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10:00Where is Anne Frank? - Schulvorstellung
Während des Zweiten Weltkriegs schrieb Anne Frank in ihrem Tagebuch an ihre imaginäre Freundin Kitty. 75 Jahre später erwacht diese auf magische Weise zum Leben. Verwirrt macht sich die 13-Jährige mit dem Tagebuch in der Hand im heutigen Amsterdam auf die Suche nach Anne, wird aber für ihre Recherche nur ausgelacht. Der Einzige, der ihr hilft, ist der Taschendieb Peter. Durch ihn erfährt Kitty, wie Migrant:innen im Land ausgegrenzt werden oder in Lagern auf eine Abschiebung warten müssen. Sie ist entsetzt und heckt einen Plan aus, um den Menschen zu helfen. Regisseur Ari Folman erweckt in diesem genauso originellen wie grandios gestalteten Animationsfilm die Geschichte von Anne Frank neu zum Leben und erinnert, dass ihre Botschaft auch in der heutigen Flüchtlingskrise nicht an Aktualität eingebüsst hat. (ZFF 2021)
Anschliessende Diskussion mit Giulia Reimann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Stv. Leiterin der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR, und Stephanie Graetz-Pollak, Geschäftsleiterin der Stiftung GRA.
Moderation: Lea Bloch
In Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland -
13:30Where is Anne Frank? - Schulvorstellung
Während des Zweiten Weltkriegs schrieb Anne Frank in ihrem Tagebuch an ihre imaginäre Freundin Kitty. 75 Jahre später erwacht diese auf magische Weise zum Leben. Verwirrt macht sich die 13-Jährige mit dem Tagebuch in der Hand im heutigen Amsterdam auf die Suche nach Anne, wird aber für ihre Recherche nur ausgelacht. Der Einzige, der ihr hilft, ist der Taschendieb Peter. Durch ihn erfährt Kitty, wie Migrant:innen im Land ausgegrenzt werden oder in Lagern auf eine Abschiebung warten müssen. Sie ist entsetzt und heckt einen Plan aus, um den Menschen zu helfen. Regisseur Ari Folman erweckt in diesem genauso originellen wie grandios gestalteten Animationsfilm die Geschichte von Anne Frank neu zum Leben und erinnert, dass ihre Botschaft auch in der heutigen Flüchtlingskrise nicht an Aktualität eingebüsst hat. (ZFF 2021)
Anschliessende Diskussion mit Giulia Reimann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Stv. Leiterin der Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR.
Moderation: Lea Bloch
In Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland -
14:00Un Triomphe - Schulvorstellung
Étienne ist leidenschaftlicher Schauspieler, doch damit kommt er nicht über die Runden. Da er von Rollenangeboten nicht gerade überhäuft wird, übernimmt er die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Überrascht vom Talent dieser ungleichen Truppe, beschliesst er, Becketts «Warten auf Godot» ausserhalb der Gefängnismauern zu inszenieren. Energisch kämpft er dafür, dass die Häftlinge für die Aufführungen das Gefängnis jeweils unter Aufsicht verlassen dürfen. Eine triumphale Tournee beginnt. Mit jeder Probe und jedem Bühnenauftritt vertieft sich die Freundschaft zwischen dem Regisseur und den Gefangenen. Étienne darf endlich beruflichen Erfolg feiern, aber die Tournee bietet nicht nur ihm wunderbare Möglichkeiten … Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt Regisseur Emmanuel Courcol eine berührende Geschichte mit Herz und Humor. Kad Merad brilliert in der Hauptrolle dieser unterhaltsamen und spritzigen Komödie.(Filmcoopi)
Moderation: Sandrine Charlot-Zinsli, aux arts etc... und Barbara Peyer, Lehrerin im Strafvollzug
In Zusammenarbeit mit aux arts etc...
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18:00Vera Dreams of the Sea
Als Gebärdensprachdolmetscherin spricht Vera oft für andere, selten für sich selbst. Der Suizid ihres Mannes löst in ihrer Familie und in ihrem kosovarischen Dorf einen Schock aus – und weckt bei Vera den Willen, endlich für sich einzustehen. Denn es dauert nicht lange, bis männliche Verwandte auftauchen und Anspruch auf den Familienbesitz erheben. Im Kosovo erben Frauen keine Häuser. Doch Vera hat nicht im Sinn, sich diesen überholten Traditionen zu beugen – auch, weil direkt daneben eine neue Autobahn entsteht, die den Wert in die Höhe schnellen lässt. Für sie ist klar: Das Haus soll die finanzielle Zukunft ihrer Tochter sichern. Konfrontiert mit konservativen Geschlechterrollen, Korruption und alten Spannungen in der Familie, mischt sich Veras Trauer schnell mit Angst und Misstrauen. Sie beschliesst zu kämpfen und dem maroden männerdominierten System die Stirn zu bieten. (nio)
BEGRÜSSUNGSWORTE
Léo Kaneman, Ehrenpräsident HRFF Zurich
Sibylle Obrist, Stabschefin Abteilung Frieden und Menschenrechte, EDAFEMINISTISCHER WANDEL IM WESTBALKAN (Engl.)
In vielen Gegenden der Welt stossen Frauen nach wie vor auf uralte, festgefahrene patriarchale Strukturen. Traditionelle Abläufe berauben die Frauen ihrer Menschen- und Grundrechte trotz rechtstaatlicher Strukturen. Wie werden die Rechte der Frauen entgegen der Tradition garantiert? Es diskutieren Zana Hoxha (Kosova Womens Network, Gründerin Femart Festival) und Adelina Gashi (Journalistin).
Moderation: Dana LandauPräsentiert mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA
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18:30Among Us Women
Warum finden in Äthiopien Geburten oft zuhause statt? Beispielsweise weil das Benzin für die Ambulanz fehlt. Auf dem Land ist der Anfang des Lebens oft gefährlich und mit Entbehrungen verbunden. Eine Vorschau auf den Alltag, der danach kommt. Es fehlt an Infrastruktur und medizinischem Personal, aber auch an Wissen und einer konstruktiven Verknüpfung von traditioneller Hebammenarbeit und moderner Medizin. Auch Hulu Ager hat wenig Vertrauen ins Geburtshaus, das eigentlich dafür geschaffen wurde, die Müttersterblichkeit zu bekämpfen. Unaufgeregt und oft humorvoll zeigt die Dokumentation den herausfordernden Alltag der 25-Jährigen, die ihr viertes Kind erwartet. Die Kamera ist dabei, wenn sie sich mit Freundinnen beim Friseur über die Qualität ihres Sexlebens unterhält, bei den Schwangerschaftskontrollen und schliesslich auch bei der Geburt. Ein intimes, von weiblicher Solidarität und Ruhe geprägtes Ereignis, das deutlich macht: Für einmal haben die Frauen das Sagen. (nio)
MEDIZINISCHE AUFKLÄRUNG VON TRADITIONELLEN GEBURTSHELFERINNEN
Medizinische Betreuung rund um die Geburt kann Leben retten. Traditionelle Auffassungen und fehlendes Wissen führen dazu, dass sich Frauen in Äthiopien oft vor einer Klinikgeburt fürchten. Anigna Waldegg (Pflegefachfrau, MSF), Christina Blecher (Green Lamp) und Sonja Kilbertus (Produzentin) diskutieren, wie mit Aufklärung und gezielter Zusammenarbeit mit lokalen Hebammen Geburtshilfe verbessert werden kann.
Moderation: Flavia GiorgettaPräsentiert mit Médecins Sans Frontières
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20:30The Return: Life after ISIS
Desillusioniert von ihrem Leben im Westen wollten sie helfen, einen neuen Staat zu errichten: europäische Musliminnen und Konvertitinnen, die – von der Propaganda des Islamischen Staats (IS) verführt – nach Syrien und in den Irak auswanderten. Der IS kontrollierte dort ein Gebiet, auf dem er 2014 ein «Kalifat» ausrief. Doch die Versprechungen des IS erwiesen sich als leer, der «Gottesstaat» zerfiel 2019 nach blutigen Kämpfen. Zurück blieben auch die IS-Frauen und ihre Kinder, die niemand mehr wollte: weder Syrien noch der Irak, die den IS mit ausländischer Hilfe bezwangen, noch die europäischen und nordamerikanischen Herkunftsländer der IS-Frauen. Dort reagierten Öffentlichkeit und Medien mit heftiger Ablehnung. Gewisse westliche Länder entzogen ihnen gar die Staatsbürgerschaft und machten sie damit staatenlos. Gestrandet in kurdischen Flüchtlingslagern kämpfen die Frauen bis heute mit den Schatten ihrer Vergangenheit und für eine Rückkehr in ihre alte Heimat. Unterstützt werden sie dabei ausgerechnet von Kurd:innen, die den IS zuvor heftig bekämpften. (luk)
REHABILITATION AND ACCOUNTABILITY (Engl.)
Im Anschluss sprechen Letta Tayler, Associate Director der Abteilung Krisen und Konflikte bei Human Rights Watch und Azadeh Moaveni, iranisch-amerikanische Akademikerin, Journalistin und Autorin von «Guest House for Young Widows: Among the Women of ISIS», in einem Zoom-Gespräch darüber, weswegen es für westliche Regierungen aus sicherheitspolitischer, menschenrechtlicher und moralischer Perspektive angebracht ist, ihre Staatsangehörigen nach Hause zu holen.
Moderation: Marguerite Meyer, JournalistinPräsentiert mit Human Rights Watch
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21:00Casablanca Beats
Früher hat Anas sein Geld als Rapper verdient, nun arbeitet er als Lehrer im Jugendzentrum von Sidi Moumen. Der Aussenbezirk von Casablanca gilt als Nährboden für Terrorismus und ist bisher nicht für seine Hip-Hop-Szene bekannt. Anas hat ein Gespür für das Potenzial der Jugendlichen und für Musik als Ventil: «Lauft nicht vor eurer Realität davon!», fordert er sie auf. Denn er kennt die Konsequenzen von Armut, fehlenden Perspektiven und einem Leben auf engstem Raum selber nur zu gut. In seinem Kurs treffen streng religiöse Ansichten und ein konservatives Frauenbild auf den Freiheitsdrang und die Kreativität einer rebellischen Generation. Anas kennt keine Tabus und fordert sowohl die schüchternen wie auch die selbstbewussten Schützlinge heraus, ihre wunden Punkte zu finden, um sie in schlagkräftige Liedzeilen zu verwandeln. Sie kreieren eine wilde Mischung aus französischen, berberischen und englischen Songzeilen und finden nach und nach ihre Stimme. Als empörte Eltern ihre Tochter aus dem Unterricht holen, wird endgültig klar: Anas Weckruf kommt nicht bei allen gut an. Die Standpauke seiner Vorgesetzten lässt nicht lange auf sich warten und auch innerhalb der Gruppe lassen sich die Spannungen nicht aus dem Weg rappen. (nio)
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11:30Into the Ice
Abenteuer und Forschung liegen auf dem Grönländischen Eisschild nahe beieinander. Wenn sich ein Glaziologe fast 200 Meter tief in eine Gletschermühle abseilt, scheint der Nervenkitzel im Vordergrund zu stehen. Die Bilder sind spektakulär: Eisformationen wie gefrorene Wasserwirbel winden sich in die scheinbar endlose Tiefe. Es knackt und knarzt im Eis. Da wird es selbst dem erfahrenen Forscher mulmig. Doch der Hintergrund des Abenteuers ist ernst: Into the Ice porträtiert eine Glaziologin und zwei Glaziologen, die das Schmelzen und die Bewegung des Eises besser verstehen wollen. Mit Untersuchungen direkt auf dem und im Eis ergänzen sie bisherige Messungen mit Radar und Satelliten. Befindet sich auch im Winter Wasser unter dem Gletscher? Wie setzen sich die Eisschichten zusammen? Welchen Einfluss haben zunehmender Schneefall und Regen? Die Erkenntnisse der Forscher:innen könnten bisherige Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels über den Haufen werfen. Mit Konsequenzen für Millionen von Küstenbewohner:innen auf der ganzen Welt. (luk)
ON THIN ICE – WAS BEDEUTET DIE EISSCHMELZE FÜR UNSERE ZUKUNFT?
Nach einer kritischen Würdigung des Films widmen sich Mylène Jacquemart (Glaziologin) und Marcel Hänggi (Initiant der Gletscherinitiative) dem Zustand des Eises weltweit und in der Schweiz. Wie steht es um «unsere» Eismassen, die Gletscher? Was sind die Folgen des Eisschwunds und was kann dagegen getan werden? Wo stehen wir bei der Klimapolitik in der Schweiz?Moderation: Georg Klingler, Greenpeace SchweizPräsentiert mit Greenpeace Schweiz
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13:00Vera Dreams of the Sea
Als Gebärdensprachdolmetscherin spricht Vera oft für andere, selten für sich selbst. Der Suizid ihres Mannes löst in ihrer Familie und in ihrem kosovarischen Dorf einen Schock aus – und weckt bei Vera den Willen, endlich für sich einzustehen. Denn es dauert nicht lange, bis männliche Verwandte auftauchen und Anspruch auf den Familienbesitz erheben. Im Kosovo erben Frauen keine Häuser. Doch Vera hat nicht im Sinn, sich diesen überholten Traditionen zu beugen – auch, weil direkt daneben eine neue Autobahn entsteht, die den Wert in die Höhe schnellen lässt. Für sie ist klar: Das Haus soll die finanzielle Zukunft ihrer Tochter sichern. Konfrontiert mit konservativen Geschlechterrollen, Korruption und alten Spannungen in der Familie, mischt sich Veras Trauer schnell mit Angst und Misstrauen. Sie beschliesst zu kämpfen und dem maroden männerdominierten System die Stirn zu bieten. (nio)
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15:00Among Us Women
Warum finden in Äthiopien Geburten oft zuhause statt? Beispielsweise weil das Benzin für die Ambulanz fehlt. Auf dem Land ist der Anfang des Lebens oft gefährlich und mit Entbehrungen verbunden. Eine Vorschau auf den Alltag, der danach kommt. Es fehlt an Infrastruktur und medizinischem Personal, aber auch an Wissen und einer konstruktiven Verknüpfung von traditioneller Hebammenarbeit und moderner Medizin. Auch Hulu Ager hat wenig Vertrauen ins Geburtshaus, das eigentlich dafür geschaffen wurde, die Müttersterblichkeit zu bekämpfen. Unaufgeregt und oft humorvoll zeigt die Dokumentation den herausfordernden Alltag der 25-Jährigen, die ihr viertes Kind erwartet. Die Kamera ist dabei, wenn sie sich mit Freundinnen beim Friseur über die Qualität ihres Sexlebens unterhält, bei den Schwangerschaftskontrollen und schliesslich auch bei der Geburt. Ein intimes, von weiblicher Solidarität und Ruhe geprägtes Ereignis, das deutlich macht: Für einmal haben die Frauen das Sagen. (nio)
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15:30RELOVED - Alis
In einem Heim finden Teenager:innen Zuflucht vor der Gewalt und dem Überlebenskampf auf den Strassen von Bogotá. Wer ohne Perspektiven zur Welt kommt, hat es schwer, sich eine Zukunft vorzustellen – doch manchmal hilft das Eintauchen in die eigene Fantasie. Es ist eine schlichte Idee, die diese intime Geschichte vom Erwachsenwerden trägt: die Jugendlichen sitzen auf einem Stuhl, die Kamera frontal auf sie gerichtet und mit geschlossenen Augen malen sie sich eine fiktive Freundin aus. Jede Protagonistin trägt mit ihren Anekdoten und Antworten auf die Fragen der Filmemacher:innen zu einem immer komplexer werdenden Bild von «Alis» bei. Die Figur wird so zur Projektionsfläche für vergangene Erlebnisse, unerfüllte Wünsche und Zukunftsträume. Über die imaginäre Identität von «Alis» finden sie Worte für Missbrauch, Traumata und Einsamkeit und können ausdrücken, wofür es sich heute zu kämpfen lohnt – für die Liebe, für Freiheit und für Anerkennung in der Gesellschaft. (nio)
«Alis zeugt von der Kraft der Fiktion, um sich aus den Trümmern einer traumatischen Vergangenheit zu befreien. Ehrlich, roh und mutig brechen die Protagonist:innen mit gesellschaftlichen Rollen- bildern. Die aussergewöhnliche Herangehensweise und der sensible Umgang mit den Geschichten machen Alis zu einem ins- pirierenden Werk, das am HRFF Zurich 2022 zurecht den Prix Célestine gewonnen hat.» (Nina Oppliger)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
ZWISCHEN TRÜMMERN UND TRÄUMEN – WEGE ZUR TRAUMABEWÄLTIGUNG (Engl.)
Die Filmemacher:innen Clare Weiskopf und Nicolas van Hemelryck diskutieren mit Virginia León Torrez (Literaturwissenschafterin Universität Zurich) über die prekäre Situation von jungen Frauen in Lateinamerika und zeigen mögliche Heilungsprozesse von Missbrauchsopfern auf. Wie kann Figuren- und therapeutische Arbeit helfen, die eigene schmerzvolle Vergangenheit zu überwinden und ein neues Leben in Angriff zu nehmen?
Moderation: Rachele Airoldi AsturiasGewinnerfilm Prix Célestine von Interfilm Schweiz
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18:00Ascension
Die Plastikfrau schaut in die Kamera, die Pupillen starr, der Mund aufgerissen – wie ein stummer Schrei wirkt dieses Bild. Dann vervollständigt eine chinesische Arbeiterin mit versierten Handgriffen ihr Werk: Sie bemalt die Lippen, färbt die Augen grün, leimt die Vagina – alles nach westlichem Vorbild auf dem Handydisplay. Es entsteht eine Sexpuppe für den globalen Markt – eine von vielen denkwürdigen Szenen in dieser künstlerisch ambitionierten Dokumentation. In einem grössenwahnsinnigen Wasserpark vergnügen sich Menschenmassen, Soldat:innen üben perfekt choreografierte Paraden. Die Bilder bleiben unkommentiert und hinterlassen ein Gefühl, dass das Individuum wenig zählt. Schnitt, Sounddesign und Bildsprache fügen sich zu einer beeindruckenden Collage chinesischer Produktionsketten und Alltagsszenen: Sie zeigen die Menschen ganz unten, die für 2.99 Dollar pro Stunde schuften, sowie die Manager:innen ganz oben, die dank weltweitem Konsumwahn zu Milliardär:innen geworden sind. (slb)
«FORTSCHRITT» AUF KOSTEN VON ARBEITS- UND MENSCHENRECHTEN
Nirgendwo werden die Folgen unserer Fortschrittsgläubigkeit und den damit verbundenen Problemen deutlicher als in China, wo Produktivität und Massenkonsum über allem stehen. Bernhard Herold (ehem. Programmverantwortlicher Asien, Solidar) und Thomas Braunschweig (Experte Handelspolitik, Public Eye) diskutieren, wie sich unser Konsumverhalten und weltweite Lieferketten auf das Klima und soziale Ungleichheiten auswirken und warum die Verantwortung für würdige Arbeitsbedingungen auch in China bei uns allen liegt.
Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF ZurichPräsentiert mit Solidar Suisse und Public Eye
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Es sei kein Ort zum Bleiben, sagt ein Mann über seine Heimat, das Dorf Longyearbyen auf Spitzbergen. Kalt und unwirtlich ist es hier, die meisten machen sich nach ein paar Jahren wieder davon. Insbesondere seit viele Kohleminen stillgelegt wurden und Tourist:innen das abgelegene Archipel überrennen. Die norwegische Inselgruppe im Arktischen Ozean und ihre gut 2’500 Bewohner:innen sind in ständigem Wandel. Nicht nur das Eis schmilzt auf Spitzbergen rasant, auch die Toleranz für die internationale Gemeinschaft auf der Insel scheint zu schwinden. Die Regierung in Oslo will die Bevölkerung «norwegischer» machen. Dies obwohl der Spitzbergenvertrag von 1925 allen Bürger:innen der Vertragsstaaten gleiche Rechte auf Arbeit und Handel einräumt – und dadurch auch auf Wohnsitz. Das sorgt bei den Zugezogenen für Unmut. Die tschechische Anthropologin Zdenka Sokolíčková misst der äusserst heterogenen Gemeinschaft Longyearbyens den Puls. Und ringt selbst mit der Frage, ob sie und ihre junge Familie in ihrer Wahlheimat im hohen Norden eine Zukunft haben. (luk)
VULNERABILITY & POLITICAL EXCLUSION (Engl.)
Im Anschluss an den Film diskutieren die Filmemacherin Veronika Lišková und die visuelle Anthropologin Darcy Alexandra (Universität Bern) über menschliche Verletzlichkeit angesichts des Klimawandels und wirtschaftlicher Umwälzungen. Wieso führt die Erfahrung des Ausgeliefertseins zu einem Rückfall auf nationale Identität und zur Spaltung von Gemeinschaften wie jener von Spitzbergen?
Moderation: Emanuel Schäublin, Vorstand HRFF Zurich -
20:30The Hamlet Syndrome
«The problem of overthinking and lack of action. It often causes intelligent individuals to be unsuccessful and live a sad and unproductive life»: Das ist das Hamlet-Syndrom. Ausgangspunkt des Films ist eine Neuinszenierung des Shakespeare-Klassikers, in der eine ukrainische Theaterregisseurin uns auf eine Reise auf der Suche nach dem modernen Hamlet mitnimmt. Sie will den Stoff mit persönlichen Lebensentwürfen konfrontieren, um zu verstehen, wofür ein Mensch bereit ist zu kämpfen, wenn er sagt: Sein oder Nichtsein? Tun oder nicht tun?
Der Film zeichnet das Porträt einer jungen Generation von Ukrainer:innen, die sich Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen stellt. Die persönlichen Erfahrungen der «Maidan-Generation» und die Traumata aus dem Krieg im Donbass drängen im Verlaufe des Arbeitsprozesses immer wieder an die Oberfläche. Dank einer dynamischen Montage sowie der Verflechtung von dokumentarischer Beobachtung und Bühneninszenierung nimmt das Publikum am Probengeschehen teil. Die Bühne wird zum Raum für Bekenntnisse, der Kinoraum öffnet sich zur Selbstbefragung und die Worte «Sein oder Nichtsein» bekommen unter diesen Kriegsbedingungen eine ganz neue Bedeutung – hier und jetzt. (Ruth Baettig, Semaine de la Critique, Locarno Film Festival)Im Anschluss Gespräch mit den Filmemacher:innen Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski.
Moderation: Till Brockmann, Semaine de la Critique Locarno Film FestivalPräsentiert mit dem Film Festival Diritti Umani Lugano
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21:00NEU: Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001 – Lidija Burčak ABGESAGT!
Die Performance von Lidija Burčak NÖD US ZUCKER – EXTENDED wurde aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
Wir schätzen uns glücklich, dass wir extrem kurzfristig zwei wunderbare wortgewandte Künstler:innen buchen konnten: Melinda Nadj Abonji & Jurczok 1001Seit 1998 arbeiten die Autorin, Musikerin und Textperformerin Melinda Nadj Abonji und der Spoken Word-Künstler und Sänger Jurczok 1001 an einer eigenständigen Bühnensprache aus kurzen Erzählungen, Spoken Word-Texten, Elektrischer Geige, Gesang, Human Beatbox und Loops.
Über die Jahre haben sie vom gemeinsamen Theaterstück, über eine gemeinsame CD bis hin zur Romanlesung mit Musik ganz unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit erprobt. Konstant haben sie dabei ihre Verschiedenheit herausgearbeitet, Brüche und Reibungen in ihrer Arbeitsweise verstärkt und sich damit einen Ruf als virtuose Sprachartisten gemacht. Zuletzt hat Jurczok die Lesungen aus den beiden preisgekrönten Romanen „Tauben fliegen auf“ und „Schildkrötensoldat“ mit filigranen Gesangs- und Beatboxloops begleitet.
Ihre genreübergreifende Zusammenarbeit ist einmalig in der deutschsprachigen Literatur. Ihr Mut zur Innovation wurde mit Einladungen an zahlreiche internationale Literaturfestivals und Sprechbühnen belohnt. So haben sie ihre Performances u.a. an der Volksbühne Berlin, an der Leipziger Buchmesse, in der Villa Aurora in Los Angeles oder an den Solothurner Literaturtagen gezeigt.
EINTRITT FREI | KOSMOS KLUB
Fotos: Andreas Greber, Gaëtan Bally -
21:00Freda
Der Song «Should I stay or should I go» würde gut zur emotionalen Zerrissenheit der Protagonistin Freda passen: Die schlagfertige 20-Jährige lebt mit ihrer Mutter und Schwester in Port-au-Prince und versucht sich mit dem von Erdbeben, Armut, Korruption und kolonialen Altlasten gebeutelten Alltag zu arrangieren. Ihr Freund will sie überreden, wie viele junge Haitianer:innen, die Halbinsel zu verlassen und sich eine neue Heimat mit besseren wirtschaftlichen Aussichten zu suchen. Die weibliche Heldin schaut mit kritischem Blick auf ein System, das stets Männern den Vortritt lässt und muss mitansehen, wie ihre Schwester keine weiteren Ambitionen hat als einen reichen Mann zu finden. Gessica Généus verwebt gekonnt die fiktionalisierte Geschichte mittels Archivmaterial mit den aktuellen politischen Unruhen Haitis. Ein Film von grosser Virtuosität, der seine Schauspieler:innen feiert und von Haiti ins Oscar-Rennen geschickt wurde. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Gessica Généus (Engl.)
Moderation: Marguerite Meyer
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11:30Illusion of Abundance
Trotz Einschüchterung, Betrug und Gewalt: Die drei Aktivistinnen Carolina, Berta und Máxima stellen sich furchtlos den neuen Kolonist:innen Süd- und Zentralamerikas entgegen. Es sind transnationale Bergbau- und Energiekonzerne, die die Länder oft skrupellos ausbeuten. Ohne Rücksicht auf die Natur und die lokale Bevölkerung. Die Journalistin Erika González porträtiert die drei Aktivistinnen, die sich für den Schutz der Umwelt und ihrer Communities einsetzen. Hartnäckig legen sie sich mit den Verantwortlichen und Profiteur:innen dieses ausbeuterischen Systems an: von Peru, Honduras und Brasilien bis nach Brüssel. Es wird deutlich: Der Preis unseres Energie- und Ressourcenhungers ist hoch, der ungleiche Kampf gegen die Folgen scheint endlos. Aufgeben ist für Carolina, Berta und Máxima trotzdem keine Option. (luk)
ZIVILBEVÖLKERUNG UNTER DRUCK VON WIRTSCHAFT UND POLITIK (Engl.)
Regierungen schlagen Proteste gewaltsam nieder, Aktivist:innen werden kriminalisiert und bürokratische Hürden erschweren die politische Partizipation der Zivilbevölkerung. Weltweit nimmt die Repression gegen Menschenrechtsverteidiger:innen zu. Ueli Locher, Präsident von Peace Watch Switzerland und Nina Burri, Rechtsanwältin und Fachverantwortliche Unternehmen und Menschenrechte bei HEKS diskutieren mit dem Filmemacher Matthieu Lietaert die Auswirkungen dieses politischen Klimas der Angst: Was bedeutet es für die Arbeit von Aktivist:innen und NGOs und welche realistischen Handlungsmöglichkeiten gibt es für die zivilen Kräfte?
Moderation: Marguerite MeyerPräsentiert mit Peace Watch Switzerland
In Zusammenarbeit mit HEKS, Reportagen und this human world
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12:00Special Screening: Until Tomorrow
Anlässlich der aktuellen Situation im Iran zeigen wir als Special Screening den iranischen Film UNTIL TOMORROW.
Fereshteh studiert und arbeitet in einer Druckerei in Teheran und hat ein zwei Monate altes Baby, von dem ihre Eltern nichts wissen. Als diese kurzfristig ihren Besuch ankündigen, muss Fereshteh für eine Nacht einen Platz für ihr uneheliches Kind finden. Was ganz einfach lösbar scheint, entwickelt sich bald zu einem schwierigen Unterfangen. Fereshtehs schlagfertige Freundin Atefeh bietet ihr ihre Unterstützung an, doch ihre anschliessende Odyssee durch die Stadt zeigt den beiden nur, wie begrenzt ihre Möglichkeiten sind. In einer Gesellschaft, die nicht jedem die gleichen Rechte gewährt, müssen die jungen Frauen ihre Verbündeten sorgfältig auswählen. (Xenix Film)
FRAU, LEBEN, FREIHEIT!
Im Anschluss Gespräch mit der Aktivistin Maryam Banihashemi zu der Realität der Frauen und den Protestbewegungen im Iran.
Moderation: Sascha Bleuler, Direktorin HRFF Zurich -
15:00Ascension
Die Plastikfrau schaut in die Kamera, die Pupillen starr, der Mund aufgerissen – wie ein stummer Schrei wirkt dieses Bild. Dann vervollständigt eine chinesische Arbeiterin mit versierten Handgriffen ihr Werk: Sie bemalt die Lippen, färbt die Augen grün, leimt die Vagina – alles nach westlichem Vorbild auf dem Handydisplay. Es entsteht eine Sexpuppe für den globalen Markt – eine von vielen denkwürdigen Szenen in dieser künstlerisch ambitionierten Dokumentation. In einem grössenwahnsinnigen Wasserpark vergnügen sich Menschenmassen, Soldat:innen üben perfekt choreografierte Paraden. Die Bilder bleiben unkommentiert und hinterlassen ein Gefühl, dass das Individuum wenig zählt. Schnitt, Sounddesign und Bildsprache fügen sich zu einer beeindruckenden Collage chinesischer Produktionsketten und Alltagsszenen: Sie zeigen die Menschen ganz unten, die für 2.99 Dollar pro Stunde schuften, sowie die Manager:innen ganz oben, die dank weltweitem Konsumwahn zu Milliardär:innen geworden sind. (slb)
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15:30Freda
Der Song «Should I stay or should I go» würde gut zur emotionalen Zerrissenheit der Protagonistin Freda passen: Die schlagfertige 20-Jährige lebt mit ihrer Mutter und Schwester in Port-au-Prince und versucht sich mit dem von Erdbeben, Armut, Korruption und kolonialen Altlasten gebeutelten Alltag zu arrangieren. Ihr Freund will sie überreden, wie viele junge Haitianer:innen, die Halbinsel zu verlassen und sich eine neue Heimat mit besseren wirtschaftlichen Aussichten zu suchen. Die weibliche Heldin schaut mit kritischem Blick auf ein System, das stets Männern den Vortritt lässt und muss mitansehen, wie ihre Schwester keine weiteren Ambitionen hat als einen reichen Mann zu finden. Gessica Généus verwebt gekonnt die fiktionalisierte Geschichte mittels Archivmaterial mit den aktuellen politischen Unruhen Haitis. Ein Film von grosser Virtuosität, der seine Schauspieler:innen feiert und von Haiti ins Oscar-Rennen geschickt wurde. (slb)
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18:00Continental Drift (South)
Nathalie Adler reist im Auftrag der EU durch Sizilien, um den Besuch von Macron und Merkel – Codename M&M's – in einem Camp für Geflüchtete vorzubereiten. Deren Präsenz ist von hohem Symbolwert und soll zeigen, dass die Lage unter Kontrolle ist. Doch wer glaubt noch wirklich an den Zusammenhalt der europäischen Familie, deren Mitglieder sich gegenseitig die Schuld zuschieben? Nathalies Sohn jedenfalls nicht: Albert arbeitet als Freiwilliger für eine NGO, taucht aus heiterem Himmel in Süditalien auf und will seine Mutter zur Rechenschaft ziehen. Noch immer verletzt, weil sie in seiner Kindheit mit einer Frau durchbrannte, empfindet er die steile Karriere seiner Mutter als abstossend und verlogen. Ihr Wiedersehen nach vielen Jahren Funkstille gestaltet sich noch explosiver als Nathalies diplomatisches Unterfangen: Sie muss die ranghohe Delegation davon überzeugen, dass es den Menschen auf der Flucht auch wirklich mies geht und das Lager weiterhin finanzielle Unterstützung braucht. Lionel Baier wagt viel mit dieser dunklen Mischung aus Drama und Komödie und spiegelt gnadenlos die Scheinheiligkeit und das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik. Die verästelten Identitätskrisen seiner Figuren verkörpert das charismatische Schauspielensemble mit Bravour! (slb)
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Lionel Baier (Engl.)
Moderation: Marcy Goldberg -
18:30Je suis noires & Ethereality
In der Schweiz, einem Land der Neutralität, werden neue, ungewohnte Stimmen laut. Stimmen von Frauen, die für die Anerkennung des strukturellen Rassismus kämpfen, Stereotypen dekonstruieren und sich zu ihrer doppelten Identität als Schweizerin und Schwarze bekennen. In diesem Kontext beginnt Rachel M’Bon ihre eigene Identitätssuche. Auf ihrem Weg zur Befreiung hinterfragt sie ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und hält ihrem Land und ihren Altersgenoss:innen einen Spiegel vor. (First Hand Films)
Vorfilm: Ethereality
30 Jahre lang im Weltraum gestrandet. Wie fühlt es sich an, endlich nach Hause zu kommen? Eine Reflexion über Migration und das Gefühl der Zugehörigkeit. (First Hand Films)SCHWARZ UND FRAU (Engl.)
Im Anschluss diskutieren die Filmemacherin und Journalistin Rachel M’Bon, Carmel Fröhlicher-Stines (Psychologin) und Mandy Abou Shoak (Expertin Gewaltprävention, Kantonsratskandidatin SP Kreis 3/9) über ihre Erfahrung mit strukturellen Rassismen und ihrem Kampf um gesellschaftliche Anerkennung als Schwarze Frau.
Moderation: Ania Anna Mathis, Juristin und Mitorganisatorin Black Film Festival Zurich -
20:30RELOVED - Alis
In einem Heim finden Teenager:innen Zuflucht vor der Gewalt und dem Überlebenskampf auf den Strassen von Bogotá. Wer ohne Perspektiven zur Welt kommt, hat es schwer, sich eine Zukunft vorzustellen – doch manchmal hilft das Eintauchen in die eigene Fantasie. Es ist eine schlichte Idee, die diese intime Geschichte vom Erwachsenwerden trägt: die Jugendlichen sitzen auf einem Stuhl, die Kamera frontal auf sie gerichtet und mit geschlossenen Augen malen sie sich eine fiktive Freundin aus. Jede Protagonistin trägt mit ihren Anekdoten und Antworten auf die Fragen der Filmemacher:innen zu einem immer komplexer werdenden Bild von «Alis» bei. Die Figur wird so zur Projektionsfläche für vergangene Erlebnisse, unerfüllte Wünsche und Zukunftsträume. Über die imaginäre Identität von «Alis» finden sie Worte für Missbrauch, Traumata und Einsamkeit und können ausdrücken, wofür es sich heute zu kämpfen lohnt – für die Liebe, für Freiheit und für Anerkennung in der Gesellschaft. (nio)
«Alis zeugt von der Kraft der Fiktion, um sich aus den Trümmern einer traumatischen Vergangenheit zu befreien. Ehrlich, roh und mutig brechen die Protagonist:innen mit gesellschaftlichen Rollen- bildern. Die aussergewöhnliche Herangehensweise und der sensible Umgang mit den Geschichten machen Alis zu einem ins- pirierenden Werk, das am HRFF Zurich 2022 zurecht den Prix Célestine gewonnen hat.» (Nina Oppliger)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
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Es sei kein Ort zum Bleiben, sagt ein Mann über seine Heimat, das Dorf Longyearbyen auf Spitzbergen. Kalt und unwirtlich ist es hier, die meisten machen sich nach ein paar Jahren wieder davon. Insbesondere seit viele Kohleminen stillgelegt wurden und Tourist:innen das abgelegene Archipel überrennen. Die norwegische Inselgruppe im Arktischen Ozean und ihre gut 2’500 Bewohner:innen sind in ständigem Wandel. Nicht nur das Eis schmilzt auf Spitzbergen rasant, auch die Toleranz für die internationale Gemeinschaft auf der Insel scheint zu schwinden. Die Regierung in Oslo will die Bevölkerung «norwegischer» machen. Dies obwohl der Spitzbergenvertrag von 1925 allen Bürger:innen der Vertragsstaaten gleiche Rechte auf Arbeit und Handel einräumt – und dadurch auch auf Wohnsitz. Das sorgt bei den Zugezogenen für Unmut. Die tschechische Anthropologin Zdenka Sokolíčková misst der äusserst heterogenen Gemeinschaft Longyearbyens den Puls. Und ringt selbst mit der Frage, ob sie und ihre junge Familie in ihrer Wahlheimat im hohen Norden eine Zukunft haben. (luk)
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10:00Un Triomphe - Schulvorstellung
Étienne ist leidenschaftlicher Schauspieler, doch damit kommt er nicht über die Runden. Da er von Rollenangeboten nicht gerade überhäuft wird, übernimmt er die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Überrascht vom Talent dieser ungleichen Truppe, beschliesst er, Becketts «Warten auf Godot» ausserhalb der Gefängnismauern zu inszenieren. Energisch kämpft er dafür, dass die Häftlinge für die Aufführungen das Gefängnis jeweils unter Aufsicht verlassen dürfen. Eine triumphale Tournee beginnt. Mit jeder Probe und jedem Bühnenauftritt vertieft sich die Freundschaft zwischen dem Regisseur und den Gefangenen. Étienne darf endlich beruflichen Erfolg feiern, aber die Tournee bietet nicht nur ihm wunderbare Möglichkeiten … Inspiriert von wahren Begebenheiten, erzählt Regisseur Emmanuel Courcol eine berührende Geschichte mit Herz und Humor. Kad Merad brilliert in der Hauptrolle dieser unterhaltsamen und spritzigen Komödie.(Filmcoopi)
Moderation: Sandrine Charlot-Zinsli, aux arts etc... und Barbara Peyer, Lehrerin im Strafvollzug
In Zusammenarbeit mit aux arts etc...
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13:30Animal - Schulvorstellung
Bella und Vipulan sind 16. Sie gehören zu der Generation, der stärker als anderen zuvor bewusst ist, dass unsere Welt aufgrund des Klimawandels und des Artensterbens innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem unbewohnbaren Ort werden könnte. Bella und Vipulan beschliessen, tiefer in das Thema einzutauchen. Auf einer ungewöhnlichen Reise rund um den Globus begreifen sie, dass der Mensch lange geglaubt hat, von der Natur getrennt leben zu können – obwohl er selbst Teil von ihr und mit allen anderen Lebensformen verbunden ist. Und die beiden erkennen, dass die Rettung der Artenvielfalt auch die Menschheit retten kann.
Die Verschmutzung des Planeten, die Übernutzung von Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums von Tieren: Davon handelt «Animal» ebenso wie von Menschen, die an Lösungen für diese Probleme arbeiten und sie in die Praxis umsetzen. Eindrücklich zeigt der mit «Tomorrow» international bekanntgewordene Regisseur Cyril Dion, dass das Wissen um Zusammenhänge und die Liebe zu allem Lebendigen grundlegend sind, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Ein starker Film, der unter die Haut geht und der Hoffnung macht. (Filmcoopi)Anschliessende Diskussion mit Marie-Claire Graf, Rednerin für eine gerechte nachhaltige Entwicklung und ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen, in Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland.
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14:00Kalle Kosmonaut - Schulvorstellung
Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)
Anschliessende Diskussion mit den Filmemacher:innen
Moderation: Aline Juchler -
18:00Rotzloch
Am Ende eines Steinbruchs, an einem gottverlassenen Ort namens Rotzloch, beginnt für vier junge Männer ein neues Leben. Nach langer Flucht versuchen sie von hier aus wieder Boden unter die Füsse zu kriegen. Sie sehnen sich vor allem nach Kontakt zu Frauen, nach Begegnungen, Liebe und Sex. Dabei treffen sie auf eine andere Kultur und geraten in Konflikte, von denen sie nichts geahnt haben. Im Film suchen sie einen Umgang mit der neuen Realität, aber auch mit sich selbst, mit ihrer Männlichkeit und ihrer Sexualität. (Distant Lights GmbH)
KOSMOPOLITICS | 20:00 Forum
A COLD WELCOME TO SWITZERLAND?
Wie schaffen wir Räume für die Begegnung zwischen geflüchteten Menschen und der lokalen Bevölkerung? Welche Orte sind für Geflüchtete vorgesehen und unter welchen Bedingungen? Welche Vorurteile und Hemmungen stehen im Weg? Ein Gespräch mit Filmemacherin Maja Tschumi, Ivo Grossert von Architecture for Refugees und Hatim Baloch von Solinetz Zürich über Ausgrenzung und darüber, was es heisst, wirklich willkommen zu sein.
Moderation: Natalia Guecheva -
18:30Chaylla
Als William seiner Frau Chaylla die Nase bricht, steht der kleine Sohn gleich daneben. Sie sei von einem Garderobenständer getroffen worden, sagt sie im Krankenhaus. Chaylla hat den Glauben an die Liebe verloren und kann sich doch nicht von der Idee eines heilen Familienlebens mit ihrem Mann befreien. Mehrere Jahre begleitet eine Kamera die junge Frau und schafft ein sensibles Porträt der Protagonistin, geprägt von einer zutiefst toxischen Beziehung. Sie lässt Gefühle kaum zu, nur gelegentlich bröckelt die Fassade – wenn die Kamera einen abgekauten Nagel einfängt, ein vor Anspannung zitterndes Knie, oder ihre vom Weinen geröteten Augen. Zwischen dem Rechtsstreit mit ihrem Mann und Chayllas innerem Kampf blitzt immer wieder Hoffnung auf Heilung auf. Dass sie William schliesslich anzeigt und Kraft findet, sich aus der Spirale der Gewalt zu lösen, ist psychologischer Betreuung aber auch der Solidarität ihrer Schwiegermutter und ihrer besten Freundin zu verdanken. Zusammen lachen sie, teilen ihre Sorgen und singen und tanzen lustvoll gegen das Patriarchat an. (nio)
HÄUSLICHE GEWALT: ÜBER TABUS, OHNMACHT UND DEN MUT ZU HANDELN
Clara Teper und Paul Pirritano (Filmemacher:innen) und Rozë Berisha (Verantwortliche Beratung, Brava) sprechen über ihre Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen von häuslicher Gewalt. Weshalb gestaltet sich die Ablösung oft schwierig und mit welchen Problemen sehen sich Betroffene konfrontiert? Warum ist die Hürde, sich Hilfe zu holen, so hoch und welche Rolle können Beratungsstellen einnehmen?Moderation: Christina Caprez, Journalistin, Soziologin, AutorinPräsentiert mit Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)
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20:30Kalle Kosmonaut
The Allee der Kosmonauten does not lead to the stars. If you grow up in the prefabricated high-rises here in north-eastern Berlin, your path is more likely to be mapped out in other directions. Even if you’re as smart as Pascal, also known as Kalle, who is ten-years-old at the beginning of the film. Tine Kugler and Günther Kurth have accompanied him for over a decade. Sometimes full of hope and ambition, sometimes burdened by fears and problems, tormenting thoughts and experiences, he looks for his place in life. A documentary observation in which animated sequences complement what is transpiring beyond the camera. Empathetic, poetic and humorous, the directing duo not only draws a precise portrait of the charismatic protagonist, but it also creates a kaleidoscopic picture of the unglamorous side of Berlin, far from the landmarks and trendy neighbourhoods. (Berlinale)
Anschliessende Diskussion mit den Filmemacher:innen
Moderation: Aline Juchler -
21:00Fly So Far
Als Teodora im Krankenhaus aufwacht, beginnt ihr Albtraum: Nach einer Fehlgeburt wird sie beschuldigt, ihr Baby getötet zu haben – und wird wegen Mordes angeklagt. Teodora ist Sprecherin von «The Seventeen», einer Gruppe von Frauen, die wie sie selbst mit bis zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt wurden. In El Salvador werden nicht nur Abtreibungen, sondern auch Totgeburten kriminalisiert. Der Film zeigt, wie Politiker:innen auf perfide Weise über weibliche Schicksale verfügen und stets mit der Glaubensfahne wedeln, um den Blick zu verstellen. Teodoras Fall ist zum Sinnbild für die Härte geworden, mit der gegen betroffene Frauen vorgegangen wird. Sie sind einer schreienden Ungerechtigkeit ausgeliefert, die niemanden kalt lässt – auch nicht das Kinopublikum, das sich unweigerlich fragen muss: Wie kann Auflehnung gegen toxische Männlichkeit und Unterdrückung gelingen? Die Anleitung liefern die Protagonistin und ihre Verbündeten selbst. Denn letztlich ist Fly so far ein filmischer Weckruf, wie mittels Ermächtigung Resilienz und Solidarität die staatliche Kontrolle über den Körper der Frau bekämpft werden kann. (slb)
MY BODY, MY RIGHTS: WELTWEITE ANGRIFFE AUF DAS RECHT AUF ABTREIBUNGEN
Gespräch mit Celina Escher (Filmemacherin) und Cyrielle Huguenot (Frauenrechtsexpertin, Amnesty Schweiz). El Salvador hält am Abtreibungsverbot fest, Polen hat ein vollständiges Verbot eingeführt, das höchste US-Gericht hat das Recht auf Abtreibung gestrichen – und selbst in der Schweiz fordern Volksinitiativen neue Einschränkungen: Sind wir an einem Wendepunkt? Wie können wir uns dagegen wehren?
Moderation: Stephanie Eger, Frauengruppe Amnesty ZürichPräsentiert mit Amnesty International Schweiz
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09:30Kalle Kosmonaut - Schulvorstellung
Die Allee der Kosmonauten führt nicht zu den Sternen. Wer hier im Nordosten Berlins in den Plattenbauten aufwächst, dessen Weg ist eher in andere Richtungen vorgezeichnet. Selbst wenn er so pfiffig ist wie der zu Beginn des Films zehnjährige Pascal, genannt Kalle. Über ein Jahrzehnt haben Tine Kugler und Günther Kurth ihn begleitet. Mal voll Hoffnung und Ehrgeiz, mal von Ängsten und Problemen, quälenden Gedanken und Erfahrungen belastet, sucht er nach seinem Platz im Leben. Eine dokumentarische Beobachtung, in der Animationssequenzen ergänzen, was abseits der Kamera geschieht. Empathisch, poetisch und humorvoll zeichnet das Regie-Duo nicht nur ein präzises Porträt ihres charismatischen Protagonisten, sondern auch ein kaleidoskopisches Bild der unglamourösen Seite Berlins, fernab der Wahrzeichen und Szenekieze. (Berlinale 2022)
Anschliessende Diskussion mit den Filmemacher:innen
Moderation: Aline Juchler -
10:00Animal - Schulvorstellung
Bella und Vipulan sind 16. Sie gehören zu der Generation, der stärker als anderen zuvor bewusst ist, dass unsere Welt aufgrund des Klimawandels und des Artensterbens innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einem unbewohnbaren Ort werden könnte. Bella und Vipulan beschliessen, tiefer in das Thema einzutauchen. Auf einer ungewöhnlichen Reise rund um den Globus begreifen sie, dass der Mensch lange geglaubt hat, von der Natur getrennt leben zu können – obwohl er selbst Teil von ihr und mit allen anderen Lebensformen verbunden ist. Und die beiden erkennen, dass die Rettung der Artenvielfalt auch die Menschheit retten kann.
Die Verschmutzung des Planeten, die Übernutzung von Ressourcen und die damit einhergehende Zerstörung des Lebensraums von Tieren: Davon handelt «Animal» ebenso wie von Menschen, die an Lösungen für diese Probleme arbeiten und sie in die Praxis umsetzen. Eindrücklich zeigt der mit «Tomorrow» international bekanntgewordene Regisseur Cyril Dion, dass das Wissen um Zusammenhänge und die Liebe zu allem Lebendigen grundlegend sind, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Ein starker Film, der unter die Haut geht und der Hoffnung macht. (Filmcoopi)Anschliessende Diskussion mit Marie-Claire Graf, Rednerin für eine gerechte nachhaltige Entwicklung und ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen, in Kooperation mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland.
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18:00Casablanca Beats
Früher hat Anas sein Geld als Rapper verdient, nun arbeitet er als Lehrer im Jugendzentrum von Sidi Moumen. Der Aussenbezirk von Casablanca gilt als Nährboden für Terrorismus und ist bisher nicht für seine Hip-Hop-Szene bekannt. Anas hat ein Gespür für das Potenzial der Jugendlichen und für Musik als Ventil: «Lauft nicht vor eurer Realität davon!», fordert er sie auf. Denn er kennt die Konsequenzen von Armut, fehlenden Perspektiven und einem Leben auf engstem Raum selber nur zu gut. In seinem Kurs treffen streng religiöse Ansichten und ein konservatives Frauenbild auf den Freiheitsdrang und die Kreativität einer rebellischen Generation. Anas kennt keine Tabus und fordert sowohl die schüchternen wie auch die selbstbewussten Schützlinge heraus, ihre wunden Punkte zu finden, um sie in schlagkräftige Liedzeilen zu verwandeln. Sie kreieren eine wilde Mischung aus französischen, berberischen und englischen Songzeilen und finden nach und nach ihre Stimme. Als empörte Eltern ihre Tochter aus dem Unterricht holen, wird endgültig klar: Anas Weckruf kommt nicht bei allen gut an. Die Standpauke seiner Vorgesetzten lässt nicht lange auf sich warten und auch innerhalb der Gruppe lassen sich die Spannungen nicht aus dem Weg rappen. (nio)
Mit einer Einführung von Jasmin Basic, FIFDH
Präsentiert mit dem Festival du film et forum international sur les droits humains (FIFDH)
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18:30The Hamlet Syndrome
«The problem of overthinking and lack of action. It often causes intelligent individuals to be unsuccessful and live a sad and unproductive life»: Das ist das Hamlet-Syndrom. Ausgangspunkt des Films ist eine Neuinszenierung des Shakespeare-Klassikers, in der eine ukrainische Theaterregisseurin uns auf eine Reise auf der Suche nach dem modernen Hamlet mitnimmt. Sie will den Stoff mit persönlichen Lebensentwürfen konfrontieren, um zu verstehen, wofür ein Mensch bereit ist zu kämpfen, wenn er sagt: Sein oder Nichtsein? Tun oder nicht tun?
Der Film zeichnet das Porträt einer jungen Generation von Ukrainer:innen, die sich Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen stellt. Die persönlichen Erfahrungen der «Maidan-Generation» und die Traumata aus dem Krieg im Donbass drängen im Verlaufe des Arbeitsprozesses immer wieder an die Oberfläche. Dank einer dynamischen Montage sowie der Verflechtung von dokumentarischer Beobachtung und Bühneninszenierung nimmt das Publikum am Probengeschehen teil. Die Bühne wird zum Raum für Bekenntnisse, der Kinoraum öffnet sich zur Selbstbefragung und die Worte «Sein oder Nichtsein» bekommen unter diesen Kriegsbedingungen eine ganz neue Bedeutung – hier und jetzt. (Ruth Baettig, Semaine de la Critique, Locarno Film Festival) -
20:30Regra 34
Von allem was existiert gibt es eine pornografische Variante, besagt die Regel 34. Mit diesem Internet-Meme kommt auch die angehende Pflichtverteidigerin Simone in Berührung. Als sie online einen BDSM-Film entdeckt, ist Simone fasziniert von dieser Welt zwischen Gewalt und Erotik. Der ekstatische und von Schmerz geprägte Blick weckt in ihr die Neugierde, sich selbst diesem sexuellen Spiel auszusetzen und das Spannungsfeld zwischen Macht, Unterwerfung und Begierde zu erkunden. In ihrem Jurastudium spezialisiert sie sich auf Missbrauchsfälle und will die Ursachen für Rassismus und die Femizide in Brasilien ergründen. Wie ist es möglich, gegen Gewalt an Frauen einzustehen und diese gleichzeitig selbstbewusst und kontrolliert in der eigenen Sexualität auszuleben? Das gewagte und politische Werk von Julia Murat macht ein Dilemma zum Thema, welche den Feminismus seit Jahrzehnten umtreibt. 2022 am Locarno Film Festival mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet, bringt Regra 34 in starken Bildern den Wunsch nach Selbstbestimmung und weiblicher Ermächtigung zum Ausdruck. (Dario Schoch, Porny Days)
CLOSING NIGHT
BEGRÜSSUNGSWORTE
Team Porny Days
Giona Nazzaro, künstlerischer Leiter Locarno Film Festival
Präsentiert mit den Porny Days und dem Locarno Film FestivalSAVE THE DATE: Am 10.12., dem Internationalen Tag der Menschenrechte, sind wir zu Gast im Neubad Luzern und zeigen REGRA 34 im wunderschönen Schwimmbad-Kino.
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21:00Kalle Kosmonaut
The Allee der Kosmonauten does not lead to the stars. If you grow up in the prefabricated high-rises here in north-eastern Berlin, your path is more likely to be mapped out in other directions. Even if you’re as smart as Pascal, also known as Kalle, who is ten-years-old at the beginning of the film. Tine Kugler and Günther Kurth have accompanied him for over a decade. Sometimes full of hope and ambition, sometimes burdened by fears and problems, tormenting thoughts and experiences, he looks for his place in life. A documentary observation in which animated sequences complement what is transpiring beyond the camera. Empathetic, poetic and humorous, the directing duo not only draws a precise portrait of the charismatic protagonist, but it also creates a kaleidoscopic picture of the unglamorous side of Berlin, far from the landmarks and trendy neighbourhoods. (Berlinale)
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19:00Flee
Seit mehr als zwanzig Jahren hält Amin eine Version seiner Fluchtgeschichte aufrecht, die nicht der Wahrheit entspricht. 1989 aus Afghanistan nach Dänemark gekommen, ist er mittlerweile ein erfolgreicher Akademiker. Aus Angst, seine Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, hat er nie jemandem von den eigentlichen Umständen und dem Schicksal seiner Familie erzählt. Nun bereitet er sich auf die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner vor, ein wichtiger Schritt, der ihn dazu bewegt, seinem Freund und Regisseur Jonas Poher Rasmussen alles zu berichten. Um die Anonymität von Amin zu wahren, inszeniert dieser das intime Gespräch in Form eines eindrücklich bebilderten Animationsfilms, gespickt mit Archivaufnahmen eines vergessenen progressiven Afghanistans. Die aufwühlende Vergangenheit von Amin und die präzise Schilderung seiner Traumata prallen mit seiner jetzigen Lebenswelt als offen homosexuell lebender Mann zusammen. Ein humorvoller und begnadeter Erzähler sowie ein sensibler Zuhörer-Filmemacher verweben diese Erinnerungsfragmente zu einem kunstvollen Ganzen, das dem Film in Sundance den Grand Jury Prize einbrachte. (slb)
Bilder: © FinalCutforReal
OPENING NIGHT
Begrüssungsworte
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zürich
Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zürich
Botschafter Simon Geissbühler, Frieden und Menschenrechte, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)Gespräch mit Jonas Poher Rasmussen. (Engl.)
Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zürich -
20:30Ostrov
Auf der russischen Insel Ostrov im Kaspischen Meer leben nur noch ein paar Dutzend Menschen: ohne Strassen, zentrale Stromversorgung oder Gesundheitsdienste. Früher stand hier eine Militärbasis und die Störfischerei garantierte den Menschen ein Einkommen. Heute ist der Fischfang illegal. Der Film zeichnet das intime Porträt einer Familie, deren Männer mit kleinen Booten weiterhin aufs Meer fahren – in ständiger Angst, von der Küstenwache aufgegriffen zu werden. Mit gewilderten Fischen halten sie sich wirtschaftlich über Wasser. In ihrer prekären Situation kritisieren sie ein politisches System, in dem staatliche Hilfsgelder in den Taschen von Beamt*innen verschwinden. Im Hintergrund lärmt der Generator, im Vordergrund läuft der Fernseher, darin die kleine Figur von Wladimir Putin, die von der alten Grösse Russlands spricht. Das patriotische Narrativ einer unbesiegbaren Nation, die Nazideutschland in die Knie gezwungen hat und heute den «Kampf gegen den Faschismus» in der Ukraine weiterführt, gibt den Fischern auf Ostrov Hoffnung auf eine bessere Zukunft. (Emanuel Schäublin)
KÜNSTLERISCHES SCHAFFEN AN DEN RÄNDERN EINES AUTORITÄREN SYSTEMS (Engl.)
Im Anschluss an den Film diskutieren die russischstämmige Sozialwissenschaftlerin Dilyara Müller-Suleymanova und die Filmemacher*innen Svetlana Rodina und Laurent Stoop über die künstlerische Auseinandersetzung mit Lebensrealitäten im heutigen Russland.Moderation: Emanuel Schäublin, Vorstand HRFF Zurich
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10:00SHADOW GAME - Schulvorstellung
Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)
Anschliessendes Gespräch mit Filmemacherin Els van Driel
Moderation: Lea Bloch, Journalistin -
13:30My Name is Baghdad - Schulvorstellung
Auf ihrem Skateboard rollt sie durch São Paulo. Bagdá trägt die Haare kurz, die Hosen mit hohem Bund, den Pullover gern unter den Gürtel gestopft. Bagdá ist cool, ein Mädchen, das respektiert, wen sie respektieren will – und alle anderen auch schon mal mit nassen Wurfgeschossen attackiert. Ihr Zuhause ist ein eigensinniger, emanzipierter Frauenhaushalt, aber ihre Welt ist die der Suicide Ramps. Dort hängt sie mit ihren Jungs ab, die die Tage mit nacktem Oberkörper, Karten spielend und Brusthaare zupfend verbringen. Wie ihre Protagonistin gleitet die Regisseurin durch den Film: selbstbewusst, originell und mit freiem Schwenk. Und wie Bagdá macht sie auch vor Düsterem nicht Halt, thematisiert Gewalt, Sexismus und Diskriminierung – aber auch Solidarität und Aufbegehren.
Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
Moderation: Anna Rosenwasser, LGBT-Expertin und feministische AutorinPräsentiert mit dem Latin American Center UZH
Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch
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14:00Lunana - A Yak in the Classroom - Schulvorstellung
Ugyen, ein junger Lehrer in Bhutan, wird in die abgelegenste Schule der Welt zwangsversetzt. Fernab von seinem gewohnten Komfort findet sich Ugyen in einem Dorf namens Lunana wieder. Dort trifft er auf eine Gemeinschaft, die ihn mit grösstem Respekt betrachtet – nur ein Lehrer könne «die Zukunft der Kinder berühren», so die gängige Meinung. Nach und nach lernt Ugyen mehr über seinen Beruf, als es ihm seine Ausbildung zu vermitteln mochte.
Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
Moderation: Lea Bloch, JournalistinPräsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland
Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch
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18:00Les Enfants Terribles
Ahmet Necdet Çupur besucht seine Familie in seinem Heimatdorf im Südosten der Türkei, das er vor zwanzig Jahren verlassen hat, um zu studieren. Nun ergeht es seiner Schwester Zainap wie ihm, sie möchte nur noch weg und bereitet sich auf die Aufnahmeprüfungen an die Uni vor. Doch ihr Vater verbietet ihr das Studium. Stattdessen soll sie im Dorf bleiben, ihren Cousin heiraten und Kinder grossziehen. Auch der frisch verheiratete Bruder Mahmut hadert mit seiner arrangierten Ehe und wünscht sich ein freies Leben in der Stadt. Die Konflikte mit den traditionell denkenden Eltern sind heftig und zäh.
Der ältere Bruder richtet seine Kamera auf die familiären Schlachtfelder und fängt die Gefühlsausbrüche zwischen den Generationen ein, die in ihrem Verständnis von Zukunft und Privatleben weit auseinander gehen. Ihm gelingt ein packendes Familienepos, das die Wandlung der türkischen Gesellschaft reflektiert. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Ahmet Necdet Çupur. (Engl.)
Moderation: Lea Bloch, Journalistin -
18:30I am Samuel
Samuel und Alex leben eine in Kenia verbotene Liebe. Unter steter Gefährdung und Angst vor einer Freiheitsstrafe, leben sie ihre Beziehung im Versteckten. Samuel ist in einer sehr konservativen ländlichen Gegend aufgewachsen. Er steht seiner Mutter nahe, aber sein Vater, ein lokaler Pastor, versteht nicht, warum er noch nicht verheiratet ist. Nachdem er auf der Suche nach Arbeit und einem neuen Leben in die Hauptstadt Nairobi gezogen ist, verliebt sich Samuel in Alex und findet Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Ihre Liebe gedeiht trotz der Tatsache, dass die kenianischen Gesetze alle kriminalisieren, die sich als LGBTIQ+ identifizieren. Der im Direct Cinema-Stil gedrehte Film dekonstruiert indirekt ein rigides Verständnis von Maskulinität, das in Kenia – auch genährt von puritanisch geprägten Sitten der Kolonist*innen aus England – nach wie vor dominiert und Nährboden für Homophobie ist. (Valerie Thurner, Kino Xenix)
WHEN LOVE IS A CRIME (Engl.)
Im Anschluss spricht Regisseur Peter Murimi im Zoom-Gespräch über Ausgrenzung, Diskriminierung und Kriminalisierung von Menschen in Kenia nur aufgrund dessen, wen sie lieben. Graeme Reid, Direktor der Abteilung für LGBT-Rechte bei Human Rights Watch, setzt das Thema in einen grösseren menschenrechtlichen Kontext in der Region.Moderation: Marguerite Meyer, Journalistin
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20:30Brother's Keeper
«Es gibt keine kurdische Region!», ruft die Lehrperson. Yusuf und seine kurdischen Mitschüler besuchen ein Knaben-Internat im kargen Bergland Anatoliens. Es weht die türkische Flagge, die Kinder dürfen kein Kurdisch sprechen und die Erziehungsmassnahmen sind geprägt von einer schwarzen Pädagogik aus Strafe und Schlägen. Die Buben werden einmal die Woche kalt abgeduscht und die eisige Winterkälte dringt von draussen in die Schlafsäle. Eines Morgens wacht Memo schwerkrank auf und Yusuf kann seinen Freund nur noch mit Mühe auf die Krankenstation schleppen. Ein Krankenpfleger, ein Lehrer und der Rektor werden herbeigerufen, alle sichtlich überfordert mit dem sich zusehends verschlechternden Zustand von Memo.
Ferit Karahan inszeniert mit grandiosen jungen Schauspieler*innen diesen von Armut, Angst und «Türkisierung» geprägten Mikrokosmos. Leise und beobachtend fangen die stimmungsvollen Bilder dieses beklemmenden Dramas die äussere wie innere Kälte ein. (slb)
Bilder: © Diren Düzgün
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Ferit Karahan. (Engl.)
Moderation: Aline Juchler -
21:00Die Welt am Bildschirm
Serien sind enorm populär. Neben bekannten Playern wie Netflix oder Sky bedienen auch Produzent*innen in Lateinamerika, im Nahen Osten und in Nordafrika die regionalen Märkte. Serien sind eine Form von «Soft Power», die macht- und geopolitische Interessen abseits der Leinwand widerspiegeln. Dies auch auf Seiten des Publikums – mit seinen mehrfachen Bezügen jenseits des Lokalen. Der Abend verbindet Information und Entertainment in einer entspannten Salon-Atmosphäre. Mit Anisha Imhasly (Beraterin für Diversität und transkulturelle Themen) und Ali Sonay (Assistenzdozent Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie, Universität Bern).
Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zürich
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21:00Imad's Childhood
Der fünfjährige Imad spielt am liebsten mit Kalaschnikows aus Plastik. Manchmal stellt er sich vor, Hunde oder auch Menschen zu köpfen. Über zwei Jahre seines Lebens hat Imad in Gefangenschaft von Isis-Anhänger*innen verbracht. Traumatisiert und seiner Kindheit beraubt, kehrt er nach der Befreiung gemeinsam mit dem jüngeren Bruder zu seiner Familie zurück. Gewalt ist Imads einzige Ausdrucksform und es wird klar: die Terrororganisation Islamischer Staat hat den Jungen einer perfiden Gehirnwäsche unterzogen, um ihn auf ein Leben als Kämpfer vorzubereiten. Seine Mutter, die die Schrecken ihrer eigenen Gefangenschaft und der erlebten sexualisierten Gewalt verarbeiten muss, findet keinen Zugang zu Imad – dies auch, weil er nur noch Arabisch spricht, im Gegensatz zu seiner kurdisch-jesidischen Familie. Die verstörenden Bilder dokumentieren die unwiderruflichen Folgen von Krieg und Gefangenschaft und die tiefen Wunden der Betroffenen. Immer wieder blitzt ein wenig Hoffnung auf: Obwohl das Erlebte Teil von Imads Identität geworden ist, macht er dank seinen Angehörigen und psychologischer Hilfe kleine Schritte auf seinem Weg zur Heilung und hin zu mehr Normalität. (nio)
KINDER NACH DER IS-GEFANGENSCHAFT: WIE ERREICHEN WIR SCHUTZ UND HEILUNG? (Engl.)
Gespräch mit Nicolette Waldmann, Expertin von Amnesty International für Kinder in bewaffneten Konflikten. Sie arbeitet seit Jahren zu Irak und Syrien und ist Autorin des Amnesty-Berichts «Das Erbe des Terrors: Das Schicksal der jesidischen Kinder, die den IS überlebt haben». Sie hat mit vielen jesidischen Kindern gesprochen und setzt sich für die Aufklärung der IS-Verbrechen ein, sowie für Gerechtigkeit, Schutz und Heilung der Überlebenden.Moderation: Alexandra Karle (Geschäftsleitung Amnesty International Schweiz)
Präsentiert mit Amnesty International Schweiz
Gewinnerfilm Prix Célestine von Interfilm Schweiz
Laudatio Jury Interfilm (Karin Spiess, Renata Werlen, Katja Bury und Dieter Alpstäg):
"Mit schonungslosen Bildern erzählt der Film die Entwicklung des fünf jährigen Imad, welcher in IS-Gefangenschaft misshandelt wurde. Gemeinsam mit seiner traumatisierten Mutter und seinem Bruder kehrt er in ein Camp für vertriebene Jesidinnen und Jesiden zurück. In all den verstörenden Verhaltensweisen des Jungen passiert durch geduldige Zuwendung und professionelle Unterstützung ein Wunder: Imad kann allmählich seine Aggressionen ablegen und Beziehungen zulassen. Damit berührt der Film als Hoffnungszeichen und zeigt, wie heilsame Veränderung auch unter schwierigsten Bedingungen möglich ist." -
23:00District 9
Am Rand von Johannesburg leben in einem riesigen Lager heimatlose Aliens, deren Mutterschiff vor 20 Jahren hier gestrandet ist. Sie werden abschätzig als «non humans» oder als «Garnelen» bezeichnet. Die Einheimischen ekeln sich vor ihnen und es wird entschieden, sie in ein weiter entferntes Lager zwangsumzusiedeln. Der für die Evakuierung zuständige Schreibtisch-Beamte Wikus van der Merve trifft auf den Widerstand der Aliens und wird durch eine Infizierung mit deren DNA selbst zum Gejagten. Die globale Flüchtlingspolitik und die meist damit einhergehenden, menschenverachtenden Umstände spiegelt District 9 und übersetzt die Problematik in einen packenden Genremix aus Mockumentary und Science-Fiction. (slb)
Bilder: © 2009 Columbia TriStar Marketing Group, Inc.
NOCTURNE
Wir zeigen den von Peter Jackson produzierten Kultfilm als Late Night Special mit einer Einführung von Filmwissenschaftler und Sci-Fi-Experte Simon Spiegel.
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11:30Imad's Childhood
Der fünfjährige Imad spielt am liebsten mit Kalaschnikows aus Plastik. Manchmal stellt er sich vor, Hunde oder auch Menschen zu köpfen. Über zwei Jahre seines Lebens hat Imad in Gefangenschaft von Isis-Anhänger*innen verbracht. Traumatisiert und seiner Kindheit beraubt, kehrt er nach der Befreiung gemeinsam mit dem jüngeren Bruder zu seiner Familie zurück. Gewalt ist Imads einzige Ausdrucksform und es wird klar: die Terrororganisation Islamischer Staat hat den Jungen einer perfiden Gehirnwäsche unterzogen, um ihn auf ein Leben als Kämpfer vorzubereiten. Seine Mutter, die die Schrecken ihrer eigenen Gefangenschaft und der erlebten sexualisierten Gewalt verarbeiten muss, findet keinen Zugang zu Imad – dies auch, weil er nur noch Arabisch spricht, im Gegensatz zu seiner kurdisch-jesidischen Familie. Die verstörenden Bilder dokumentieren die unwiderruflichen Folgen von Krieg und Gefangenschaft und die tiefen Wunden der Betroffenen. Immer wieder blitzt ein wenig Hoffnung auf: Obwohl das Erlebte Teil von Imads Identität geworden ist, macht er dank seinen Angehörigen und psychologischer Hilfe kleine Schritte auf seinem Weg zur Heilung und hin zu mehr Normalität. (nio)
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13:00Brother's Keeper
«Es gibt keine kurdische Region!», ruft die Lehrperson. Yusuf und seine kurdischen Mitschüler besuchen ein Knaben-Internat im kargen Bergland Anatoliens. Es weht die türkische Flagge, die Kinder dürfen kein Kurdisch sprechen und die Erziehungsmassnahmen sind geprägt von einer schwarzen Pädagogik aus Strafe und Schlägen. Die Buben werden einmal die Woche kalt abgeduscht und die eisige Winterkälte dringt von draussen in die Schlafsäle. Eines Morgens wacht Memo schwerkrank auf und Yusuf kann seinen Freund nur noch mit Mühe auf die Krankenstation schleppen. Ein Krankenpfleger, ein Lehrer und der Rektor werden herbeigerufen, alle sichtlich überfordert mit dem sich zusehends verschlechternden Zustand von Memo.
Ferit Karahan inszeniert mit grandiosen jungen Schauspieler*innen diesen von Armut, Angst und «Türkisierung» geprägten Mikrokosmos. Leise und beobachtend fangen die stimmungsvollen Bilder dieses beklemmenden Dramas die äussere wie innere Kälte ein. (slb)
Bilder: © Diren Düzgün
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15:00Wet Sand
«Follow your fucking dreams», steht auf Fleshkas Jacke, als bräuchte sie eine tägliche Erinnerung daran, endlich aus ihrem Leben als Barangestellte im «Wet Sand» auszubrechen. Amnon, der Besitzer dieser Strandbar irgendwo an der georgischen Schwarzmeerküste, scheint sich ebenso wenig ins Dorfleben einzufügen. Die Bewohner*innen treffen sich hier, lästern und führen die ewiggleichen Gespräche, begleitet vom monotonen Geräusch der brechenden Wellen. Als das Gerücht eines Selbstmordes die Runde macht, ist schnell klar, dass es sich um den Aussenseiter Eliko handeln muss – um dessen Beerdigung sich aber niemand kümmern will. Die Gleichgültigkeit seiner Mitmenschen lässt erahnen, dass Eliko sich vom geselligen Leben und von Ritualen fernhielt. Mit dem Auftauchen seiner Enkelin Moe kommen nach und nach die Bigotterie und Intoleranz seiner Mitmenschen und ein Netz von Lügen zum Vorschein. Elikos und Amnons jahrelange, heimliche Liebe hebt das Dorfleben aus den Fugen und entlarvt eine homophobe, repressive Gesellschaft, in der auch Fleshka und Moe keine Perspektive sehen. Eine kraftvolle Hommage an die Liebe – und an alle, die sich gegen Konformismus auflehnen und Wege finden müssen, ihre Träume zu leben. (nio)
Bilder: © Maximage Sister distribution
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Elene Naveriani.
Moderation: Jenny Billeter, Kino Xenix -
15:30Writing with Fire
«Khabar Lahariya» ist die erste von Dalit-Frauen geleitete Zeitung Indiens. Die Dalits gehören im Kastensystem zu den «Unberührbaren» und obwohl deren Diskriminierung offiziell verboten ist, kämpfen sie tagtäglich mit Herablassung und Respektlosigkeit. Die furchtlosen Frauen stellen sich in ihrem Beruf der Herausforderung einer digitalisierten Welt und lernen, ihre Mobiltelefone als Waffen zu nutzen, um korrupte Systeme und Missstände durch investigativen Journalismus aufzudecken. Ihr Kampf um das Sichtbarmachen von illegalen Minenarbeiter*innen, mafiösen Hierarchien und um die Aufklärung von Verbrechen an Frauen birgt grosse Gefahren – oftmals stellen sich auch die Ehemänner oder die Familie gegen ihre Arbeit. Unbeirrt und getragen vom Erfolg ihrer Publikationen, stemmen sich die jungen Frauen den patriarchalen Strukturen entgegen und ermöglichen einen Einblick in das komplexe Gefüge kulturgegebener Verschränkungen Indiens. (slb)
Bilder: © Black Ticket Films
NEW(S) WAVES BY WOMEN (Engl.)
Wo steht Khabar Lahariya heute? Schlagen ihre journalistischen Recherchen weiterhin so hohe Wellen und wie trägt ihre Arbeit zur Unterstützung des Frauenrechtskampfes in Indien bei? Im Skype-Gespräch erläutern die Protagonistinnen Meera Devi (Leiterin) und Shyamkali Devi (Chefredakteurin) den aktuellen Stand ihrer Arbeit. Zusammen mit Elena Valdameri (Postdoctoral Researcher, History of the Modern World, ETH Zürich) diskutieren wir, wie aktivistische Tätigkeit wie die des Khabar Lahariya-Teams zur Emanzipation von Frauen in der indischen Gesellschaft beitragen kann.Moderation: Josefa Haas, Reporter ohne Grenzen
Präsentiert mit Reportagen -
18:00Grosser Baum auf Reise – Taming the Garden
Majestätisch thront ein Baum, getragen von einem Floss, mitten auf dem georgischen Schwarzen Meer. Diesem surreal anmutenden Bild ging eine gewaltsame Entwurzelung voraus. Einer der mächtigsten Politiker des Landes kauft uralte Bäume ein, lässt sie aufwändig freilegen und ohne Rücksicht auf die umliegende Natur an ihren neuen Zielort transportieren. Er will Bäume versetzen, einzig und allein zu seinem persönlichen Vergnügen – und weil er es sich leisten kann. Die gemächliche Reise übers Wasser endet in seinem privaten Garten. Dort reiht sich die aktuellste Errungenschaft ein in eine exklusive Plantage, die – ähnlich einer privaten Kunstsammlung – fast nur für seine Augen bestimmt ist. Dieses dekadente Unterfangen verstört die Gemeinschaften, aus denen die Bäume stammen. In einer Mischung aus Ungläubigkeit, Neugierde und Trauer wohnen sie dem ungewöhnlichen Schauspiel bei. Zurück bleiben ein wenig Geld und zahlreiche vernarbte Dörfer, denen es ohne den Schutz dieser riesigen Bäume an Schatten mangelt. Und es bleibt das schale Gefühl, die fragile Verbindung von Mensch und Natur sei endgültig gekappt. (nio)
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Salomé Jashi und einem/einer Vertreter*in von Greenpeace. (Engl.)
Moderation: Chantal HirschiPräsentiert mit Greenpeace Schweiz und dem Film Festival Diritti Umani Lugano
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18:30The Case You
Mit entschlossenen Schritten kommen fünf junge Schauspieler*innen auf uns zu, bleiben stehen, schauen uns eindringlich an: Sie haben etwas Wichtiges zu berichten und wissen doch nicht recht, wie ihnen geschah. In einem kargen Theatersaal konfrontieren sie sich und uns mit einem traumatischen Casting-Erlebnis, das sie bis heute nicht loslässt. Nach und nach kommt anhand von Interviews, Rekonstruktion und performativen Elementen ein perfider Fall von Machtmissbrauch an die Oberfläche. Ihre Erzählungen machen klar: jede Einzelne von ihnen wurde in die Enge getrieben, gelähmt durch Berührungen und Regieanweisungen, die sie zu Marionetten eines abstrusen Experiments werden liessen. «Ich habe einfach gehofft, dass mir da jemand hilft», sagt Aileen, eine der Protagonist*innen. Hilflosigkeit, Scham und Enttäuschung sind spürbar. Die Schauspieler*innen versuchen zu verstehen: Wie konnten sie so manipuliert werden, sämtliche Hemmungen und Hüllen fallen zu lassen? Unweigerlich drängt sich die Frage auf, wie weit Schauspieler*innen im Namen der Kunst getrieben werden dürfen und welchen Preis sie bereit sind für ihre Karrierehoffnungen zu zahlen. Ihre gemeinsame Aufarbeitung ist ein eindrückliches Zeugnis von Selbstermächtigung und Einstehen für die eigenen Rechte. The Case You weist so auch weit über die Schauspielerei und MeToo hinaus und wirft ein Schlaglicht auf sexualisierte Gewalt und ihre unmittelbaren Folgen. (nio)
Bilder: © Lenn Lamster
SEXUALISIERTE GEWALT IM FILM UND DARÜBER HINAUS Alison Kuhn (Filmemacherin) und Aileen Lakatos (Protagonistin), Agota Lavoyer (Opferhilfe Kanton Solothurn) und Simone Eggler (Brava) sprechen über sexualisierte Gewalt im Filmbusiness und darüber hinaus. Wie kann es zu solch systematischen Übergriffen kommen? Welche Machtverhältnisse und gesellschaftlichen Bilder wirken hier? Was bedeutet das für die Verarbeitung der Betroffenen? Und was muss sich ändern?
Moderation: Rafaela Roth, Journalistin NZZ am Sonntag
Präsentiert mit Brava (ehemals TERRE DES FEMMES Schweiz)
Unterstützt von SWAN – Swiss Women’s Audiovisual Network Association -
20:30Should the Wind Drop
Mit der Eröffnung des Flughafens in ihrer Hauptstadt erhofft sich die Bevölkerung des nicht anerkannten Staats Bergkarabach internationale Anerkennung. Der Flughafenprüfer Alain soll das definitive Gutachten für die Zulassung ausstellen und findet sich in einer schwierigen Situation wieder: Soll er auf die Regularien der Luftfahrtbehörde bestehen und eine negative Beurteilung schreiben, oder die Bevölkerung, für die er unverkennbare Sympathien hegt, in ihrem Unabhängigkeitskampf unterstützen?
Das eindrückliche Debüt von Nora Martirosyan befasst sich mit diesem Dilemma, dessen aktueller und realer Hintergrund lange kaum beachtet wurde. Zwischen den Hoheitsansprüchen Armeniens und Aserbaidschans positioniert sich der Film unaufgeregt und mit einer Ästhetik, die den Wunsch nach Frieden in sich trägt, für Freiheit und Hoffnung. Doch trotz des sanften Tones verzagt der Film nicht in seiner Rolle als Ort der Konfrontation, die ihn zu einem relevanten politischen Statement werden lässt. (goEast Film Festival)
Bilder: © SISTER PRODUCTIONS
Einführung von Eliane Menghetti, Vorstandsmitglied der ICJ-CH
Präsentiert mit ICJ-CH – Schweizerische Sektion der Internationalen Juristenkommission
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21:00Mir wächst ein Schnauz - Transtrender Chroniken
Sascha Rijkeboer ist Pop-Aktivist*in, Sichtbarmacher*in, Story-Quing auf Instagram und am Human Rights Film Festival Zurich mit einem neuem Spokenword-Programm vertreten. Sascha performt Texte, die sich mit trans und non-binärer Identifizierung, Transmaskulinität und den Zwängen einer heteronormativen Gesellschaft auseinandersetzen. Es werden reflektiert: Die eigenen Privilegien, die Komplexität einer pluralistischen Gesellschaft mit einer Million Subjektangeboten, aber auch einigen Reglementierungen dazu. Vor allem darf jedoch beherzt gelacht werden, übers Anderssein und -nichtsein und über die «Normalen».
Tipp: Sascha Rijkeboer ist Protagonist*in im Kurzfilm «Being Sascha» (OVe 35’ | Manuel Gübeli | Schweiz, Deutschland 2020 | Dok), den man hier online on demand schauen kann. Eine Geschichte davon, was es heisst, in einer Gesellschaft zu leben, in der man nicht vorgesehen ist. Ein Blick in ein Leben, das uns unsere eigenen Kategorien hinterfragen lässt. Und ein Film darüber, was es bedeutet, sich selbst zu sein.
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21:00Shadow Game
Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)
«THE GAME» ALS LEBENSBEDROHLICHE REALITÄT – WIE KÖNNEN NGOs UND DIE ZIVILGESELLSCHAFT HELFEN? (Engl.)
Gespräch mit Michel Anglade (Director and UN Representative, Geneva Advocacy Office, Save the Children) und Els van Driel (Filmemacherin Shadow Game) über die Situation von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen entlang von Migrationsrouten und den Möglichkeiten für NGOs und die Zivilgesellschaft, ihre Situation zu verbessern.Moderation: Marcy Goldberg
Präsentiert mit Save the Children
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11:00Should the Wind Drop
Mit der Eröffnung des Flughafens in ihrer Hauptstadt erhofft sich die Bevölkerung des nicht anerkannten Staats Bergkarabach internationale Anerkennung. Der Flughafenprüfer Alain soll das definitive Gutachten für die Zulassung ausstellen und findet sich in einer schwierigen Situation wieder: Soll er auf die Regularien der Luftfahrtbehörde bestehen und eine negative Beurteilung schreiben, oder die Bevölkerung, für die er unverkennbare Sympathien hegt, in ihrem Unabhängigkeitskampf unterstützen?
Das eindrückliche Debüt von Nora Martirosyan befasst sich mit diesem Dilemma, dessen aktueller und realer Hintergrund lange kaum beachtet wurde. Zwischen den Hoheitsansprüchen Armeniens und Aserbaidschans positioniert sich der Film unaufgeregt und mit einer Ästhetik, die den Wunsch nach Frieden in sich trägt, für Freiheit und Hoffnung. Doch trotz des sanften Tones verzagt der Film nicht in seiner Rolle als Ort der Konfrontation, die ihn zu einem relevanten politischen Statement werden lässt. (goEast Film Festival)
Bilder: © SISTER PRODUCTIONS
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11:30Ostrov
Auf der russischen Insel Ostrov im Kaspischen Meer leben nur noch ein paar Dutzend Menschen: ohne Strassen, zentrale Stromversorgung oder Gesundheitsdienste. Früher stand hier eine Militärbasis und die Störfischerei garantierte den Menschen ein Einkommen. Heute ist der Fischfang illegal. Der Film zeichnet das intime Porträt einer Familie, deren Männer mit kleinen Booten weiterhin aufs Meer fahren – in ständiger Angst, von der Küstenwache aufgegriffen zu werden. Mit gewilderten Fischen halten sie sich wirtschaftlich über Wasser. In ihrer prekären Situation kritisieren sie ein politisches System, in dem staatliche Hilfsgelder in den Taschen von Beamt*innen verschwinden. Im Hintergrund lärmt der Generator, im Vordergrund läuft der Fernseher, darin die kleine Figur von Wladimir Putin, die von der alten Grösse Russlands spricht. Das patriotische Narrativ einer unbesiegbaren Nation, die Nazideutschland in die Knie gezwungen hat und heute den «Kampf gegen den Faschismus» in der Ukraine weiterführt, gibt den Fischern auf Ostrov Hoffnung auf eine bessere Zukunft. (Emanuel Schäublin)
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13:00Les Enfants Terribles
Ahmet Necdet Çupur besucht seine Familie in seinem Heimatdorf im Südosten der Türkei, das er vor zwanzig Jahren verlassen hat, um zu studieren. Nun ergeht es seiner Schwester Zainap wie ihm, sie möchte nur noch weg und bereitet sich auf die Aufnahmeprüfungen an die Uni vor. Doch ihr Vater verbietet ihr das Studium. Stattdessen soll sie im Dorf bleiben, ihren Cousin heiraten und Kinder grossziehen. Auch der frisch verheiratete Bruder Mahmut hadert mit seiner arrangierten Ehe und wünscht sich ein freies Leben in der Stadt. Die Konflikte mit den traditionell denkenden Eltern sind heftig und zäh.
Der ältere Bruder richtet seine Kamera auf die familiären Schlachtfelder und fängt die Gefühlsausbrüche zwischen den Generationen ein, die in ihrem Verständnis von Zukunft und Privatleben weit auseinander gehen. Ihm gelingt ein packendes Familienepos, das die Wandlung der türkischen Gesellschaft reflektiert. (slb)
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15:00Grosser Baum auf Reise – Taming the Garden
Majestätisch thront ein Baum, getragen von einem Floss, mitten auf dem georgischen Schwarzen Meer. Diesem surreal anmutenden Bild ging eine gewaltsame Entwurzelung voraus. Einer der mächtigsten Politiker des Landes kauft uralte Bäume ein, lässt sie aufwändig freilegen und ohne Rücksicht auf die umliegende Natur an ihren neuen Zielort transportieren. Er will Bäume versetzen, einzig und allein zu seinem persönlichen Vergnügen – und weil er es sich leisten kann. Die gemächliche Reise übers Wasser endet in seinem privaten Garten. Dort reiht sich die aktuellste Errungenschaft ein in eine exklusive Plantage, die – ähnlich einer privaten Kunstsammlung – fast nur für seine Augen bestimmt ist. Dieses dekadente Unterfangen verstört die Gemeinschaften, aus denen die Bäume stammen. In einer Mischung aus Ungläubigkeit, Neugierde und Trauer wohnen sie dem ungewöhnlichen Schauspiel bei. Zurück bleiben ein wenig Geld und zahlreiche vernarbte Dörfer, denen es ohne den Schutz dieser riesigen Bäume an Schatten mangelt. Und es bleibt das schale Gefühl, die fragile Verbindung von Mensch und Natur sei endgültig gekappt. (nio)
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15:30Mis hermanos sueñan despiertos
Von der Gesellschaft im Stich gelassen warten Ángel und sein jüngerer Bruder Franco seit einem Jahr in einem Jugendgefängnis im Süden von Chile auf die Verhandlung ihres Falles. Die Geschwisterliebe und die Freundschaft zu den Mitgefangenen machen die harten Haftbedingungen erträglicher. Gemeinsam träumen sie von der Freiheit, die sie eines Tages erwartet – vom ersten Fussballspiel im Stadion, von einer heissen Dusche oder einem Ausflug an den Strand. Diese Solidarität scheint lange der Schlüssel dafür zu sein, in einem System von Unterdrückung, Hierarchien und Gewalt zu überleben. Dann wird Jaime aus einem anderen Jugendzentrum überführt und sein Hang zur Rebellion macht die Tagträume der Jugendlichen plötzlich greifbar. Jaime plant eine Meuterei, um mit ein paar Mitgefangenen auszubrechen. Von der wahren Begebenheit, auf der die Geschichte basiert, existieren kaum Aufzeichnungen. Mis hermanos sueñan despiertos rekonstruiert denn auch nicht die tatsächlichen Ereignisse, sondern versucht die zunehmende Verzweiflung zu bebildern: Was bringt die Jugendlichen dazu, ihr Leben für eine verhängnisvolle Fluchtidee aufs Spiel zu setzen? Gleichzeitig offenbart der Film das problematische chilenische Justizsystem – eine Politik der Bestrafung, die neue Opfer hervorbringt anstatt Perspektiven für marginalisierten Jugendlichen zu schaffen. (nio)
Präsentiert mit dem Latin American Center UZH
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18:00Flee
Seit mehr als zwanzig Jahren hält Amin eine Version seiner Fluchtgeschichte aufrecht, die nicht der Wahrheit entspricht. 1989 aus Afghanistan nach Dänemark gekommen, ist er mittlerweile ein erfolgreicher Akademiker. Aus Angst, seine Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, hat er nie jemandem von den eigentlichen Umständen und dem Schicksal seiner Familie erzählt. Nun bereitet er sich auf die Hochzeit mit seinem langjährigen Partner vor, ein wichtiger Schritt, der ihn dazu bewegt, seinem Freund und Regisseur Jonas Poher Rasmussen alles zu berichten. Um die Anonymität von Amin zu wahren, inszeniert dieser das intime Gespräch in Form eines eindrücklich bebilderten Animationsfilms, gespickt mit Archivaufnahmen eines vergessenen progressiven Afghanistans. Die aufwühlende Vergangenheit von Amin und die präzise Schilderung seiner Traumata prallen mit seiner jetzigen Lebenswelt als offen homosexuell lebender Mann zusammen. Ein humorvoller und begnadeter Erzähler sowie ein sensibler Zuhörer-Filmemacher verweben diese Erinnerungsfragmente zu einem kunstvollen Ganzen, das dem Film in Sundance den Grand Jury Prize einbrachte. (slb)
Bilder: © FinalCutforReal
FLUCHT AUS AFGHANISTAN
Panel zur aktuellen Lage in Afghanistan und der Situation von LGBT* Asylsuchenden in der Schweiz. Mit Corinne Troxler (Schweizerische Flüchtlingshilfe) und Stefan Faust (Queeramnesty Schweiz).
Moderation: Nicola Diday -
18:30Shadow Game
Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)
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20:30Der Ast, auf dem ich sitze
Wer bezahlt den Preis für unseren Wohlstand? Die Filmemacherin Luzia Schmid wagt sich in diesem persönlichen Film an ein illustres Kapitel der Schweizer Finanzgeschichte. Einst sass ihre Heimatstadt Zug auf einem Schuldenberg, doch dann kam «die Sache mit den niedrigen Steuern». Heute ist Zug ein Steuerparadies – auch dank ihrem Vater und seinen Anwaltskollegen, die nach dem zweiten Weltkrieg geschickte Lösungen fanden, reiche Unternehmen in die Stadt holten und rasch riesige finanzielle Erfolge verbuchten. Bis zu 40 Briefkastenfirmen unterhielt Schmids Vater zu Spitzenzeiten. So trug auch er dazu bei, dass Zug bis heute im Standortwettbewerb in einer Liga mit Shanghai, London und New York spielt. Seine Tochter hält den Finger auf die wunden Stellen dieser Finanzstrategie und stellt diejenigen Fragen, denen die meisten ihrer Protagonist*innen gekonnt aus dem zu Weg gehen versuchen. Aus gutem Grund: Sie sind Profiteur*innen vom Aufstieg Zugs und schauen heute von ihren Terrassen auf die gutbürgerliche Kleinstadt hinunter. Ein kritischer Blick auf die Steueroase Zug, eine Reflektion über Doppelmoral und Verdrängung und eine Geschichtslektion, die der reichen Schweiz den Spiegel vorhält. (nio)
STEUERPARADIES SCHWEIZ – BOOSTER FÜR DIE GLOBALE UNGLEICHHEIT
Dominik Gross (Experte für internationale Finanz- und Steuerpolitik, Alliance Sud) und Rita Kesselring (Ethnologin mit Forschungsschwerpunkt Rohstoffabbau im südlichen Afrika, Universität Basel) diskutieren, weshalb der Kampf gegen die globale Ungleichheit auch einer für mehr internationale Steuergerechtigkeit ist und über die Verantwortung, die Politik und Wirtschaft dabei zukommt.
Moderation: Iwan SchauweckerPräsentiert mit Solidar Suisse
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21:00Writing with Fire
«Khabar Lahariya» ist die erste von Dalit-Frauen geleitete Zeitung Indiens. Die Dalits gehören im Kastensystem zu den «Unberührbaren» und obwohl deren Diskriminierung offiziell verboten ist, kämpfen sie tagtäglich mit Herablassung und Respektlosigkeit. Die furchtlosen Frauen stellen sich in ihrem Beruf der Herausforderung einer digitalisierten Welt und lernen, ihre Mobiltelefone als Waffen zu nutzen, um korrupte Systeme und Missstände durch investigativen Journalismus aufzudecken. Ihr Kampf um das Sichtbarmachen von illegalen Minenarbeiter*innen, mafiösen Hierarchien und um die Aufklärung von Verbrechen an Frauen birgt grosse Gefahren – oftmals stellen sich auch die Ehemänner oder die Familie gegen ihre Arbeit. Unbeirrt und getragen vom Erfolg ihrer Publikationen, stemmen sich die jungen Frauen den patriarchalen Strukturen entgegen und ermöglichen einen Einblick in das komplexe Gefüge kulturgegebener Verschränkungen Indiens. (slb)
Bilder: © Black Ticket Films
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09:30Lunana - A Yak in the Classroom - Schulvorstellung
Ugyen, ein junger Lehrer in Bhutan, wird in die abgelegenste Schule der Welt zwangsversetzt. Fernab von seinem gewohnten Komfort findet sich Ugyen in einem Dorf namens Lunana wieder. Dort trifft er auf eine Gemeinschaft, die ihn mit grösstem Respekt betrachtet – nur ein Lehrer könne «die Zukunft der Kinder berühren», so die gängige Meinung. Nach und nach lernt Ugyen mehr über seinen Beruf, als es ihm seine Ausbildung zu vermitteln mochte.
Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
Moderation: Claudia SolanesPräsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland
Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch
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10:00My Name is Baghdad - Schulvorstellung
Auf ihrem Skateboard rollt sie durch São Paulo. Bagdá trägt die Haare kurz, die Hosen mit hohem Bund, den Pullover gern unter den Gürtel gestopft. Bagdá ist cool, ein Mädchen, das respektiert, wen sie respektieren will – und alle anderen auch schon mal mit nassen Wurfgeschossen attackiert. Ihr Zuhause ist ein eigensinniger, emanzipierter Frauenhaushalt, aber ihre Welt ist die der Suicide Ramps. Dort hängt sie mit ihren Jungs ab, die die Tage mit nacktem Oberkörper, Karten spielend und Brusthaare zupfend verbringen. Wie ihre Protagonistin gleitet die Regisseurin durch den Film: selbstbewusst, originell und mit freiem Schwenk. Und wie Bagdá macht sie auch vor Düsterem nicht Halt, thematisiert Gewalt, Sexismus und Diskriminierung – aber auch Solidarität und Aufbegehren.
Im Anschluss findet ein animiertes Filmgespräch statt.
Moderation: Annina Brühwiler, Journalistin und Skate-CoachPräsentiert mit dem Latin American Center UZH
Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch
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13:30SHADOW GAME - Schulvorstellung
Ihr «Spiel» ist ein lebensgefährliches Unterfangen. Jugendliche, die auf der Suche nach Schutz und einer Zukunftsperspektive Familie und Heimat verlassen, begeben sich auf eine Reise ins Ungewisse. Der stetige Kampf um einen sicheren Unterschlupf, eiskalte Nächte unter Autobahnbrücken, Verstecke in Lastwagen oder Zügen, unbarmherzige Grenzwächter*innen: All das dokumentieren die jungen Protagonist*innen in Shadow Game mit ihren Handys, die so zu Filmkameras werden. Hautnah erzählen diese Bilder von ihrem gefährlichen, oft jahrelangen Bestreben, die Festung Europa zu überwinden. Der Spieleinsatz ist hoch: Sie werden schnell erwachsen auf ihrem gnadenlosen Abenteuer entlang der EU-Aussengrenzen. Und doch ist jede überschrittene Grenze der Anfang eines neuen Levels und ein Motivationsschub. Wer am Ende als Gewinner*in hervorgehen wird, bleibt ungewiss. Eine moderne Odyssee entlang von Migrationsrouten und ein erschreckender Blick hinter die Kulissen folgenschwerer politischer Entscheidungen. (nio)
Anschliessendes Gespräch mit Filmemacherin Els van Driel
Moderation: Claudia Solanes -
14:00La mif Schulvorstellung
«Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit Protagonistinnen. (FR/DE)
Moderation: Sandrine Charlot ZinsliPräsentiert mit Aux Arts Etc ... und Ambassade de France en Suisse
Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch
Bilder: © Joseph Areddy / Stephane Gros -
17:30La mif
«Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit Protagonistinnen. (FR/DE)
Moderation: Sandrine Charlot ZinsliKOSMOPOLITICS I 20h I Forum
VERNISSAGE HANDBUCH NEUE SCHWEIZFür alle, die da sind und alle,
die noch kommen werdenAn der Vernissage zum Handbuch Neue Schweiz gehen wir den Spuren der Bürger*innenrechtskämpfe seit den 1960er-Jahren bis zur Black Lives Matter-Bewegung nach. Unter anderem mit Francesca Falk, Kijan Espahangizi, Paola de Martin, Fatima Moumouni und Hannan Salamat.
Moderation: Mardoché Kabengele
Präsentiert mit INES – Institut Neue Schweiz
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18:30Mis hermanos sueñan despiertos
Von der Gesellschaft im Stich gelassen warten Ángel und sein jüngerer Bruder Franco seit einem Jahr in einem Jugendgefängnis im Süden von Chile auf die Verhandlung ihres Falles. Die Geschwisterliebe und die Freundschaft zu den Mitgefangenen machen die harten Haftbedingungen erträglicher. Gemeinsam träumen sie von der Freiheit, die sie eines Tages erwartet – vom ersten Fussballspiel im Stadion, von einer heissen Dusche oder einem Ausflug an den Strand. Diese Solidarität scheint lange der Schlüssel dafür zu sein, in einem System von Unterdrückung, Hierarchien und Gewalt zu überleben. Dann wird Jaime aus einem anderen Jugendzentrum überführt und sein Hang zur Rebellion macht die Tagträume der Jugendlichen plötzlich greifbar. Jaime plant eine Meuterei, um mit ein paar Mitgefangenen auszubrechen. Von der wahren Begebenheit, auf der die Geschichte basiert, existieren kaum Aufzeichnungen. Mis hermanos sueñan despiertos rekonstruiert denn auch nicht die tatsächlichen Ereignisse, sondern versucht die zunehmende Verzweiflung zu bebildern: Was bringt die Jugendlichen dazu, ihr Leben für eine verhängnisvolle Fluchtidee aufs Spiel zu setzen? Gleichzeitig offenbart der Film das problematische chilenische Justizsystem – eine Politik der Bestrafung, die neue Opfer hervorbringt anstatt Perspektiven für marginalisierten Jugendlichen zu schaffen. (nio)
Präsentiert mit dem Latin American Center UZH
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20:30Rouge
«Soll ich euch alle sterben lassen?», fragt die junge Krankenpflegerin Nour ihren Vater Slimane. Beide arbeiten für einen grossen Chemiekonzern in Frankreich – Nours Vater schon seit fast drei Jahrzehnten. Mittlerweile ist der langjährige Vertraute der Geschäftsleitung auch Gewerkschaftsvertreter, er arbeitet viel und beklagt sich nicht. Slimane verschafft nicht nur der Tochter einen neuen Job bei seinem Arbeitgeber, sondern fühlt sich auch für den Rest der Belegschaft verantwortlich. Das Drama nimmt seinen Lauf, als Nour Lücken in den Gesundheitsakten der Angestellten bemerkt. Gemeinsam mit einer Journalistin kommt sie einem jahrelang vertuschten Entsorgungsskandal – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die Belegschaft – auf die Spur. Ihr Drang nach Gerechtigkeit treibt sie zu einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer und vergiftet zusehends die harmonische Vater-Tochter-Beziehung. Bringt sie die Wahrheit ans Licht, gefährdet sie nicht nur Slimanes Ruf, sondern auch unzählige Arbeitsplätze. Nour muss sich entscheiden zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und einem Leben als Whistleblowerin. (nio)
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Farid Bentoumi.
Moderation: Marcy GoldbergPräsentiert mit Public Eye
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21:00Wet Sand
«Follow your fucking dreams», steht auf Fleshkas Jacke, als bräuchte sie eine tägliche Erinnerung daran, endlich aus ihrem Leben als Barangestellte im «Wet Sand» auszubrechen. Amnon, der Besitzer dieser Strandbar irgendwo an der georgischen Schwarzmeerküste, scheint sich ebenso wenig ins Dorfleben einzufügen. Die Bewohner*innen treffen sich hier, lästern und führen die ewiggleichen Gespräche, begleitet vom monotonen Geräusch der brechenden Wellen. Als das Gerücht eines Selbstmordes die Runde macht, ist schnell klar, dass es sich um den Aussenseiter Eliko handeln muss – um dessen Beerdigung sich aber niemand kümmern will. Die Gleichgültigkeit seiner Mitmenschen lässt erahnen, dass Eliko sich vom geselligen Leben und von Ritualen fernhielt. Mit dem Auftauchen seiner Enkelin Moe kommen nach und nach die Bigotterie und Intoleranz seiner Mitmenschen und ein Netz von Lügen zum Vorschein. Elikos und Amnons jahrelange, heimliche Liebe hebt das Dorfleben aus den Fugen und entlarvt eine homophobe, repressive Gesellschaft, in der auch Fleshka und Moe keine Perspektive sehen. Eine kraftvolle Hommage an die Liebe – und an alle, die sich gegen Konformismus auflehnen und Wege finden müssen, ihre Träume zu leben. (nio)
Bilder: © Maximage Sister distribution
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10:00La mif Schulvorstellung
«Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit Protagonistinnen. (FR/DE)
Moderation: Sandrine Charlot ZinsliPräsentiert mit Aux Arts Etc ... und Ambassade de France en Suisse
Anmeldungen für Schulklassen bis 10.11. unter schuleundkultur.zh.ch
Bilder: © Joseph Areddy / Stephane Gros -
18:00Zinder
Der Alltag in der Stadt Zinder in Niger ist von Armut geprägt. Viele Jugendliche stammen aus Karakara, einem Viertel, wo früher Leprakranke lebten. Ohne Recht auf Bildung und von der Gesellschaft ausgegrenzt, schlagen sie ihre Zeit tot. Die in Zinder aufgewachsene Filmemacherin fühlt den oft in Gangs organisierten jungen Männern auf den Puls. Bawa, ein ehemaliger Anführer, erzählt ihr offen von seiner früheren Gewaltbereitschaft, die sich in Schlägereien und Vergewaltigungen entlud. Andere prahlen weiterhin mit ihrer toxischen Männlichkeit. Macky lässt diese teils beklemmenden Aussagen unkommentiert – sie hört zu und zeichnet das Bild einer Jugend, die durch Aufbegehren und Machtdemonstration ihrer Perspektivenlosigkeit zu entkommen versucht. (slb)
Begrüssungsworte
Léo Kaneman, Ehrenpräsident HRFF ZürichChristine Löw, Stv. Chefin Abteilung Frieden und Menschenrechte (AFM), Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)
FRIEDEN UND MENSCHENRECHTE IM SAHEL (Engl.)
Viele Länder der Sahelzone sind mit Armut, sozialer Ungleichheit, Straflosigkeit und Korruption konfrontiert. Menschenrechtsverletzungen oder die unzureichende Garantie der Grundfreiheiten sind ein Zeichen dafür, dass Frieden und Sicherheit gefährdet sind. Wie können die Grundbedürfnisse der Bevölkerung ins Zentrum gerückt und die Stabilität gefördert werden? Gespräch mit Aïcha Macky (Filmemacherin), sowie Marie-Emilie Dozin, (Head of Advocacy and Communication for the Global Protection Cluster, UNHCR).Moderation: Flavia Giorgetta
Präsentiert mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA
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18:30La mif
«Ihr sagt, ihr seid für uns da, aber in Wirklichkeit sind wir alleine!» In einem Heim in Genf für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen zanken sich die Heimleiter*innen und die jungen Frauen täglich. Auch zwischen den Teenagern knallt es oft, sie beleidigen einander, schreien, schlagen zu und versöhnen sich wieder. Der Filmemacher Fred Baillif, selber ehemaliger Sozialarbeiter, beweist mit seinem zweiten Spielfilm erneut sein grosses Talent in Laien-Schauspielführung und für den gewieften Wechsel zwischen Inszenierung und Improvisation. Über zwei Jahre hat er mit den tatsächlich im Heim wohnhaften Mädchen im Vorfeld gearbeitet und jede einzelne ihre Geschichte erzählen lassen. Eindrücklich verwebt er diese oft von sexualisierter Gewalt geprägten Traumata mit dem emotional intensiven Heim-Alltag in der «Ersatzfamilie». Gleichzeitig entlarvt der Film gravierende Mängel des Schweizerischen Jugendschutzsystems und die Überforderung der Sozialarbeiter*innen. (slb)
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20:30Réveil sur Mars
Reglos und mit geschlossenen Augen liegen die Schwestern Ibadeta and Djeneta nebeneinander. Nur der Sauerstoffschlauch in ihren Nasen verrät, dass sie nicht schlafen, sondern im Koma liegen. Ihr kleiner Bruder Furkan glaubt, dass sie ihn trotzdem hören können, wenn er ihnen vom Mars erzählt. Orange sei der fremde Planet und es sei sehr dunkel während der langen Reise dorthin. In seiner lebhaften Fantasie bestreitet Furkan Abenteuer fern von Traurigkeit und seelischer Erschütterung, die die Flucht seiner Familie aus dem Kosovo ausgelöst hat. Das «resignation syndrom» der Schwestern setzte ein, als der zweite negative Asylentscheid der schwedischen Behörden eintraf. Seither fristet die Familie ein Dasein in einer Zwischenwelt, gefangen in einer Spirale des Wartens. Die Eltern hoffen, dass ihre Mädchen bald aufwachen und trotzen gleichzeitig der Ungewissheit und ihrer Angst vor einer Rückweisung in den Balkan. Dort wurden sie als Angehörige einer ethnischen Minderheit diskriminiert und verfolgt. Furkan entzieht sich immer wieder dieser bitteren Realität und baut an seinem Raumschiff aus Schrott, um bald auf dem Mars ein neues Leben zu beginnen. Eine Ode an die menschliche Fähigkeit zum Widerstand, aufwühlend und poetisch zugleich. (nio)
MENTAL HEALTH ISSUES CAUSED BY FLIGHT AND RESIGNATION (Engl.)
Die beiden Mädchen in Réveil sur Mars sind von einem sehr seltenen medizinischen Phänomen betroffen: Das «resignation syndrom» wird ausgelöst durch die traumatische Fluchterfahrung, aber auch die Verunsicherung und Angst vor dem Asylentscheid im Ankunftsland. Nach dem Film diskutieren die Dea Gjinovci (Filmemacherin) und Marcos Moyano (Psychologe und «Mental Health Advisor» bei MSF mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Betroffenen in Krieg- und Konfliktgebieten).Moderation: Dana Landau
Präsentiert mit Médecins Sans Frontières
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21:00Rouge
«Soll ich euch alle sterben lassen?», fragt die junge Krankenpflegerin Nour ihren Vater Slimane. Beide arbeiten für einen grossen Chemiekonzern in Frankreich – Nours Vater schon seit fast drei Jahrzehnten. Mittlerweile ist der langjährige Vertraute der Geschäftsleitung auch Gewerkschaftsvertreter, er arbeitet viel und beklagt sich nicht. Slimane verschafft nicht nur der Tochter einen neuen Job bei seinem Arbeitgeber, sondern fühlt sich auch für den Rest der Belegschaft verantwortlich. Das Drama nimmt seinen Lauf, als Nour Lücken in den Gesundheitsakten der Angestellten bemerkt. Gemeinsam mit einer Journalistin kommt sie einem jahrelang vertuschten Entsorgungsskandal – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die Belegschaft – auf die Spur. Ihr Drang nach Gerechtigkeit treibt sie zu einem gefährlichen Spiel mit dem Feuer und vergiftet zusehends die harmonische Vater-Tochter-Beziehung. Bringt sie die Wahrheit ans Licht, gefährdet sie nicht nur Slimanes Ruf, sondern auch unzählige Arbeitsplätze. Nour muss sich entscheiden zwischen der Loyalität zu ihrem Vater und einem Leben als Whistleblowerin. (nio)
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19:00Cat in the Wall
«Sprecht Englisch, oder ich loch euch ein!», brüllt ein Polizist Irina und ihren Bruder an. Er durchsucht die Wohnung der bulgarischen Geschwister, weil die Nachbarn sie verdächtigen, ihre Katze gestohlen zu haben. Diese und andere Streitereien prägen den Alltag der Bewohner*innen eines heruntergekommenen Hausblocks in London. Irina versucht sich im harten Milieu der Arbeiterklasse zurechtzufinden und macht Doppelschichten, während ihr Bruder auf die Anerkennung seines Lehrerdiploms wartet. Mitunter pinkelt ein Nachbar in den Lift, es wird gestritten und über den bevorstehenden Brexit politisiert. Irina wachsen die Absurditäten und sozialen Ungleichheiten über den Kopf und sie identifiziert sich zusehends mit der Katze, die sich in einem Heizrohr ihrer Küche verkrochen hat und auf bessere Zeiten wartet.
Mina Mileva und Vesela Kazakova schaffen eine ergreifende Sozialstudie, die feinsensorische Kamera von Dimitar Kostov folgt den Darsteller*innen so leichtfüssig, dass man sich oft in einem Dokumentarfilm glaubt, dem Genre indem sich die Regisseurinnen bisher zuhause fühlten. Auch mit ihrem Spielfilmdebüt zeigen sie viel Gespür für Schauspielführung und Situationskomik. (slb)Begrüssungsworte
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich
Kathrin Frey, Filmbeauftragte Stadt Zürich KulturIm Anschluss Gespräch mit den Filmemacherinnen Mina Mileva und Vesela Kazakova
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20:30Exil
Erst hängt eine tote Ratte an der Tür des Hauses, in dem Xhafer mit seiner Frau und den Kindern lebt. Dann kommen Mails «versehentlich» nicht an. Die Anzeichen, dass der Pharmaingenieur an seinem Arbeitsplatz gemobbt und schikaniert wird, mehren sich. Und auch wenn weder seine Frau noch seine Kolleg*innen ihm Glauben schenken, fühlt sich der seit Jahren gut integrierte Mann aus dem Kosovo immer stärker aus der deutschen Gemeinschaft ausgestossen. Oder verliert er den Bezug zur Realität?
In seinem zweiten Langfilm seziert Regisseur Visar Morina die psychische Wirkung sozialer Ausgrenzung und inszeniert sie als Wechselspiel von Zugehörigkeit und Entfremdung. In subtilen, sich mit dem Zustand seines Protagonisten nach und nach verändernden Bildern und mit präzise agierenden Hauptdarsteller*innen zeigt er, welche Rolle die Persönlichkeit bei der Integration in eine andere Gesellschaft spielt, und wie schnell ein vermeintlich stabiles Identitätsgerüst Risse bekommen kann. (Berlinale 2020)
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09:30Los Lobos – Schulvorstellung
Jenseits der Grenze lockt Disneyland. Mit solchen Träumereien halten sich die Brüder Max und Leo aus Mexiko bei Laune. Ihre Mutter Lucía hingegen hat nach der harten Landung in der Realität keine Zeit mehr für Kopfreisen. In den USA angekommen, nimmt sie mehrere Gelegenheitsjobs an und lässt die Söhne in der Wohnung zurück. Sie lauschen in Endlosschleife den Regeln, welche Lucía auf Kassette aufgenommen hat: «Nie das Haus verlassen! Aufeinander aufpassen!». Wie Wölfe sollen sie sich und ihr Heim beschützen. Der Einöde entfliehen sie nur dank ihrer Fantasie: Auf die Wände der Wohnung kritzeln sie künftige Abenteuer. Basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen gibt der Regisseur Einblick in die anhaltende Migrationskrise an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. (nio)
Im Anschluss animiertes Gespräch mit Jennifer Niedermann, Moderatorin und Spoken Word Artistin
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10:00The Grizzlies – Schulvorstellung
Ende der 1990er Jahre hat die kleine arktische Inuit-Gemeinde Kugluktuk eine der höchsten Selbstmordraten unter Jugendlichen in Nordamerika. Als der unerfahrene Lehrer Russ Sheppard dort eintrifft, um eine Stelle an der lokalen Schule anzutreten, sieht er sich mit massiven psychologischen und sozialen Problemen sowie den fatalen Folgen der Kolonisierung indigener Lebenswelten konfrontiert. Auf verlorenem Posten gründet Sheppard trotz allgemeiner Skepsis ein Lacrosse-Team an der Schule. Und diese vermeintlich völlig widersinnige Idee soll weitreichende Folgen haben.
Anschliessendes Filmgespräch mit RFK Human Rights und Andreas Graf, Head of Human Rights & Anti-Discrimination bei der FIFA.
Die Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz hat gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte der Universität Zürich «Speak Truth To Power» ein facettenreiches Programm zur Menschenrechtsbildung an Schulen entwickelt. Das begleitende Buch kann über info@rfkhumanrights.ch bestellt werden. -
13:30And Then We Danced – Schulvorstellung
Merab trainiert seit jungen Jahren mit seiner Tanzpartnerin im nationalen georgischen Staatsballett. Als der charismatische und ungezwungene Irakli auftaucht, wird Merabs Welt unversehens auf den Kopf gestellt. Der Neue wird zu seinem grössten Rivalen und zu seiner grössten Leidenschaft. Immer stärker verspürt Merab den Drang, aus seinem konservativen Umfeld auszubrechen und seine Sexualität auszuleben. Dafür muss er alles riskieren. Der schwedische Regisseur Levan Akin kehrt mit «And Then We Danced» zu seinen Wurzeln nach Georgien zurück. In seiner berührenden universell gültigen Emanzipations-Geschichte avanciert die Inszenierung von Körperlichkeit und Tanz zum Brennpunkt. Der Film transportiert das Bewusstsein einer jungen Generation im Korsett strenger Riten und Traditionen, gegen die sich Merab mit den Waffen eines Tänzers auflehnt.
Im Anschluss animiertes Gespräch mit Tobias Urech (LGBTIQ-Aktivist und Vorstandsmitglied Milchjugend)
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14:00Les Hirondelles de Kaboul – Schulvorstellung
Sommer 1998 in Kabul. Zunaira ist jung und voller Lebenshunger. Diesen zu stillen ist alles andere als einfach: Die Kinos und Theater in ihrer von den Taliban besetzten Heimatstadt sind geschlossen, Musik ist aus der Öffentlichkeit verbannt, die Universität liegt in Trümmern. Also verbringt Zunaira viel Zeit zu Hause, wo sie auch ihren Freund Mohsen trifft. Die zwei lieben sich von ganzem Herzen – doch dann verändert ein dramatischer Unfall alles. Zunaira wird zum Tode verurteilt.
Der Animationsfilm basiert auf Yasmina Khadras Roman «Die Schwalben von Kabul», den die Regisseurin Zabou Breitman und die Illustratorin Eléa Gobbé-Mévellec für die Leinwand adaptiert haben. Die Geschichte erzählt von Unterdrückung, vom Kampf um ein würdevolles Leben und von der Kraft der Frauen.Anschliessendes Filmgespräch mit RFK Human Rights und Farooq Haq, Mitglied der afghanischen Königsfamilie im Exil in der Schweiz.
Die Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz hat gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte der Universität Zürich «Speak Truth To Power» ein facettenreiches Programm zur Menschenrechtsbildung an Schulen entwickelt. Das begleitende Buch kann über info@rfkhumanrights.ch bestellt werden. -
17:30Los Lobos
Jenseits der Grenze lockt Disneyland. Mit solchen Träumereien halten sich die Brüder Max und Leo aus Mexiko bei Laune. Ihre Mutter Lucía hingegen hat nach der harten Landung in der Realität keine Zeit mehr für Kopfreisen. In den USA angekommen, nimmt sie mehrere Gelegenheitsjobs an und lässt die Söhne in der Wohnung zurück. Sie lauschen in Endlosschleife den Regeln, welche Lucía auf Kassette aufgenommen hat: «Nie das Haus verlassen! Aufeinander aufpassen!». Wie Wölfe sollen sie sich und ihr Heim beschützen. Der Einöde entfliehen sie nur dank ihrer Fantasie: Auf die Wände der Wohnung kritzeln sie künftige Abenteuer. Basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen gibt der Regisseur Einblick in die anhaltende Migrationskrise an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. (nio)
Begrüssungsworte
Léo Kaneman, Gründer und Ehrenpräsident HRFF Zurich
Pietro Mona, Schweizer Botschafter für Entwicklung, Flucht und MigrationEINE VERLORENE GENERATION VERHINDERN
Bildung verbessert die sozioökonomische Perspektive von Migrant*innen, Geflüchteten und Binnenvertriebenen. Sie ist ein Menschenrecht und Katalysator für eine gerechte, friedliche Gesellschaft. Wie kann das Recht auf Bildung für Kinder mit Migrationshintergrund geschützt werden? Es diskutieren Rolf Gollob (Abteilung «Internationale Bildungsentwicklung» der PH Zürich), Valeria Kunz (Bildungschefin, Save the Children Switzerland) und Christine Löw (Direktorin UN-Frauen Verbindungsbüro Genf)
Moderation: Marguerite MeyerPräsentiert mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, Abteilung Menschliche Sicherheit und dem Latin American Center UZH
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18:15Otac/Father
Wie weit geht jemand für seine Kinder? Der Behördenwillkür und Korruption in seinem Dorf ausgeliefert, nimmt Nikola 300 Kilometer Fussmarsch von Südserbien nach Belgrad auf sich. Der wortkarge Vater will beim Ministerium für Soziales Beschwerde einlegen und Gerechtigkeit für sich und seine Kinder einfordern. Denn nach einem Selbstmordversuch seiner Frau wegen ausstehenden Lohnzahlungen ist dem Vater das Sorgerecht entzogen worden. Die fadenscheinige Begründung: Er sei zu arm, um seine Familie zu versorgen. Überzeugt, ihm widerfahre Unrecht, will er sich gegen das System wehren. Doch die beschwerliche Reise wird zur Zäsur. Jede Begegnung führt ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation weiter vor Augen. Mit jedem Schritt Richtung Belgrad wächst seine Verzweiflung. Nikolas Beharrlichkeit wird mit einem persönlichen Treffen im Ministerium belohnt, doch damit ist sein Kampf noch lange nicht zu Ende. (nio)
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20:30Made in Bangladesh
Shimu und ihre Kolleg*innen arbeiten in einer Textilfabrik. Die Arbeitsstunden sind lang, die Luft ist heiss und stickig und um Strom zu sparen, schaltet der Aufseher gerne mal die Lüftung ab. Auch sexuelle Übergriffe und verbale Erniedrigungen durch die Vorgesetzten sind an der Tagesordnung. Shimu nimmt gegen den Willen ihres Ehemannes und trotz den Drohungen ihres Chefs den Kampf auf und überzeugt ihre Kolleg*innen, eine Gewerkschaft zu gründen. Mit Hilfe einer Anwältin lernt sie, Druck auf die Geschäftsleitung auszuüben.
Rubaiyat Hossain inszeniert mit viel Feingefühl Shimus Bemühungen, die tief verankerten patriarchalen Strukturen in den Konzernen zu zerschlagen und für ihre Freiheit und Rechte als Frau und Arbeiter*in einzustehen. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit realen Textilarbeiter*innen und zwingt uns, deren Leidensgeschichte anzuerkennen und unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. (slb)FAST FASHION: WELCHE VERANTWORTUNG TRAGEN MODEBRANDS UND KONSUMENT*INNEN?
Simone Wasmann (Solidar Suisse) und Elisabeth Schenk (Public Eye) diskutieren die aktuelle Situation der Textilarbeiter*innen, die zivilgesellschaftlichen Bewegungen und die Auswirkungen von COVID-19 auf die Textilindustrie im globalen Süden. Simone Wasmann ist Kampagnenverantwortliche für faire Arbeit in Asien und unterstützt den gewerkschaftlichen Aufbau von Arbeiter*innen vor Ort. Elisabeth Schenk ist verantwortlich für die Clean Clothes Campaign (CCC).Moderation: Marcy Goldberg
Präsentiert mit Public Eye, Solidar Suisse und dem International Film Festival and Forum on Human Rights, Geneva
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21:00Cat in the Wall
«Sprecht Englisch, oder ich loch euch ein!», brüllt ein Polizist Irina und ihren Bruder an. Er durchsucht die Wohnung der bulgarischen Geschwister, weil die Nachbarn sie verdächtigen, ihre Katze gestohlen zu haben. Diese und andere Streitereien prägen den Alltag der Bewohner*innen eines heruntergekommenen Hausblocks in London. Irina versucht sich im harten Milieu der Arbeiterklasse zurechtzufinden und macht Doppelschichten, während ihr Bruder auf die Anerkennung seines Lehrerdiploms wartet. Mitunter pinkelt ein Nachbar in den Lift, es wird gestritten und über den bevorstehenden Brexit politisiert. Irina wachsen die Absurditäten und sozialen Ungleichheiten über den Kopf und sie identifiziert sich zusehends mit der Katze, die sich in einem Heizrohr ihrer Küche verkrochen hat und auf bessere Zeiten wartet.
Mina Mileva und Vesela Kazakova schaffen eine ergreifende Sozialstudie, die feinsensorische Kamera von Dimitar Kostov folgt den Darsteller*innen so leichtfüssig, dass man sich oft in einem Dokumentarfilm glaubt, dem Genre indem sich die Regisseurinnen bisher zuhause fühlten. Auch mit ihrem Spielfilmdebüt zeigen sie viel Gespür für Schauspielführung und Situationskomik. (slb)
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11:00Made in Bangladesh
Shimu und ihre Kolleg*innen arbeiten in einer Textilfabrik. Die Arbeitsstunden sind lang, die Luft ist heiss und stickig und um Strom zu sparen, schaltet der Aufseher gerne mal die Lüftung ab. Auch sexuelle Übergriffe und verbale Erniedrigungen durch die Vorgesetzten sind an der Tagesordnung. Shimu nimmt gegen den Willen ihres Ehemannes und trotz den Drohungen ihres Chefs den Kampf auf und überzeugt ihre Kolleg*innen, eine Gewerkschaft zu gründen. Mit Hilfe einer Anwältin lernt sie, Druck auf die Geschäftsleitung auszuüben.
Rubaiyat Hossain inszeniert mit viel Feingefühl Shimus Bemühungen, die tief verankerten patriarchalen Strukturen in den Konzernen zu zerschlagen und für ihre Freiheit und Rechte als Frau und Arbeiter*in einzustehen. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit mit realen Textilarbeiter*innen und zwingt uns, deren Leidensgeschichte anzuerkennen und unser eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. (slb) -
11:30A Thousand Cuts
Auf den Philippinen stirbt die Demokratie einen «langsamen Tod durch tausend Messerstiche». Die regierungskritische Journalistin Maria Ressa benennt eine blutige Realität, die der autokratische Präsident Rodrigo Duterte als persönlichen Erfolg bezeichnet. Seit 2016 regiert er den Inselstaat mit eiserner Hand und geht bei seiner Anti-Drogenpolitik über Leichen. Furchtlos stellen sich Maria Ressa und ihre Mitarbeiter*innen mit dem unabhängigen News-Portal «Rappler» gegen das Regime. Manipulierte Informationen, Machtmissbrauch, Social Media als Brandbeschleuniger: Ihre schonungslose Berichterstattung lässt kein gutes Haar am Präsidenten und seiner Gefolgschaft. Im Namen der Pressefreiheit und für die Aufklärung ihrer Mitbürger*innen riskiert Maria Ressa als Kopf von «Rappler» ihr Leben. (nio)
PHILIPPINEN: DEMOKRATIE UNTER BESCHUSS (Engl.)
Im Anschluss erläutert Carlos Conde, Philippinen-Experte bei Human Rights Watch, im Skype-Gespräch die jahrelange, systematische und gewaltsame Unterdrückung von Presse- und Meinungsfreiheit auf den Philippinen. Ein massiver Anstieg an aussergerichtlichen Tötungen sowie gezielte Desinformations- und Hasskampagnen in den sozialen Medien haben diese Entwicklung unter dem derzeitigen Präsidenten Rodrigo Duterte weiter verschärft.
Moderation: Annette Hug, Autorin und Übersetzerin philippinischer LiteraturPräsentiert mit Human Rights Watch und Reportagen
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13:00Otac/Father
Wie weit geht jemand für seine Kinder? Der Behördenwillkür und Korruption in seinem Dorf ausgeliefert, nimmt Nikola 300 Kilometer Fussmarsch von Südserbien nach Belgrad auf sich. Der wortkarge Vater will beim Ministerium für Soziales Beschwerde einlegen und Gerechtigkeit für sich und seine Kinder einfordern. Denn nach einem Selbstmordversuch seiner Frau wegen ausstehenden Lohnzahlungen ist dem Vater das Sorgerecht entzogen worden. Die fadenscheinige Begründung: Er sei zu arm, um seine Familie zu versorgen. Überzeugt, ihm widerfahre Unrecht, will er sich gegen das System wehren. Doch die beschwerliche Reise wird zur Zäsur. Jede Begegnung führt ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation weiter vor Augen. Mit jedem Schritt Richtung Belgrad wächst seine Verzweiflung. Nikolas Beharrlichkeit wird mit einem persönlichen Treffen im Ministerium belohnt, doch damit ist sein Kampf noch lange nicht zu Ende. (nio)
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14:45Exil
Erst hängt eine tote Ratte an der Tür des Hauses, in dem Xhafer mit seiner Frau und den Kindern lebt. Dann kommen Mails «versehentlich» nicht an. Die Anzeichen, dass der Pharmaingenieur an seinem Arbeitsplatz gemobbt und schikaniert wird, mehren sich. Und auch wenn weder seine Frau noch seine Kolleg*innen ihm Glauben schenken, fühlt sich der seit Jahren gut integrierte Mann aus dem Kosovo immer stärker aus der deutschen Gemeinschaft ausgestossen. Oder verliert er den Bezug zur Realität?
In seinem zweiten Langfilm seziert Regisseur Visar Morina die psychische Wirkung sozialer Ausgrenzung und inszeniert sie als Wechselspiel von Zugehörigkeit und Entfremdung. In subtilen, sich mit dem Zustand seines Protagonisten nach und nach verändernden Bildern und mit präzise agierenden Hauptdarsteller*innen zeigt er, welche Rolle die Persönlichkeit bei der Integration in eine andere Gesellschaft spielt, und wie schnell ein vermeintlich stabiles Identitätsgerüst Risse bekommen kann. (Berlinale 2020) -
15:45Days of Cannibalism
Fressen oder gefressen werden? Seit Arbeitsmigrant*innen aus China ihre Geschäfte im bergigen Hinterland um Lesotho zu etablieren versuchen, bestimmen neue Prinzipien das Leben im Distrikt Thaba-Tseka. Chinesische Waren verdrängen lokale Produkte und wo eine Kuh gerade noch das wertvollste Gut war, ersetzt nun eine währungsbasierte Wirtschaft den traditionellen Tauschhandel. Zwischen Inszenierung und Dokumentation treffen Viehdieb*innen, Ordnungshüter*innen und opportunistische Geschäftsleute in einem modernen, ethnologischen Western aufeinander. Ein Schlaglicht auf Fragen der Assimilation und eine scharfe Beobachtung globalisierter Realität. (nio)
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Teboho Edkins (Engl.)
Moderation: Josephine Tedder -
17:30The Cave
Oben lauert der Tod, unter der Erde keimt Hoffnung. In der Hochburg der syrischen Aufständischen in Ost-Ghuta fallen täglich Zivilist*innen den bewaffneten Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen zum Opfer. Mitten in dieser humanitären Katastrophe versuchen mutige Ärzt*innen, unterirdisch den Schutz der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. In den dunklen, labyrinthähnlichen Gängen und Sälen von «The Cave» warten Patient*innen auf eine Behandlung. Kinder, Eltern, alte Menschen, die Opfer von Giftgasangriffen oder Splitterbomben wurden. Unter der Leitung der angehenden Kinderärztin Dr. Amani – eine Frau würde im patriarchal geprägten Syrien unter gewöhnlichen Umständen niemals eine Führungsposition einnehmen – kämpft das Team ums Überleben und oft auch gegen die eigenen Traumata. (nio)
MEDICAL ORDER WITHIN THE CHAOS OF WAR (Engl.)
Wie ist es möglich, unter den widrigsten Bedingungen, Menschen medizinisch zu versorgen? Wo liegt die Grenze zwischen ärztlicher Pflicht und lebensbedrohlicher Selbstaufgabe? Gespräch mit dem Filmemacher Feras Fayyad und Imad Aoun, Communications & Advocacy Adviser von MSF.
Moderation: Rafaela Roth (Journalistin NZZ am Sonntag)
Präsentiert mit Médecins Sans FrontièresThe Cave gewinnt den erstmals vergebenen Prix Célestine von Interfilm Schweiz.
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18:00Lovemobil
Irgendwo am Waldrand an einer Autostrasse steht ein Camper mit farbigen Lämpchen. Rita und Milena, die abwechslungsweise im Lovemobil auf Freier warten, telefonieren mit Freundinnen, machen ihre Wäsche oder streiten mit der Wohnmobilbesitzerin und Zuhälterin Uschi.
Ohne Sexarbeit zu beschönigen erscheint weder Uschi als simple Täterin noch wirken die beiden für sie arbeitenden Frauen – Rita aus Nigeria, Milena aus Bulgarien – nur als Opfer. Diese Grauzonen interessieren die Filmregisseurin Elke Lehrenkrauss, die ihren Protagonistinnen aufmerksam zuhört. Schillernd in den Farben der Nacht gefilmt, spiegelt Lovemobil die Ambivalenz der Prostitution. Kleine, für den Film arrangierte Szenen zeigen, dass die Frauen bei der Entstehung des Filmes mitgewirkt haben und sorgen neben teils brutalen auch für vergnügliche Momente. Der Film besticht durch seine mit Krimielementen angereicherte Mischung aus Figuren- und Sozialstudie. Aufgrund dieser Vielseitigkeit gehen die individuellen und gleichzeitig von einem grausamen Menschenhandelssystem geprägten Geschichten besonders nah. (Jenny Billeter, Xenix)SEX GEGEN GELD: ZWISCHEN SELBSTBESTIMMUNG UND PREKARIAT
Sexarbeit ist Arbeit unter erschwerten Bedingungen. In der Schweiz ist sie zwar legal, aber von strukturellen Problemen geprägt. Gesellschaftliche Stigmata, politische Barrieren, ökonomische Abhängigkeiten und nicht zuletzt die aktuelle Pandemie machen den Sexarbeiter*innen das Leben schwer. Eine Diskussion zur Lage der Sexarbeit in der Schweiz mit der Regisseurin Elke Lehrenkrauss und Lelia Hunziker (Geschäftsführerin FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration).
Moderation: Noëmi Landolt (Journalistin WOZ) -
20:3017 Blocks
Nur 17 Strassen vom Kapitol in Washington D. C. entfernt prägen Drogenprobleme, Gewalt und Armut Emmanuels Nachbarschaft. 1999 erhält der Neunjährige eine Videokamera, mit der er während zwei Jahrzehnten seine Familie begleitet. Zu Beginn fängt der unschuldige Kinderblick Alltagsszenen ein. Bald deckt die Kamera auf, was das Aufwachsen in einer vernachlässigten Gegend der USA für People of Colour bedeuten kann und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Davy Rothbart entstand in dieser Langzeitdokumentation ein intimes Familienporträt, das weit über den Horizont des Quartiers und Emmanuels Familie hinaus weist. Schonungslos und emotional gibt sie Einblick in das von strukturellem Rassismus geprägte Amerika und in die hochaktuelle Krise eines Landes. (nio)
RASSISMUS – KLASSISMUS | HEUTE & DAMALS (Deutsch & Engl.)
Ausgrenzung, Benachteiligung, Chancenungerechtigkeit, institutioneller und struktureller Rassismus: Privilegien haben oder nicht haben, und die daraus resultierenden Folgen zeigt 17 Blocks exemplarisch auf. Es ist die Dokumentation einer Geschichte von vielen in den USA – von damals, sowie von heute. Noch immer ist die gezeigte Problematik Teil der gesellschaftlichen Strukturen und prägt den Alltag von BIPOC. Was liegt dazwischen, was hat sich verändert? Wie sieht es in der Schweiz aus? Das Gespräch mit Fork Burke (Dichterin) und Tarek Naguib (Jurist, Aktivist) wirft einen Blick auf die USA und schlägt die Brücke zur Schweiz.
Moderation: Elisa da Costa (Black Film Festival Zurich)Präsentiert mit dem Black Film Festival Zurich
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21:00«How Does it Feel?» Konzert mit Soya The Cow
Soya ist die erste sex-positive, feministische, vegane Drag-Kuh der Welt. Singend, tanzend, muhend und sprechend kämpft sie für die Befreiung von allen. Sie sprengt die Grenzen von Gender und Spezies und steht ein für eine Welt voller Freude und Mitgefühl.
Für ihre Performance am Human Rights Film Festival Zurich kombiniert Soya Elektropop-Songs aus der Perspektive einer Milchkuh mit persönlich-menschlichen Geschichten und Träumen. Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir damit aufhörten, andere in Stücke zu schneiden? Können wir frei sein, wenn nicht alle frei sind? Soyas Musik bewegt, regt zum Denken an und rüttelt am Selbstbild, welches den Menschen stets ins Zentrum stellt. -
21:00The Earth Is Blue as an Orange
«Der Krieg hat mich reizbar und böse werden lassen!», sagt die junge Nastja in die Kamera. Die alleinstehende Mutter Anna befragt ihre vier Kinder, wie sie im ukrainischen Donbas mit dem Lärm der Granaten, dem Stromausfall und der Angst umgehen. Seit fünf Jahren leben sie mit dem Krieg, regelmässig stürzen Häuser ein, viele Bewohner*innen haben das Dorf verlassen. Die älteste Tochter Mira, die sich für die Aufnahmeprüfung an der Filmschule in Kiev vorbereitet, macht derweil einen Film im Film. Sie inszeniert stilsicher die im Dorf stationierten Soldaten, ihre Geschwister und Grossmutter und erzählt durch diese Metaebene ihre Version der ukrainischen Verstrickung von Geschichte, Krieg und Überlebenskampf.
Iryna Tsilyk beobachtet die Familie mit unglaublicher Empathie. Sie lässt uns teilhaben an der Absurdität des Krieges, aber auch an ganz normalen Alltagsmomenten, wenn Anna dem Kleinsten mit einem entschlossenen Ruck am Faden einen Zahn zieht – auch hier liegen Schmerz und Erleichterung nahe zusammen. Ein wunderbares Dokument über den Zusammenhalt einer Familie und Filmschaffen als Trost und Kraftquelle. (slb)Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Iryna Tsilyk
Moderation: Aline Juchler
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11:00I am Greta
Die 15-jährige Greta Thunberg hat ein nahezu fotografisches Gedächtnis. Sie kennt mehr Fakten zur Erderwärmung als manche Politiker*in, deren Prioritäten bei ganz anderen Themen liegen. Greta will sie aufwecken und setzt sich vor das schwedische Parlament. Auf ihrem Pappschild steht «Schulstreik für das Klima». Lange protestiert sie alleine, wird angepöbelt, zurück in die Schule geschickt, bis sich schliesslich ein Mädchen dazu setzt. Wenige Monate später geht sie mit Tausenden auf die Strasse und weltweit unterstützen sie Millionen von Jugendlichen mit der Bewegung «Fridays for Future».
Nathan Grossman begleitet Greta an die Demonstrationen, Treffen mit Politiker*innen, auf ihrer Ozeanüberquerung nach New York. Er erschafft ein sorgfältiges Porträt über das Mädchen hinter dem Medienrummel, ihre Nähe zum Vater, der sie auf den anstrengenden Reisen unterstützt, ihre Liebe zu Hunden, ihren Umgang mit dem Asperger-Syndrom. Ein dichter und ergreifender Film, der die Motivation der Klimaaktivistin und ihre unerbittliche Persönlichkeit angesichts der Dringlichkeit der Krise nachvollziehbar macht. (slb)WIE VERÄNDERT SICH DIE KLIMA-ARBEIT DURCH DIE NEUE KLIMABEWEGUNG?
Wird es uns gelingen die Klimaerhitzung zu stoppen? Seit Greta Thunberg und mit ihr weltweit millionen junge Menschen auf den Plan getreten sind, kann diese Frage wieder optimistischer beantwortet werden. Und dennoch sind wir längst nicht am Ziel. Welche Strategien bestimmen die aktuelle Klima-Arbeit und wie kann jede*r zur Lösung beitragen? Greenpeace Schweiz wird nach dem Film Rede und Antwort stehen.Präsentiert mit Greenpeace Schweiz und Film Festival Diritti Umani Lugano
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11:30Los Lobos
Jenseits der Grenze lockt Disneyland. Mit solchen Träumereien halten sich die Brüder Max und Leo aus Mexiko bei Laune. Ihre Mutter Lucía hingegen hat nach der harten Landung in der Realität keine Zeit mehr für Kopfreisen. In den USA angekommen, nimmt sie mehrere Gelegenheitsjobs an und lässt die Söhne in der Wohnung zurück. Sie lauschen in Endlosschleife den Regeln, welche Lucía auf Kassette aufgenommen hat: «Nie das Haus verlassen! Aufeinander aufpassen!». Wie Wölfe sollen sie sich und ihr Heim beschützen. Der Einöde entfliehen sie nur dank ihrer Fantasie: Auf die Wände der Wohnung kritzeln sie künftige Abenteuer. Basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen gibt der Regisseur Einblick in die anhaltende Migrationskrise an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. (nio)
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13:30Reunited
«In welchem Land in Europa würdest du dich sicher fühlen?», fragt der Helfer auf dem Rettungsboot. Die verstörte Rana antwortet: «Egal, Hauptsache unsere Familie wird nicht auseinandergerissen». Doch genau diese Befürchtungen treffen ein. Ranas Familie wird durch die chaotischen Fluchtumstände auf drei Länder zerstreut. Ihr Mann strandet in Kanada, sie selbst kommt nach Dänemark, und die Söhne Jad (11) und Nidal (17) sitzen alleine in der Türkei fest. Der Film folgt den Bemühungen der Mutter, Visa für ihre Kinder zu bekommen, während der Vater, der bereits in Kanada arbeiten darf, das nötige Geld schickt. Die zermürbende Bürokratie wird entlarvt und wirft die Familie in eine Endlosschlaufe des Wartens. Das intime Porträt zeigt die Verzweiflung der Eltern und Kinder, die auch die zahlreichen Video-Calls nicht überwinden können. Es feiert aber auch die kleinen Erfolgsmomente, wenn sie sich der Wiedervereinigung ein kleines Stück nähern. (slb)
WARTESCHLEIFE ASYL – PERSPEKTIVEN AUF JURISTISCHE UND ALLTÄGLICHE HERAUSFORDE-RUNGEN VON GEFLÜCHTETEN IN DER SCHWEIZ
Diskussion mit Stephanie Motz, Asylanwältin und Malek Ossi, Aktivist bei der Autonomen Schule Zürich und Student der Sozialen Arbeit. Wie steht es um die Familienzusammenführung in der Schweiz? Welche juristischen und alltäglichen Herausforderungen stellen sich für Geflüchtete? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?Moderation: Nicola Diday
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14:00Days of Cannibalism
Fressen oder gefressen werden? Seit Arbeitsmigrant*innen aus China ihre Geschäfte im bergigen Hinterland um Lesotho zu etablieren versuchen, bestimmen neue Prinzipien das Leben im Distrikt Thaba-Tseka. Chinesische Waren verdrängen lokale Produkte und wo eine Kuh gerade noch das wertvollste Gut war, ersetzt nun eine währungsbasierte Wirtschaft den traditionellen Tauschhandel. Zwischen Inszenierung und Dokumentation treffen Viehdieb*innen, Ordnungshüter*innen und opportunistische Geschäftsleute in einem modernen, ethnologischen Western aufeinander. Ein Schlaglicht auf Fragen der Assimilation und eine scharfe Beobachtung globalisierter Realität. (nio)
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15:4517 Blocks
Nur 17 Strassen vom Kapitol in Washington D. C. entfernt prägen Drogenprobleme, Gewalt und Armut Emmanuels Nachbarschaft. 1999 erhält der Neunjährige eine Videokamera, mit der er während zwei Jahrzehnten seine Familie begleitet. Zu Beginn fängt der unschuldige Kinderblick Alltagsszenen ein. Bald deckt die Kamera auf, was das Aufwachsen in einer vernachlässigten Gegend der USA für People of Colour bedeuten kann und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Davy Rothbart entstand in dieser Langzeitdokumentation ein intimes Familienporträt, das weit über den Horizont des Quartiers und Emmanuels Familie hinaus weist. Schonungslos und emotional gibt sie Einblick in das von strukturellem Rassismus geprägte Amerika und in die hochaktuelle Krise eines Landes. (nio)
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16:15Lovemobil
Irgendwo am Waldrand an einer Autostrasse steht ein Camper mit farbigen Lämpchen. Rita und Milena, die abwechslungsweise im Lovemobil auf Freier warten, telefonieren mit Freundinnen, machen ihre Wäsche oder streiten mit der Wohnmobilbesitzerin und Zuhälterin Uschi.
Ohne Sexarbeit zu beschönigen erscheint weder Uschi als simple Täterin noch wirken die beiden für sie arbeitenden Frauen – Rita aus Nigeria, Milena aus Bulgarien – nur als Opfer. Diese Grauzonen interessieren die Filmregisseurin Elke Lehrenkrauss, die ihren Protagonistinnen aufmerksam zuhört. Schillernd in den Farben der Nacht gefilmt, spiegelt Lovemobil die Ambivalenz der Prostitution. Kleine, für den Film arrangierte Szenen zeigen, dass die Frauen bei der Entstehung des Filmes mitgewirkt haben und sorgen neben teils brutalen auch für vergnügliche Momente. Der Film besticht durch seine mit Krimielementen angereicherte Mischung aus Figuren- und Sozialstudie. Aufgrund dieser Vielseitigkeit gehen die individuellen und gleichzeitig von einem grausamen Menschenhandelssystem geprägten Geschichten besonders nah. (Jenny Billeter, Xenix) -
18:00I Owe You a Letter About Brazil
Ein Vater, der schweigt, eine Grossmutter als Widerstandsfigur und eine Tochter, die versucht, die blinden Flecken ihrer Familiengeschichte zu verstehen: I Owe You a Letter About Brazil blickt zurück ins Brasilien der 70er-Jahre, als Carols Vater César sich als Jugendlicher gegen die Militärdiktatur auflehnt. Sein politisches Engagement wird ihm zum Verhängnis. Noch minderjährig wird César zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, gefoltert und durch Einzelhaft zum Schweigen gebracht. Dank dem unerbittlichen Kampf seiner Mutter Iramaya, Grossmutter der Regisseurin, wird er nach fünf Jahren freigelassen. Als roter Faden des Films dient der Briefwechsel, welcher Iramaya mit einer schwedischen Mitarbeiterin von Amnesty International während vielen Jahren führte. Carol Benjamin richtet so einen filmischen Liebesbrief an den gezeichneten Vater und gibt gleichzeitig Einblick in ein Land, auf dessen Schultern die Vergangenheit noch immer schwer lastet. (nio)
DIE DEMOKRATIE IN BRASILIEN RETTEN: EIN HOFFNUNGSLOSES UNTERFANGEN? (Engl.)
Gespräch mit der Filmemacherin Carol Benjamin und mit Lisa Salza von Amnesty International. 35 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur ist mit Jair Bolsonaro ein Mann an der Regierungsspitze, der die Diktatur verherrlicht, Folter befürwortet und eine offen menschenrechtsfeindliche Politik betreibt. Seit seiner Amtsübernahme hat das Militär seinen Einfluss stark ausgebaut. Wie nahe ist das heutige Brasilien an den repressiven Zuständen von damals? Was haben Oppositionelle zu befürchten?
Moderation: Jenny BilleterPräsentiert mit Amnesty International Schweiz, dem International Film Festival and Forum on Human Rights, Geneva und dem Latin American Center UZH
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18:30A Thousand Cuts
Auf den Philippinen stirbt die Demokratie einen «langsamen Tod durch tausend Messerstiche». Die regierungskritische Journalistin Maria Ressa benennt eine blutige Realität, die der autokratische Präsident Rodrigo Duterte als persönlichen Erfolg bezeichnet. Seit 2016 regiert er den Inselstaat mit eiserner Hand und geht bei seiner Anti-Drogenpolitik über Leichen. Furchtlos stellen sich Maria Ressa und ihre Mitarbeiter*innen mit dem unabhängigen News-Portal «Rappler» gegen das Regime. Manipulierte Informationen, Machtmissbrauch, Social Media als Brandbeschleuniger: Ihre schonungslose Berichterstattung lässt kein gutes Haar am Präsidenten und seiner Gefolgschaft. Im Namen der Pressefreiheit und für die Aufklärung ihrer Mitbürger*innen riskiert Maria Ressa als Kopf von «Rappler» ihr Leben. (nio)
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20:30iHUMAN
Ob Armut, Krankheiten, Terror oder gar der Klimawandel: Künstliche Intelligenz, heisst es, wird alle Probleme der heutigen Gesellschaft lösen. Gleichzeitig werde sie uns vor neue Probleme stellen, Cyber-Kriege auslösen, Falschinformationen verbreiten und schliesslich die soziale Kontrolle übernehmen. Aus dem Innern der florierenden KI-Branche zeichnen Expert*innen ein düsteres Bild bevorstehender Zeiten. Im Wissen um die soziale und politische Sprengkraft ihrer Arbeit bastelt die Wissenschaft an einer kontroversen Zukunft, in der Maschinen regieren werden. Entwickelt die Menschheit gerade ein neues Leben, das sie selbst überflüssig macht? Lassen wir uns von einer unberechenbaren Supermacht eine neue Realität diktieren? Inwiefern wird die Technologie unser Selbstverständnis verändern und wie ist es möglich, den Algorithmen trotz allem Menschlichkeit beizubringen? Zwischen Science-Fiction und politischem Thriller fragt iHuman nach den Konsequenzen einer anrollenden Revolution. (nio)
ARTIFICIAL INTELLIGENCE: CURSE OR BLESSING? Gespräch mit Sanija Ameti, Senior Advisor ICT4Peace und Sophie Charlotte Fischer vom Center for Security Studies der ETH Zürich über Gefahren und Potenzial künstlicher Intelligenz. Wieviel Eigenständigkeit kann Robotern zugestanden werden und wie können wir unsere Menschenrechte und Ethik vor dieser künstlichen Spezies schützen?
Moderation: Marguerite Meyer
Präsentiert mit ICT4Peace Foundation, ETH for Development und dem International Film Festival and Forum on Human Rights, Geneva
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21:00The Cave
Oben lauert der Tod, unter der Erde keimt Hoffnung. In der Hochburg der syrischen Aufständischen in Ost-Ghuta fallen täglich Zivilist*innen den bewaffneten Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen zum Opfer. Mitten in dieser humanitären Katastrophe versuchen mutige Ärzt*innen, unterirdisch den Schutz der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. In den dunklen, labyrinthähnlichen Gängen und Sälen von «The Cave» warten Patient*innen auf eine Behandlung. Kinder, Eltern, alte Menschen, die Opfer von Giftgasangriffen oder Splitterbomben wurden. Unter der Leitung der angehenden Kinderärztin Dr. Amani – eine Frau würde im patriarchal geprägten Syrien unter gewöhnlichen Umständen niemals eine Führungsposition einnehmen – kämpft das Team ums Überleben und oft auch gegen die eigenen Traumata. (nio)
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09:30The Grizzlies – Schulvorstellung
Ende der 1990er Jahre hat die kleine arktische Inuit-Gemeinde Kugluktuk eine der höchsten Selbstmordraten unter Jugendlichen in Nordamerika. Als der unerfahrene Lehrer Russ Sheppard dort eintrifft, um eine Stelle an der lokalen Schule anzutreten, sieht er sich mit massiven psychologischen und sozialen Problemen sowie den fatalen Folgen der Kolonisierung indigener Lebenswelten konfrontiert. Auf verlorenem Posten gründet Sheppard trotz allgemeiner Skepsis ein Lacrosse-Team an der Schule. Und diese vermeintlich völlig widersinnige Idee soll weitreichende Folgen haben.
Anschliessendes Filmgespräch mit RFK Human Rights und Andreas Graf, Head of Human Rights & Anti-Discrimination bei der FIFA.
Die Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz hat gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte der Universität Zürich «Speak Truth To Power» ein facettenreiches Programm zur Menschenrechtsbildung an Schulen entwickelt. Das begleitende Buch kann über info@rfkhumanrights.ch bestellt werden. -
13:30Les Hirondelles de Kaboul – Schulvorstellung
Sommer 1998 in Kabul. Zunaira ist jung und voller Lebenshunger. Diesen zu stillen ist alles andere als einfach: Die Kinos und Theater in ihrer von den Taliban besetzten Heimatstadt sind geschlossen, Musik ist aus der Öffentlichkeit verbannt, die Universität liegt in Trümmern. Also verbringt Zunaira viel Zeit zu Hause, wo sie auch ihren Freund Mohsen trifft. Die zwei lieben sich von ganzem Herzen – doch dann verändert ein dramatischer Unfall alles. Zunaira wird zum Tode verurteilt.
Der Animationsfilm basiert auf Yasmina Khadras Roman «Die Schwalben von Kabul», den die Regisseurin Zabou Breitman und die Illustratorin Eléa Gobbé-Mévellec für die Leinwand adaptiert haben. Die Geschichte erzählt von Unterdrückung, vom Kampf um ein würdevolles Leben und von der Kraft der Frauen.Anschliessendes Filmgespräch mit RFK Human Rights und Farooq Haq, Mitglied der afghanischen Königsfamilie im Exil in der Schweiz.
Die Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz hat gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum für Menschenrechte der Universität Zürich «Speak Truth To Power» ein facettenreiches Programm zur Menschenrechtsbildung an Schulen entwickelt. Das begleitende Buch kann über info@rfkhumanrights.ch bestellt werden. -
14:00And Then We Danced – Schulvorstellung
Merab trainiert seit jungen Jahren mit seiner Tanzpartnerin im nationalen georgischen Staatsballett. Als der charismatische und ungezwungene Irakli auftaucht, wird Merabs Welt unversehens auf den Kopf gestellt. Der Neue wird zu seinem grössten Rivalen und zu seiner grössten Leidenschaft. Immer stärker verspürt Merab den Drang, aus seinem konservativen Umfeld auszubrechen und seine Sexualität auszuleben. Dafür muss er alles riskieren. Der schwedische Regisseur Levan Akin kehrt mit «And Then We Danced» zu seinen Wurzeln nach Georgien zurück. In seiner berührenden universell gültigen Emanzipations-Geschichte avanciert die Inszenierung von Körperlichkeit und Tanz zum Brennpunkt. Der Film transportiert das Bewusstsein einer jungen Generation im Korsett strenger Riten und Traditionen, gegen die sich Merab mit den Waffen eines Tänzers auflehnt.
Im Anschluss animiertes Gespräch mit Tobias Urech (LGBTIQ-Aktivist und Vorstandsmitglied Milchjugend)
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18:00ACASA, MY HOME
Sie fangen Fische, pirschen durchs Dickicht, kennen jede Pflanze und jedes Versteck. In der Grossstadt hingegen ist die elfköpfige Familie Enache orientierungslos. Vergeblich sträuben sie sich gegen die Entscheidung der Regierung, sie nach Bukarest umzusiedeln. Ihr altes Zuhause im stillgelegten Wasserreservoir am Stadtrand soll aufgewertet werden und ihre Baracke einem Naturschutzgebiet weichen. Die Pflichten und Zwänge, die die moderne Gesellschaft mit sich bringt, sind ein Kulturschock für die Familie. Die Enaches versuchen, sich an die neue Situation zu gewöhnen, doch die angeblichen Annehmlichkeiten entpuppen sich als tägliche Herausforderungen. Das Leben in der Natur war mit vielen Entbehrungen verbunden, doch dasjenige in der Zivilisation konfrontiert sie mit einem ganz neuen Kampf ums Überleben. (nio)
KOSMOPOLITICS (STREAMING) 20:00
WOHN(T)RÄUME. WER HAT PLATZ IN UNSERER STADT?
Städte sind Orte an denen verschiedenste Menschen leben. Auch in Zürich. Doch der Boden, auf dem eine Stadt steht, ist nicht vermehrbar. Weitergebaut wird trotzdem. Für wen hat es in Zürich Platz? Wer wird in Zukunft bleiben können, wer nicht? Und wer entscheidet überhaupt, wie sich die Stadt weiterentwickelt? Ein Gespräch mit Monika Streule (Stadtethnologin Departement Architektur ETH), Felix Bosshard (Präsident Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft Zürich) und Anna Schindler (Direktorin Stadtentwicklung, Stadt Zürich) über Wohnräume, Träume und Realitäten unserer Stadt.Moderation: Rahel Bains (Journalistin Tsüri.ch)
Präsentiert mit Tsüri.ch
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18:30The Earth Is Blue as an Orange
«Der Krieg hat mich reizbar und böse werden lassen!», sagt die junge Nastja in die Kamera. Die alleinstehende Mutter Anna befragt ihre vier Kinder, wie sie im ukrainischen Donbas mit dem Lärm der Granaten, dem Stromausfall und der Angst umgehen. Seit fünf Jahren leben sie mit dem Krieg, regelmässig stürzen Häuser ein, viele Bewohner*innen haben das Dorf verlassen. Die älteste Tochter Mira, die sich für die Aufnahmeprüfung an der Filmschule in Kiev vorbereitet, macht derweil einen Film im Film. Sie inszeniert stilsicher die im Dorf stationierten Soldaten, ihre Geschwister und Grossmutter und erzählt durch diese Metaebene ihre Version der ukrainischen Verstrickung von Geschichte, Krieg und Überlebenskampf.
Iryna Tsilyk beobachtet die Familie mit unglaublicher Empathie. Sie lässt uns teilhaben an der Absurdität des Krieges, aber auch an ganz normalen Alltagsmomenten, wenn Anna dem Kleinsten mit einem entschlossenen Ruck am Faden einen Zahn zieht – auch hier liegen Schmerz und Erleichterung nahe zusammen. Ein wunderbares Dokument über den Zusammenhalt einer Familie und Filmschaffen als Trost und Kraftquelle. (slb) -
20:30DAS NEUE EVANGELIUM
Matera in Italien ist 2019 Kulturhauptstadt Europas. In den pittoresken Gassen wurde schon mancher Jesusfilm gedreht. Keiner war so ketzerisch wie dieser: Milo Rau stellt die Frage, was Gottes Sohn und seine Apostel heute predigen würden. Er besetzt Yvan Sagnet als Jesus, weitere schwarze Geflüchtete spielen seine Jünger. Jesus verhandelt mit dem Teufel und spricht mit einer Prostituierten, die wie er von einem paradiesischen Leben in Europa geträumt hatte. Viele der Protagonisten arbeiten für einen Hungerlohn in der italienischen Tomatenproduktion. Mit der «Rivolta della dignità» möchten die Aktivist*innen auf die Missstände aufmerksam machen und die Anerkennung ihrer Menschenwürde erreichen – was nicht die Räumung der Lager bedeuten soll, sondern vorerst eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Milo Rau begleitet sie bei ihrem Kampf und inszeniert das Schicksal von Jesus als hybride, bildgewaltige Leidensgeschichte. So erschafft er ein neues Narrativ der Armen und Entrechteten. Die Via Dolorosa führt heute übers Mittelmeer und in Europa warten die blutrünstigen Massen, die die Kreuzigung mit ihrem Handy filmen. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit Gästen.
Moderation Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich -
21:00I Owe You a Letter About Brazil
Ein Vater, der schweigt, eine Grossmutter als Widerstandsfigur und eine Tochter, die versucht, die blinden Flecken ihrer Familiengeschichte zu verstehen: I Owe You a Letter About Brazil blickt zurück ins Brasilien der 70er-Jahre, als Carols Vater César sich als Jugendlicher gegen die Militärdiktatur auflehnt. Sein politisches Engagement wird ihm zum Verhängnis. Noch minderjährig wird César zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, gefoltert und durch Einzelhaft zum Schweigen gebracht. Dank dem unerbittlichen Kampf seiner Mutter Iramaya, Grossmutter der Regisseurin, wird er nach fünf Jahren freigelassen. Als roter Faden des Films dient der Briefwechsel, welcher Iramaya mit einer schwedischen Mitarbeiterin von Amnesty International während vielen Jahren führte. Carol Benjamin richtet so einen filmischen Liebesbrief an den gezeichneten Vater und gibt gleichzeitig Einblick in ein Land, auf dessen Schultern die Vergangenheit noch immer schwer lastet. (nio)
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13:30Los Lobos – Schulvorstellung
Jenseits der Grenze lockt Disneyland. Mit solchen Träumereien halten sich die Brüder Max und Leo aus Mexiko bei Laune. Ihre Mutter Lucía hingegen hat nach der harten Landung in der Realität keine Zeit mehr für Kopfreisen. In den USA angekommen, nimmt sie mehrere Gelegenheitsjobs an und lässt die Söhne in der Wohnung zurück. Sie lauschen in Endlosschleife den Regeln, welche Lucía auf Kassette aufgenommen hat: «Nie das Haus verlassen! Aufeinander aufpassen!». Wie Wölfe sollen sie sich und ihr Heim beschützen. Der Einöde entfliehen sie nur dank ihrer Fantasie: Auf die Wände der Wohnung kritzeln sie künftige Abenteuer. Basierend auf eigenen Kindheitserfahrungen gibt der Regisseur Einblick in die anhaltende Migrationskrise an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. (nio)
Im Anschluss animiertes Gespräch mit Jennifer Niedermann, Moderatorin und Spoken Word Artistin
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18:00DAS NEUE EVANGELIUM
Matera in Italien ist 2019 Kulturhauptstadt Europas. In den pittoresken Gassen wurde schon mancher Jesusfilm gedreht. Keiner war so ketzerisch wie dieser: Milo Rau stellt die Frage, was Gottes Sohn und seine Apostel heute predigen würden. Er besetzt Yvan Sagnet als Jesus, weitere schwarze Geflüchtete spielen seine Jünger. Jesus verhandelt mit dem Teufel und spricht mit einer Prostituierten, die wie er von einem paradiesischen Leben in Europa geträumt hatte. Viele der Protagonisten arbeiten für einen Hungerlohn in der italienischen Tomatenproduktion. Mit der «Rivolta della dignità» möchten die Aktivist*innen auf die Missstände aufmerksam machen und die Anerkennung ihrer Menschenwürde erreichen – was nicht die Räumung der Lager bedeuten soll, sondern vorerst eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Milo Rau begleitet sie bei ihrem Kampf und inszeniert das Schicksal von Jesus als hybride, bildgewaltige Leidensgeschichte. So erschafft er ein neues Narrativ der Armen und Entrechteten. Die Via Dolorosa führt heute übers Mittelmeer und in Europa warten die blutrünstigen Massen, die die Kreuzigung mit ihrem Handy filmen. (slb)
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18:30Reunited
«In welchem Land in Europa würdest du dich sicher fühlen?», fragt der Helfer auf dem Rettungsboot. Die verstörte Rana antwortet: «Egal, Hauptsache unsere Familie wird nicht auseinandergerissen». Doch genau diese Befürchtungen treffen ein. Ranas Familie wird durch die chaotischen Fluchtumstände auf drei Länder zerstreut. Ihr Mann strandet in Kanada, sie selbst kommt nach Dänemark, und die Söhne Jad (11) und Nidal (17) sitzen alleine in der Türkei fest. Der Film folgt den Bemühungen der Mutter, Visa für ihre Kinder zu bekommen, während der Vater, der bereits in Kanada arbeiten darf, das nötige Geld schickt. Die zermürbende Bürokratie wird entlarvt und wirft die Familie in eine Endlosschlaufe des Wartens. Das intime Porträt zeigt die Verzweiflung der Eltern und Kinder, die auch die zahlreichen Video-Calls nicht überwinden können. Es feiert aber auch die kleinen Erfolgsmomente, wenn sie sich der Wiedervereinigung ein kleines Stück nähern. (slb)
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20:30Yalda – Closing Night
«Sie können immer noch an unserem SMS-Wettbewerb teilnehmen. Verdient Maryam Komijani Vergebung? Senden Sie 1 für ja, 2 für nein.» So unterhält der iranische Moderator einer Reality Show die Zuschauer*innen. Maryam hat in einem Streit ihren viel älteren Ehemann umgebracht. Nun sitzt sie im Fernsehstudio dessen Tochter Mona gegenüber. Vor Millionenpublikum – und dramatisch inszeniert zum persischen Yalda-Fest – soll sie Maryam vergeben. Lässt sich Monas Herz nicht erweichen, droht Maryam die Todesstrafe. Die beiden Frauen waren sich vor dem vermeintlichen Mord schwesterlich verbunden, nun entscheidet die eine über das Leben der anderen. Die Studiosituation wird zu einem beklemmenden Kammerspiel zwischen den beiden, die wie Gladiatorinnen um die Gunst des Volkes buhlen müssen. Basierend auf einer real existierenden Fernsehshow führt der Film patriarchale Machtstrukturen und die systematische Einschüchterung durch die Todesstrafe im Iran vor. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Massoud Bakhshi
Moderation: Jasmin Basic (FIFDH, Geneva)Präsentiert mit dem International Film Festival and Forum on Human Rights, Geneva
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21:00ACASA, MY HOME
Sie fangen Fische, pirschen durchs Dickicht, kennen jede Pflanze und jedes Versteck. In der Grossstadt hingegen ist die elfköpfige Familie Enache orientierungslos. Vergeblich sträuben sie sich gegen die Entscheidung der Regierung, sie nach Bukarest umzusiedeln. Ihr altes Zuhause im stillgelegten Wasserreservoir am Stadtrand soll aufgewertet werden und ihre Baracke einem Naturschutzgebiet weichen. Die Pflichten und Zwänge, die die moderne Gesellschaft mit sich bringt, sind ein Kulturschock für die Familie. Die Enaches versuchen, sich an die neue Situation zu gewöhnen, doch die angeblichen Annehmlichkeiten entpuppen sich als tägliche Herausforderungen. Das Leben in der Natur war mit vielen Entbehrungen verbunden, doch dasjenige in der Zivilisation konfrontiert sie mit einem ganz neuen Kampf ums Überleben. (nio)
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19:00Gods of Molenbeek
Der sechsjährige Aatos lebt mit seiner finnischen Mutter und seinem chilenischen Vater im kulturell durchmischten Bezirk Molenbeek von Brüssel. Aatos und sein bester Freund Amin erkunden ihre kindlichen Welten bewohnt von Ahnen, Fabelwesen und Spiderman. Aatos beneidet Amin um seinen allwissenden Gott Allah und sucht nach einer eigenen Gottheit, die Antworten auf seine Fragen geben könnte. Die Kamera begleitet die Kinder auf ihren philosophischen Streifzügen auf Augenhöhe.
Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann: Nun sind die Strassen voll von bewaffneten Soldaten und Absperrungen, die Nachbarschaft demonstriert gegen die Diskriminierung, die den muslimischen Menschen plötzlich entgegenschlägt. Die Kinder verarbeiten die Geschehnisse auf spielerische Weise und ihre Freundschaft bleibt ungetrübt. (slb)Begrüssungsworte
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Katharina Morawek, Präsidentin HRFF Zurich
Sandra Lendenmann, Chefin Sektion Menschenrechtspolitik, EDA
Im Anschluss Gespräch mit der Filmemacherin Reetta Huhtanen
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09:30Gods of Molenbeek - Schulvorstellung
Der sechsjährige Aatos lebt mit seiner finnischen Mutter und seinem chilenischen Vater im kulturell durchmischten Bezirk Molenbeek von Brüssel. Aatos und sein bester Freund Amin erkunden ihre kindlichen Welten bewohnt von Ahnen, Fabelwesen und Spiderman. Aatos beneidet Amin um seinen allwissenden Gott Allah und sucht nach einer eigenen Gottheit, die Antworten auf seine Fragen geben könnte. Die Kamera begleitet die Kinder auf ihren philosophischen Streifzügen auf Augenhöhe. Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann: Nun sind die Strassen voll von bewaffneten Soldaten und Absperrungen, die Nachbarschaft demonstriert gegen die Diskriminierung, die den muslimischen Menschen plötzlich entgegenschlägt. Die Kinder verarbeiten die Geschehnisse auf spielerische Weise und ihre Freundschaft bleibt ungetrübt. (slb)
Mit anschliesendem Filmgespräch.
Moderation: Aline Juchler -
10:00MATANGI/MAYA/M.I.A. - Schulvorstellung
Matangi „Maya“ Arulpragasam, besser bekannt als M.I.A., flieht als Kind eines Mitbegründers der tamilischen Unabhängigkeitsbewegung mit ihrer Mutter aus Sri Lanka und verbringt ihre Kindheit in London, bevor sie als unkonventioneller Popstar die ganze Welt erobert. Das vorliegende Porträt ist genauso eklektisch und verspielt wie die Künstlerin selbst: Privates Archivmaterial, Immigrationsgeschichte, politische Statements, begeisternde Songs und provokative Bühnenshows verschmelzen zu einem inspirierenden Ganzen, an dem die Sängerin und ausgebildete Filmemacherin nicht unerheblich mitgewirkt hat.
Anschliessendes Gespräch mit dem Schweizer Künstler, Entertainer, Rapper und Aktivisten Knackeboul, präsentiert von der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation
Moderation: Tim Bettermann -
13:30Rafiki - Schulvorstellung
Kena und Ziki sind zwei Teenager aus dem kenianischen Nairobi und dicke Freundinnen, obwohl ihre Familien politisch entgegengesetzte Ansichten vertreten. Sie halten zusammen, wollen mehr und verlieben sich ineinander, was sie in ihrer konservativen Gesellschaft in Bedrängnis bringt. Der Spielfilm Rafiki war mit seiner Buntheit und Frische ein Hit beim Publikum am Festival von Cannes, wo er im Programm «Un certain regard» lief.
Talk in German with Anna Rosenwasser, director of Lesbenorganisation Schweiz (LOS)
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14:00Les Misérables - Schulvorstellung
2005 schliesst sich Stéphane der Anti-Kriminalitäts-Brigade von Montfermeil im 93. Pariser Bezirk an. Chris und Gwada werden ihm zur Seite gestellt. Doch im Rahmen der Unruhen in den Vororten von Paris ist der Neuling gezwungen, schnell zu lernen, dass es große Spannungen zwischen unterschiedlichen Gruppen seines Einsatzgebietes gibt. Als die drei Kollegen probieren, eine Verhaftung durchzuführen, werden sie überrannt.
Anschliessend findet ein Filmgespräch mit Sandrine Charlot Zinsli von Aux Arts etc... statt.
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18:00Ghost Fleet
Thailand beliefert die Welt mit Meeresprodukten. Mittlerweile ist der thailändische Golf fast leergefischt. Boote müssen tausende Meilen fahren, um etwas zu fangen. Aber nicht nur die Fische geraten ins Netz: Die Flotten brauchen Besatzung und der Bedarf an Arbeitskräften treibt junge Männer aus Myanmar, Laos und Kambodscha in die Fänge des Menschenhandels. Mit falschen Versprechen angelockt, werden sie an Fischereibetriebe verkauft. Oft verbringen sie über zehn Jahre auf See, ohne das Schiff verlassen zu können. Einige sterben an Erschöpfung oder bringen sich um. Die Aktivistin Patima Tungpuchayakul aus Bangkok hat es sich zur Aufgabe gemacht, versklavte Fischer zu befreien und zurück in ihre Heimat zu bringen. Viele sind nur schwer zu überzeugen, aus Scham nach so vielen Jahren mit leeren Händen zurückzukehren.
Der Film dokumentiert den unermüdlichen Einsatz der Aktivist*innen und zwingt uns, das eigene Konsumverhalten zu überdenken. (slb)GLOBALE LIEFERKETTEN UND KONZERNVERANTWORTUNG
Welche Verantwortung tragen Schweizer Konzerne für ihre globalen Lieferketten? Mit welchen Methoden kann der Grosshandel sicherstellen, dass die Produkte unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt werden?
Gespräch mit einer Vertretung aus dem Schweizer Detailhandel und Bernhard Herold von Solidar Suisse.
Moderation: Katharina Morawek, Präsidentin HRFF ZurichPräsentiert mit Solidar Suisse
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18:30XY Chelsea
«Life is a coming-of-age story», stellt Chelsea Manning fest. Die Dokumentation zeigt den Weg der Whistleblowerin zurück in die Gesellschaft, nachdem sie von Präsident Obama begnadigt wurde. Weil sie während ihres Einsatzes im Irak-Krieg unzählige, für die USA belastende Dokumente veröffentlicht hatte, war sie zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Von den einen wurde sie zur Staatsfeindin erklärt, für die anderen wurde sie dank ihrem Aufruf zu Transparenz zur Heldin. Auch nach der Freilassung kämpft sie weiter. Der Rechtsrutsch in ihrem Land, die gegenwärtige politische Lage und ihre Realität als trans Frau veranlassen Chelsea dazu, für den Senat zu kandidieren. Gleichzeitig ist sie stets auf der Suche nach sich selbst, verunsichert und fragil. Die permanente Öffentlichkeit und der gesellschaftliche Druck lasten genauso schwer auf ihr wie die Vergangenheit, die sie auf ihrer Reise ins «Erwachsenenleben» immer wieder einholt. (nio)
HEROES OR TRAITORS – WHISTLEBLOWERS IM VISIER
Gespräch mit Adam Quadroni (Aufdecker des Bündner Baukartell-Skandals) und Alex Biscaro (Stv. Geschäftsführer von Transparency International Schweiz) über die privaten und politischen Seiten des Whistleblowings in der Schweiz, die bezüglich dem gesetzlichen Schutz der betroffenen Akteure immer noch ein Entwicklungsland ist.
Während Quadroni über seine persönlichen Erfahrungen berichtet, beleuchtet Biscaro die gesellschaftliche und parlamentarische Debatte zu einem brisanten Thema, das auch für die Arbeit von Public Eye von zentraler Bedeutung ist.
Moderation: Oliver Classen (Mediensprecher Public Eye)Präsentiert mit Public Eye
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20:30One Child Nation
Nanfu wurde 1985 in der chinesischen Provinz geboren und lebt heute in New York. Als sie selber Mutter wird, beginnt sie, sich mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Sie stochert tief in den schlecht verheilten Wunden, welche die Ein-Kind-Politik in China hinterlassen hat. Schonungslos befragt sie ihre eigene Familie wie auch Täter*innen und Opfer eines sozialen Experiments, das zahlreiche Chines*innen zu Verbrechen verleiten liess – Frauen wurden zwangssterilisiert, neugeborene Mädchen wurden ausgesetzt oder als «Waisen» zur Adoption freigegeben. Durch die Montage von Interviews und Archivmaterial von Umerziehungsmethoden gelingt der Filmemacherin eine Abrechnung mit Chinas indoktrinierter Gesellschaft und einer Propaganda, die heute nicht weniger aggressiv ist: Seit 2016 werden chinesische Bürger*innen angespornt, zwei Kinder zu zeugen, um der Überalterung entgegenzuwirken. (slb)
CHINA: VON DER EIN-KIND-POLITIK ZUR MASSENÜBERWACHUNG DURCH APPS (Engl.)
Skype-Gespräch mit Sophie Richardson, China-Direktorin von Human Rights Watch über die langjährige Ein-Kind-Politik als Ausdruck eines Systems nahezu totaler Kontrolle zugunsten des ökonomischen Fortschritts. Sie zeigt auf, mit welchen Mitteln die umfassende Überwachung von Bürger*innen auch nach der Abschaffung der Ein-Kind-Politik aufrechterhalten wird und viele Bereiche des Lebens durchdringt.
Moderation: Flavia GiorgettaPräsentiert mit Human Rights Watch
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21:00Temblores
Pablo ist Vater zweier Kinder und erfolgreicher Berater. Er stammt aus einer reichen Familie in Guatemala Stadt, die alles tut, um die glänzende Oberfläche zu wahren. Das vermeintliche Familienidyll wird erschüttert, als Pablo sich in Francisco verliebt und entscheidet, Frau und Kinder zu verlassen. Homosexualität hat in den streng religiösen Wertvorstellungen der Familie keinen Platz, im Gegenteil: Pablo muss von seiner Krankheit geheilt werden. Unterstützt von ihrer evangelikalen Gemeinde will die Familie den verlorenen Sohn mit einer Konversionstherapie wieder auf die richtige Bahn bringen. Den Kontakt zu seinem «Verführer» Francisco muss er abbrechen. Temblores zeichnet das Bild einer repressiven, vom Glauben geprägten Gesellschaft – und spiegelt deren Angst vor gleichgeschlechtlicher Liebe. (nio)
Im Anschluss Gespräch mit dem Drehbuchautor Lisandro Sanchez
Moderation: Marcy Goldberg
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11:00Shooting the Mafia
Sizilien befindet sich schon lange im Würgegriff der Mafia – keine Politiker*innen, keine Medienschaffenden wagen es, sich ihr entgegenzusetzen. Das ändert sich in den 70er Jahren, als Letizia Battaglia als erste Fotojournalistin Italiens die brutalen Morde und den tiefgreifenden Einfluss der Mafia zu dokumentieren beginnt. Die damals 40jährige entdeckt die Fotokamera als Waffe gegen das organisierte Verbrechen. Oft ist sie als Erste am Tatort, hört heimlich den Polizeifunk ab, um herauszubekommen, wo die Cosa Nostra zugeschlagen hat. Ihre Schwarz-Weiss-Bilder wirken wie Schreie gegen das jahrzehntelange Schweigen und wecken die Bevölkerung aus ihrer Schockstarre. Als «fotografa militante» kämpft Battaglia auch mit anderen Mitteln gegen die Cosa Nostra: von 1985 bis 1996, zur Zeit der spektakulären Anti-Mafia-Prozesse der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, geht sie als Grüne in die Politik. Kim Longinotto bebildert Battaglias Jugend mit neorealistischen Filmausschnitten und schafft ein intimes Porträt einer unbestechlichen Frau. (slb)
AUF DEN SPUREN DER MAFIA
Gespräch mit Paolo Bernasconi, Rechtsanwalt und Mitglied der Schweizerischen Sektion der Internationalen Juristenkommission ICJ-CH über den Einfluss der Mafia auf die italienische Gesellschaft und die Verstrickung der Schweizer Waffenindustrie in die organisierte Kriminalität.
Moderation: Andreas Fagetti (Journalist WOZ)Präsentiert mit ICJ-CH – Schweizerische Sektion der Internationalen Juristenkommission
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13:00Maternal
In einem von Nonnen geführten Heim für Teenager-Mütter in Argentinien prallen zwei Welten aufeinander. Die Nonnen preisen die heilige Maria als mütterliches Idealbild. Für die Mädchen hingegen ist Mutterschaft verbunden mit ihren konfliktreichen Lebensgeschichten, fern von jungfräulicher Reinheit. Lu und ihre Tochter Nina finden im Heim Zuflucht, doch die freiheitsliebende Lu kommt mit den strengen Regeln, dem religiös geprägten Alltag und ihrer Mutterrolle nicht zurecht. Sie haut ab und überlässt Nina den Ordensschwestern und ihrer schwangeren Freundin Fati. Schwester Paola, gerade erst aus Italien angekommen, um hier ihr letztes Gelübde abzulegen, nimmt sich Nina an und steht bald vor einem Dilemma: Sie hat sich entschieden, niemals Kinder zu haben, nun führt Nina ihr vor Augen, was sie verpassen könnte. Maternal gibt Einblick in die vielen Facetten von biologischer und sozialer Mutterschaft – in einem Land, in dem Abtreibung noch immer illegal ist. (nio)
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13:30Another Day of Life
Während in Angola 1975 die portugiesischen Kolonialherren abziehen, begibt sich der polnische Reporter Ryszard Kapuściński auf einen lebensgefährlichen Roadtrip. Im Süden des Landes ist angesichts des Machtvakuums ein Bürgerkrieg entbrannt, den Kapuściński um jeden Preis dokumentieren will. Wo sich die sozialistische MPLA und die Befreiungsbewegung FNLA mit internationaler Unterstützung unerbittliche Kämpfe liefern, wird Kapuściński Zeuge der blutigen Kriegsrealität. An der Front erkennt er wie machtlos er als Journalist ist. Trotzdem folgt er dem Drang, von diesem grausamen Schauplatz des Kalten Krieges zu erzählen. Ein Film zwischen Fiktion und Wirklichkeit, ein Reporter gefangen zwischen Geltungsdrang und journalistischem Ethos. (nio)
VERANTWORTUNG UND GEFAHR: JOURNALIST*INNEN IN KONFLIKTGEBIETEN
Gespräch mit Kurt Pelda (Journalist und Kriegsreporter) und Monika Bolliger (Korrespondentin Mittlerer Osten) über die Verantwortung von Journalist*innen in Konfliktgebieten. Wie weit darf Journalismus gehen? Wie hat sich die Kriegsberichterstattung in den letzten Jahren verändert? Welche Risiken gehen Journalist*innen ein?
Moderation: Barbara Lüthi (SRF)
Präsentiert mit Reportagen -
15:30Temblores
Pablo ist Vater zweier Kinder und erfolgreicher Berater. Er stammt aus einer reichen Familie in Guatemala Stadt, die alles tut, um die glänzende Oberfläche zu wahren. Das vermeintliche Familienidyll wird erschüttert, als Pablo sich in Francisco verliebt und entscheidet, Frau und Kinder zu verlassen. Homosexualität hat in den streng religiösen Wertvorstellungen der Familie keinen Platz, im Gegenteil: Pablo muss von seiner Krankheit geheilt werden. Unterstützt von ihrer evangelikalen Gemeinde will die Familie den verlorenen Sohn mit einer Konversionstherapie wieder auf die richtige Bahn bringen. Den Kontakt zu seinem «Verführer» Francisco muss er abbrechen. Temblores zeichnet das Bild einer repressiven, vom Glauben geprägten Gesellschaft – und spiegelt deren Angst vor gleichgeschlechtlicher Liebe. (nio)
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16:00I Want to Break Free
PRISONER OF SOCIETY
OVe | Rati Tsiteladze | Georgien 2018 | 16’
Was bedeutet es, im eigenen Zuhause und im eigenen Land fremd zu sein? Ein intimer Blick in die Welt einer jungen trans Frau, gefangen zwischen dem Wunsch nach persönlicher Freiheit und den traditionellen Erwartungen ihrer Familie.GARDHI (FENCE)
OVe | Lendita Zeqiraj | Kosovo, Kroatien, Frankreich 2018 | 15’
Mehrere Generationen von Frauen aus derselben Familie konfrontieren einander lautstark mit ihren Ansichten über Leben, Liebe, Lust und das Patriarchat, während der einzige Junge auf eine Fluchtgelegenheit wartet.ALL THESE CREATURES
E | Charles Williams | Australien 2018 | 13'
Ein Jugendlicher versucht seine Erinnerungen an eine mysteriöse Plage, seinen Vater und die kleinen Wesen, die in uns allen stecken, zu entwirren.SŒURS JARARIJU
OVe | Jorge Cadena | Schweiz 2018 | 22’
Viviana und Yandris, zwei Schwestern aus der ethnischen Gruppe der Wayuu in Kolumbien, entdecken durch überlieferte Rituale ihre Traditionen. Als ihr Vater stirbt, verlassen sie in einem mutigen Akt ihr Land.BROTHERHOOD
OVe | Meryam Joobeur | Tunesien/Kanada 2018 | 25'
Mohamed ist erschüttert und misstrauisch, als sein entfremdeter ältester Sohn mit einer rätselhaften jungen Frau ins ländliche Tunesien heimkehrt. Ein vielschichtiges Drama über Familienbeziehungen, alte Wunden und Missverständnisse.Das schönste Geschenk zu unserem 5. Jubiläum!
Fünf Kurzfilme, ausgewählt von John Canciani, künstlerischer Leiter der Kurzfilmtage Winterthur. Im Anschluss führt Janis Huber vom KFT-Team ein Gespräch mit Jorge Cadena, dem Regisseur von Sœurs Jarariju.Präsentiert mit Kurzfilmtage Winterthur
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18:00Gods of Molenbeek
Der sechsjährige Aatos lebt mit seiner finnischen Mutter und seinem chilenischen Vater im kulturell durchmischten Bezirk Molenbeek von Brüssel. Aatos und sein bester Freund Amin erkunden ihre kindlichen Welten bewohnt von Ahnen, Fabelwesen und Spiderman. Aatos beneidet Amin um seinen allwissenden Gott Allah und sucht nach einer eigenen Gottheit, die Antworten auf seine Fragen geben könnte. Die Kamera begleitet die Kinder auf ihren philosophischen Streifzügen auf Augenhöhe.
Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann: Nun sind die Strassen voll von bewaffneten Soldaten und Absperrungen, die Nachbarschaft demonstriert gegen die Diskriminierung, die den muslimischen Menschen plötzlich entgegenschlägt. Die Kinder verarbeiten die Geschehnisse auf spielerische Weise und ihre Freundschaft bleibt ungetrübt. (slb) -
18:30Talking About Trees
Suleiman und seine drei Freunde haben alle im Exil Film studiert, nun sitzen die alt gewordenen Männer zusammen in Khartoum und schmieden Pläne. Ihr Traum ist es, neben den lose organisierten Vorführungen ihres Sudanesischen Filmklubs, das grosse «Revolution Kino» wieder in Betrieb zu nehmen und unter freiem Himmel bahnbrechende Filme wie Tarantinos Django Unchained zu zeigen. Öffentliches Kino ist im Sudan seit langem verboten und die Politik tut sich schwer mit einer Lockerung. Trotzdem klopfen die Filmfreunde unermüdlich an die Türen der Behörden und bieten der zermürbenden Bürokratie mit lakonischem Humor die Stirn.
Für die vier cinephilen Männer, deren Karrieren durch Militärputsche vereitelt und deren Talent nie ausgeschöpft wurde, hat die Liebe zur siebten Kunst eine Dringlichkeit, die weit über das gemeinsame Vergnügen hinausgeht: Sie spiegelt die Unzufriedenheit eines Volkes, das sich nach kreativer Freiheit sehnt und in den jüngsten Demonstrationen einmal mehr gegen die repressive Führung aufbegehrt. (slb)BIG DEBATE IM KOSMOS FORUM 20:15
REVOLUTION ALS OPIUM FÜR DAS VOLK? (Engl.)
Im Frühling dieses Jahres wurde Omar Bashir, der den Sudan während 30 Jahren autokratisch regierte, gestürzt. Seitdem ringen eine Protestbewegung und das Militär um die Vormacht und die Zukunft des Landes. Was machen die Protestierenden im Sudan anders als die Bewegungen in Syrien, Ägypten, Jemen oder Tunesien? Wie gehen sie mit der Einmischung von ausländischen Regierungen in den politischen Übergangsprozess im Sudan um? Und welche Formen der transnationalen Solidarität braucht es, um demokratische und friedliche Veränderungen nachhaltig zu unterstützen?
Gespräch mit dem Filmemacher Suhaib Gasmelbari, Magdi El-Gizouli (Autor Rift Valley Institute) und Nada Hafiz (Filmstudentin Strasbourg)
Moderation: Monika Bolliger -
20:30Truth Detectives
«Digitale Ermittler» arbeiten in den Konfliktgebieten der Welt – in der Ukraine, Kolumbien, Israel, Syrien oder Mali. Sie programmieren Algorithmen, um vergessene Gräber im kolumbianischen Dschungel aufzuspüren, oder erstellen aus verschiedenen Bilderquellen 3D-Modelle einer Stadt, um Beweise für eine der tragischsten Eskalationen des Israel-Gaza-Krieges von 2014 zu erbringen. Sie sind Jurist*innen, Journalist*innen oder Aktivist*innen und tragen zusammen mit Betroffenen ihren Teil zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen bei. Von Satellitenbildern über Handyfotos bis hin zu Social Media-Posts nutzen sie moderne Technologien im Kampf für Gerechtigkeit. Mittels akribischer Rekonstruktion von Verbrechen bringen sie die Verantwortlichen zur Anklage und die Wahrheit ans Licht. (nio)
CRIME AND PUNISHMENT IN A POST-TRUTH WORLD
Gespräch mit der Filmemacherin Anja Reiss und Serge Droz (Senior Advisor ICT4Peace Foundation) über die Herausforderungen und die Möglichkeiten neuer Technologien im Bereich digitaler Ermittlungen.
Moderation: Marguerite MeyerPräsentiert mit ICT4Peace Foundation
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21:00XY Chelsea
«Life is a coming-of-age story», stellt Chelsea Manning fest. Die Dokumentation zeigt den Weg der Whistleblowerin zurück in die Gesellschaft, nachdem sie von Präsident Obama begnadigt wurde. Weil sie während ihres Einsatzes im Irak-Krieg unzählige, für die USA belastende Dokumente veröffentlicht hatte, war sie zu 35 Jahren Haft verurteilt worden. Von den einen wurde sie zur Staatsfeindin erklärt, für die anderen wurde sie dank ihrem Aufruf zu Transparenz zur Heldin. Auch nach der Freilassung kämpft sie weiter. Der Rechtsrutsch in ihrem Land, die gegenwärtige politische Lage und ihre Realität als trans Frau veranlassen Chelsea dazu, für den Senat zu kandidieren. Gleichzeitig ist sie stets auf der Suche nach sich selbst, verunsichert und fragil. Die permanente Öffentlichkeit und der gesellschaftliche Druck lasten genauso schwer auf ihr wie die Vergangenheit, die sie auf ihrer Reise ins «Erwachsenenleben» immer wieder einholt. (nio)
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11:30Thank You for the Rain
Wie wird ein kenianischer Bauer zum internationalen Klimaaktivisten? Das Warten auf den Regen bestimmt Kisilus Alltag: In seine trockenen Felder reissen sich tiefe Furchen, das Essen für die Grossfamilie wird knapper und das Geld reicht nicht aus, um allen Kindern Schulunterricht zu ermöglichen. Als der ersehnte erste Tropfen fällt, zerstört ein Sturm ganze Häuser. Kisilu sieht sich bestärkt, die lokale Bevölkerung über den Klimawandel aufzuklären. Er greift selbst zur Kamera und hält fest, was die klimatischen Veränderungen mit seiner Lebensgrundlage machen und wie er dank freiwilliger Arbeit mit der Dorfgemeinschaft seine Existenz sichern will. Als er am Pariser Klimagipfel den Mächtigen der Welt von der Situation in Kenia berichten soll, wähnt er sich am Ziel: Kisilu bringt seine Botschaft der Hoffnung auf die internationale Politbühne. Doch seine Erwartungen kollidieren jäh mit den Interessen und der Lethargie der politischen Entscheidungsträger*innen. (nio)
Einführung von Georg Klingler, Leiter Klima Greenpeace SchweizVON INDIVIDUELLEN RECHTEN UND PLANETAREN PFLICHTEN (Engl.)
Das erste Bild der Erde aus dem Weltraum hat die moderne Umweltbewegung begründet. 50 Jahre später macht uns der Klimawandel bewusst, dass unsere lokalen Handlungen Auswirkungen auf den Planeten haben. Die Astrophysikerin Ravit Helled lenkt in ihrem Vortrag den Blick weg vom Individuum hin zu den Planeten: Ändert das Wissen über die Planetenbildung und die Einzigartigkeit der Erde unsere individuellen Bedürfnisse und Haltungen? Ermöglicht ein planetares Denken, die grossen Zusammenhänge statt die kleinen Teile zu sehen?Nach dem Screening findet eine 20-minütige geführte Klimameditation statt mit Flavia Ghidossi
Vortrag: Prof. Dr. Ravit Helled, Zentrum für Theoretische Astrophysik und Kosmologie, Universität ZürichPräsentiert mit Greenpeace Schweiz
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13:00Truth Detectives
«Digitale Ermittler» arbeiten in den Konfliktgebieten der Welt – in der Ukraine, Kolumbien, Israel, Syrien oder Mali. Sie programmieren Algorithmen, um vergessene Gräber im kolumbianischen Dschungel aufzuspüren, oder erstellen aus verschiedenen Bilderquellen 3D-Modelle einer Stadt, um Beweise für eine der tragischsten Eskalationen des Israel-Gaza-Krieges von 2014 zu erbringen. Sie sind Jurist*innen, Journalist*innen oder Aktivist*innen und tragen zusammen mit Betroffenen ihren Teil zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen bei. Von Satellitenbildern über Handyfotos bis hin zu Social Media-Posts nutzen sie moderne Technologien im Kampf für Gerechtigkeit. Mittels akribischer Rekonstruktion von Verbrechen bringen sie die Verantwortlichen zur Anklage und die Wahrheit ans Licht. (nio)
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15:00What You Gonna Do When the World is on Fire?
«Nowadays people don’t fight, they like to shoot», erklärt der 14jährige Rolando seinem kleinen Bruder Titus. Die beiden kurven durch ihr Quartier, erfinden Spiele und werden von ihrer Mutter gescholten, wenn sie zu spät nach Hause kommen. Vor dem Hintergrund eines brutalen Mordes durch den Ku Klux Klan begleitet Minervini die Bewohner*innen von New Orleans und schafft unvergessliche Bilder einer Gemeinschaft, die dem Rassenhass von Trumps Amerika entgegentritt. Die Anführerin der New Black Panther Bewegung skandiert «Black Power» und versucht gegen die weisse Übermacht zu mobilisieren. Verlorene Seelen treffen sich in einer Bar, wo die vom Leben gezeichnete Besitzerin die Nöte ihrer Freunde besingt. Kunstvoll navigiert Minervini zwischen den Perspektiven seiner Protagonist*innen und durchleuchtet ihren von Polizeigewalt und Rassismus geprägten Alltag. (slb)
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15:30Maternal
In einem von Nonnen geführten Heim für Teenager-Mütter in Argentinien prallen zwei Welten aufeinander. Die Nonnen preisen die heilige Maria als mütterliches Idealbild. Für die Mädchen hingegen ist Mutterschaft verbunden mit ihren konfliktreichen Lebensgeschichten, fern von jungfräulicher Reinheit. Lu und ihre Tochter Nina finden im Heim Zuflucht, doch die freiheitsliebende Lu kommt mit den strengen Regeln, dem religiös geprägten Alltag und ihrer Mutterrolle nicht zurecht. Sie haut ab und überlässt Nina den Ordensschwestern und ihrer schwangeren Freundin Fati. Schwester Paola, gerade erst aus Italien angekommen, um hier ihr letztes Gelübde abzulegen, nimmt sich Nina an und steht bald vor einem Dilemma: Sie hat sich entschieden, niemals Kinder zu haben, nun führt Nina ihr vor Augen, was sie verpassen könnte. Maternal gibt Einblick in die vielen Facetten von biologischer und sozialer Mutterschaft – in einem Land, in dem Abtreibung noch immer illegal ist. (nio)
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18:00Advocate
«Losing lawyer», antwortet Lea Tsemel trocken in einem Fernsehinterview, als sie nach ihrem Beruf gefragt wird. Tatsächlich verteidigt die jüdische Anwältin seit Jahrzenten meist erfolglos palästinensische Angeklagte. Im besten Fall schafft sie es, dass geforderte Strafmass zu mildern. Trotzdem kämpft sie unermüdlich gegen die Willkür der israelischen Justiz und wählt ihre Klienten sorgsam aus. Das fesselnde Porträt begleitet Tsemel in einem von der israelischen Öffentlichkeit minutiös mitverfolgten Fall: Die Verteidigung von Ahmad Manasra, einem minderjährigen Palästinenser, der des Mordversuchs angeklagt ist. Ihr persönliches Engagement und den emotionalen Preis, den sie und ihre Familie zu zahlen bereit sind, zeigen die ideologische Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft. Zugleich zeigen sie, wieviel Kraft nötig ist, um inmitten dieses Spannungsfeldes die eigene Menschlichkeit zu bewahren. (slb)
COURTING CONFLICTS: THE FIGHT AGAINST DISCRIMINATION OF PALESTINIAN DEFENDANTS (Engl.)
Gespräch mit der Filmemacherin Rachel Leah Jones und Michael Warschawski (Aktivist und Ehemann von Lea Tsemel) über die Verteidigung von palästinensischen Angeklagten vor dem Hintergrund einer zerrissenen israelischen Gesellschaft.
Moderation: Jenny BilleterPräsentiert mit Omanut
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18:30One Child Nation
Nanfu wurde 1985 in der chinesischen Provinz geboren und lebt heute in New York. Als sie selber Mutter wird, beginnt sie, sich mit ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Sie stochert tief in den schlecht verheilten Wunden, welche die Ein-Kind-Politik in China hinterlassen hat. Schonungslos befragt sie ihre eigene Familie wie auch Täter*innen und Opfer eines sozialen Experiments, das zahlreiche Chines*innen zu Verbrechen verleiten liess – Frauen wurden zwangssterilisiert, neugeborene Mädchen wurden ausgesetzt oder als «Waisen» zur Adoption freigegeben. Durch die Montage von Interviews und Archivmaterial von Umerziehungsmethoden gelingt der Filmemacherin eine Abrechnung mit Chinas indoktrinierter Gesellschaft und einer Propaganda, die heute nicht weniger aggressiv ist: Seit 2016 werden chinesische Bürger*innen angespornt, zwei Kinder zu zeugen, um der Überalterung entgegenzuwirken. (slb)
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20:30Talking About Trees
Suleiman und seine drei Freunde haben alle im Exil Film studiert, nun sitzen die alt gewordenen Männer zusammen in Khartoum und schmieden Pläne. Ihr Traum ist es, neben den lose organisierten Vorführungen ihres Sudanesischen Filmklubs, das grosse «Revolution Kino» wieder in Betrieb zu nehmen und unter freiem Himmel bahnbrechende Filme wie Tarantinos Django Unchained zu zeigen. Öffentliches Kino ist im Sudan seit langem verboten und die Politik tut sich schwer mit einer Lockerung. Trotzdem klopfen die Filmfreunde unermüdlich an die Türen der Behörden und bieten der zermürbenden Bürokratie mit lakonischem Humor die Stirn.
Für die vier cinephilen Männer, deren Karrieren durch Militärputsche vereitelt und deren Talent nie ausgeschöpft wurde, hat die Liebe zur siebten Kunst eine Dringlichkeit, die weit über das gemeinsame Vergnügen hinausgeht: Sie spiegelt die Unzufriedenheit eines Volkes, das sich nach kreativer Freiheit sehnt und in den jüngsten Demonstrationen einmal mehr gegen die repressive Führung aufbegehrt. (slb) -
21:00Reconstructing Utoya
Am 22. Juli 2011 erschoss ein rechtsradikaler Amokläufer 69 Jugendliche in einem Ferienlager der sozialdemokratischen Partei auf der norwegischen Insel Utøya. Rakel, Mohammed, Jenny und Torje sind Überlebende des Terroranschlags und versuchen sich sechs Jahre später – im geschützten Raum eines Filmstudios und unter psychologischer Betreuung – zu erinnern. Zwölf Freiwillige stellen nach ihren Anweisungen die Ereignisse auf einem minimal mit weissem Klebeband markierten Boden nach, Schläge auf Metall symbolisieren die Schüsse. Die Teenager sind talentierte Erzähler*innen und schaffen eine packende filmische Traumabewältigung. Die Versuchsanordnung lässt viele Fragen offen, nicht zuletzt über den Erfolg der psychologischen Aufstellungsarbeit, und lässt uns teilhaben an diesem intimen Moment der Jugendlichen – dem Schwebezustand zwischen Leben und Tod, als sie auf der Insel blitzschnell eine Entscheidung treffen mussten. (slb)
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09:30Rafiki - Schulvorstellung
Kena und Ziki sind zwei Teenager aus dem kenianischen Nairobi und dicke Freundinnen, obwohl ihre Familien politisch entgegengesetzte Ansichten vertreten. Sie halten zusammen, wollen mehr und verlieben sich ineinander, was sie in ihrer konservativen Gesellschaft in Bedrängnis bringt. Der Spielfilm Rafiki war mit seiner Buntheit und Frische ein Hit beim Publikum am Festival von Cannes, wo er im Programm «Un certain regard» lief.
Anschliessendes Filmgespräch auf Deutsch mit Anna Rosenwasser, Geschäftsführerin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS)
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10:00Minding the Gap - Schulvorstellung
Schwungvoll brettert Bing Liu hinter seinen Freunden Zack und Keire durch heruntergekommene Parks, an bröckelnden Fassaden und leerstehenden Häusern vorbei. Für die Jungs aus ärmlichen Verhältnissen in Rockford, Illinois bildet die Skaterclique eine Art Ersatzfamilie. Als begeisterter Filmer fängt Bing das Leben seiner Freunde auch abseits des Skate-Parks ein: Zacks Alltag wird auf den Kopf gestellt, als seine Freundin Nina plötzlich schwanger wird. Keire ist auf der Suche nach seinem Platz in einer multikulturellen Gesellschaft. Und für Bing selbst wird es Zeit, seine Mutter mit einem dunklen Kapitel aus der eigenen Vergangenheit zu konfrontieren. MINDING THE GAP erzählt mit wunderbarer Lyrik von dem, was gemeinhin eine „schwierige“ Jugend genannt wird.
Filmgespräch auf Englisch mit Oliver Percovich, Geschäftsführer von Skateistan präsentiert von der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation
Moderation: Tim Bettermann -
13:30Gods of Molenbeek - Schulvorstellung
Der sechsjährige Aatos lebt mit seiner finnischen Mutter und seinem chilenischen Vater im kulturell durchmischten Bezirk Molenbeek von Brüssel. Aatos und sein bester Freund Amin erkunden ihre kindlichen Welten bewohnt von Ahnen, Fabelwesen und Spiderman. Aatos beneidet Amin um seinen allwissenden Gott Allah und sucht nach einer eigenen Gottheit, die Antworten auf seine Fragen geben könnte. Die Kamera begleitet die Kinder auf ihren philosophischen Streifzügen auf Augenhöhe. Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann: Nun sind die Strassen voll von bewaffneten Soldaten und Absperrungen, die Nachbarschaft demonstriert gegen die Diskriminierung, die den muslimischen Menschen plötzlich entgegenschlägt. Die Kinder verarbeiten die Geschehnisse auf spielerische Weise und ihre Freundschaft bleibt ungetrübt. (slb)
Im Anschluss findet ein Filmgespräch statt.
Moderation: Aline Juchler -
14:00MATANGI/MAYA/M.I.A. - Schulvorstellung
Matangi „Maya“ Arulpragasam, besser bekannt als M.I.A., flieht als Kind eines Mitbegründers der tamilischen Unabhängigkeitsbewegung mit ihrer Mutter aus Sri Lanka und verbringt ihre Kindheit in London, bevor sie als unkonventioneller Popstar die ganze Welt erobert. Das vorliegende Porträt ist genauso eklektisch und verspielt wie die Künstlerin selbst: Privates Archivmaterial, Immigrationsgeschichte, politische Statements, begeisternde Songs und provokative Bühnenshows verschmelzen zu einem inspirierenden Ganzen, an dem die Sängerin und ausgebildete Filmemacherin nicht unerheblich mitgewirkt hat.
Anschliessendes Gespräch mit dem Schweizer Künstler, Entertainer, Rapper und Aktivisten Knackeboul, präsentiert von der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation
Moderation: Tim Bettermann -
18:00What You Gonna Do When the World is on Fire?
«Nowadays people don’t fight, they like to shoot», erklärt der 14jährige Rolando seinem kleinen Bruder Titus. Die beiden kurven durch ihr Quartier, erfinden Spiele und werden von ihrer Mutter gescholten, wenn sie zu spät nach Hause kommen. Vor dem Hintergrund eines brutalen Mordes durch den Ku Klux Klan begleitet Minervini die Bewohner*innen von New Orleans und schafft unvergessliche Bilder einer Gemeinschaft, die dem Rassenhass von Trumps Amerika entgegentritt. Die Anführerin der New Black Panther Bewegung skandiert «Black Power» und versucht gegen die weisse Übermacht zu mobilisieren. Verlorene Seelen treffen sich in einer Bar, wo die vom Leben gezeichnete Besitzerin die Nöte ihrer Freunde besingt. Kunstvoll navigiert Minervini zwischen den Perspektiven seiner Protagonist*innen und durchleuchtet ihren von Polizeigewalt und Rassismus geprägten Alltag. (slb)
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18:30Volunteer
Wie bildet man eine Menschenkette, um Kinder auf der Flucht vom schwankenden Gummiboot aus ans Festland zu tragen? Wie schafft man es, eine Kiste Bananen «fair» und ohne Streit an Menschen zu verteilen, die nicht genug zu essen haben? Mit solchen Fragen sehen sich freiwillige Helfer*innen in Griechenland täglich konfrontiert. Die Antworten sind vielschichtig. Der neue Film von Anna Thommen (Neuland) und Lorenz Nufer begleitet Schweizer*innen, die dort mitanpacken, wo die Not besonders sichtbar ist: Am Ufer des Mittelmeers, wo täglich Hunderte von Menschen auf der Flucht ankommen. Ein Schweizer Bauer und seine Frau finden nach mehreren Einsätzen auf Lesbos nur schwer in ihren Alltag auf dem Hof zurück. Ein ehemaliger Kommandant der Armee nutzt seinen Ordnungssinn und baut eine der erfolgreichsten Flüchtlingsorganisationen auf. Die Protagonist*innen verbindet der Wille, Verantwortung für eine humanitäre Katastrophe zu übernehmen und die eigenen Privilegien nicht als selbstverständlich zu verstehen. (slb)
KOSMOPOLITICS IM KOSMOS FORUM 20:15
DARF SOLIDARITÄT BESTRAFT WERDEN?
Gespräch mit dem Filmemacher Lorenz Nufer, den Protagonisten Michael Räber und Michael Grossenbacher, sowie Lisa Salza, Kampagnenleiterin von Amnesty International.
Was muss geschehen, damit Staaten die Verantwortung für die Seenotrettung und die geretteten Menschen auf der Flucht übernehmen? Wie gehen freiwillige Helfer*innen mit dem Spannungsfeld zwischen Solidarität und der Angst vor Kriminalisierung um? Welche Fragen zu Schuld und Mitverantwortung werden uns die Nachfolgegenerationen stellen?
Moderation: Noëmi Landolt (Journalistin WOZ)Präsentiert mit Amnesty International
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20:30Los Silencios
Die kleine Nuria flüchtet mit ihrer Mutter und ihrem Bruder vor den Kriegswirren in Kolumbien auf eine kleine Insel im Amazonas. Nach einer Weile gesellt sich auch der Vater zu ihnen, der seit einem durch Ölbohrungen verursachten Landrutsch vermisst wurde. Die Bewohner*innen der Insel beobachten die Neuankömmlinge mit einer Mischung aus Argwohn und Mitgefühl. Nuria taucht ein in die Nacht und trifft auf ein mysteriöses Mädchen, das sie zur einer Versammlung von Geistern einlädt.
Die brasilianische Regisseurin Beatriz Seigner erzeugt mit fantasievollen Bildkompositionen, Farbtönen und Naturklängen eine traumähnliche Stimmung. Sie seziert die Gefühlslagen eines entwurzelten Volkes, dessen kollektiver Schmerz allmählich schwächer wird und Raum für eine Versöhnung lässt. (slb)NACH DEM KRIEG – KOLUMBIENS LANGER WEG ZUM FRIEDEN (Engl.)
Diskussion mit Arancha García del Soto, Koordinatorin der Arbeit der Kolumbianischen Wahrheitskommission mit Überlebenden in Europa. Wo steht der Friedensprozess in Kolumbien? Wie werden Betroffene in die Arbeit der Wahrheitskommission einbezogen?
Moderation: Nicola Diday, Mitarbeiter Vergangenheitsarbeit swisspeace. -
21:00Another Day of Life
Während in Angola 1975 die portugiesischen Kolonialherren abziehen, begibt sich der polnische Reporter Ryszard Kapuściński auf einen lebensgefährlichen Roadtrip. Im Süden des Landes ist angesichts des Machtvakuums ein Bürgerkrieg entbrannt, den Kapuściński um jeden Preis dokumentieren will. Wo sich die sozialistische MPLA und die Befreiungsbewegung FNLA mit internationaler Unterstützung unerbittliche Kämpfe liefern, wird Kapuściński Zeuge der blutigen Kriegsrealität. An der Front erkennt er wie machtlos er als Journalist ist. Trotzdem folgt er dem Drang, von diesem grausamen Schauplatz des Kalten Krieges zu erzählen. Ein Film zwischen Fiktion und Wirklichkeit, ein Reporter gefangen zwischen Geltungsdrang und journalistischem Ethos. (nio)
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09:30Gods of Molenbeek - Schulvorstellung
Der sechsjährige Aatos lebt mit seiner finnischen Mutter und seinem chilenischen Vater im kulturell durchmischten Bezirk Molenbeek von Brüssel. Aatos und sein bester Freund Amin erkunden ihre kindlichen Welten bewohnt von Ahnen, Fabelwesen und Spiderman. Aatos beneidet Amin um seinen allwissenden Gott Allah und sucht nach einer eigenen Gottheit, die Antworten auf seine Fragen geben könnte. Die Kamera begleitet die Kinder auf ihren philosophischen Streifzügen auf Augenhöhe. Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann: Nun sind die Strassen voll von bewaffneten Soldaten und Absperrungen, die Nachbarschaft demonstriert gegen die Diskriminierung, die den muslimischen Menschen plötzlich entgegenschlägt. Die Kinder verarbeiten die Geschehnisse auf spielerische Weise und ihre Freundschaft bleibt ungetrübt. (slb)
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10:00Les Misérables - Schulvorstellung
2005 schliesst sich Stéphane der Anti-Kriminalitäts-Brigade von Montfermeil im 93. Pariser Bezirk an. Chris und Gwada werden ihm zur Seite gestellt. Doch im Rahmen der Unruhen in den Vororten von Paris ist der Neuling gezwungen, schnell zu lernen, dass es große Spannungen zwischen unterschiedlichen Gruppen seines Einsatzgebietes gibt. Als die drei Kollegen probieren, eine Verhaftung durchzuführen, werden sie überrannt.
Anschliessend findet ein Filmgespräch mit Sandrine Charlot Zinsli von Aux Arts etc... statt.
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13:30Gods of Molenbeek - Schulvorstellung
Der sechsjährige Aatos lebt mit seiner finnischen Mutter und seinem chilenischen Vater im kulturell durchmischten Bezirk Molenbeek von Brüssel. Aatos und sein bester Freund Amin erkunden ihre kindlichen Welten bewohnt von Ahnen, Fabelwesen und Spiderman. Aatos beneidet Amin um seinen allwissenden Gott Allah und sucht nach einer eigenen Gottheit, die Antworten auf seine Fragen geben könnte. Die Kamera begleitet die Kinder auf ihren philosophischen Streifzügen auf Augenhöhe. Als Molenbeek von einem Terroranschlag erschüttert wird, entdecken die beiden Buben, wie sich schlagartig alles ändern kann: Nun sind die Strassen voll von bewaffneten Soldaten und Absperrungen, die Nachbarschaft demonstriert gegen die Diskriminierung, die den muslimischen Menschen plötzlich entgegenschlägt. Die Kinder verarbeiten die Geschehnisse auf spielerische Weise und ihre Freundschaft bleibt ungetrübt. (slb)
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14:00Minding the Gap - Schulvorstellung
Schwungvoll brettert Bing Liu hinter seinen Freunden Zack und Keire durch heruntergekommene Parks, an bröckelnden Fassaden und leerstehenden Häusern vorbei. Für die Jungs aus ärmlichen Verhältnissen in Rockford, Illinois bildet die Skaterclique eine Art Ersatzfamilie. Als begeisterter Filmer fängt Bing das Leben seiner Freunde auch abseits des Skate-Parks ein: Zacks Alltag wird auf den Kopf gestellt, als seine Freundin Nina plötzlich schwanger wird. Keire ist auf der Suche nach seinem Platz in einer multikulturellen Gesellschaft. Und für Bing selbst wird es Zeit, seine Mutter mit einem dunklen Kapitel aus der eigenen Vergangenheit zu konfrontieren. MINDING THE GAP erzählt mit wunderbarer Lyrik von dem, was gemeinhin eine „schwierige“ Jugend genannt wird.
Filmgespräch auf Englisch mit Oliver Percovich, Geschäftsführer von Skateistan präsentiert von der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation
Moderation: Tim Bettermann -
18:00Advocate
«Losing lawyer», antwortet Lea Tsemel trocken in einem Fernsehinterview, als sie nach ihrem Beruf gefragt wird. Tatsächlich verteidigt die jüdische Anwältin seit Jahrzenten meist erfolglos palästinensische Angeklagte. Im besten Fall schafft sie es, dass geforderte Strafmass zu mildern. Trotzdem kämpft sie unermüdlich gegen die Willkür der israelischen Justiz und wählt ihre Klienten sorgsam aus. Das fesselnde Porträt begleitet Tsemel in einem von der israelischen Öffentlichkeit minutiös mitverfolgten Fall: Die Verteidigung von Ahmad Manasra, einem minderjährigen Palästinenser, der des Mordversuchs angeklagt ist. Ihr persönliches Engagement und den emotionalen Preis, den sie und ihre Familie zu zahlen bereit sind, zeigen die ideologische Zerrissenheit der israelischen Gesellschaft. Zugleich zeigen sie, wieviel Kraft nötig ist, um inmitten dieses Spannungsfeldes die eigene Menschlichkeit zu bewahren. (slb)
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18:30Midnight Traveler
Hassan und Fatima Fazili, afghanische Filmschaffende, sind mit ihren zwei Töchtern auf der Suche nach einer neuen Heimat. Wegen eines kritischen Films über einen abtrünnigen Kommandanten der Taliban wurde auf Hassan ein Kopfgeld ausgesetzt, wodurch er seine Sicherheit und die seiner Familie nicht mehr gewährleisten konnte. Ihre Odyssee mit dem Ziel Europa bringt sie in diverse Übergangslager, länger als drei Jahre sind sie unterwegs. Fazili filmt die zermürbende Reise mit seinem Handy. Seine künstlerische Reflexion schafft die nötige Distanz, die Widrigkeiten des Alltags zu ertragen. Auch die beiden Töchter nutzen die Kamera als Filter und Verarbeitungsinstrument. Ihr Blick auf ihr stetig wechselndes Zuhause zeigt zwar, wie die kindliche Psyche unter den grausamen Bedingungen leidet, trotzdem gelingt es den Kindern mit Humor und Fantasie, ein eigenes Homemovie voller Momente des Staunens zu gestalten. (slb)
BIG DEBATE IM KOSMOS FORUM 20:15
TAG DER MENSCHENRECHTE:
RECHTE VON KINDERN AUF DER FLUCHT
Willkommensworte
Leo Kaneman, Gründer und Ehrenpräsident HRFF Zurich
Barbara Schedler, Stv. Abteilungschefin, Abteilung Menschliche Sicherheit, EDADie Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen schützt die Rechte eines jeden Kindes, sei das in Tadschikistan oder in der Schweiz. Sie schützt vor Diskriminierung und garantiert das Recht auf Bildung und Gesundheit, aber auch auf Spiel, Ruhe und Freizeit. Bereits in unserem Alltag ist es keine Selbstverständlichkeit, den Kindern ihre Rechte zu garantieren. Doch wie stellen wir sicher, dass Kindern diese Rechte auch auf der oft jahrelangen Flucht gewährleistet werden, wo ihnen Gefahren wie Misshandlung und Ausbeutung drohen? Wie helfen wir ihnen, angekommen im Zielland, bei den praktischen Herausforderungen der Sprache, dem Zugang zu Bildung, dem Einstieg ins Berufsleben, oder beim Umgang mit psychischen und physischen Traumata?
Was getan werden kann und muss, um die Rechte von Kindern auf der Flucht zu schützen und zu fördern, diskutieren Podiumsteilnehmende und Publikum in einer offenen Runde. Der Film «Midnight Traveler» eröffnet den Abend. Er zeigt die Flucht des afghanischen Regisseurs Hassan Fazili, seiner Frau und seinen beiden Töchtern vor der Verfolgung in ihrer Heimat. Ein berührendes Zeitzeugnis, das den Gefahren, denen Kinder und Erwachsene auf der Flucht ausgesetzt sind, ein Gesicht gibt.
Mit dem 30jährigen Jubiläum der UNO-Kinderrechtskonvention rückt das Human Rights Film Festival Zurich Kinderrechte ins Zentrum des 10. Dezember, des Internationalen Tags der Menschenrechte 2019.Auf dem Podium:
Hassan Fazili, Filmemacher
Rolf Widmer, Direktor der Schweizerischen Stiftung des Internationalen Sozialdienstes und Leiter des Vereins tipiti
Verena Knaus, UNICEF, Senior Policy Advisor
Jochen Ganter, Projekt Koordinator für Ärzte ohne Grenzen
Moderation: Rafaela Roth (Tages-Anzeiger)Präsentiert mit Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, Médecins Sans Frontières (MSF) und trigon-film
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20:30Born in Evin
Die Schauspielerin Maryam Zaree kann die Geschichten anderer erzählen und glaubhaft verkörpern. Doch wenn es um ihr eigenes Leben und ihre iranische Herkunft geht, stösst sie schnell an Grenzen. Sie weiss nur, dass sie in Evin, einem berüchtigten Gefängnis in Teheran, zur Welt kam. Nach dem Sturz des Schas liess der neue Staatschef und religiöse Führer Ayatollah Khomeini zehntausende Oppositionelle verhaften und foltern, darunter die Eltern der Filmemacherin. Als Maryam zwei war, floh die Mutter mit ihr nach Deutschland. Über die Erlebnisse in Gefangenschaft sprachen sie nie. Maryams Spurensuche führt sie zu geflüchteten Verwandten und anderen «Gefängniskindern». Mit der Kamera als Gefühlskatalysator gelingt es ihr allmählich, die emotionalen Mauern abzutragen und die seelischen Abgründe einer traumatisierten Generation freizulegen. Der Film geht weit über eine therapeutische Nabelschau hinaus und berührt in seinem Versuch, den Exil-Iraner*innen die Würde zurückzugeben, die das iranische Regime zu zerstören versuchte. (slb)
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21:00Volunteer
Wie bildet man eine Menschenkette, um Kinder auf der Flucht vom schwankenden Gummiboot aus ans Festland zu tragen? Wie schafft man es, eine Kiste Bananen «fair» und ohne Streit an Menschen zu verteilen, die nicht genug zu essen haben? Mit solchen Fragen sehen sich freiwillige Helfer*innen in Griechenland täglich konfrontiert. Die Antworten sind vielschichtig. Der neue Film von Anna Thommen (Neuland) und Lorenz Nufer begleitet Schweizer*innen, die dort mitanpacken, wo die Not besonders sichtbar ist: Am Ufer des Mittelmeers, wo täglich Hunderte von Menschen auf der Flucht ankommen. Ein Schweizer Bauer und seine Frau finden nach mehreren Einsätzen auf Lesbos nur schwer in ihren Alltag auf dem Hof zurück. Ein ehemaliger Kommandant der Armee nutzt seinen Ordnungssinn und baut eine der erfolgreichsten Flüchtlingsorganisationen auf. Die Protagonist*innen verbindet der Wille, Verantwortung für eine humanitäre Katastrophe zu übernehmen und die eigenen Privilegien nicht als selbstverständlich zu verstehen. (slb)
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18:30Los Versos del Olvido
Die stille Routine eines chilenischen Friedhofwärters wird jäh unterbrochen, als die Miliz versucht, die Opfer eines niedergeschlagenen Protestes in seinen Kühlkammern zu verstecken. Immer wieder besucht ihn eine Frau, die ihre vermisste Tochter sucht. Der alte Mann hat ein tadelloses Gedächtnis, bloss die Namen weiss er nicht mehr. Nun setzt er alles daran, den Namen einer getöteten Frau zu erfahren, um sie würdig zu bestatten. Der iranische Regisseur Alireza Khatami erzählt dies als poetische Sinnsuche in einer Welt voller Korruption und Gewalt. Er vergleicht dabei die Psychostruktur Chiles indirekt mit der seiner Heimat Iran. Der mehrfach ausgezeichnete Spielfilm schafft ein filmisches Denkmal für die Verschwundenen. (slb)
BEGRÜSSUNGSWORTE
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Leo Kaneman, Präsident HRFF Zurich
Jacqueline Fehr, Regierungsrätin des Kanton Zürich
Ehrengast Barbara Hendricks, Menschenrechtsaktivistin und SängerinGespräch mit Protagonist Juan Margallo (Spanisch/ Deutsch)
MODERATION: Norma Giannetta
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09:30Beyond Dreams – Schulvorstellung
Mirja kommt aus dem Gefängnis und feiert ausgelassen mit ihrer Mädchen Gang inmitten von grauen Plattenbauten. Sie ist motiviert, einen verantwortungsvollen Lebensweg einzuschlagen und nimmt einen Job als Putzhilfe an, was zu Auseinandersetzungen führt mit ihren arbeitslosen Freundinnen. Immer wieder gerät sie in Konflikt mit ihrer alleinerziehenden kranken Mutter, die Mirja für eine Versagerin hält. Der Film beschäftigt sich mit der Frage welchen Zwängen Teenager ausgesetzt sind und wie berufliche Möglichkeiten durch das soziale Umfeld beschnitten werden.
Anschliessendes Gespräch mit Librada Paz, mexikanisch-amerikanische Menschenrechtsaktivistin (Engl.)
MODERATION: Christoph Karlo
Präsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland -
09:30Easy Lessons – Schulvorstellung
Kafiya, eine junge Frau auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, muss viel von dem, was ihr Leben in Somalia ausmachte, hinter sich lassen. Nun will sie sich ein Zuhause in Ungarn einrichten und sich der neuen kulturellen Realität anpassen. Als Leitfaden der Erzählung dient Kafiyas Ehrgeiz, die Prüfungen der ungarischen Schule zu bestehen. Die im Titel angekündigten Lektionen verschaffen uns neue Erkenntnisse zur Protagonistin und ermöglichen es uns vor allem, über die Rolle der Geschichte, des Staates und der Institutionen nachzudenken und darüber, wie diese die Integration von Menschen auf der Flucht beeinflussen. Kafiya ist eine starke Figur, die ihrem Schicksal durchwegs optimistisch begegnet, sich fixen Zuschreibungen verweigert und ihre neue Identität lustvoll auslebt. (slb)
Anschliessendes Gespräch mit Filmemacherin Dorottya Zurbó und Protagonistin Kafiya Said Mahdi (Engl.).
MODERATION: Aline Juchler -
13:30In My Room – Schulvorstellung
Diese innovative Langzeitstudie begleitet sechs Teenager durch die intensivste Phase ihres Lebens: Jahre voller Unsicherheit, Verletzlichkeit und Fragen rund um ihre Sexualität und Geschlechtsidentität. Die Jugendlichen testen online verschiedene Versionen ihrer selbst und verhandeln sie mit der virtuellen Ersatzfamilie. Ein Mädchen denkt vor der Kamera seines Computers laut über eine Geschlechtsumwandlung nach, ein anderes Mädchen bittet die Community um Rat zu seiner Schwangerschaft. Das Material besteht aus persönlichen Youtube-Aufnahmen: filmische Tagebücher, die uns einen ungewöhnlich intimen Zugang zur Wirklichkeit von Heranwachsenden ermöglichen – voller Drama und Experimentierfreude, Mut und Selbstironie. (slb)
Anschliessendes Gespräch mit Transgender Netzwerk Switzerland.
MODERATION: Anna Rosenwasser (LOS, Lesbenorganisation Schweiz) -
13:30A Voix Haute – Schulvorstellung
Leïla, Elhadj und Eddy sind französische Studierende an der Universität von Saint-Denis, die sich allesamt rhetorisch weiterbilden, um am berühmt berüchtigten Wettbewerb "Eloquentia" teilzunehmen, wo der beste Rhetoriker gewählt wird. Die Jugendlichen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen erfahren, dass gute Sprachtechnik auch Macht bedeuten kann. Sie erhalten Tipps von Anwälten, Slam Poeten und Regisseuren, wie sie ihre Auftrittskompetenz verfeinern können und wagen das schwierige Experiment, in der Öffentlichkeit für ihre Meinung einzustehen.
Anschliessendes Gespräch mit Librada Paz, mexikanisch-amerikanische Menschenrechtsaktivistin (Engl.)
MODERATION: Christoph Karlo
Präsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland -
18:00Naila and the Uprising
Als 1987 die erste Intifada im von der israelischen Armee besetzten Gazastreifen ausbricht, schliesst sich Naila Ayesh einer Untergrundbewegung von Frauen an, die durch gewaltlosen Widerstand für das Selbstbestimmungsrecht Palästinas kämpft. Viele der Rebellen werden verhaftet oder gezwungen, ins Exil zu gehen, so auch Nailas Ehemann, der aus Ägypten die Ereignisse verfolgt. Die Frauen eignen sich allmählich den Raum der abwesenden Männer an und schaffen es durch wirtschaftlichen Boykott und Selbstversorgung, Israel in die Knie zu zwingen.
Die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Julia Bacha verwebt Archivaufnahmen, Animationen und Interviews zu einer Chronik des weiblichen Widerstands und zeigt uns eine Welt, die bisher wenig mediale Beachtung fand. (slb)SEPERATE EVENT
BIG DEBATE IM FORUM KOSMOS, 19:30
ISRAELI AND PALESTINIAN WOMEN FOR PEACE (Engl.)
Gespräch mit der israelischen Frauenrechtlerin Tal Cohen (Women Wage Peace) und der palästinensischen Aktivistin Amira Musallam (Holy Land Trust) über die historische und die aktuelle Rolle von Frauen in der Friedensbewegung im Nahostkonflikt.
MODERATION: Dana Landau
Präsentiert mit cfd – Der feministische Friedensdienst und JCall Switzerland -
18:00In My Room
Diese innovative Langzeitstudie begleitet sechs Teenager durch die intensivste Phase ihres Lebens: Jahre voller Unsicherheit, Verletzlichkeit und Fragen rund um ihre Sexualität und Geschlechtsidentität. Die Jugendlichen testen online verschiedene Versionen ihrer selbst und verhandeln sie mit der virtuellen Ersatzfamilie. Ein Teenager denkt vor der Kamera seines Computers laut über eine Geschlechtsumwandlung nach, eine Jugendliche bittet die Community um Rat zu ihrer Schwangerschaft. Das Material besteht aus persönlichen Youtube-Aufnahmen: filmische Tagebücher, die uns einen ungewöhnlich intimen Zugang zur Wirklichkeit von Heranwachsenden ermöglichen – voller Drama und Experimentierfreude, Mut und Selbstironie. (slb)
IDENTITÄTSFINDUNG VOR LAUFENDER KAMERA
Gespräch mit Lukas Neuenschwander (Vorstandsmitglied Transgender Netzwerk Switzerland) und Alexander Robert Herren (Aktivist Milchjugend) zum Prozess der Identitäts- findung. Genauer: Weshalb halten wir immer noch so
vehement an binären Geschlechterrollen fest und was bedeutet das für junge Menschen, die sich nicht mit ihrem zugewiesenen Geschlecht identifizieren oder die festgelegten Grenzen von Männlichkeit und Weiblichkeit sprengen? Welche Bedeutung hat das Internet für diejenigen, die an den Grundfesten gesell- schaftlicher Normen rütteln?
MODERATION: Anna Rosenwasser (Geschäftsführerin LOS, Lesbenorganisation Schweiz)
Präsentiert mit Transgender Network Switzerland -
20:30The Silence of Others
Die Spanierin Maria Martín kämpft seit Jahren dafür, dass die Gebeine ihrer Mutter aus dem Massengrab exhumiert und neben denen ihres Vaters bestattet werden. Doch weil der 1977 von einer großen Mehrheit des spanischen Parlaments beschlossene «Pakt des Vergessens» nicht nur die Freilassung aller politischen Gefangenen garantierte, sondern auch jegliche Strafverfolgung der unter Franco verübten Verbrechen verbot, sind viele Gräueltaten bis heute ungeklärt geblieben. Nun versuchen Menschenrechtsanwälte in Argentinien die Aufhebung des Amnestiegesetzes zu erreichen und Haftbefehle gegen die Täter auszustellen. Durch intelligente Montage und feinfühlige Zeugeninterviews schafft dieser spannungsgeladene Film ein Abbild eines zwischen Vergessen und Erinnern gespaltenen Landes. (slb)
POST-FRANCO SPAIN: BETWEEN CRIME AND PUNISHMENT (Engl.)
Gespräch mit Montse Ferrer (Juristin und Forscherin der Menschenrechtsorganisation TRIAL) über Spaniens Vergangenheitsbewältigung. Die Generation nach Franco wurde aufgefordert, die Vergehen des Regimes zu vergessen und nicht zurückzublicken. Welchen Preis zahlt eine Gesellschaft, die sich ihren Verbrechen nicht stellt? Wie kommt es letztlich dennoch dazu, dass Schuldige zur Rechenschaft gezogen werden?
MODERATION: Nicola Diday (Swisspeace) -
20:30The Rape of Recy Taylor
Die 24jährige Afroamerikanerin, Mutter und Landarbeiterin Recy Taylor wurde 1944 in Alabama auf dem Heimweg von der Kirche von sechs weissen Männern vergewaltigt. In Abbeville verheimlichten schwarze Frauen üblicherweise jegliche Misshandlung aus Angst davor, umgebracht zu werden. Recy Taylor aber identifiziert die Täter und zeigt sie an. Die NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) beauftragt die Ermittlerin Rosa Parks mit dem Fall. Die Aktivistin und Frauenrechtlerin, die sich gut zehn Jahre später in einem historischen Moment weigern wird, ihren Platz im Bus einem weissen Mann zu geben, sagt dem rassistischen Justizsystem den Kampf an und löst damit laute Forderungen nach Gerechtigkeit aus. (slb)
BLACK WOMEN’S LIVES MATTER TOO (Engl.)
Gespräch mit Yvonne Apiyo Brändle-Amolo (Aktivistin Feministischer Salon) über strukturellen Rassismus und Gewalt gegen schwarze Frauen. Was hat sich in den USA seit den 40er Jahren durch die Frauenrechtsbewegung verändert und wo besteht weiterhin Handlungsbedarf?
MODERATION: Aline Juchler
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09:30Eldorado – Schulvorstellung
Als Markus Imhoof, geboren 1941, ein kleiner Junge war, nahmen seine Eltern das italienische Flüchtlingskind Giovanna bei sich in der Schweiz auf. Doch die große Politik riss die Kinderfreundschaft auseinander. Die Erinnerungen daran veranlassen den Regisseur, sich mit der aktuellen europäischen Flüchtlingspolitik zu beschäftigen. Imhoof hinterfragt das System der organisierten Hilfe, das Geflüchtete in einen teuflischen Kreislauf entlässt, der meist von ökonomischen Interessen bestimmt wird. Ein leiser Film, der zur eindringlichen Mahnung wird.
Anschliessendes Gespräch mit Sibylle Berger, Vertreterin Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF).
MODERATION: Hans-Peter von Däniken (Paulus Akademie) -
09:30Easy Lessons – Schulvorstellung
Kafiya, eine junge Frau auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, muss viel von dem, was ihr Leben in Somalia ausmachte, hinter sich lassen. Nun will sie sich ein Zuhause in Ungarn einrichten und sich der neuen kulturellen Realität anpassen. Als Leitfaden der Erzählung dient Kafiyas Ehrgeiz, die Prüfungen der ungarischen Schule zu bestehen. Die im Titel angekündigten Lektionen verschaffen uns neue Erkenntnisse zur Protagonistin und ermöglichen es uns vor allem, über die Rolle der Geschichte, des Staates und der Institutionen nachzudenken und darüber, wie diese die Integration von Menschen auf der Flucht beeinflussen. Kafiya ist eine starke Figur, die ihrem Schicksal durchwegs optimistisch begegnet, sich fixen Zuschreibungen verweigert und ihre neue Identität lustvoll auslebt. (slb)
Anschliessendes Gespräch mit Filmemacherin Dorottya Zurbó und Protagonistin Kafiya Said Mahdi (Engl.)
MODERATION: Aline Juchler -
13:30In My Room – Schulvorstellung
Diese innovative Langzeitstudie begleitet sechs Teenager durch die intensivste Phase ihres Lebens: Jahre voller Unsicherheit, Verletzlichkeit und Fragen rund um ihre Sexualität und Geschlechtsidentität. Die Jugendlichen testen online verschiedene Versionen ihrer selbst und verhandeln sie mit der virtuellen Ersatzfamilie. Ein Mädchen denkt vor der Kamera seines Computers laut über eine Geschlechtsumwandlung nach, ein anderes Mädchen bittet die Community um Rat zu seiner Schwangerschaft. Das Material besteht aus persönlichen Youtube-Aufnahmen: filmische Tagebücher, die uns einen ungewöhnlich intimen Zugang zur Wirklichkeit von Heranwachsenden ermöglichen – voller Drama und Experimentierfreude, Mut und Selbstironie. (slb)
Anschliessendes Gespräch mit Transgender Netzwerk Switzerland.
MODERATION: Anna Rosenwasser (LOS, Lesbenorganisation Schweiz) -
13:30Beyond Dreams – Schulvorstellung
Mirja kommt aus dem Gefängnis und feiert ausgelassen mit ihrer Mädchen Gang inmitten von grauen Plattenbauten. Sie ist motiviert, einen verantwortungsvollen Lebensweg einzuschlagen und nimmt einen Job als Putzhilfe an, was zu Auseinandersetzungen führt mit ihren arbeitslosen Freundinnen. Immer wieder gerät sie in Konflikt mit ihrer alleinerziehenden kranken Mutter, die Mirja für eine Versagerin hält. Der Film beschäftigt sich mit der Frage welchen Zwängen Teenager ausgesetzt sind und wie berufliche Möglichkeiten durch das soziale Umfeld beschnitten werden.
Anschliessendes Gespräch mit Librada Paz, mexikanisch-amerikanische Menschenrechtsaktivistin (Engl.)
MODERATION: Christoph Karlo
Präsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland -
18:00Easy Lessons
Kafiya, eine junge Frau auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, muss viel von dem, was ihr Leben in Somalia ausmachte, hinter sich lassen. Nun will sie sich ein Zuhause in Ungarn einrichten und sich der neuen kulturellen Realität anpassen. Als Leitfaden der Erzählung dient Kafiyas Ehrgeiz, die Prüfungen der ungarischen Schule zu bestehen. Die im Titel angekündigten Lektionen verschaffen uns neue Erkenntnisse zur Protagonistin und ermöglichen es uns vor allem, über die Rolle der Geschichte, des Staates und der Institutionen nachzudenken und darüber, wie diese die Integration von Menschen auf der Flucht beeinflussen. Kafiya ist eine starke Figur, die ihrem Schicksal durchwegs optimistisch begegnet, sich fixen Zuschreibungen verweigert und ihre neue Identität lustvoll auslebt. (slb)
HOW TO MAKE HUNGARY HOME (Engl.)
Gespräch mit der Filmemacherin Dorottya Zurbó und der Protagonistin Kafiya Said Mahdi über die Realität von Menschen auf der Flucht, soziale Anpassung und den Versuch, zwischen der Vergangenheit in Somalia und der Gegenwart in Ungarn das eigene Leben frei zu gestalten.
MODERATION: Alexandra Karle (Leiterin Kommunikation und Menschenrechtspolitik, Amnesty International)Präsentiert mit Amnesty International.
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18:00Breathless
Daniel Lambo hatte als Schüler einen Ferienjob bei der belgischen Firma Etex-Eternit, die Asbestplatten herstellte. Sein Vater, Gewerkschafter in dem weltweit tätigen Baustoffkonzern, hielt seinen Sohn nicht von dieser Arbeit ab, obwohl er wusste, wie schädlich Asbeststaub ist. Das Unternehmen finanzierte viele Familien in der Gegend und stellte kostenlos Platten für den Bau der Schulhäuser zur Verfügung. Heute kennen alle im Dorf jemanden, der wegen des «tödlichen Staubs» gestorben ist. Lambos persönliche Recherche über den lange unangefochtenen Baustoff beginnt in seiner Heimat bei Brüssel und führt ihn zu Aktivistinnen, Betroffenen und an Orte, wo sich die Geschichte wiederholt: In Industriestädten wie Kymore in Indien, wo die grösste Asbestdeponie der Welt liegt. (mia)
TÖDLICHER STAUB – DER KAMPF GEGEN ASBEST GEHT WEITER (Engl.)
Gespräch mit Sanjiv Pandita und Bernhard Herold von Solidar Suisse über die Situation von ArbeiterInnen, die weiterhin mit Asbest in Kontakt kommen. Was wissen diese ArbeiterInnen über die Gefahren von Asbest? Welche Möglichkeiten gibt es, um Asbest weltweit zu verbieten? Und welche Interessen stehen einem Verbot im Weg?
Sanjiv Pandita engagiert sich seit vielen Jahren in der internationalen Anti-Asbest Bewegung. Bernhard Herold leitet das Asien-Programm von Solidar Suisse mit Fokus auf die Hilfe für Asbest Opfer.
MODERATION: Jenny Billeter
Präsentiert mit Solidar Suisse. -
20:30On her Shoulders
Die 23jährige Jesidin Nadia Murad überlebte die Gräueltaten an ihrem Volk und die sexuelle Versklavung durch den «Islamischen Staat» im Norden Iraks. Unermüdlich und angespornt durch den Wunsch, dass diese Verbrechen nicht ungesühnt bleiben, erzählt sie ihre intime Leidensgeschichte immer wieder in der Öffentlichkeit und übersetzt ihren Schmerz so in internationalen Aktivismus, der sie bis vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen führt. Das Interesse an der verletzlichen und charismatischen Frau ist enorm und Nadias Berater und Übersetzer Murad Ismail sieht sich öfters gezwungen, sie vor skandalisierenden Fernsehshows zu schützen. Der Filmemacherin gelingt ein einfühlsames Portrait der frisch gekürten Friedensnobelpreisträgerin, die lernen muss inmitten des medialen Lärms ihrer inneren Stimme zu lauschen. (slb)
IRAK: KRIEG, FOLTER UND TRAUMABEWÄLTIGUNG
Im Anschluss an den Film schildert Belkis Wille, Human Rights Watch Senior Researcher für den Irak, die aktuelle Situation im kriegsversehrten Land. (Engl.)
Elisabeth Steiner, Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin mit Arbeitsschwerpunkt Behandlung von Kriegs- und Folteropfern sowie Mitbegründerin der Zürcher Fachstelle für Psychotraumatologie, diskutiert den Umgang von Gewaltüberlebenden mit Trauma. (Deutsch)
MODERATION: Barbara Fry Henchoz (Commitee Human Rights Watch Zurich)
Präsentiert mit Human Rights Watch. -
20:30Island of the Hungry Ghosts
Poh Lin arbeitet als Therapeutin für Asylsuchende, die auf der australischen Weihnachtsinsel für unbestimmte Zeit in Hochsicherheitslagern eingesperrt sind. Oft verzweifelt sie an den bürokratischen Hürden, die ihren Klienten und ihr im Weg stehen. Manche verschwinden und tauchen einfach nicht mehr auf. Gabrielle Brady verwebt die Schicksale der gestrandeten Menschen mit der visuell beeindruckenden alljährlichen Migration der Wanderkrabben, die ebenfalls unter Lebensgefahr ihre Reise antreten. Auf dieser Insel mit ihren rauen Landschaften sind Tiere und Menschen unheimlichen Mechanismen und Sogwirkungen ausgesetzt. Allmählich kommt auch die unermüdliche Poh Lin an ihre Grenzen. (slb)
Preisübergabe «Mercurius Prize» an die Filmemacherin Gabrielle Brady.
"The Mercurius Prize honors films that show sensitive treatment of psychological themes and promote increased consciousness and responsibility on both individual and collective levels."
Der Mercurius Prize wird durch Murray Stein, Präsident Mercurius Prize Kommitee, an die Filmemacherin übergeben.TRAUMA, PSYCHOLOGY AND HUMAN RIGHTS (Engl.)
Gespräch mit der Filmemacherin Gabrielle Brady, Steven Buser (klinischer Psychiater USA) und Hilary Witt (Traumatherapeutin nach Peter A. Levine und Mediatorin) über Traumatherapie mit Menschen auf der Flucht. Mit welchen Herausforderungen sehen sich Therapeuten konfrontiert? Wo liegen die Grenzen der therapeutischen Beziehung in angespannten oder repressiven Umfeldern, wie Asylunterkünften und Internierungslagern?
MODERATION: Marcy Goldberg
Präsentiert mit Mercurius Prize.
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11:30Anote's Ark
Der Inselstaat Kiribati wird mit einer existentiellen Gefahr unserer Zeit konfrontiert: Er versinkt langsam im Meer. Viele Bewohner wollen ins Ausland ziehen, so auch Tiemeri, die mit ihren sechs Kindern nach Neuseeland umsiedeln wird. Der Präsident Anote Tong entschliesst sich, seinem Volk wenigstens würdige Auswanderungsbedingungen zu bieten und stellt sich der Herausforderung des Klimawandels auf den politischen Bühnen der Welt. Der Genfer Regisseur Matthieu Rytz beobachtet ihn an Konferenzen, Gesprächen in Fernsehstudios und einer Audienz beim Papst und zeigt mit ergreifenden Bildern, dass uns allen das Wasser bald bis zum Hals stehen wird. (slb)
BIG DEBATE IM FORUM KOSMOS, 13:00
WAS GEHT UNS DIE KLIMAKRISE AN?
Gespräch mit dem Filmemacher Matthieu Rytz, Jacqueline Fehr (Regierungsrätin des Kanton Zürich) und Marcel Hänggi (Journalist und Buchautor) über die Verantwortung der Schweiz und die Rollen, die wir als einzelne im Klimadrama spielen. Was haben wir mit dem Schicksal Kiribatis und anderen Betroffenen zu tun?
MODERATION: Georg Klinger (Greenpeace Switzerland)
Präsentiert mit Greenpeace Switzerland. -
14:00Island of the Hungry Ghosts
Poh Lin arbeitet als Therapeutin für Asylsuchende, die auf der australischen Weihnachtsinsel für unbestimmte Zeit in Hochsicherheitslagern eingesperrt sind. Oft verzweifelt sie an den bürokratischen Hürden, die ihren Klienten und ihr im Weg stehen. Manche verschwinden und tauchen einfach nicht mehr auf. Gabrielle Brady verwebt die Schicksale der gestrandeten Menschen mit der visuell beeindruckenden alljährlichen Migration der Wanderkrabben, die ebenfalls unter Lebensgefahr ihre Reise antreten. Auf dieser Insel mit ihren rauen Landschaften sind Tiere und Menschen unheimlichen Mechanismen und Sogwirkungen ausgesetzt. Allmählich kommt auch die unermüdliche Poh Lin an ihre Grenzen. (slb)
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14:00Easy Lessons
Kafiya, eine junge Frau auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, muss viel von dem, was ihr Leben in Somalia ausmachte, hinter sich lassen. Nun will sie sich ein Zuhause in Ungarn einrichten und sich der neuen kulturellen Realität anpassen. Als Leitfaden der Erzählung dient Kafiyas Ehrgeiz, die Prüfungen der ungarischen Schule zu bestehen. Die im Titel angekündigten Lektionen verschaffen uns neue Erkenntnisse zur Protagonistin und ermöglichen es uns vor allem, über die Rolle der Geschichte, des Staates und der Institutionen nachzudenken und darüber, wie diese die Integration von Menschen auf der Flucht beeinflussen. Kafiya ist eine starke Figur, die ihrem Schicksal durchwegs optimistisch begegnet, sich fixen Zuschreibungen verweigert und ihre neue Identität lustvoll auslebt. (slb)
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16:00Angels Wear White
In einer Touristenstadt an der chinesischen Küste steht eine Kopie der gigantischen Statue von Marilyn Monroe. Sie verkörpert alles, was die zwölfjährige Wen nicht sein soll: sexy, stark, selbstbestimmt. Denn chinesische Männer bezahlen viel, um eine Jungfrau zu heiraten. Als die Wanderarbeiterin Mia Zeugin einer Vergewaltigung an zwei Minderjährigen wird, geraten die Mädchen in ein Netz von Verstrickungen, in dem der Ruf wichtiger ist als Gerechtigkeit. Viviane Qu zeigt in ihrem poetisch inszenierten Meisterwerk Chinesinnen verschiedenen Alters, die mal furchtlos, mal ängstlich durch die Strukturen einer maskulinen Welt navigieren. Sie durchleuchtet eine Gesellschaft, in der fast alles und alle käuflich sind. (mia)
Die Kunsthalle Zürich zeigt Filme des chinesischen Filmemachers Wang Bing. Die Ausstellungs-Eröffnung ist am Freitag 7. Dezember 18:00, ein Gespräch mit Wang Bing findet am Samstag 8. Dezember um 12:00 statt. Reduzierter Eintritt für 6 Franken mit einem Kinoticket des HRFF Zurich.
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16:00The Rape of Recy Taylor
Die 24jährige Afroamerikanerin, Mutter und Landarbeiterin Recy Taylor wurde 1944 in Alabama auf dem Heimweg von der Kirche von sechs weissen Männern vergewaltigt. In Abbeville verheimlichten schwarze Frauen üblicherweise jegliche Misshandlung aus Angst davor, umgebracht zu werden. Recy Taylor aber identifiziert die Täter und zeigt sie an. Die NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) beauftragt die Ermittlerin Rosa Parks mit dem Fall. Die Aktivistin und Frauenrechtlerin, die sich gut zehn Jahre später in einem historischen Moment weigern wird, ihren Platz im Bus einem weissen Mann zu geben, sagt dem rassistischen Justizsystem den Kampf an und löst damit laute Forderungen nach Gerechtigkeit aus. (slb)
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18:00Black Cop
Ein afroamerikanischer Polizist wird von der eigenen Gemeinschaft wie von der Gesetzesmacht gleichermassen misstrauisch beobachtet und oft wird sein Status massiv untergraben. Rassismus und Vorurteilen zum Trotz begibt sich der Protagonist auf ausgeklügelte Rachefeldzüge. Er entlädt seine Wut auf weisse Mitbürger, indem er sie so erniedrigt und bedroht, wie es sonst nur schwarze Menschen erleben. Durch diese scharfe und teils ins Absurde abschweifende Satire setzt Cory Bowles uns einen Spiegel vor und schafft ein Filmdebut von innovativer Wucht. (slb)
BIG DEBATE IM FORUM KOSMOS, 19:30
RACE, RACIAL PROFILING AND LAW ENFORCEMENT (Engl.)
Gespräch mit dem Filmemacher Cory Bowles, Vanessa E. Thompson (Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt) und Sibylle Stamm (Mediatorin und strategische Beraterin, arbeitet u.a. mit der Schweizer Polizei zu Macht und Racial Profiling) über strukturellen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze. Welche Ursachen und Folgen hat Racial Profiling? Welche Strategien wenden die Black Lives Matter Bewegungen in den USA und antirassistische Bewegungen in Europa an, um die Situation zu verändern? Wie wird Rassismus Menschen verständlich gemacht, die diesen nicht selbst erlebt haben? MODERATION: Tarek Naguib (Jurist und Aktivist) -
18:00Of Fathers and Sons
In dieser sorgfältigen Langzeitstudie folgt der in Berlin lebende syrische Regisseur Talal Derki der Familie des islamistischen Kämpfers Abu Osama und zeigt den Alltag in einem nordsyrischen Dorf. Der Film erlaubt einen unverstellten Blick auf die psychologischen Strukturen eines kriegsversehrten Volkes und die Opferbereitschaft eines Vaters, der seine Söhne zu Dschihad-Kämpfern ausbilden lässt und für den Traum des Kalifats sein Leben geben würde. Derki gelingt es dank einer cleveren Montage, die Intimität des Familienlebens mit den Gräueln des Bürgerkrieges zu verknüpfen und er macht erfahrbar, was es für Kinder heisst, in dieser von Gewalt geprägten Welt aufzuwachsen. (slb)
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20:30Srbenka
Im Winter 1991 verteidigt sich Kroatien gegen die von Serbien ausgehende militärische Aggression, es herrschen Chaos und Selbstjustiz. Zu den Opfern dieses Konflikts zählt die zwölfjährige Aleksandra Zec, eine in Zagreb gelynchte Jugendliche serbischer Herkunft. Niemand wurde für diesen Mord je verurteilt. Eine Generation später – noch immer werden serbische Schüler den «Feinden» von gestern gleichgesetzt – inszeniert der bekannte Theaterregisseur Oliver Frljić die beklemmenden Vorkommnisse mit der ebenfalls zwölfjährigen Serbin Nina in der Hauptrolle. Während draussen aufgebrachte Kroaten gegen die Premiere demonstrieren, wird drinnen die Probe zur kollektiven Psychotherapie. Der Film stellt wie das Theaterstück die dringliche Frage, ob Kunst einen Raum schaffen kann, der den Teufelskreis der Rache durchbricht. (slb)
Gespräch mit dem Filmemacher Nebojša Slijepčević
MODERATION: Jenny Billeter -
20:30The Cleaners
Die Grausamkeiten der Menschen gab es schon immer, durch soziale Medien werden sie nun visuell zugänglich gemacht – so hat fast jeder bereits eine Enthauptung durch den «Islamischen Staat» gesehen. Brutale Bilder, die sich ins Gedächtnis einprägen und kaum gelöscht werden können. Wer steuert eigentlich diese Bilderflut? Wer entscheidet, was zumutbar ist? Fern vom Silicon Valley arbeiten «Content Moderatoren» in einer Schattenwelt auf den Philippinen und müssen innerhalb von acht Sekunden entscheiden, ob ein Bild auf Facebook gelöscht wird. Der Film folgt dem beklemmenden Arbeitsleben fünf solcher Dienstleister in Manila und zeigt, wie psychologische Folgeschäden diese Menschen in Abgründe stürzen. (slb)
DAS GEHEIME LEBEN VON CONTENT MODERATOREN (Engl.)
Gespräch mit Serge Droz (Senior Advisor, ICT4Peace Foundation) über die Arbeit von «Content Moderatoren», die den Müll im Internet filtern. Plattformen wie Facebook oder Instagram müssen ihre Nutzer an der Verbreitung von Enthauptungen, inszenierten Selbstmorden, Kinderpornographie, Gewaltaufrufen und anderen Formen des digitalen Hasses hindern. Wen stellen sie an, um solche Inhalte zu löschen? Wie kann die Arbeit dieser digitalen «Putzkräfte» angemessen entlöhnt und die seelische Belastung gemindert werden?
MODERATION: Marguerite Meyer (Journalistin)
Präsentiert mit ICT4Peace.
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11:30Los Versos del Olvido
Die stille Routine eines chilenischen Friedhofwärters wird jäh unterbrochen, als die Miliz versucht, die Opfer eines niedergeschlagenen Protestes in seinen Kühlkammern zu verstecken. Immer wieder besucht ihn eine Frau, die ihre vermisste Tochter sucht. Der alte Mann hat ein tadelloses Gedächtnis, bloss die Namen weiss er nicht mehr. Nun setzt er alles daran, den Namen einer getöteten Frau zu erfahren, um sie würdig zu bestatten. Der iranische Regisseur Alireza Khatami erzählt dies als poetische Sinnsuche in einer Welt voller Korruption und Gewalt. Er vergleicht dabei die Psychostruktur Chiles indirekt mit der seiner Heimat Iran. Der mehrfach ausgezeichnete Spielfilm schafft ein filmisches Denkmal für die Verschwundenen. (slb)
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11:30Breathless
Daniel Lambo hatte als Schüler einen Ferienjob bei der belgischen Firma Etex-Eternit, die Asbestplatten herstellte. Sein Vater, Gewerkschafter in dem weltweit tätigen Baustoffkonzern, hielt seinen Sohn nicht von dieser Arbeit ab, obwohl er wusste, wie schädlich Asbeststaub ist. Das Unternehmen finanzierte viele Familien in der Gegend und stellte kostenlos Platten für den Bau der Schulhäuser zur Verfügung. Heute kennen alle im Dorf jemanden, der wegen des «tödlichen Staubs» gestorben ist. Lambos persönliche Recherche über den lange unangefochtenen Baustoff beginnt in seiner Heimat bei Brüssel und führt ihn zu Aktivistinnen, Betroffenen und an Orte, wo sich die Geschichte wiederholt: In Industriestädten wie Kymore in Indien, wo die grösste Asbestdeponie der Welt liegt. (mia)
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14:00In My Room
Diese innovative Langzeitstudie begleitet sechs Teenager durch die intensivste Phase ihres Lebens: Jahre voller Unsicherheit, Verletzlichkeit und Fragen rund um ihre Sexualität und Geschlechtsidentität. Die Jugendlichen testen online verschiedene Versionen ihrer selbst und verhandeln sie mit der virtuellen Ersatzfamilie. Ein Teenager denkt vor der Kamera seines Computers laut über eine Geschlechtsumwandlung nach, eine Jugendliche bittet die Community um Rat zu ihrer Schwangerschaft. Das Material besteht aus persönlichen Youtube-Aufnahmen: filmische Tagebücher, die uns einen ungewöhnlich intimen Zugang zur Wirklichkeit von Heranwachsenden ermöglichen – voller Drama und Experimentierfreude, Mut und Selbstironie. (slb)
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14:00Black Cop
Ein afroamerikanischer Polizist wird von der eigenen Gemeinschaft wie von der Gesetzesmacht gleichermassen misstrauisch beobachtet und oft wird sein Status massiv untergraben. Rassismus und Vorurteilen zum Trotz begibt sich der Protagonist auf ausgeklügelte Rachefeldzüge. Er entlädt seine Wut auf weisse Mitbürger, indem er sie so erniedrigt und bedroht, wie es sonst nur schwarze Menschen erleben. Durch diese scharfe und teils ins Absurde abschweifende Satire setzt Cory Bowles uns einen Spiegel vor und schafft ein Filmdebut von innovativer Wucht. (slb)
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15:45The Distant Barking of Dogs
Der zehnjährige Oleg wohnt mit seiner Grossmutter in der Provinz Donetsk, ein paar Schritte von der Front des Ukrainekrieges entfernt. Kaum wird es dunkel, fallen Raketen. Oleg zuckt nicht mehr bei jedem Knall zusammen wie sein kleiner Cousin, der mit seiner Mutter an einen sicheren Ort ziehen soll. Oleg und seine Grossmutter bleiben in ihrem Haus, denn sie können nirgendwohin. Nachbar Kostya bringt Oleg bei, wie man mit der Pistole auf Frösche schiesst: Kriegsspiele auf dem Feld, während im Hintergrund dauernd Bomben explodieren.
Regisseur Simon Lereng Wilmont beobachtet das Leben eines Kindes in einer Kriegszone. Mit behutsamer Nähe folgt der Filmemacher Oleg durch eine idyllische Landschaft in einer unsicheren Zeit. Er portraitiert einen Jungen mit einer bedingungslosen Liebe zu seiner Grossmutter und einer Faszination für den Krieg, die ihn seine Unschuld verlieren lässt. (mia)KINDER IM KRIEGSALLTAG (Engl.)
Gespräch mit dem Filmemacher Simon Lereng Wilmont (via Skype) und anschliessend mit Vito Angelillo (Geschäftsleiter Terre des hommes – Kinderhilfe) zum Krieg in der Ukraine. Wie gehen Kinder mit den Gefechten in ihrer Nachbarschaft um? Was bedeutet es für Kinder, in umkämpften Gebieten aufzuwachsen?
MODERATION: Flavia Giorgetta
Präsentiert mit Terre des hommes Kinderhilfe. -
16:00The Silence of Others
Die Spanierin Maria Martín kämpft seit Jahren dafür, dass die Gebeine ihrer Mutter aus dem Massengrab exhumiert und neben denen ihres Vaters bestattet werden. Doch weil der 1977 von einer großen Mehrheit des spanischen Parlaments beschlossene «Pakt des Vergessens» nicht nur die Freilassung aller politischen Gefangenen garantierte, sondern auch jegliche Strafverfolgung der unter Franco verübten Verbrechen verbot, sind viele Gräueltaten bis heute ungeklärt geblieben. Nun versuchen Menschenrechtsanwälte in Argentinien die Aufhebung des Amnestiegesetzes zu erreichen und Haftbefehle gegen die Täter auszustellen. Durch intelligente Montage und feinfühlige Zeugeninterviews schafft dieser spannungsgeladene Film ein Abbild eines zwischen Vergessen und Erinnern gespaltenen Landes. (slb)
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18:00Seed - Unser Saatgut
Im letzten Jahrhundert gingen weltweit 94 Prozent der Saatgutsorten verloren. Konkret: In den USA gab es einst 158 Blumenkohlsorten, heute sind es noch neun. Die Diversität des Saatgutes ist so gefährdet wie die vieler Tierarten. In diesem Dokfilm zeigen Taggart Siegel und Jon Betz, wie Konzerne wie Monsanto den drastischen Rückgang der Pflanzenvielfalt verursachen: Indem sie die Agrarpolitik steuern, um kleine Firmen zu übernehmen und nur noch ihr eigenes genmanipuliertes Saatgut zu verkaufen. Dabei verpesten die Konzerne nicht nur die Böden, sie gefährden mit Pestiziden auch die Gesundheit der Menschen. Die Filmemacher portraitieren Bauern, Aktivisten und Ethnobotaniker, die mit Sorgfalt und Hingabe uraltes Saatgut bewahren und die Nahrungsvielfalt von morgen sicherzustellen versuchen. (mia)
Podiumsdiskussion mit Laurent Gaberell (Public Eye) und Regina Ammann (Syngenta) über Saatgut, Patente, Pestizide und Konzernverantwortung.
MODERATION: Christoph Keller, Redaktionsleiter Kontext bei Radio SRF
Präsentiert mit Public Eye. -
18:00Lemonade
Die rumänische Pflegerin Mara kommt über eine Bekannte zu einem Temporärjob in den USA und lernt so Daniel kennen. Die beiden heiraten wenige Wochen später und Mara beantragt eine Green Card. Mitten im Einbürgerungsprozess holt sie ihren Sohn aus Rumänien zu sich, um mit ihm ein neues Leben aufzubauen. Als der Beamte seine Machtposition ausnutzt und sie sexuell nötigt, stellt sich für Mara die Frage: Wie weit wird sie gehen für den «American Dream»?
Ioana Uricaru zeigt in diesem schonungslosen Spielfilm einen Ausschnitt aus dem Leben einer Frau, die mit allen Mitteln für ein besseres Leben kämpft. Gleichzeitig entlarvt sie häusliche Gewalt, Machtmissbrauch innerhalb der Immigrationsbürokratie und die Willkür der Behörden. (mia)HÄUSLICHE GEWALT, MACHTMISSBRAUCH UND AUSWEGE AUS DER ABHÄNGIGKEIT
Gespräch mit Ilona Swoboda, Ko-Leiterin Frauenhaus Winterthur und Leiterin Beratungsstelle für gewaltbetroffene Frauen Kanton Thurgau. Überall auf der Welt, auch in der Schweiz, werden Frauen in ihrem eigenen Zuhause entrechtet und Opfer von häuslicher Gewalt. Wir schauen näher hin: In welchen Situationen befinden sich diese Frauen? Inwiefern sind aufenthaltsrechtliche Probleme Teil des Phänomens und führen zu Abhängigkeiten, die ausweglos scheinen? Welche Hilfe kann ihnen geboten werden? Swoboda erzählt von ihrer Arbeit und schildert Geschichten, die dem Alltag der Protagonistin in Lemonade ähneln.
MODERATION: Flavia Giorgetta -
20:30Of Fathers and Sons
In dieser sorgfältigen Langzeitstudie folgt der in Berlin lebende syrische Regisseur Talal Derki der Familie des islamistischen Kämpfers Abu Osama und zeigt den Alltag in einem nordsyrischen Dorf. Der Film erlaubt einen unverstellten Blick auf die psychologischen Strukturen eines kriegsversehrten Volkes und die Opferbereitschaft eines Vaters, der seine Söhne zu Dschihad-Kämpfern ausbilden lässt und für den Traum des Kalifats sein Leben geben würde. Derki gelingt es dank einer cleveren Montage, die Intimität des Familienlebens mit den Gräueln des Bürgerkrieges zu verknüpfen und er macht erfahrbar, was es für Kinder heisst, in dieser von Gewalt geprägten Welt aufzuwachsen. (slb)
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20:30Angels Wear White
In einer Touristenstadt an der chinesischen Küste steht eine Kopie der gigantischen Statue von Marilyn Monroe. Sie verkörpert alles, was die zwölfjährige Wen nicht sein soll: sexy, stark, selbstbestimmt. Denn chinesische Männer bezahlen viel, um eine Jungfrau zu heiraten. Als die Wanderarbeiterin Mia Zeugin einer Vergewaltigung an zwei Minderjährigen wird, geraten die Mädchen in ein Netz von Verstrickungen, in dem der Ruf wichtiger ist als Gerechtigkeit. Viviane Qu zeigt in ihrem poetisch inszenierten Meisterwerk Chinesinnen verschiedenen Alters, die mal furchtlos, mal ängstlich durch die Strukturen einer maskulinen Welt navigieren. Sie durchleuchtet eine Gesellschaft, in der fast alles und alle käuflich sind. (mia)
Die Kunsthalle Zürich zeigt Filme des chinesischen Filmemachers Wang Bing. Die Ausstellungs-Eröffnung ist am Freitag 7. Dezember 18:00, ein Gespräch mit Wang Bing findet am Samstag 8. Dezember um 12:00 statt. Reduzierter Eintritt für 6 Franken mit einem Kinoticket des HRFF Zurich.
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09:30Eldorado – Schulvorstellung
Als Markus Imhoof, geboren 1941, ein kleiner Junge war, nahmen seine Eltern das italienische Flüchtlingskind Giovanna bei sich in der Schweiz auf. Doch die große Politik riss die Kinderfreundschaft auseinander. Die Erinnerungen daran veranlassen den Regisseur, sich mit der aktuellen europäischen Flüchtlingspolitik zu beschäftigen. Imhoof hinterfragt das System der organisierten Hilfe, das Geflüchtete in einen teuflischen Kreislauf entlässt, der meist von ökonomischen Interessen bestimmt wird. Ein leiser Film, der zur eindringlichen Mahnung wird.
Anschliessendes Gespräch mit Aline Negri, Ärztin und Technische Referentin für Reisemedizin, MSF
MODERATION: Hans-Peter von Däniken (Paulus Akademie) -
13:30A Voix Haute – Schulvorstellung
Leïla, Elhadj und Eddy sind französische Studierende an der Universität von Saint-Denis, die sich allesamt rhetorisch weiterbilden, um am berühmt berüchtigten Wettbewerb "Eloquentia" teilzunehmen, wo der beste Rhetoriker gewählt wird. Die Jugendlichen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen erfahren, dass gute Sprachtechnik auch Macht bedeuten kann. Sie erhalten Tipps von Anwälten, Slam Poeten und Regisseuren, wie sie ihre Auftrittskompetenz verfeinern können und wagen das schwierige Experiment, in der Öffentlichkeit für ihre Meinung einzustehen.
Anschliessendes Gespräch mit Librada Paz, mexikanisch-amerikanische Menschenrechtsaktivistin (Engl.)
MODERATION: Christoph Karlo
Präsentiert mit der Robert F. Kennedy Human Rights Foundation Switzerland -
18:00Srbenka
Im Winter 1991 verteidigt sich Kroatien gegen die von Serbien ausgehende militärische Aggression, es herrschen Chaos und Selbstjustiz. Zu den Opfern dieses Konflikts zählt die zwölfjährige Aleksandra Zec, eine in Zagreb gelynchte Jugendliche serbischer Herkunft. Niemand wurde für diesen Mord je verurteilt. Eine Generation später – noch immer werden serbische Schüler den «Feinden» von gestern gleichgesetzt – inszeniert der bekannte Theaterregisseur Oliver Frljić die beklemmenden Vorkommnisse mit der ebenfalls zwölfjährigen Serbin Nina in der Hauptrolle. Während draussen aufgebrachte Kroaten gegen die Premiere demonstrieren, wird drinnen die Probe zur kollektiven Psychotherapie. Der Film stellt wie das Theaterstück die dringliche Frage, ob Kunst einen Raum schaffen kann, der den Teufelskreis der Rache durchbricht. (slb)
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18:00Genezis
Betrunkene Rassisten überfallen nachts eine Roma-Siedlung und zünden die Häuser an. Der kleine Ricsi sieht, wie seine Mutter im Feuer stirbt. Sein Vater sitzt im Gefängnis und so ist der Neunjährige auf sich allein gestellt. Die Schülerin und leidenschaftliche Bogenschützin Virág vermutet, dass ihr Freund Misi in die Attacke auf das Roma-Dorf verwickelt ist und stellt sich gegen ihn. Die erfolgsverwöhnte Anwältin Hanna, die den Neonazi verteidigen soll, hat Gewissensbisse. Der Regisseur Árpád Bogdán seziert diesen Gewaltakt mit scharfem Blick aus drei Perspektiven. Hintergrund der dramaturgisch geschickt miteinander verbundenen Geschichten sind Angriffe ungarischer Neonazis auf Roma-Dörfer in den Jahren 2008 und 2009, bei denen sechs Menschen getötet wurden. (slb)
TAG DER MENSCHENRECHTE
WILLKOMMENSWORTE
Leo Kaneman, Präsident HRFF Zurich
Botschafterin Heidi Grau, Chefin der Abteilung Menschliche Sicherheit im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA)
BIG DEBATE IM FORUM KOSMOS, 20:15
KOSMOPOLITICS: ARE WE LIVING IN A POST-HUMAN RIGHTS ERA? (Engl.)
Nach dem Film diskutieren die Podiumsteilnehmenden darüber, ob wir gerade das Ende der Menschenrechte erleben.
- Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss und heutige Vizepräsidentin der Internationalen Kommission gegen die Todesstrafe
- Stephen Hopgood, Professor für internationale Beziehungen und Ko-Direktor des Centre for the International Politics of Conflict an der SOAS University
- Manon Schick, Geschäftsleiterin Amnesty International Schweiz
- Fanny de Weck, Menschenrechtsanwältin
MODERATION: Mikael Krogerus (Das Magazin)Präsentiert mit dem
Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) -
20:30Seed - Unser Saatgut
Im letzten Jahrhundert gingen weltweit 94 Prozent der Saatgutsorten verloren. Konkret: In den USA gab es einst 158 Blumenkohlsorten, heute sind es noch neun. Die Diversität des Saatgutes ist so gefährdet wie die vieler Tierarten. In diesem Dokfilm zeigen Taggart Siegel und Jon Betz, wie Konzerne wie Monsanto den drastischen Rückgang der Pflanzenvielfalt verursachen: Indem sie die Agrarpolitik steuern, um kleine Firmen zu übernehmen und nur noch ihr eigenes genmanipuliertes Saatgut zu verkaufen. Dabei verpesten die Konzerne nicht nur die Böden, sie gefährden mit Pestiziden auch die Gesundheit der Menschen. Die Filmemacher portraitieren Bauern, Aktivisten und Ethnobotaniker, die mit Sorgfalt und Hingabe uraltes Saatgut bewahren und die Nahrungsvielfalt von morgen sicherzustellen versuchen. (mia)
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20:30Lemonade
Die rumänische Pflegerin Mara kommt über eine Bekannte zu einem Temporärjob in den USA und lernt so Daniel kennen. Die beiden heiraten wenige Wochen später und Mara beantragt eine Green Card. Mitten im Einbürgerungsprozess holt sie ihren Sohn aus Rumänien zu sich, um mit ihm ein neues Leben aufzubauen. Als der Beamte seine Machtposition ausnutzt und sie sexuell nötigt, stellt sich für Mara die Frage: Wie weit wird sie gehen für den «American Dream»?
Ioana Uricaru zeigt in diesem schonungslosen Spielfilm einen Ausschnitt aus dem Leben einer Frau, die mit allen Mitteln für ein besseres Leben kämpft. Gleichzeitig entlarvt sie häusliche Gewalt, Machtmissbrauch innerhalb der Immigrationsbürokratie und die Willkür der Behörden. (mia)
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18:00The Poetess
Stellen Sie sich vor, ein europäischer Sender zöge länderübergreifend Millionen Zuschauer in den Bann – mit Gedichtvorträgen. Genau das gelingt Abu Dhabi TV seit zehn Jahren mit der Sendung Million’s Poet. Diese Talentshow sucht nach einem Superstar der präzisen Sprache. Nachdem die Saudin Hissa Hilal vollständig verhüllt in schwarzem Tuch auf der Bühne Extremisten anklagt, erhält sie Morddrohungen. Und die Aufmerksamkeit der westlichen Medien. In Hissa Hilal haben die beiden Filmemacher Stefanie Brockhaus und Andreas Wolff eine wahre Heldin gefunden. Ihre Augen, oft in Nahaufnahmen gezeigt, drücken Witz und Lebenslust, aber auch Leid aus; der Rest ihres Gesichts bleibt bedeckt. Dass die Geschichte der Poetin und die Saudi-Arabiens nahtlos ineinander übergehen, liegt einerseits an Hissas Erzählkunst, andererseits an der atmosphärischen Musik und dem Schnitt, die Showaufnahmen, Archivmaterial und Interviews zu einem Ganzen fügen. (Flavia Giorgetta)
OPENING NIGHT
Begrüssungsworte
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Leo Kaneman, Präsident HRFF Zurich
Jacqueline Fehr, Regierungsrätin des Kanton Zürich
In Anwesenheit der Filmemacherin Stefanie Brockhaus und der Protagonistin Hissa Hilal. -
20:40Fantoche Shorts – Kein Willkommen
Menschen werden vertrieben, sind auf der Flucht oder leben auf der Strasse. Das Programm zeigt unterschiedliche Animationstechniken, die aktuelle Menschenrechtsthemen auf kreative, humorvolle und düstere Art vermitteln. Kuratiert von Annette Schindler und Judith Affolter.
BON VOYAGE (Fabio Friedli, CH 2011, 6’)
Dutzende Menschen besteigen einen überfüllten Lastwagen. Ihr Ziel: Die Festung Europa.HOLLOW LAND (Michelle Kranot/Uri Kranot, CA/SK/FR 2013, 13’)
Kaum ist das junge Paar im verheissenen Land eingetroffen, bröckelt die hübsche Fassade – ein absurdes Migrationsdrama.RANDOM WALKS (Borbála Tompa, HU 2016, 7’)
Die Geschichten von fünf Immigranten in Budapest.THEN I CAME BY BOAT (Marleena Forward, AU 2014, 10’)
Die Flucht des Kindes Tri Nguyen von Vietnam bis nach Australien.BODY MEMORY (Ülo Pikkov, EE 2011, 9’)
Eine kreative Verarbeitung von historischen Ereignissen und traumatischen Erlebnissen.LAZLO (Nicolas Lemée, FR 2010, 4’)
Ein Mann ohne Wurzeln, der gerne in Frieden leben würde.HEIMATLAND (Schneider/Arnold/Portmann/Friedli, CH 2010, 6’)
Ein Schweizer Patriot fürchtet sich vor seinem Nachbarn.SI NO SOY NO PUEDO SER (Mario Torrecillas, ES 2017, 11’)
Syrische und kurdische Kinder berichten aus dem Cherso Flüchtlingslager in Griechenland.Präsentiert mit FANTOCHE, dem Internationalen Festival für Animationsfilm in Baden.
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09:30The Idol
Schon als Kind träumt Mohammed davon, im Opernhaus in Kairo aufzutreten und seiner Stimme weltweit Gehör zu verschaffen. Doch auch wenn ihm das nötige Talent in die Wiege gelegt wurde, bleibt dies vorerst nur eine Träumerei. Bis er als Jugendlicher aus einem Flüchtlingslager in Gaza nach Ägypten flüchtet, um an der äusserst beliebten Talentshow «Arab Idol» teilzunehmen. Nach einer beschwerlichen Reise und einigen unerwarteten Hürden, wird er schliesslich zu den Auditions zugelassen. Nun muss Mohammed seinen Ängsten gegenübertreten und sein Schicksal in die eigene Hand nehmen. Auf einer wahren Geschichte beruhend, schafft der Regisseur Hany Abu-Assad einen dynamischen und bezaubernden Film, der die Bedeutsamkeit von Familie, Freundschaft und Gemeinschaft anhand von Musik aufzeigt.
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09:30They call us Monsters
Die drei jugendlichen Straftäter Juan, Jarad und Antonio schreiben im Gefängnis ein Drehbuch – ein Kurzfilm über ihr Leben vor der Festnahme soll entstehen. Damit «die da draussen» verstehen, unter welchen Bedingungen sie aufgewachsen sind. Den drei mutmasslichen Mördern stehen lebenslängliche Freiheitsstrafen bevor, die letzte Hoffnung sind ihre Verteidiger vor Gericht. Doch die Eltern des 17jährigen Jarad können sich keinen teuren Anwalt leisten. Eine Billiganwältin vertritt den Jungen ohne jedes Interesse. Das Urteil: Lebenslange Haft ohne Aussicht auf Bewährung. Die Langzeitstudie fängt den Alltag der drei Häftlinge ein, ohne zu moralisieren, und lässt auch die Opfer zu Wort kommen. Der Film entlässt uns nicht mit Antworten, sondern lässt Fragen nachklingen: Wer sind die wahren Monster und gibt es ein Entkommen aus dem Teufelskreis von Armut und unverhältnismässig hohem Strafmass? (slb)
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13:30Fantoche Shorts – Kein Willkommen
Menschen werden vertrieben, sind auf der Flucht oder leben auf der Strasse. Das Programm zeigt unterschiedliche Animationstechniken, die aktuelle Menschenrechtsthemen auf kreative, humorvolle und düstere Art vermitteln. Kuratiert von Annette Schindler und Judith Affolter.
BON VOYAGE (Fabio Friedli, CH 2011, 6’)
Dutzende Menschen besteigen einen überfüllten Lastwagen. Ihr Ziel: Die Festung Europa.HOLLOW LAND (Michelle Kranot/Uri Kranot, CA/SK/FR 2013, 13’)
Kaum ist das junge Paar im verheissenen Land eingetroffen, bröckelt die hübsche Fassade – ein absurdes Migrationsdrama.RANDOM WALKS (Borbála Tompa, HU 2016, 7’)
Die Geschichten von fünf Immigranten in Budapest.THEN I CAME BY BOAT (Marleena Forward, AU 2014, 10’)
Die Flucht des Kindes Tri Nguyen von Vietnam bis nach Australien.BODY MEMORY (Ülo Pikkov, EE 2011, 9’)
Eine kreative Verarbeitung von historischen Ereignissen und traumatischen Erlebnissen.LAZLO (Nicolas Lemée, FR 2010, 4’)
Ein Mann ohne Wurzeln, der gerne in Frieden leben würde.HEIMATLAND (Schneider/Arnold/Portmann/Friedli, CH 2010, 6’)
Ein Schweizer Patriot fürchtet sich vor seinem Nachbarn.SI NO SOY NO PUEDO SER (Mario Torrecillas, ES 2017, 11’)
Syrische und kurdische Kinder berichten aus dem Cherso Flüchtlingslager in Griechenland.Präsentiert mit FANTOCHE, dem Internationalen Festival für Animationsfilm in Baden.
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13:30RELOVED - For Ahkeem
Daje ist 17 Jahre alt, sie wächst in einem «all black» Viertel von St. Louis auf. In der Schule eckt sie wegen ihrer aufmüpfigen Haltung und wird deswegen mit ihrer Mutter vor den Jugendrichter zitiert. Doch wirklich begreifen lässt sich ihre Situation erst allmählich, als man auf ihrem Schulheft die gekritzelten Namen von ihren Freunden sieht – dahinter ein R.I.P. und ein frisches Datum. Mit ihrem Freund überlegt sie, ob sie wohl auch so jung sterben werden, viele von ihren männlichen Freunden sind bereits tot – niedergeschossen von Polizisten oder Gang-Mitgliedern. Zwei Jahre lang haben die Regisseure ihre Protagonistin durch ihren von Stigmatisierung geprägten Alltag begleitet und machen erfahrbar, was es heisst, in Amerika jung und schwarz zu sein. (sb)
„Ein Film, der von strukturellem Rassismus erzählt, eine Geschichte, die in der heutigen Zeit der US-Politik noch aktueller ist. Daje ist eine Figur, die uns den Kampf der Jugend zeigt, den Kampf darum, wo wir hingehören und wer uns am Ende beschützen wird. Die intime Schilderung ihrer Geschichte hat uns berührt und ist deshalb ein Buch, das man wieder lieben muss.“ (Josephine Tedder)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
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18:00Disturbing the Peace
Eine palästinensische Mutter plant ein Selbstmordattentat. Es scheitert und im Gefängnis lernt sie den Schmerz der Gegenseite kennen, als der Bruder ihrer Gefängniswärterin einem Anschlag zum Opfer fällt. Ein israelischer Soldat leistet an einem Checkpoint Dienst; als er einem palästinensischen Vater und dessen kranken Kindern den Weg zum Arzt versperren muss, beginnt er, umzudenken. In einer Collage aus Interviews, Archivmaterial und sorgfältig inszenierten Szenen porträtiert der Film die Organisation «Combatants for Peace», in der ehemalige Kämpfer beider Seiten sich für eine gewaltfreie Lösung des Nahostkonflikts einsetzen. (mg)
Begrüssungsworte
Keren Kashi (New Israel Fund Schweiz)
Leo Kaneman (Präsident HRFF)
QnA mit Stephen Apkon und Inbal Ben Ezer (Combatants for Peace) und Panel mit Ali Abu Awwad (Roots) und
Avi Buskila (Peace Now) im Forum.
Moderation: Dr. Dana LandauIsraelis and Palestinians against the Occupation (Engl.)
In December 2016, the UN Security Council adopted Resolution 2334 condemning the construction and expansion of Israeli settlements in the occupied territories. It denounced acts of violence on both sides. This gives new hope to the
Israeli and Palestinian peace camps. On this panel Ali Abu Awwad who initiated the nonviolent Palestinian movement «Roots» and Avi Buskila leader of «Peace Now» will discuss their strategies against the backdrop of a shifting political landscape.
(Leo Kaneman)
Präsentiert mit NIF und JCall Switzerland. -
18:00RELOVED - For Ahkeem
Daje ist 17 Jahre alt, sie wächst in einem «all black» Viertel von St. Louis auf. In der Schule eckt sie wegen ihrer aufmüpfigen Haltung und wird deswegen mit ihrer Mutter vor den Jugendrichter zitiert. Doch wirklich begreifen lässt sich ihre Situation erst allmählich, als man auf ihrem Schulheft die gekritzelten Namen von ihren Freunden sieht – dahinter ein R.I.P. und ein frisches Datum. Mit ihrem Freund überlegt sie, ob sie wohl auch so jung sterben werden, viele von ihren männlichen Freunden sind bereits tot – niedergeschossen von Polizisten oder Gang-Mitgliedern. Zwei Jahre lang haben die Regisseure ihre Protagonistin durch ihren von Stigmatisierung geprägten Alltag begleitet und machen erfahrbar, was es heisst, in Amerika jung und schwarz zu sein. (sb)
„Ein Film, der von strukturellem Rassismus erzählt, eine Geschichte, die in der heutigen Zeit der US-Politik noch aktueller ist. Daje ist eine Figur, die uns den Kampf der Jugend zeigt, den Kampf darum, wo wir hingehören und wer uns am Ende beschützen wird. Die intime Schilderung ihrer Geschichte hat uns berührt und ist deshalb ein Buch, das man wieder lieben muss.“ (Josephine Tedder)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
Black Lives Matter. Growing up with structural racism (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit Jeremy Levine (Regisseur), Jeff Truesdell (Produzent) und Brandy Bütler (Bla.sh Zürich) über die Black Lives Matter Bewegung und der Realität afroamerikanischer Jugendlicher, die von Rassismus und Polizeigewalt geprägt ist. Welche Einschränkungen bringt alltägliche Diskriminierung mit sich? Was zeichnet rassistische Strukturen in der Schweiz aus? Welche Lösungen gibt es?
Moderation: Jenny Billeter -
20:30Favela Olimpica
Im Frühling 2016 haben wir die Schlagzeilen gelesen, gehört und uns kurz empört: «Zwangsumsiedelungen in Rio», «Favela muss Olympischen Spielen weichen» hiessen sie. Die Schlagzeilen verschwanden wieder und mit ihnen die Erinnerung an die Menschen, die diesem grössenwahnsinnigen Sportanlass im Weg waren. Favela Olímpica von Samuel Chalard holt diese Geschichte zurück auf die Leinwand. Eigentlich wäre die «Vila Autódromo» eine Art Vorzeigefavela: Hier leben Familien, die ihre Favela von Kriminalität und Drogen freizuhalten versuchen und selbst verwalten. Obwohl vieles nicht ideal ist, obwohl sie von der Regierung vergessen werden, wenn es um Kanalisation, Strom und Infrastruktur geht. Nun aber geraten sie in den Blick der Stadt: Umgesiedelt sollen sie werden oder für wenig Geld entschädigt – die Favela stört den olympischen Glanz. Was Chalards Film unterscheidet von den Zeitungsberichten: Die Bewohner sind Individuen, Menschen mit Gesichtern und Geschichten, mit einer Vergangenheit in diesem Dorf, das sie ihre Heimat nennen. (Brigitte Häring)
In the shadow of the Olympic Games (Engl.)
Gespräch mit dem Filmemacher Samuel Chalard, Lisa Salza (Amnesty International) und einem Vertreter eines internationalen Sportverbandes über deren Verantwortung in Bezug auf Menschenrechte, urbane Umstrukturierung, Machtkämpfe und Korruption im Schatten von spotlichen Mega-Events.
Moderation: Oliver Classen (Public Eye)
Präsentiert mit Public Eye.
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09:30The Idol
Schon als Kind träumt Mohammed davon, im Opernhaus in Kairo aufzutreten und seiner Stimme weltweit Gehör zu verschaffen. Doch auch wenn ihm das nötige Talent in die Wiege gelegt wurde, bleibt dies vorerst nur eine Träumerei. Bis er als Jugendlicher aus einem Flüchtlingslager in Gaza nach Ägypten flüchtet, um an der äusserst beliebten Talentshow «Arab Idol» teilzunehmen. Nach einer beschwerlichen Reise und einigen unerwarteten Hürden, wird er schliesslich zu den Auditions zugelassen. Nun muss Mohammed seinen Ängsten gegenübertreten und sein Schicksal in die eigene Hand nehmen. Auf einer wahren Geschichte beruhend, schafft der Regisseur Hany Abu-Assad einen dynamischen und bezaubernden Film, der die Bedeutsamkeit von Familie, Freundschaft und Gemeinschaft anhand von Musik aufzeigt.
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13:30Noces
Die 18jährige Zahira ist ein Teenager, deren Leben sich zwischen Schule und Freundeskreis abspielt. Sie wächst in Belgien in einer moderat religiösen Familie auf. Dann wird sie von den Eltern gedrängt, den traditionellen Weg einer arrangierten Ehe zu gehen – via Skype soll sie sich für einen Anwärter entscheiden und ihr künftiges Leben in Pakistan vorbereiten. Zwischen familiären Bräuchen und westlichem Lebensstil navigierend, wendet sich die junge Frau an ihre beste Freundin Aurore und ihren geliebten Bruder Amir. Denn neben der geplanten Heirat stemmt Zahira eine zweite Herausforderung: Sie ist schwanger und will das Kind trotz dem Rat der belgischen Sozialhilfe nicht abtreiben. (slb)
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18:00Taste of Cement
„In Syrien weiss jeder, wie Zement schmeckt“, sagt Regisseur Ziad Kalthoum zu seinem Film Taste of Cement. Der Krieg zerstört und zerstäubt den Zement - und begräbt die Menschen, die in ihm lebten. Hauptschauplatz ist eine Baustelle in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Die geflohenen Syrer, die hier arbeiten, dürfen die Baustelle nicht verlassen. Tagsüber bauen sie unter Lebensgefahr an einem Hochhaus, nachts wohnen sie in dessen kahlen, noch unfertigen Untergeschossen. Besorgt verfolgen sie auf ihren Smartphones die Nachrichten aus der in Trümmer liegenden Heimat. Für diese Existenz zwischen Zerstörung und Aufbau findet Kalthoums preisgekrönter Film Bilder von schlichter, roher Schönheit. (mg)
Syrian refugees in Libanon: Life, work and exploitation (Engl.)
Gespräch mit Tarek Daher (Büroleiter von Solidar Suisse im Libanon) über die prekäre Situation von geflüchteten SyrerInnen im Libanon: Welche Perspektiven haben sie als meist illegale ArbeiterInnen auf Baustellen und Plantagen? Wie können sie als Arbeiter ihre Rechte einfordern?
Moderation: Jenny Billeter
Präsentiert mit Solidar Suisse
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18:00Noces
Die 18jährige Zahira ist ein Teenager, deren Leben sich zwischen Schule und Freundeskreis abspielt. Sie wächst in Belgien in einer moderat religiösen Familie auf. Dann wird sie von den Eltern gedrängt, den traditionellen Weg einer arrangierten Ehe zu gehen – via Skype soll sie sich für einen Anwärter entscheiden und ihr künftiges Leben in Pakistan vorbereiten. Zwischen familiären Bräuchen und westlichem Lebensstil navigierend, wendet sich die junge Frau an ihre beste Freundin Aurore und ihren geliebten Bruder Amir. Denn neben der geplanten Heirat stemmt Zahira eine zweite Herausforderung: Sie ist schwanger und will das Kind trotz dem Rat der belgischen Sozialhilfe nicht abtreiben. (slb)
Bitter honeymoons – forced marriage and violence against women (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit Simone Eggler, Expertin für Zwangsverheiratung/-ehe bei Terre des Femmes Schweiz. Die freie Wahl des Ehepartners, der Ehepartnerin ist in der Menschenrechtserklärung verankert. Dennoch werden Menschen unterschiedlicher Herkunft – auch in der Schweiz – zur Ehe gezwungen. Warum zwingt eine Familie oder Gemeinschaft junge Menschen zur Ehe? Was kann Präventionsarbeit leisten und wie schützt man Betroffene?
Moderation: Rhea Plangg
Präsentiert mit Terre des Femmes Schweiz. -
20:30They call us Monsters
Die drei jugendlichen Straftäter Juan, Jarad und Antonio schreiben im Gefängnis ein Drehbuch – ein Kurzfilm über ihr Leben vor der Festnahme soll entstehen. Damit «die da draussen» verstehen, unter welchen Bedingungen sie aufgewachsen sind. Den drei mutmasslichen Mördern stehen lebenslängliche Freiheitsstrafen bevor, die letzte Hoffnung sind ihre Verteidiger vor Gericht. Doch die Eltern des 17jährigen Jarad können sich keinen teuren Anwalt leisten. Eine Billiganwältin vertritt den Jungen ohne jedes Interesse. Das Urteil: Lebenslange Haft ohne Aussicht auf Bewährung. Die Langzeitstudie fängt den Alltag der drei Häftlinge ein, ohne zu moralisieren, und lässt auch die Opfer zu Wort kommen. Der Film entlässt uns nicht mit Antworten, sondern lässt Fragen nachklingen: Wer sind die wahren Monster und gibt es ein Entkommen aus dem Teufelskreis von Armut und unverhältnismässig hohem Strafmass? (slb)
Minors in the Criminal Justice System (Engl./Deutsch)
Im Anschluss Gespräch über Recht, Gerechtigkeit und zweite Chancen für jugendliche Straftäter in Kalifornien und der Schweiz mit Elizabeth Calvin, Senior Advocate, Children’s Rights Division, Human Rights Watch (Skype, auf Englisch), und Dr. med. Cornelia Bessler, Leiterin Zentrum für Kinder- und Jugendforensik, Chefärztin, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich.
Präsentiert mit Human Rights Watch. -
23:00Saturday Church
Wer nicht von zuhause ausreisst, kann das nie wieder gutmachen. Walter Benjamin hat das geschrieben, in Einbahnstrasse. Saturday Church handelt von Ausreissern, die sich einmal die Woche in einer Kirche im Greenwich Village treffen. Den Ort gibt es wirklich: The Church of Saint Luke in the Fields. Seit Donald Trump Präsident der USA geworden ist, haben Übergriffe auf Leute zugenommen, die sich einer eindeutigen Geschlechtszugehörigkeit entziehen. Rückzugsorte wie diese ungewöhnliche Kirche können deshalb lebenswichtig für die LGBTI Gemeinschaft werden. Saturday Church erinnert zunächst an Moonlight, dieses fabelhafte Drama über einen anderen Ausreisser, wandelt sich dann aber zu einem Musical: Ein Film ohne eindeutige Genrezugehörigkeit. (fl)
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11:00Chasing Asylum
Australien hat eines der schärfsten Einwanderungsgesetze. Eva Orners Film durchleuchtet die Wirkung dieses Regimes, das die Asylsuchenden auf Inseln verbannt – eine Existenz als vergessene Staatenlose. «Whistleblowers», welche die Missstände in den Verwahrungszentren aufzeigen, werden mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft. Das Filmmaterial wurde mit verborgenen Kameras aufgezeichnet und zeigt die Ausweglosigkeit der Festgehaltenen. Der Film hatte in Australien einen direkten Einfluss auf die Mobilisierung der Menschenrechtsbewegung Movement for Change und konfrontiert uns mit der Dringlichkeit der ungelösten Flüchtlingsfrage auch in Europa. (slb)
Is there a way to make Australia home? (Engl.)
Gespräch mit Lee Gordon (Head of International Development Programmes, Save the Children Australien) und Larissa Mettler, Direktorin Nationale Programme, Save the Children Schweiz über die restriktive australische Flüchtlingspolitik und deren Auswirkungen auf die Arbeit von NGOs vor Ort, sowie mögliche Parallelen zur aktuellen Flüchtlingspolitik in Europa.
Moderation: Marcy Goldberg
Präsentiert mit Save the Children Schweiz. -
11:30Noces
Die 18jährige Zahira ist ein Teenager, deren Leben sich zwischen Schule und Freundeskreis abspielt. Sie wächst in Belgien in einer moderat religiösen Familie auf. Dann wird sie von den Eltern gedrängt, den traditionellen Weg einer arrangierten Ehe zu gehen – via Skype soll sie sich für einen Anwärter entscheiden und ihr künftiges Leben in Pakistan vorbereiten. Zwischen familiären Bräuchen und westlichem Lebensstil navigierend, wendet sich die junge Frau an ihre beste Freundin Aurore und ihren geliebten Bruder Amir. Denn neben der geplanten Heirat stemmt Zahira eine zweite Herausforderung: Sie ist schwanger und will das Kind trotz dem Rat der belgischen Sozialhilfe nicht abtreiben. (slb)
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13:30Amerika Square
Amerika Square ist ein Platz in Athen. Früher ein vernachlässigter Ort, versammeln sich hier heute Flüchtlinge, reden und warten ab. Nakos, ein arbeitsloser Anwohner, hat genug von der Annexion seines Platzes und ergreift Massnahmen. Tarek, ein ehemaliger syrischer Militärarzt, versucht für sich und seine Tochter einen Deal mit einem Schmuggler einzufädeln, um nach Italien zu gelangen. Billy, ein Tattoo-Künster, verliebt sich in die afrikanische Sängerin Tereza, die ebenfalls weiterziehen will. Die drei Geschichten werden durch Nakos’ Hassaktionen verwoben und bilden einen Reigen, der die Vielschichtigkeit der aktuellen humanitären Herausforderungen in einem Mikrokosmos verdeutlicht. (slb)
On the run – the refugee crisis and right wing tendencies in Europe (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit dem Schauspieler und Aktivisten Vassilis Koukalani und Hans Stutz (Journalist mit Schwerpunkt Rechtsextremismus und Rassismus) über rechtsextreme Wahrnehmungsmuster und die Beziehungen zwischen «Flüchtlingen» und «Einheimischen» in Griechenland und der Schweiz. Was führte zum Erstarken der griechischen
neonazistischen Partei Goldene Morgenröte? Was sind Parallelen zu ähnlichen politischen Kräften wie AfD und Pegida?
Moderation: Kostas Tsouflas, Filmwissenschaftler mit Spezialgebiet Neuer Griechischer Film -
14:00They call us Monsters
Die drei jugendlichen Straftäter Juan, Jarad und Antonio schreiben im Gefängnis ein Drehbuch – ein Kurzfilm über ihr Leben vor der Festnahme soll entstehen. Damit «die da draussen» verstehen, unter welchen Bedingungen sie aufgewachsen sind. Den drei mutmasslichen Mördern stehen lebenslängliche Freiheitsstrafen bevor, die letzte Hoffnung sind ihre Verteidiger vor Gericht. Doch die Eltern des 17jährigen Jarad können sich keinen teuren Anwalt leisten. Eine Billiganwältin vertritt den Jungen ohne jedes Interesse. Das Urteil: Lebenslange Haft ohne Aussicht auf Bewährung. Die Langzeitstudie fängt den Alltag der drei Häftlinge ein, ohne zu moralisieren, und lässt auch die Opfer zu Wort kommen. Der Film entlässt uns nicht mit Antworten, sondern lässt Fragen nachklingen: Wer sind die wahren Monster und gibt es ein Entkommen aus dem Teufelskreis von Armut und unverhältnismässig hohem Strafmass? (slb)
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15:30Black Code
Brasilianische Polizisten, die ganz gezielt Demonstranten orten und prügeln; schwedische Polizisten, die den Betreiber eines unabhängigen Internetproviders in Stockholm zu erpressen versuchen; syrische Polizisten, die Leute wegen Facebook Posts zu Tode foltern. Der Dokumentarfilm Black Code basiert auf dem gleichnamigen Buch von Ronald Deibert, dem Professor für Politikwissenschaft in Toronto, der sich seit Jahren mit Netzaktivismus beschäftigt und weltweit beobachtet, wie Staaten ihre Legitimation mehr und mehr in der Repression sehen. Die Serie Black Mirror dekliniert die Horrorszenarien eines unbedachten Umgangs mit dem Internet durch, doch sind die Geschichten fiktiv. Black Code wirkt wie das dokumentarische Gegenstück und betrifft jeden, der ein Smartphone besitzt. (fl)
Surveillance and privacy and the consequences for the citizen (Engl.)
The screening will be followed by a conversation with Ronald Deibert (author and director of The Citizen Lab at the Munk School of Global Affairs, University of Toronto) and Sanjana Hattotuwa (Special Advisor at the ICT4Peace Foundation). The discussion will focus on the role and nature of digital platforms we use daily and the tension between surveillance and
democratic values. How do citizens deal with the growing erosion of privacy? How can governments identify legitimate threats to the state and society without encroaching on citizens’ rights?
Moderation: Sanjana Hattotuwa, Thematic Advisor, ICT4Peace Foundation.
Präsentiert mit ICT4Peace Foundation. -
18:00The Good Postman
Ein bulgarisches Nest in Nähe der türkischen Grenze steht vor einer folgenreichen Abstimmung. Ein Bürgermeister soll gewählt werden. Postbote Ivan, einer der Kandidaten, hegt eine revolutionäre Idee: Nachts durchqueren syrische Flüchtlinge das Dorf – warum nicht diesen Leuten die leerstehenden Häuser als Unterkunft anbieten? Er träumt davon, dass die Bevölkerung jünger und vielfältiger wird. Ivans humanistische Haltung trifft auf einen korrupten Widersacher in Trainerhosen, der mit Patriotismus auf Wählerfang geht. Die Kampagnen und Debatten über das Schicksal der Menschen auf der Flucht sind so packend wie grotesk. Und die verschlafenen Dorfbewohner erhalten die Gelegenheit, ihre kleine Welt neu zu gestalten. (slb)
Befinden wir uns in einer Solidaritätskrise?
Gespräch mit Jochen Ganter (Projektkoordinator MSF Athen, leitender Krankenpfleger "Search and Rescue" Boot) über die Situation und das Schutzbedürfnis von Menschen, die aus Krisengebieten fliehen mussten. Für MSF gilt grundsätzlich, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem rechtlichen Status, das Recht auf würdige Behandlung, medizinische Versorgung und Fürsorge hat. Doch auch in der Schweiz gibt es kritische Stimmen gegenüber humanitärer Hilfe für Menschen auf der Flucht.
Moderation: Christoph Keller (SRF2 Kultur).
Präsentiert mit Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF). -
18:00Tickling Giants
«Ob gross oder klein, wir sollten alle ständig versuchen, Riesen zu kitzeln!» Nach der ägyptischen Revolution 2011 lanciert Dr. Bassem Youssef, ein damals unbekannter Chirurg, eine Satire-Sendung «Al-Bernameg» (The Show). Die Absetzung von Hosni Mubarak erlaubt für kurze Zeit Kritik an den Mächtigen und macht Bassem zum arabischen Jon Stewart. In einem Land, in dem die Rede- und Pressefreiheit jahrzehntelang mit Füssen getreten wurde, löst die Show Begeisterung aus. Unter Mursi wird die Erfolgsendung noch knapp geduldet, Bassem und seine Mitarbeiter machen trotz erhöhtem Druck weiter. Als 2013 der General Al-Sisi die Macht an sich reisst, wird die Luft dünner. Die Frage, wer zuletzt lacht, wird für Bassem und sein Team zur existentieller Zerreissprobe. (slb)
Comedy and politics: A struggle for freedom of expression in Egypt (Engl)
Der ägyptische TV-Satiriker Dr. Bassem Youssef ist Gast am Festival und steht nach dem Film für Fragen des Publikums zur Verfügung. Was hat Comedy mit Menschenrechten zu tun? Wie weit darf Politsatire in Ägypten heute gehen?Moderation: Alexandra Karle (Leiterin Kommunikation und Menschenrechtspolitik, Amnesty International)
Präsentiert mit Amnesty International.
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20:30Muhi – Generally Temporary
Seit sieben Jahren lebt der tapfere und aufgeweckte Muhi nach einer komplizierten Operation zusammen mit seinem Grossvater in einem israelischen Spital. Dem arabischen Jungen bleibt die Rückkehr nach Gaza verwehrt. Nach zwei Jahren spricht er besser Hebräisch als Arabisch und singt die Lieder der jüdischen Feiertage. Die parodiehaften Begebenheiten seines Alltags rücken die Fragen nach Identität, Religion und dem Konflikt, der seine Welt spaltet, in ein anderes Licht. Als sein Aufenthalt im Krankenhaus zu Ende geht, steht der mittlerweile schulreife Muhi vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens. Ein zärtlicher Film, der Brücken schlägt zwischen scheinbar unüberwindlichen Abgründen. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit den Filmemachern (Engl.)
Moderation: Marcy GoldbergPräsentiert mit Omanut, Verein zur Förderung jüdischer Kunst.
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23:00Saturday Church
Wer nicht von zuhause ausreisst, kann das nie wieder gutmachen. Walter Benjamin hat das geschrieben, in Einbahnstrasse. Saturday Church handelt von Ausreissern, die sich einmal die Woche in einer Kirche im Greenwich Village treffen. Den Ort gibt es wirklich: The Church of Saint Luke in the Fields. Seit Donald Trump Präsident der USA geworden ist, haben Übergriffe auf Leute zugenommen, die sich einer eindeutigen Geschlechtszugehörigkeit entziehen. Rückzugsorte wie diese ungewöhnliche Kirche können deshalb lebenswichtig für die LGBTI Gemeinschaft werden. Saturday Church erinnert zunächst an Moonlight, dieses fabelhafte Drama über einen anderen Ausreisser, wandelt sich dann aber zu einem Musical: Ein Film ohne eindeutige Genrezugehörigkeit. (fl)
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11:30Tickling Giants
«Ob gross oder klein, wir sollten alle ständig versuchen, Riesen zu kitzeln!» Nach der ägyptischen Revolution 2011 lanciert Dr. Bassem Youssef, ein damals unbekannter Chirurg, eine Satire-Sendung «Al-Bernameg» (The Show). Die Absetzung von Hosni Mubarak erlaubt für kurze Zeit Kritik an den Mächtigen und macht Bassem zum arabischen Jon Stewart. In einem Land, in dem die Rede- und Pressefreiheit jahrzehntelang mit Füssen getreten wurde, löst die Show Begeisterung aus. Unter Mursi wird die Erfolgsendung noch knapp geduldet, Bassem und seine Mitarbeiter machen trotz erhöhtem Druck weiter. Als 2013 der General Al-Sisi die Macht an sich reisst, wird die Luft dünner. Die Frage, wer zuletzt lacht, wird für Bassem und sein Team zur existentieller Zerreissprobe. (slb)
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11:30500 Years
Die Regisseurin Pamela Yates setzt sich seit mehr als dreissig Jahren mit Guatemala auseinander. Ihr erster Film war ein Porträt der späteren Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú. Nun schliesst Yates ihre Guatemala-Trilogie mit 500 Years ab. Der Film, seinerseits in drei Kapitel unterteilt, erzählt die Anklage wegen Genozid an der Maya-Bevölkerung gegen den ehemaligen Präsidenten Rios Montt, und schildert die Kämpfe der Indigenen gegen die Enteignung durch private Rohstoffkonzerne. Er endet mit der Protestwelle einer breiten Zivilbevölkerung, die 2015 den korrupten Präsidenten Otto Pérez Molina aus dem Amt drängte. Ein filmisches Denkmal für den Mut der Widerstandskämpfer, das die Aktivistinnen von heute mit ihrer Vorkämpferin Menchú verbindet. (mg)
Leben im Widerstand
Im Anschluss Diskussion mit dem in Guatemala lebenden Menschenrechtsanwalt Miguel Moerth, der seit Jahren die AnwältInnen der Opfer des Bürgerkriegs begleitet. Er erklärt die juristischen und politischen Spitzfindigkeiten, mit denen Prozesse gegen Menschenrechtsverbrecher blockiert oder verunmöglicht werden und setzt diese in den Kontext eines wachsenden zivilgesellschaftlichen Widerstands, der es den alten und neuen Machthabenden schwieriger macht, sich der Strafe zu entziehen.Moderation: Barbara Müller (Peace Watch Switzerland)
Präsentiert mit Peace Watch Switzerland und Lateinamerika-Zentrum Zürich (Universität Zürich).
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13:45Powerless
Kanpur, eine indische Stadt mit drei Millionen Einwohnern, leidet seit langem unter Stromausfällen. Der Strom fehlt meist etwa fünfzehn Stunden pro Tag. Powerless erzählt von einem Duell: Auf der einen Seite die Chefin eines Elektrizitätskonzerns, auf der anderen ein indischer Robin Hood in Flipflops, der illegal Leitungen legt, damit die Nachbarn Strom haben. Die Chefin wiederum fordert ihre Angestellten dazu auf, härter durchzugreifen als würde sie Schlägertrupps kommandieren. Der Dokumentarfilm zeichnet sich durch ein ausgeprägtes visuelles Gespür aus. Kanpur bei Nacht, wenn immer wieder ganze Stadtteile erlöschen, kurz aufleuchten, im Dunkeln versinken, erhellt nur von Kerzenschein: fast schon lyrische Bilder eines Konflikts, die lange nachglühen. Gibt es ein Menschenrecht auf Strom? (fl)
Words of Welcome
Prof. Daniel Favrat EPFL & Natalia Signoroni, director FIFELAccess to energy – a human right (Engl.)
Panel with Nobel Peace Prize Winner Prof. Muhammad Yunus & Prof. F .Vuille - Development Director of the Center of Energy-EPFL, Lausanne.
"The presence of Prof. Muhammad Yunus at the Human Rights Film Festival Zurich is of fundamental importance. Access to energy ought to be a human right. To deprive people of electricity has disastrous consequences on an individual and a global level. Prof. Yunus took the United Nations as the starting point of a program to guarantee «sustainable energy for all» and initiated the enterprise Grameen Shakti providing solutions to people affected by the lack of energy."
Leo Kaneman, President HRFF & Natalia Signoroni, Director FIFEL
In collaboration with FIFEL – International Foundation for Films on Energy & EPFL – Ecole polytechnique fédérale de Lausanne.
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16:00Muhi – Generally Temporary
Seit sieben Jahren lebt der tapfere und aufgeweckte Muhi nach einer komplizierten Operation zusammen mit seinem Grossvater in einem israelischen Spital. Dem arabischen Jungen bleibt die Rückkehr nach Gaza verwehrt. Nach zwei Jahren spricht er besser Hebräisch als Arabisch und singt die Lieder der jüdischen Feiertage. Die parodiehaften Begebenheiten seines Alltags rücken die Fragen nach Identität, Religion und dem Konflikt, der seine Welt spaltet, in ein anderes Licht. Als sein Aufenthalt im Krankenhaus zu Ende geht, steht der mittlerweile schulreife Muhi vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens. Ein zärtlicher Film, der Brücken schlägt zwischen scheinbar unüberwindlichen Abgründen. (slb)
Challenging Borders (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit den Filmemachern sowie Vincent Maunoury (Leiter Philanthropie und Gaza-Projektbesucher für Terre des hommes) über die Situation von Kindern im Gazastreifen. Was bedeutet eine militärische Blockade für die
medizinische Versorgung?Moderation: Nicoletta Cimmino (SRF Echo der Zeit).
Präsentiert mit Terre des hommes Kinderhilfe. -
18:00The Poetess
Stellen Sie sich vor, ein europäischer Sender zöge länderübergreifend Millionen Zuschauer in den Bann – mit Gedichtvorträgen. Genau das gelingt Abu Dhabi TV seit zehn Jahren mit der Sendung Million’s Poet. Diese Talentshow sucht nach einem Superstar der präzisen Sprache. Nachdem die Saudin Hissa Hilal vollständig verhüllt in schwarzem Tuch auf der Bühne Extremisten anklagt, erhält sie Morddrohungen. Und die Aufmerksamkeit der westlichen Medien. In Hissa Hilal haben die beiden Filmemacher Stefanie Brockhaus und Andreas Wolff eine wahre Heldin gefunden. Ihre Augen, oft in Nahaufnahmen gezeigt, drücken Witz und Lebenslust, aber auch Leid aus; der Rest ihres Gesichts bleibt bedeckt. Dass die Geschichte der Poetin und die Saudi-Arabiens nahtlos ineinander übergehen, liegt einerseits an Hissas Erzählkunst, andererseits an der atmosphärischen Musik und dem Schnitt, die Showaufnahmen, Archivmaterial und Interviews zu einem Ganzen fügen. (Flavia Giorgetta)
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18:00Devil's Freedom
In den letzten fünf Jahren hat der Kampf gegen die Drogenkriminalität in Mexiko etwa 100 000 Tote gefordert. Die Angst vor Entführungen, Folter und Mord ist auch für die Hinterbliebenen allgegenwärtig. Die Protagonisten von Devil’s Freedom sprechen durch Stoffmasken anonymisiert über den Teufelskreis der Gewalt, der Opfer wie Täter geisselt. Häufig werden Minderjährige von den Kartellen als Killer angeheuert. Auch sie leben in ständiger Erwartung des Todes. Die Schilderungen der Grausamkeiten werfen die Zuschauer auf sich selbst zurück und verwischen die Grenzen zwischen Peinigern und Gequälten. Der formal radikale Ansatz des Films, der nur Interviews verwendet, zeichnet eine von Verunsicherung geprägte Gesellschaft, in der die Spielregeln unter Androhung des Todes durchgesetzt werden. (slb)
TAG DER MENSCHENRECHTE
FOLTERPRÄVENTION: KAMPF GEGEN UNMENSCHLICHKEIT
Begrüssungsworte
Leo Kaneman, Präsident HRFF Zurich
Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich
Sandra Lendenmann Winterberg, Chefin Sektion
Menschenrechtspolitik, Abteilung Menschliche Sicherheit, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA
Preventing Torture (Engl.)
Nach dem Film Devil’s Freedom diskutieren die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer über ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit Folter und gehen der Frage nach, wie präventiv gegen Folter vorgegangen werden kann.Gäste: Everardo González, Regisseur von Devil’s Freedom, Hina Jilani, Präsidentin der Weltorganisation gegen Folter (OMCT), Prof.Nils Melzer, UNO Sonderberichterstatter über Folter.
Moderation: Christoph Keller, SRF2Kultur
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20:30The Good Postman
Ein bulgarisches Nest in Nähe der türkischen Grenze steht vor einer folgenreichen Abstimmung. Ein Bürgermeister soll gewählt werden. Postbote Ivan, einer der Kandidaten, hegt eine revolutionäre Idee: Nachts durchqueren syrische Flüchtlinge das Dorf – warum nicht diesen Leuten die leerstehenden Häuser als Unterkunft anbieten? Er träumt davon, dass die Bevölkerung jünger und vielfältiger wird. Ivans humanistische Haltung trifft auf einen korrupten Widersacher in Trainerhosen, der mit Patriotismus auf Wählerfang geht. Die Kampagnen und Debatten über das Schicksal der Menschen auf der Flucht sind so packend wie grotesk. Und die verschlafenen Dorfbewohner erhalten die Gelegenheit, ihre kleine Welt neu zu gestalten. (slb)
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20:40RELOVED - For Ahkeem
Daje ist 17 Jahre alt, sie wächst in einem «all black» Viertel von St. Louis auf. In der Schule eckt sie wegen ihrer aufmüpfigen Haltung und wird deswegen mit ihrer Mutter vor den Jugendrichter zitiert. Doch wirklich begreifen lässt sich ihre Situation erst allmählich, als man auf ihrem Schulheft die gekritzelten Namen von ihren Freunden sieht – dahinter ein R.I.P. und ein frisches Datum. Mit ihrem Freund überlegt sie, ob sie wohl auch so jung sterben werden, viele von ihren männlichen Freunden sind bereits tot – niedergeschossen von Polizisten oder Gang-Mitgliedern. Zwei Jahre lang haben die Regisseure ihre Protagonistin durch ihren von Stigmatisierung geprägten Alltag begleitet und machen erfahrbar, was es heisst, in Amerika jung und schwarz zu sein. (sb)
„Ein Film, der von strukturellem Rassismus erzählt, eine Geschichte, die in der heutigen Zeit der US-Politik noch aktueller ist. Daje ist eine Figur, die uns den Kampf der Jugend zeigt, den Kampf darum, wo wir hingehören und wer uns am Ende beschützen wird. Die intime Schilderung ihrer Geschichte hat uns berührt und ist deshalb ein Buch, das man wieder lieben muss.“ (Josephine Tedder)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
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18:30Divines
Dounia ist fünfzehn und wächst bei ihrer alleinstehenden Mutter auf, die in Strip-Clubs in den Pariser Vorstädten arbeitet. Die jun- ge Französin verhöhnt ihre Lehrer, ihre Schlagfertigkeit verschafft ihr Respekt auf den Strassen des Quartiers. Zusammen mit ihrer besten Freundin Maimounia beginnt sie für eine Dealerin zu arbeiten, die das Viertel unter Kontrolle hat. Am Abend beobachtet Dounia heimlich einen schönen jungen Tänzer bei den Proben und macht ihn zu ihrem objet du désir. Divines, der in Cannes die Goldene Kamera für den besten Debutfilm gewann, macht das Erwachsenwerden an einem selten ausgeleuchteten Ort fast körperlich erfahrbar. Dounia und Maimounia unterwandern weibliche Rollenbilder, doch die Rebellion der beiden Frauen bringt sie in Gefahr. (es)
Begrüssungsworte
Leo Kaneman, Präsident HRFF Zurich
Sascha Lara Bleuler, Direktorin HRFF Zurich
Claire Schnyder, STV Direktorin Stadt Zürich KulturIn Anwesenheit der Darstellerinnen.
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13:30Peur de Rien
Eine junge Libanesin wird Pariserin. Die Neunzigerjahre. Lina, 18 Jahre alt, kommt nach Paris, um hier zu studieren. Ganz auf sich gestellt, ohne Geld und mit ihrem Überlebenswillen als Antrieb, sucht sie, was sie im Libanon nie gefunden hat: Freiheit. Im lockeren Takt ihrer neuen Begegnungen - sowohl romantischer Art mit Männern als auch mit Freundinnen und Mentorinnen - lernt Lina verschiedene Milieus und Menschen kennen, die sie allesamt prägen werden. Durch deren Ansichtsweisen lernt sie Frankreich besser verstehen und kann darüber hinaus in die innersten Gedanken der Männer schauen.
Präsentiert mit Schule und Kultur, Aux Arts etc ..., Ambassade de France en Suisse.
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18:30The Chocolate Case
The Chocolate Case beginnt mit einem Telefonanruf: der niederländische Journalist Teun Van de Keuken meldet sich bei der Amsterdamer Polizei, um sich selbst anzuzeigen. Er esse oft Schokolade – und finanziere dadurch Kindersklaverei! Was wie ein Scherz wirkt, hat reale Hintergründe. Auf afrikanischen Kakao Farmen arbeiten bis heute Hunderttausende von Kindern unter sklavenähnlichen Bedingungen; die Abnehmer dieses Kakaos sind die globalen Nahrungsmittelmultis und letztendlich die Kosumenten der süssen Sünde. In The Chocolate Case erzählen Van de Keuken und seine Kollegen, wie sie seit 2003 gegen die Missstände in der Kakaoproduktion kämpfen. Zuletzt stürzen sie sich in das unternehmerische Abenteuer, die erste Schokolade, die garantiert ohne Sklavenarbeit hergestellt wurde, auf den Markt zu bringen. (mg)
The dark side of chocolate (English)
Im Anschluss Gespräch über Kinderarbeit und Sklavenhandel im Kakaoanbau, die Möglichkeit und Unmöglichkeit von Fair- Trade-Schokolade und ein Blick auf die Rolle der Schweiz. Gäste: Filmemacherin Benthe Forrer, Protagonist Maurice Dekkers (Mitbegründer der Schokoladenmarke «Tony’s Chocolonely»), Andrea Hüsser (Kakaoexpertin, Public Eye) und Nicolas Porchet (Managing Director von «ChobaChoba» Farmers Association).
Moderation: Daniel Stern (Jounalist WOZ)
Präsentiert mit Public Eye (ehemals Erklärung von Bern). -
20:30P.S. Jerusalem
Es beginnt und endet mit Umzugskisten. Danae Elon, die Tochter des bekannten Schriftstellers Amos Elon, lässt sich nach vielen Jahren in New York mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Jerusalem nieder, der Stadt ihrer Kindheit. Ihre Buben schickt sie auf die einzige gemischte Schule des Landes, wo Palästinenser und jüdische Israelis gemeinsam Arabisch und Hebräisch lernen. Spielend wechseln sie die Sprache, wenn sie auf ihren Skateboards vom jüdischen Viertel über die unsichtbare Grenze ins arabische Ost-Jerusalem rollen. Die Filmemacherin trägt ihre Kamera wie eine Sonde durch die Stadt und blickt tief in deren komplexe Psyche. Die säkulare Familie sucht ihren Platz an diesem nationalistisch und religiös geprägten Ort und droht dabei zu zerbrechen. Eine ergreifende Sezierung des Heimatgefühls zwischen eigener Sehnsucht und politischer Wirklichkeit. (slb)
Reise nach Jerusalem – Heimatsuche in einer zerrissenen Stadt (Engl.) Im Anschluss Skype-Gespräch mit der Filmemacherin Danae Elon über eine gescheiterte Einwanderung, jüdische Identität und Friedensförderung in der Erziehung.
Moderation: Sascha Lara BleulerPräsentiert mit Omanut.
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21:00Divines
Dounia ist fünfzehn und wächst bei ihrer alleinstehenden Mutter auf, die in Strip-Clubs in den Pariser Vorstädten arbeitet. Die jun- ge Französin verhöhnt ihre Lehrer, ihre Schlagfertigkeit verschafft ihr Respekt auf den Strassen des Quartiers. Zusammen mit ihrer besten Freundin Maimounia beginnt sie für eine Dealerin zu arbeiten, die das Viertel unter Kontrolle hat. Am Abend beobachtet Dounia heimlich einen schönen jungen Tänzer bei den Proben und macht ihn zu ihrem objet du désir. Divines, der in Cannes die Goldene Kamera für den besten Debutfilm gewann, macht das Erwachsenwerden an einem selten ausgeleuchteten Ort fast körperlich erfahrbar. Dounia und Maimounia unterwandern weibliche Rollenbilder, doch die Rebellion der beiden Frauen bringt sie in Gefahr. (es)
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09:30Blanka
Die elfjährige Waise Blanka lebt in Manila auf der Strasse. Sie schlägt sich mit Taschendiebstählen durch und lässt sich von den gewalttätigen Jugendbanden nichts gefallen. Als Blanka von der Adoption eines Kindes durch eine berühmte Schauspielerin hört, möchte sie sich eine wohlhabende Mutter kaufen. Sie lernt den blinden Strassenmusiker Peter kennen und packt ihre Chance, mit ihm eine musikalische Karriere einzuschlagen. Blanka wurde von dem Japaner Kohki Hasei mit viel Feingefühl für lokale Farbtöne in den Philippinen gedreht und porträtiert ein Manila fern von touristischen Trampelpfaden. Mit semidokumentarischen Gestaltungsmitteln zeigt er das allgegenwärtige Gewaltpotenzial und die wirtschaftliche Misere, überrascht aber auch immer wieder mit ironischen Zwischentönen. An der Mostra di Venezia 2015 wurde Blanka mehrfach ausgezeichnet, nicht zuletzt aufgrund der begnadeten Schauspielerin Cydel Gabutero in ihrer ersten Filmrolle. (slb)
Präsentiert mit Schule und Kultur, Aux Arts etc ..., Ambassade de France en Suisse.
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13:30Sonita
Karriere als erste afghanische Rapperin oder Zwangsheirat? Sonita ist 18 Jahre alt. Ihr Traum ist es, Rapperin zu werden und so bekannt zu sein wie Rihanna und Michael Jackson zusammen. Sonita lebt aber ohne Aufenthaltsbewilligung im Iran, wo es Frauen verboten ist, Musik zu machen. Und auch zuhause in Afghanistan wartet ihre Familie auf ihre Rückkehr, mit der Absicht, Sonita für 9'000 Dollar an einen unbekannten Ehemann zu verkaufen. Doch Sonita wehrt sich und steckt alles in ihre Musik und sorgt mit ihrem ersten, selbstgedrehten Musikvideo weltweit für Furore. Die Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghami begleitet Sonita auf ihrem ungewissen Weg nicht nur als neutrale Beobachterin, sondern als aktive Figur im Hintergrund und wirft damit grundlegende und spannende Fragen zur Verantwortung einer Filmemacherin auf.
Präsentiert mit Schule und Kultur, Aux Arts etc ..., Ambassade de France en Suisse.
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18:30The Crossing
George Kurian begleitet in The Crossing eine Gruppe in Ägypten gestrandeter Syrer, die keinen Ausweg mehr sehen als die Flucht über das Mittelmeer nach Europa. Musiker, Journalisten, Krankenschwestern mit ihren Kindern, sie alle brechen auf ins Ungewisse. Der mit einfachen Mitteln gedrehte Film besticht durch seine Unmittelbarkeit: Die Kamera ist dabei, wenn die Protagonisten sich am Abend vor der Abreise Mut antrinken und begleitet sie auf das überladene Fischerboot, mit dem sie in See stechen. Als die Schutzsuchenden nach sieben Tagen von einem Öltanker mit Kurs nach Italien aufgenommen werden, ist die Erleichterung gross – und doch verfrüht. Die Gruppe wird über ganz Europa verstreut, wo sie ihre Odyssee in den Warteschlaufen der Einwan- derungsbehörden fortsetzen. (mg)
Rechte und Entrechtung von Menschen auf der Flucht (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit Judith Sunderland (Associate Direc- tor, Europe and Central Asia Division, Human Rights Watch) über Menschen auf der Flucht, ihr Recht auf Schutz und ihre Möglichkeiten, ein neues Leben aufzubauen.Präsentiert mit Human Rights Watch.
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18:30Behemoth
Im kargen Hinterland der Inneren Mongolei bauen Minenarbeiter unter Lebensgefahr Rohstoffe für die chinesische Wirtschaft ab. Der künstlerisch eigenwillige Film verlässt sich auf die Kraft der Bilder, Dantes Beschreibungen von Hölle und Fegefeuer sind der einzige Kommentar. Die Protagonisten sind der Welt unter Tage ausgeliefert. Ein eindrückliches Tableau zeigt, wie ein Ehepaar spätabends versucht, sich gegenseitig den hartnäckigen Russ vom Körper zu schrubben. Die weisse Augenhaut der Arbeiter ist von schwarzen Kohlespuren durchzogen, viele von ihnen sterben an Lungenkrankheiten. Zhao Liang schafft eine atemberaubende Darstellung der prekären Arbeitsbedingungen in den chinesischen Minen und konfrontiert multinationale Konzerne mit ihrer Verantwortung. Die Veröffentlichung des kühnen Essayfilms wurde in China bisher verboten. (slb)
Minenarbeit im Kontext der globalen Wirtschaft
Im Anschluss Gespräch mit Zoltan Doka (Programmleiter China Solidar Suisse) über Rohstoffgewinnung, Arbeitsbedingungen und Konzernverantwortung.
Moderation: Daniel Puntas Bernet (Chefredaktor Reportagen)Präsentiert mit Solidar Suisse.
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20:30What Tomorrow Brings
Nach dem Ende der Taliban Herrschaft in Afghanistan im Jahr 2001 begann die neue Regierung mit der Aufgabe, ein Schulsystem für Mädchen aufzubauen. Heute gehen noch immer weniger als die Hälfte der afghanischen Mädchen zur Schule. What Tomorrow Brings porträtiert eine jener weiterhin angefeindeten und bedrohten Mädchenschulen. Hier beginnt der Tag damit, dass die couragierte Schulleiterin als Erste Wasser aus dem Brunnen trinkt um sicher zu sein, dass er nicht vergiftet wurde. Trotz der Widrigkeiten ist die Schule ein Ort der Hoffnung für die Mädchen und bietet Raum für kontroverse Gespräche über Heirat und Patriarchat. Mit berückend schönen Bildern gibt die amerikanische Regisseurin Beth Murphy Einblick in ein von Kriegen zerrüttetes Land. (mg)
Emanzipation und Bildung in Afghanistan (Engl.)
Im Anschluss Gespräch mit Heather Barr (Senior Researcher, Women’s Rights Division, Human Rights Watch) über Recht auf Bildung und die Bedeutung von Frauenrechten für die Entwick- lung einer Gesellschaft.Präsentiert mit Human Rights Watch.
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20:40Tadmor
Tadmor, der arabische Name der Wüstenstadt Palmyra, steht für ein berüchtigtes Militärgefängnis, in dem das syrische Regime über Jahrzehnte Menschen verschwinden und foltern liess. Der «Islamische Staat» sprengte das Gefängnis 2015 in die Luft. Eine Gruppe von Libanesen, die in Tadmor in den Achtzigerjahren der Gewalt der syrischen Sicherheitsdienste ausgeliefert waren, bauen in einer verlassenen Schule in einem Vorort von Beirut die Gefängnisräume nach. Mit theatralischen Inszenierungen geben sie ihren Erinnerungen Ausdruck. Die ehemaligen Gefangenen erzählen von kleinen Gesten, mit denen sie trotz sadistischer Erniedrigungen versuchten, die Selbstachtung zu wahren. Ein vielschichtiges und sensibles Bild politischer Gewalt, die bis heute fortdauert. (es)
Torture and political repression (English)
Im Anschluss Podiumsgespräch über Folter als systematisches Instrument der politischen Repression in Syrien. Gäste: Die beiden Filmemacher Monika Borgman und Lokman Slim, der Protagonist Ali Abou Dehn, sowie Reto Rufer (Länderexperte für Syrien und Region, Amnesty International)
Moderation: Alexandra Karle (Leiterin Kommunikation und Advocacy bei Amnesty International).Präsentiert mit Amnesty International.
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11:30Where to, Miss?
Devki will unbedingt Taxifahrerin werden. Sie will andere Frauen sicher nach Hause bringen und finanziell unabhängig sein. Um ihr Ziel zu erreichen, muss sie sich gegen ihren Vater, gegen ihren Ehemann und gegen ihren Schwiegervater durchsetzen. Bisher gibt es in Indien nur sehr wenige Taxifahrerinnen. Ihre «Lady Cabs» stehen ausschliesslich weiblichen Fahrgästen zur Verfügung, zur Ausbildung gehört auch Selbstverteidigungstechnik. Die sorgfältige Langzeitstudie folgt der lebensfrohen Protagonistin im Kampf um etwas Freiraum innerhalb der festgefahrenen patriarchalischen Strukturen der indischen Gesellschaft. Die geschützte Kabine des Autos bietet den Raum für intime Gespräche über weibliche Rollenbilder, sexuelle Übergriffe und individuelle Emanzipationsstrategien. (slb)
Weibliche Rollenbilder im Wandel
Podiumsgespräch über Frauen in traditionellen Männerberufen, Frauenrechte in Indien und Schutzstrategien vor sexuellen Übergriffen. Gäste: Die Filmemacherin Manuela Bastian und Daniela Scherello (Stiftungsrätin Medica Mondiale Foundation Switzer- land)
Moderation: Sascha Lara BleulerPräsentiert mit Medica Mondiale Foundation Switzerland.
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14:00The Visibility of Human Rights Violations - Kurzfilme
TRE IPOTESI SULLA MORTE DI GIUSEPPE PINELLI I/e 11' | Elio Petri und Nelo Risi | Italien 1970 | Doku-Fiction
ZAUNGESPRÄCHE D/e 14' | Lisa Gerig | Schweiz 2014 | Dok
LIQUID TRACES: THE LEFT-TO-DIE-BOAT E 18' | Charles Heller und Lorenzo Pezzani | UK 2014 | Dok
CHECK IN – TIME OUT D/e 6' | Kathrin Schmid | Schweiz 2015 | Experimentalfilm
BUNKERS F/e 13' | Anne-Claire Adet | Schweiz 2016 | Dok
Mit welchen Techniken und künstlerischen Strategien kann das Kino Menschenrechtsverletzungen sichtbar machen? Fünf Kurzfilme geben Antworten auf diese Frage. Der erste Film hinterfragt den angeblichen Selbstmord des italienischen Anarchisten Giu- seppe Pinelli, der während eines Polizeiverhörs ums Leben kam. In Zaungespräche besucht eine junge Frau Internierte in der «Abteilung Ausschaffungshaft». Liquid Traces: The Left-to-Die-Boat benutzt Satellitenaufnahmen zur forensischen Rekonstruktion von Todesfällen auf dem Mittelmeer. Im Experimentalfilm Check In - Time Out hingegen ertrinken Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes im Unterhaltungsangebot. In Bunkers filmt der Bewohner einer Luftschutzkeller Unterkunft für Flüchtlinge mit der Kamera seines Mobiltelefons das Leben unter der Erdoberfläche. (es)Podiumsgespräch (Engl.)
Die Filmemacher diskutieren über das Sichtbarmachen von Menschenrechtsverletzungen. Wo liegt die politische Verantwortung des Cineasten heute?
Moderation: Emanuel Schäublin -
14:00The Chocolate Case
The Chocolate Case beginnt mit einem Telefonanruf: der niederländische Journalist Teun Van de Keuken meldet sich bei der Amsterdamer Polizei, um sich selbst anzuzeigen. Er esse oft Schokolade – und finanziere dadurch Kindersklaverei! Was wie ein Scherz wirkt, hat reale Hintergründe. Auf afrikanischen Kakao Farmen arbeiten bis heute Hunderttausende von Kindern unter sklavenähnlichen Bedingungen; die Abnehmer dieses Kakaos sind die globalen Nahrungsmittelmultis und letztendlich die Kosumenten der süssen Sünde. In The Chocolate Case erzählen Van de Keuken und seine Kollegen, wie sie seit 2003 gegen die Missstände in der Kakaoproduktion kämpfen. Zuletzt stürzen sie sich in das unternehmerische Abenteuer, die erste Schokolade, die garantiert ohne Sklavenarbeit hergestellt wurde, auf den Markt zu bringen. (mg)
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16:00Behemoth
Im kargen Hinterland der Inneren Mongolei bauen Minenarbeiter unter Lebensgefahr Rohstoffe für die chinesische Wirtschaft ab. Der künstlerisch eigenwillige Film verlässt sich auf die Kraft der Bilder, Dantes Beschreibungen von Hölle und Fegefeuer sind der einzige Kommentar. Die Protagonisten sind der Welt unter Tage ausgeliefert. Ein eindrückliches Tableau zeigt, wie ein Ehepaar spätabends versucht, sich gegenseitig den hartnäckigen Russ vom Körper zu schrubben. Die weisse Augenhaut der Arbeiter ist von schwarzen Kohlespuren durchzogen, viele von ihnen sterben an Lungenkrankheiten. Zhao Liang schafft eine atemberaubende Darstellung der prekären Arbeitsbedingungen in den chinesischen Minen und konfrontiert multinationale Konzerne mit ihrer Verantwortung. Die Veröffentlichung des kühnen Essayfilms wurde in China bisher verboten. (slb)
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16:00Gulîstan, Land of Roses
Im nordirakischen Gebirge bereitet sich eine Brigade von ausschliesslich weiblichen Kämpferinnen der kurdischen Guerilla Bewegung PKK auf ihren Einsatz gegen den «Islamischen Staat» vor. Die kurdische Filmemacherin Zayne Akyol fühlt den Puls dieser emanzipierten Frauen, die ihr Leben riskieren für ein freies Kurdistan, oder auch um dem Gefängnis der traditionellen Ehe zu entkommen. Sie trainieren, sprechen über ihr früheres Leben, mit dem sie für immer abschliessen mussten, waschen sich gegenseitig die Haare, diskutieren beim Mittagessen. Die Kamera rahmt sie in Tableaux von poetischer Schönheit und macht erfahrbar, dass Krieg vor allem eines ist: Das beklemmende Warten auf die entscheidende Schlacht. (slb)
Der Traum eines freien Kurdistans (Engl.)
Podiumsgespräch im Anschluss über die Situation in den Kurdengebieten angesichts der politischen Instabilität in der Türkei, des syrischen Bürgerkriegs und des Aufstiegs des «Islamischen Staates». Welche Rolle spielen die PKK-Kämpferinnen im Spannungsfeld zwischen Unterdrückung, Kampf und Emanzipation?
Gäste: Filmemacherin Zayne Akyol und Prof. Dr. Bilgin Ayata (Institut für Soziologie, Universität Basel)
Moderation: Jenny Billeter -
18:30Jihad - A Story of the Others
Der Film erzählt die Lebensgeschichten von britischen Muslimen, die im Namen Gottes in den Krieg zogen. Seit den Achtziger Jahren reisen sie von Grossbritannien aus in ethnisch und religiös gespaltene Konfliktgebiete, um dort sunnitische Kämpfer zu unterstützen. Geprägt von rassistischer Diskriminierung und sexueller Unerfülltheit während ihrer Jugend, finden die Männer im bewaffneten Jihad einen Horizont, vor dem sie ihr zerbröckeltes Selbstbewusstsein durch ein tödliches Identitätsgefühl ersetzen. Doch in der Verworrenheit des Kriegsgeschäfts ist es schwierig, den Glauben an Gewalt im Namen der Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Der Film wagt es, jihadistische Aggression vor dem Hintergrund sozialer Ausschlussmechanismen, emotionaler Verunsicherung und der Sehnsucht nach eindeutigen Identitäten zu ergründen. (es)
Podiumsgespräch (English)
Nach dem Film Jihad – A Story of the Others diskutieren Expertinnen und Experten über Menschenrechtsverletzungen als mögliche Ursachen, die Menschen in den gewalttätigen Extremismus treiben, und gehen der Frage nach, wie diesem Phänomen vorgebeugt werden kann. Gäste: Hanny Megally (Senior Fellow at the Center on International Cooperation, NYU), Stephan Husy (Sonderbotschafter für Terrorismusbekämpfung Direktion für Völkerrecht EDA), Sanam Naraghi Anderlini (Co-Founder & Executive Director, International Civil Society Action Network)
Moderation: Christoph Keller (SRF2Kultur) -
19:00Tadmor
Tadmor, der arabische Name der Wüstenstadt Palmyra, steht für ein berüchtigtes Militärgefängnis, in dem das syrische Regime über Jahrzehnte Menschen verschwinden und foltern liess. Der «Islamische Staat» sprengte das Gefängnis 2015 in die Luft. Eine Gruppe von Libanesen, die in Tadmor in den Achtzigerjahren der Gewalt der syrischen Sicherheitsdienste ausgeliefert waren, bauen in einer verlassenen Schule in einem Vorort von Beirut die Gefängnisräume nach. Mit theatralischen Inszenierungen geben sie ihren Erinnerungen Ausdruck. Die ehemaligen Gefangenen erzählen von kleinen Gesten, mit denen sie trotz sadistischer Erniedrigungen versuchten, die Selbstachtung zu wahren. Ein vielschichtiges und sensibles Bild politischer Gewalt, die bis heute fortdauert. (es)
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20:30The Girl Who Saved my Life
Im Sommer 2014 lässt der Filmemacher Hogir Hirori seine schwangere Frau in Schweden zurück und reist in seine krisengebeutelte Heimat, die autonome Region Kurdistan im Nordirak. Dort trifft er auf ein kleines jesidisches Mädchen, das von Magenkrämpfen gekrümmt am Boden liegt. Der Filmemacher versucht medizinische Hilfe aufzutreiben und verpasst seinen Flug ins nahe Shingal Gebirge. Wenig später erfährt er, dass der Helikopter abgestürzt ist – die elfjährige Souad hat ihm das Leben gerettet. Der Filmemacher hat nur ein einziges Foto von dem Mädchen gemacht, damit beginnt er eine fiebrige Suche nach Souad: ein Sinnbild für das Schicksal von Tausenden. Wie ein Getriebener dokumentiert Hirori, der 1991 selber vor Saddam Husseins Schreckensherrschaft floh, die heutigen Fluchtgeschichten der Jesiden. Er blickt tief ins Antlitz des Krieges und schafft – neben aller Hoffnungslosigkeit – eine filmische Lebensbejahung. (slb)
Die medizinische Versorgung in Kriegsgebieten
Im Anschluss Gespräch mit Olivier Maizoué (Programmver- antwortlicher von MSF Schweiz in Syrien und im Irak) und Fanar Hasan (syrischer Kurde und ehemaliger MSF-Mitarbeiter in Syrien) über die medizinische Versorgung der Bevölkerung in den umkämpften Gebieten im Irak und in Syrien.
Moderation: Christoph Keller (SRF2 Kultur)Präsentiert mit Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF).
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11:30The Girl Who Saved my Life
Im Sommer 2014 lässt der Filmemacher Hogir Hirori seine schwangere Frau in Schweden zurück und reist in seine krisengebeutelte Heimat, die autonome Region Kurdistan im Nordirak. Dort trifft er auf ein kleines jesidisches Mädchen, das von Magenkrämpfen gekrümmt am Boden liegt. Der Filmemacher versucht medizinische Hilfe aufzutreiben und verpasst seinen Flug ins nahe Shingal Gebirge. Wenig später erfährt er, dass der Helikopter abgestürzt ist – die elfjährige Souad hat ihm das Leben gerettet. Der Filmemacher hat nur ein einziges Foto von dem Mädchen gemacht, damit beginnt er eine fiebrige Suche nach Souad: ein Sinnbild für das Schicksal von Tausenden. Wie ein Getriebener dokumentiert Hirori, der 1991 selber vor Saddam Husseins Schreckensherrschaft floh, die heutigen Fluchtgeschichten der Jesiden. Er blickt tief ins Antlitz des Krieges und schafft – neben aller Hoffnungslosigkeit – eine filmische Lebensbejahung. (slb)
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11:30The Look of Silence
In den Sechzigerjahren liess die Militärdiktatur in Indonesien mutmassliche Kommunisten hinrichten – Schätzungen gehen von einer Million Opfern aus. Die Mörder mussten sich nie vor Gericht verantworten, dominieren bis heute lokale Verwaltungen und sind gar stolz auf ihre Taten. In The Act of Killing liess Oppenheimer ehemalige Paramilitärs ihre Massaker nachspielen. In The Look of Silence besucht der Optiker Adi Rukun, dessen Bruder Ramli hingerichtet wurde, die Schlächter von damals. Nachdem er mit Brillengläsern ihre Sicht geschärft hat, zeigt er den Männern Oppenheimers inszenierte Aufnahmen. So tastet er sich langsam in den Raum des Schweigens vor, der sich seit fünfzig Jahren zwischen Opfern und Tätern ausgebreitet hat. Kann sich die Beziehung zwischen ihnen ändern? (es)
Dealing with the past (English)
Im Anschluss führt Sanjana Hattotuwa (Thematic Advisor, ICT- 4Peace Foundation) ein Skype-Gespräch mit Joshua Oppenheimer über die politische Rolle des Filmemachers, die Inszenierung von Tätern und Überlebenden von Massakern und Prozesse der Vergangenheitsbewältigung.Präsentiert mit ICT4Peace Foundation.
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14:00Gulîstan, Land of Roses
Im nordirakischen Gebirge bereitet sich eine Brigade von ausschliesslich weiblichen Kämpferinnen der kurdischen Guerilla Bewegung PKK auf ihren Einsatz gegen den «Islamischen Staat» vor. Die kurdische Filmemacherin Zayne Akyol fühlt den Puls dieser emanzipierten Frauen, die ihr Leben riskieren für ein freies Kurdistan, oder auch um dem Gefängnis der traditionellen Ehe zu entkommen. Sie trainieren, sprechen über ihr früheres Leben, mit dem sie für immer abschliessen mussten, waschen sich gegenseitig die Haare, diskutieren beim Mittagessen. Die Kamera rahmt sie in Tableaux von poetischer Schönheit und macht erfahrbar, dass Krieg vor allem eines ist: Das beklemmende Warten auf die entscheidende Schlacht. (slb)
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16:00Blanka
Die elfjährige Waise Blanka lebt in Manila auf der Strasse. Sie schlägt sich mit Taschendiebstählen durch und lässt sich von den gewalttätigen Jugendbanden nichts gefallen. Als Blanka von der Adoption eines Kindes durch eine berühmte Schauspielerin hört, möchte sie sich eine wohlhabende Mutter kaufen. Sie lernt den blinden Strassenmusiker Peter kennen und packt ihre Chance, mit ihm eine musikalische Karriere einzuschlagen. Blanka wurde von dem Japaner Kohki Hasei mit viel Feingefühl für lokale Farbtöne in den Philippinen gedreht und porträtiert ein Manila fern von touristischen Trampelpfaden. Mit semidokumentarischen Gestaltungsmitteln zeigt er das allgegenwärtige Gewaltpotenzial und die wirtschaftliche Misere, überrascht aber auch immer wieder mit ironischen Zwischentönen. An der Mostra di Venezia 2015 wurde Blanka mehrfach ausgezeichnet, nicht zuletzt aufgrund der begnadeten Schauspielerin Cydel Gabutero in ihrer ersten Filmrolle. (slb)
Kindheit auf der Strasse
Im Anschluss Gespräch mit Jan Schneider
(Geschäftsstellenleiter Terre des hommes Deutschschweiz) über die Kinderhilfsprojekte von Terre des hommes Kinderhilfe. Bettelnde Strassenkinder gehören auf den Philippinen zum Stadtbild. Auf der Suche nach Essen und Schutz kämpfen sie jeden Tag ums Überleben. Was kann gegen die weltweite Ausbeutung und Obdachlosigkeit von Kindern unternommen werden?Präsentiert mit Terre des hommes Kinderhilfe.
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17:00P.S. Jerusalem
Es beginnt und endet mit Umzugskisten. Danae Elon, die Tochter des bekannten Schriftstellers Amos Elon, lässt sich nach vielen Jahren in New York mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Jerusalem nieder, der Stadt ihrer Kindheit. Ihre Buben schickt sie auf die einzige gemischte Schule des Landes, wo Palästinenser und jüdische Israelis gemeinsam Arabisch und Hebräisch lernen. Spielend wechseln sie die Sprache, wenn sie auf ihren Skateboards vom jüdischen Viertel über die unsichtbare Grenze ins arabische Ost-Jerusalem rollen. Die Filmemacherin trägt ihre Kamera wie eine Sonde durch die Stadt und blickt tief in deren komplexe Psyche. Die säkulare Familie sucht ihren Platz an diesem nationalistisch und religiös geprägten Ort und droht dabei zu zerbrechen. Eine ergreifende Sezierung des Heimatgefühls zwischen eigener Sehnsucht und politischer Wirklichkeit. (slb)
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18:30Oscuro Animal
Drei Frauen, drei Schicksale im vom jahrzehntelangen Bürgerkrieg versehrten Kolumbien. Mona ersticht ihren Ehemann im Schlaf. Der paramilitärische Kommandant hat sie jahrelang gedemütigt und sexuell missbraucht. Rocío ist auf dem Weg nach Bogota, sie ist auf der Flucht, nachdem sie ihr Haus verwüstet und ihr Dorf verlassen vorgefunden hat, Mann und Söhne vermutlich entführt von Guerilla Truppen. Nelsa wiederum hat sich den Paramilitärs angeschlossen und verscharrt mit ausdruckslosem Gesicht getötete Bauern im Wald, sie selbst wird von ihren Mitstreitern regelmässig vergewaltigt. Die omnipräsente Gewalt in Oscuro Animal kontrastiert mit der poetischen Schönheit des kolumbianischen Dschungels – die Geräuschkulisse eine surrende, knarrende Symphonie. Ein meisterhafter Film, der sich jeglicher Kategorisierung entzieht und durch seine bewusste Sprachlosigkeit beweist, dass Schweigen lauter sein kann als Geschrei. (slb)
Herausforderung Frieden in Kolumbien
Im Anschluss Gespräch mit Mirjam Straub Ortiz (lic. phil. Psy- chotherapeutin mit Schwerpunkt Psychotraumatologie) und Christoph Kaufmann (ehemaliger Menschenrechtsbeobachter in Kolumbien) über den fragilen Friedensprozess in Kolumbien. Welche individuellen, gesellschaftlichen und politischen Prozesse braucht es, um nach fünfzig Jahren Bürgerkrieg die Wunden des Krieges zu heilen? Was sind die Aussichten, nachdem das kolumbianische Volk den Friedensvertrag zwischen der Regierung und den FARC-Rebellen abgelehnt hat?
Moderation: Barbara Müller (Peace Watch Switzerland)Präsentiert mit Peace Watch Switzerland.
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19:00Where to, Miss?
Devki will unbedingt Taxifahrerin werden. Sie will andere Frauen sicher nach Hause bringen und finanziell unabhängig sein. Um ihr Ziel zu erreichen, muss sie sich gegen ihren Vater, gegen ihren Ehemann und gegen ihren Schwiegervater durchsetzen. Bisher gibt es in Indien nur sehr wenige Taxifahrerinnen. Ihre «Lady Cabs» stehen ausschliesslich weiblichen Fahrgästen zur Verfügung, zur Ausbildung gehört auch Selbstverteidigungstechnik. Die sorgfältige Langzeitstudie folgt der lebensfrohen Protagonistin im Kampf um etwas Freiraum innerhalb der festgefahrenen patriarchalischen Strukturen der indischen Gesellschaft. Die geschützte Kabine des Autos bietet den Raum für intime Gespräche über weibliche Rollenbilder, sexuelle Übergriffe und individuelle Emanzipationsstrategien. (slb)
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20:30Under the Sun
Der russische Filmemacher Vitaly Mansky reist nach Nordkorea, um im Auftrag der nordkoreanischen Behörden das Leben einer typischen Familie in Pyongyang zu dokumentieren. Das Filmteam muss versprechen, das «beste Land der Welt» von seiner besten Seite zu zeigen. Im Zentrum steht ein süsses kleines Mädchen, seine Vorzeige-Eltern, beide in Vorzeige-Berufen tätig und überhaupt sonnen sich die Bewohner im Licht des unfehlbaren Führers Kim Il-sung (verstorbener Grossvater des Staatsoberhaupts Kim Jong-un). Die Beamten sind überzeugt, dass hier ein Propagandafilm erster Güte entsteht, trotzdem überwachen sie die Dreharbeiten streng, jede Zeile der Protagonisten ist durchkomponiert. Was Vitalys Kamera einfängt, könnte als Komödie durchgehen, würde es nicht auf subtile Weise eine Realität entlarven, in der sich die Menschen wie ferngesteuert bewegen und Emotionen auf Befehl abgerufen werden. Tragisch-komische Making-Of Momente dekonstruieren eine bis ins Detail ausgeklügelte Propagandamaschinerie, die der Dystopie 1984 von George Orwell in nichts nachsteht. (slb)
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16:00Jihad - A Story of the Others
Der Film erzählt die Lebensgeschichten von britischen Muslimen, die im Namen Gottes in den Krieg zogen. Seit den Achtziger Jahren reisen sie von Grossbritannien aus in ethnisch und religiös gespaltene Konfliktgebiete, um dort sunnitische Kämpfer zu unterstützen. Geprägt von rassistischer Diskriminierung und sexueller Unerfülltheit während ihrer Jugend, finden die Männer im bewaffneten Jihad einen Horizont, vor dem sie ihr zerbröckeltes Selbstbewusstsein durch ein tödliches Identitätsgefühl ersetzen. Doch in der Verworrenheit des Kriegsgeschäfts ist es schwierig, den Glauben an Gewalt im Namen der Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Der Film wagt es, jihadistische Aggression vor dem Hintergrund sozialer Ausschlussmechanismen, emotionaler Verunsicherung und der Sehnsucht nach eindeutigen Identitäten zu ergründen. (es)
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20:40RELOVED - Spartacus & Cassandra
Zwei Kinder stehen vor der schwierigsten Entscheidung ihres noch so jungen Lebens: Entweder sie leben gemeinsam mit ihrer Roma-Familie auf der Strasse und werden vielleicht nach Rumänien zurückgeschickt oder sie entscheiden sich für ein materiell gesichertes Leben in Frankreich. Unter Obhut der jungen Zirkusartistin Camille, die den 13jährigen Spartacus und die 10jährige Cassandra ins Herz geschlossen hat, erhielten sie dank staatlicher Unterstützung eine gute Schulbildung und könnten in einem grossen Haus leben, allerdings getrennt von ihren Eltern. Diese sind gefangen in einer Abwärtsspirale aus Alkoholismus, Depression und Handlungsunfähigkeit. Trotzdem fällt es den Kindern schwer, sich von ihren Erzeugern abzunabeln. Der Film von Ioanis Nuguet ermöglicht einen tiefen Einblick in die Irrungen und Wirrungen des französischen Sozial- und Justizsystems. Auf der Tonebene, geführt von Spartacus’ Erzählstimme, wird der Schwebezustand und die psychologische Zerrissenheit der Kinder erfahrbar gemacht und in eine poetische, flirrende Bildsprache übersetzt. Neben der persönlichen Geschichte der Roma-Familie stellt das berührende Filmjuwel auch universelle Fragen zur schmerzlichen Ablösung von Eltern und Herkunft. (sb)
«Spartacus & Cassandra eröffnete 2015 das erste HRFF Zurich. Damals noch Kinder, sind die Titelheld:innen mittlerweile erwachsen und die Doku wird zu einer ergreifenden Home Movie-Rückblende.» (Sascha Bleuler)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
Begrüssungsworte von Sascha Lara Bleuler, Direktorin Human Rights Film Festival Zurich (HRFF) und Leo Kaneman, Ehrenpräsident / Gründer FIFDH Genf und Präsident HRFF Zurich.
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09:30Difret - Das Mädchen Hirut
Das junge Mädchen Hirut wird auf dem Schulweg von einem Mann und seinen Freunden gekidnappt. Er will sie gemäss einer alten äthiopischen Tradition zur Frau nehmen. Hirut wehrt sich und flieht bei der ersten Gelegenheit mit seinem Gewehr. Als die Männer sie verfolgen, erschiesst sie ihren Peiniger aus Notwehr und wird danach wegen Mordes angeklagt. Um das Leben des Mädchens zu retten, muss die Anwältin Meaza Ashenafi den schwierigen Kampf gegen die alte Tradition des Brautklaus aufnehmen. Für die Rechte der Frauen und Kinder in ihrem Land legt sie sich mit den obersten Justitzbehörden an. Der Spielfilm beruht auf wahren Begebenheiten und wurde von der UN-Botschafterin Angelina Jolie mitproduziert.
Im Anschluss: Gespräch mit den Filmemachern und Darstellern
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13:30Der Junge Siyar
Der Teenager Siyar lebt in einem kleinen kurdischen Dorf im Nordirak. Seit dem Tod seines Vaters muss er als Familienoberhaupt die Entscheidungen treffen. Als seine ältere Schwester einen Mann heiraten soll, verschwindet sie kurz vor der Heirat. Siyar muss das Ansehen seiner Familie retten und begibt sich auf der Suche nach seiner Schwester auf eine abenteuerliche Odyssee durch Europa. In Istanbul lernt er das Straßenmädchen Evin kennen und nimmt sie auf seine Reise mit. Langsam beginnt er, an seiner Mission zu zweifeln. Spannend wie ein Thriller thematisiert der Film die Herausforderungen der jungen Menschen in traditionellen Gesellschaften. Der erste lange Spielfilm des in Norwegen lebenden kurdischen Regisseurs Hisham Zaman erhielt mehrere internationale Preise.
Im Anschluss: Gespräch mit den Filmemachern und Darstellern
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18:30Köpek
Ein ganz gewöhnlicher Tag von drei Bewohnern in der Metropole Istanbul: Der zehnjährige Cemo verehrt ein junges Mädchen aus einem besseren Quartier. Er verkauft Papiertaschentücher auf der Strasse und trägt somit zum Lebensunterhalt seiner Familie bei. Die unglücklich verheiratete Hayat wird von ihrem Ehemann terrorisiert. Als ihr ehemaliger Verlobter den Kontakt wieder sucht, verabreden sie sich zu einem heimlichen Treffen. Und die transsexuelle Ebru muss sich prostituieren, um über die Runden zu kommen. Sie liebt einen Mann, der sich in der Öffentlichkeit nicht zu ihr bekennen mag. Die drei Hauptfiguren des Films setzen alles daran, dass sich ihre Sehnsucht nach Liebe erfüllt, wenn auch nur für einen Moment.
Authentisch und mit einem aufmerksamen Blick für die Poesie des Alltags erzählt Esen Isiks erster langer Spielfilm eine zärtliche und erschütternde Geschichte über die Liebe, den Tod und die türkische Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Der türkisch-schweizerischen Regisseurin gelingt ein gleichsam beklemmendes wie berührendes Zeitdokument der Millionenstadt, die sich trotz emanzipatorischen Zügen noch tief in patriarchalischen Zwängen gefangen sieht und deren Kampf zwischen Moderne und Tradition immer wieder neue Identitätsfragen aufwirft.
Im Anschluss: Gespräch mit der Filmemacherin Esen Isik und der türkischen Transaktivistin Zeynep Esmeray Özatik
Moderation: Alexandra Karle, Amnesty International Schweiz -
19:00Io sto con la Sposa
Fünf syrische und palästinensische Flüchtlinge erreichen nach einer lebensgefährlichen Reise übers Mittelmeer die italienische Insel Lampedusa. Hilfe für die Gestrandeten kommt von ungeahnter Seite: Ein palästinensischer Dichter und zwei italienische Journalisten hecken für sie einen ungewöhnlichen Schlachtplan aus. Um sie nach Schweden zu bringen, wo sich die Flüchtlinge die besten Chancen auf politisches Asyl erhoffen, verkleiden sie diese als feierliche Hochzeitsgesellschaft. Mit einer Palästinenserin als Braut, einem Syrer als Bräutigam und einem Dutzend italienischer und syrischer «Hochzeitsgäste» wagen sie die 3000 Kilometer lange Reise durch Europa. Das an jedem Grenzübergang mit Suspense aufgeladene Roadmovie schlägt trotz heiteren und visuell grandiosen Szenen immer wieder ernste Töne an: Die Reisenden erzählen in stillen Momenten der Rast oder während der nächtlichen Fahrt von ihren unterschiedlichen Schicksalen. Sie alle sind auf ganz eigene Art Verfolgte und Geduldete – mit nicht viel mehr im Gepäck als der Hoffnung, von Europa aufgenommen zu werden und dass die Alpträume Zukunftsvisionen weichen werden. (slb)
Begrüssungsworte von einem Vertreter des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA)
Im Rahmen jeder Festivalausgabe findet ein Themenabend in Zusammenarbeit mit den beiden Partner-Festivals FIFDH Genève und Festival Diritti Umani Lugano statt. Dieses Jahr drängt sich die Flüchtlings- und Migrationsfrage mit all ihrer Komplexität im Zusammenhang mit Menschenrechten und Menschenwürde in den Mittelpunkt. Jedes Festival zeigt einen Film, der die Dringlichkeit dieser Thematik erfahrbar machen soll. Am 10. Dezember, am internationalen «Tag der Menschenrechte» zeigen wir – in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) – ein ungewöhnliches Roadmovie: «On the Bride’s Side» von Antonio Augugliaro u.a., welches trotz der ernsten Geschichten der syrischen und palästinensischen Protagonisten auch vergnügliche Töne anschlägt. Im Anschluss an den Film folgt eine Debatte zu Migrations- und Flüchtlingsfragen.
Im Anschluss: Debatte zu Migrations- und Flüchtlingsfragen mit Antonio Augugliaro, François Crépeau (UNO Sonderberichter- statter für Menschenrechte von Migranten) und Gustavo Fernandez, Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF), Moderation: Christoph Keller, SRF2Kultur.
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09:30RELOVED - Spartacus & Cassandra
Zwei Kinder stehen vor der schwierigsten Entscheidung ihres noch so jungen Lebens: Entweder sie leben gemeinsam mit ihrer Roma-Familie auf der Strasse und werden vielleicht nach Rumänien zurückgeschickt oder sie entscheiden sich für ein materiell gesichertes Leben in Frankreich. Unter Obhut der jungen Zirkusartistin Camille, die den 13jährigen Spartacus und die 10jährige Cassandra ins Herz geschlossen hat, erhielten sie dank staatlicher Unterstützung eine gute Schulbildung und könnten in einem grossen Haus leben, allerdings getrennt von ihren Eltern. Diese sind gefangen in einer Abwärtsspirale aus Alkoholismus, Depression und Handlungsunfähigkeit. Trotzdem fällt es den Kindern schwer, sich von ihren Erzeugern abzunabeln. Der Film von Ioanis Nuguet ermöglicht einen tiefen Einblick in die Irrungen und Wirrungen des französischen Sozial- und Justizsystems. Auf der Tonebene, geführt von Spartacus’ Erzählstimme, wird der Schwebezustand und die psychologische Zerrissenheit der Kinder erfahrbar gemacht und in eine poetische, flirrende Bildsprache übersetzt. Neben der persönlichen Geschichte der Roma-Familie stellt das berührende Filmjuwel auch universelle Fragen zur schmerzlichen Ablösung von Eltern und Herkunft. (sb)
«Spartacus & Cassandra eröffnete 2015 das erste HRFF Zurich. Damals noch Kinder, sind die Titelheld:innen mittlerweile erwachsen und die Doku wird zu einer ergreifenden Home Movie-Rückblende.» (Sascha Bleuler)
RE-LOVED Es gibt einige Filme, die wir in den letzten Jahren gezeigt haben, die uns nie losgelassen haben. Sie haben uns berührt, durchgeschüttelt, aufgeweckt und verdienen es – damals wie heute – auf der grossen Leinwand zugänglich gemacht zu werden: We proudly present: RE-LOVED – drei unvergessliche Filme vergangener Festivalausgaben.
Im Anschluss: Gespräch mit den Filmemachern und Darstellern
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13:30Tapis Rouge
Ein Sozialarbeiter trifft in einem Lausanner Vorort auf eine Gruppe Jugendlicher. Er hilft ihnen dabei ihre quirligen Ideen in ein Drehbuch umzusetzen und er unternimmt alles Menschen-mögliche um ihren ehrgeizigen Traum, einen Produzenten für ihr Filmprojekt zu gewinnen, wahr werden zu lassen. Ein unterhaltsames und rührendes Roadmovie in Richtung Filmfestspiele von Cannes, das alle Gewissheiten eines Sozialarbeiters und einer Gruppe orientierungsloser junger Leute in Frage stellt. Auf der Reise lernt man die Jugendlichen und ihre Hintergründe kennen und wird Zeuge von männlicher Unsicherheit sowie hinter Cool- ness versteckten Talenten. Die Filmemacher durchleuchten das komplexe Thema Migration und Jugend auf intelligente und humorvolle Weise.
Im Anschluss: Gespräch mit den Filmemachern und Darstellern
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19:00Earth's Golden Playground
In den Vereinigten Staaten fiel der Goldrausch in die Zeit einer Wirtschaftskrise, weshalb zahllose Menschen ihr Glück am Klondike suchten. Nachdem vielerorts wieder härtere Zeiten angebrochen sind, ist dies heutzutage erneut der Fall: Andreas Horvaths Film lässt hartnäckig miterleben, wie neben den finanzkräftigen Gesellschaften zähe Bergmänner mit Kleinunternehmern konkurrieren. Sie alle sind besessen von der Suche nach der sagenhaften Mutterader, der sogenannten «Mother Lode». Es ist die angeblich immer noch im Untergrund verborgene Quelle des Goldschatzes, an die man trotz Ausbeutung über Dekaden unerschütterlich glaubt. Einzelkämpfer hacken und schaufeln sich für eine Handvoll Dollar ins harte Erdreich, bis die Tiefe sie zu verschlucken droht. Bagger reissen Gräben auf, zerwühlen die Flussufer, schlagen Risse in halsbrecherische Steilwände. Und die Erträge? Sie sind kärglich, man rechnet ein Gramm Gold auf eine Tonne Steine und Geröll, das in mühseliger Handarbeit ausgewaschen wird.
Der Österreicher Horvath hat seine Kamera beobachtend auf dieses far country gerichtet, porträtiert Krampf und Erschöpfung der Männer, deren Gesichter immer mehr den Runen ähneln, die sie auf der Jagd nach der goldenen Beute in die Landschaft schlagen. (Rolf Niederer, Semaine de la Critique)
Im Anschluss: Gespräch mit James Nichol, Anwalt der betroffenen Familien, Moderation: Daniel Puntas Bernet, Chefredaktor «Reportagen»
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21:30Concerning Violence
«Come, comrades, the European game is finally over, we must look for something else. We can do anything today provided we do not ape Europe, provided we are not obsessed with catching up with Europe. Europe has gained such a mad and reckless momentum that it has lost control and reason and is heading at dizzying speed towards the brink from which we would be advised to remove ourselves as quickly as possible.» Frantz Fanon, aus «The Wretched of the Earth», 1961.
Auf der Grundlage von Frantz Fanons berühmten Buch «Die Verdammten dieser Erde» erzählt diese essayistische Doku-Meditation von den Aufständen, die zur Entkolonialisierung Afrikas führen sollten. Olsson montiert kunstvoll Archivmaterial, das schwedische Dokumentarfilmer und Fernsehjournalisten zwischen 1966 und 1984 in Afrika aufgenommen haben. Sie bezeugen in neun Kapiteln die afrikanische Revolution: von der Befreiungsbewegung in Angola, dem Frelimo in Mozambique bis hin zum Unabhängigkeitskampf in Guinea-Bissau. Die Musikerin Ms Lauryn Hill erweckt mit ihrer unverkennbaren Stimme die polarisierenden Texte Fanons zum Leben und schafft einen rhythmischen Klangteppich, der das Bildmaterial strukturiert und kommentiert. Der Film entlarvt gnadenlos (post-)koloniale Mechanismen und zollt Fanons komplexen theoretischen Gedankenwelt Tribut. (slb)
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12:00Stories of our Lives
Mehrere Monate zogen Mitglieder des multidisziplinären Kunstkollektivs The NEST durch Kenia und sammelten Geschichten von jungen LGBTI (Lesbian, Gay, Bisexuel, Trangender, Intersexual) und von ihren Erfahrungen im Alltag des sehr homophob geprägten Land. Aus unzähligen anonymen Interviews entwickelte das Kollektiv fünf Drehbücher für Kurzfilme, die einen Überblick über die gegenwärtige Situation und die Probleme der sexuell marginalisierten Jugendlichen liefern. In kurzen, schnörkellosen Szenen, klaren, poetischen Schwarz-Weiss-Bildern und ruhigen Tönen inszeniert Jim Chuchu die Episoden, die unterschiedliche Themen wie Selbstfindung und Selbstbestimmung, Zwangsheterosexualisierung und Akzeptanz behandeln, eines jedoch gemeinsam haben: Alle erzählen vom Verlangen nach Liebe und der Angst davor, diese öffentlich zu leben. Eine Angst, die immer wieder zu der Frage führt, ob es besser ist, sich zu verstecken, zu resignieren und das Land zu verlassen oder zu bleiben und offen für sexuelle Vielfalt zu kämpfen. Trotz des Verbots, ihren Film in Kenia öffentlich zu zeigen, haben sich die The NEST-Mitglieder für Letzteres entschieden und führen den Kampf um Anerkennung weiter. (Text: Katalog Berlinale)
Im Anschluss Panel zu East African Gay Rights in Zusammenarbeit mit Queeramnesty Schweiz.
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17:00Charlie's Country
Charlie ist nicht mehr der Jüngste und sein Körper hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Aufgewachsen ist er mit den traditionellen Werten der Aborigines im Norden Australiens. Doch die Regierung und die australischen Sittenwächter setzten immer mehr Einschränkungen durch und zwingen den Aborigines in der dörflichen Kommune ihre «modernen» Paradigmen auf. Charlie will nicht in Sozialbauten hausen und zieht sich in den Wald zurück, um wieder von der Jagd und im Einklang mit der Natur leben zu können. Sehr zum Ärgernis der Autoritäten. Sie sehen es als ihre Pflicht, Charlies selbstgebastelten Speer zu konfiszieren, denn ein Aborigine darf keine Waffen tragen. Charlie macht sich auf, in den Weiten Australiens nach anderen Leidensgenossen zu suchen. Doch auch hier trifft er auf eine aus den Fugen geratene Welt, wo depressive, alkoholisierte Aborigines auf Schritt und Tritt von den weissen Behörden kontrolliert werden. De Heers poetischer Film zeigt eindrücklich, wie die Lebenswelten von Australiens Ureinwohner immer mehr beschnitten werden und ihre Identität sukzessive zerrüttet wird. Das zerfurchte Gesicht des grandiosen Hauptdarstellers David Gulpilil vermag das komplexe emotionale Spektrum von schalkhaftem Humor bis hin zur tobenden Verzweiflung vollends auszuloten. Zu Recht wurde er in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet. (slb)
Im Anschluss Apéro im Filmpodium Foyer, offeriert von Human Rights Watch.
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11:00Censored Voices
Der «Sechs-Tage-Krieg» endete für die Israelis in einem militärischen Triumph, für die arabischen Parteien hingegen mit Gebietsverlust und in einem bis heute nicht überwundenen Trauma. Kurz nach Kriegsende 1967 machten sich ein paar Journalisten – darunter auch der bekannte Schriftsteller Amos Oz – auf, um die rückkehrenden Soldaten zu interviewen. Teile von diesem Material wurden zum Bestseller-Buch «The Seventh Day: Soldier’s Talk about the Six-Day War» verarbeitet. Die Tonaufnahmen aber wurden von der israelischen Regierung und dem Militär praktisch vollständig unter Verschluss gehalten, um den heroischen Mythos des «Verteidigungskrieges» nicht zu gefährden. Die längst hinfällige Dekonstruktion übernimmt nun die Filmemacherin Mor Loushy mit ihrer erhellenden Montage von Archivmaterial und eben diesen zensurierten Tonaufnahmen, verwoben mit Aussagen der damaligen Soldaten, die heute oftmals kritisch auf das Erlebte zurückblicken. Sie lässt die Männer den Stimmen ihrer jugendlichen Ichs zuhören und inszeniert sie unaufgeregt in ihrer Sprachlosigkeit. Damit gelingt Loushy ein faszinierendes Zeitdokument, das durch die Sezierung der Vergangenheit auch die Psychostruktur von Israels Gegenwart beleuchtet. (slb)
Im Anschluss Gespräch mit Daniel Sivan, Produzent/Cutter/ Drehbuchautor
Moderation: Sascha Lara Bleuler -
16:30Red Lines
2011 wird aus Protesten gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad ein gewaltsamer Bürgerkrieg zwischen dem Regime und den Oppositionellen, welche alsbald infiltriert werden von extremistischen Gruppen. Die Welt und insbesondere Barak Obama versprechen einzugreifen, falls Assad gewisse «Red Lines», wie den Einsatz von chemischen Waffen gegen die Zivilbevölkerung, überschreitet. Er tut es, doch das Chaos innerhalb der Widerstandskämpfer dient als Entschuldigung, sich trotz des riesigen Ausmasses der humanitären Krise zurückzuhalten. Amerika und die Welt warten ab, während immer mehr Syrer flüchten, in Angst leben, sterben.
Der Film folgt zwei charismatischen Oppositionellen: Der im Exil lebenden Aktivistin Razan Shalab al-Sham und dem international vernetzten Lobbyisten Mouaz Moustafa. Die beiden kommen aus gesellschaftlich gegensätzlichen Schichten und spannen zusammen, um ihre Landsleute im Kampf gegen das Assad-Regime zu unterstützen. Sie schmuggeln Medizin, Nahrungsmittel und Waffen für die «Free Syrian Army» und die «Syrian Emergency Task Force». Für Letztere lassen sie sogar eine Polizei-Uniform schneidern und errichten einen zivilen Gerichtssaal. Doch der Nebel des immer brutaleren Krieges verschleiert die Sicht und auch für Razan und Mouaz wird es immer schwieriger zu wissen, wem sie vertrauen können. Das geschmuggelte Material gerät öfters in falsche Hände und der Traum eines freien, demokratischen Syriens rückt wieder in die Unschärfe einer ungewissen Zukunft. (slb)
Im Anschluss Skype-Gespräch mit der syrischen Oppositionellen Razan Shalab al-Sham.
Moderation: Emanuel Schäublin (Nahost-Experte) -
20:40Der Junge Siyar
Der Teenager Siyar lebt in einem kleinen kurdischen Dorf im Nordirak. Seit dem Tod seines Vaters muss er als Familienoberhaupt die Entscheidungen treffen. Als seine ältere Schwester einen Mann heiraten soll, verschwindet sie kurz vor der Heirat. Siyar muss das Ansehen seiner Familie retten und begibt sich auf der Suche nach seiner Schwester auf eine abenteuerliche Odyssee durch Europa. In Istanbul lernt er das Straßenmädchen Evin kennen und nimmt sie auf seine Reise mit. Langsam beginnt er, an seiner Mission zu zweifeln. Spannend wie ein Thriller thematisiert der Film die Herausforderungen der jungen Menschen in traditionellen Gesellschaften. Der erste lange Spielfilm des in Norwegen lebenden kurdischen Regisseurs Hisham Zaman erhielt mehrere internationale Preise.
Begrüssung durch einen Vertreter des EDA.